Jaime Begazo - Die Zeugen
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Es ging mir so viel durch den Kopf, seine bevorzugte klassische Musik, sein kurzes ultraistisches Abenteuer, ja der Mateteestrauch, Themen, die wir noch gar nicht berührt hatten. Ich überlegte sogar zu fragen, ob er mich am nächsten Tag nicht noch einmal empfangen könnte …
Doch da die Zeit schon vorgerückt war, musste ich ihn jetzt auf das Detail ansprechen, das mir aufgefallen war: eine Figur, die nur eine Sekunde lang in einer seiner bekanntesten Erzählungen auftaucht. Schließlich hatte mich diese Frage hierhergeführt, eine jener Fragen, deren Beantwortung zwar das Schicksal der Menschheit nicht verändert, die aber jedes Mal gestellt wird, wenn ich die Erzählung mit meinen Studenten analysiere. Einen Augenblick lang hatte ich den Eindruck, es wäre besser, es sein zu lassen, zumindest bei dieser Figur, ich hatte mir so oft die Frage nach diesem Namen gestellt, der nur ein einziges Mal in seinem gesamten Werk auftaucht, dass es sehr wahrscheinlich war, dass ich, einerlei, ob ich eine einfache oder eine ausufernde Antwort bekam, enttäuscht werden würde, und entschied daher, weiterhin meine eigenen Schlüsse zu ziehen und mir vorzustellen, Borges habe die Figur in der Erzählung so unangebracht auftreten lassen, weil es ihm einfach Spaß bereitete, sie auftreten zu lassen. Ich wusste nur zu gut, dass es in der Literatur für alles einen Grund gibt, insbesondere im Werk von Borges. Mich beschlich das Gefühl, wenn ich einmal die Frage gestellt hätte, das heißt, falls ich mich traute, sie zu stellen, nicht mehr aufhören zu können. ‚Es ist wie der erste Kuss‘, dachte ich, ‚einmal geschehen, wird nichts mehr sein wie davor. Ich würde, um glücklich zu sein, noch einen und noch einen haben wollen.‘ Ich wollte nicht theatralisch werden, aber nach und nach wuchs in mir das Verlangen, die Wahrheit zu kennen. Wie auch immer, ich musste mich durchringen zu fragen oder die Verabschiedung einleiten, und zwar sofort. Ich muss zugeben, dass mir eine Art Schauer über den Rücken lief, eine totale Ungewissheit, meine Ruhe war dabei, sich in Zweifel zu verwandeln, und bis heute weiß ich nicht, warum ich diese kleine Nervenattacke hatte, zumal ich seine Antwort noch gar nicht kannte.
„Borges“, wagte ich schließlich zu sagen, „da ist eine Frage, die ich Ihnen seit Langem stellen will, und, ich weiß nicht, manchmal ...“
„Nur zu, raus damit“, erwiderte er und lächelte.
„Ich weiß nicht, womöglich hat es keine Bedeutung, die Wahrheit ist, vielleicht lohnt es sich nicht einmal, oder es ist wirklich belanglos“, versuchte ich das Ganze herunterzuspielen, aber es war schon zu spät.
„Fragen Sie doch, mein Freund, aller Zweifel wird sich auflösen, nicht wahr?“
„Gut.“ Ich fasste mir ein Herz: „Wer ist Milton Sills?“
Eine halbe Minute verging, vielleicht etwas weniger. Es ist bekannt, dass die Angst die Zeit dehnt, ich lächelte ihn an, wir lachen immer, wenn wir unmögliche Fragen stellen oder daran denken. Dann passierte es. Anfangs dachte ich, es läge an dem wenigen Licht, aber ich hatte den Eindruck, als hätte Borges gelächelt – so als erinnerte er sich an etwas Lustiges, behielte es aber für sich –, bis es mir im zwischenzeitlichen Halbdunkel im Gegenteil schien, als stünde er kurz davor zu weinen; ich erinnere mich an die Verwunderung, die es bei mir auslöste zu sehen, wie sehr sich sein Gesicht verhärten konnte, irgendetwas schien vor sich zu gehen, er riss die Augen auf, der Mund stand offen, und er begann mit ernster Miene offenbar seine Erinnerung zurückzuspulen.
„Ich glaubte schon, dass mich nie jemand danach fragen würde“, sagte er und schwieg aufs Neue. Er nahm sich eine weitere Minute, bis er fortfuhr.
„Es lohnt nicht, sich daran zu erinnern, wissen Sie. Es ist lange her, dass … Die Wahrheit ist, es lohnt sich fast nie, oder kaum, nicht wahr? … Warum fragen Sie nach ihm? Was möchten Sie hören?“
Borges stieß diese Fragen hervor wie jemand, der in der Dunkelheit stochert, so als entschuldige er sich dafür, sie überhaupt zu stellen. Das Licht von draußen war wie gewichen, beinahe alles versank in Dunkelheit, und es schien mir, als würde die leichteste Bewegung oder ein belangloses Wort, das mir über die Lippen käme, den Zauber zerstören.
Es folgte eine lange Pause, ein ausgedehntes, scheinbar unendliches Schweigen. Erst nach einer Ewigkeit erhellte plötzlich ein Blitz den Salon. Eine Sekunde lang erkannte ich Borges’ Gesicht, dessen Ausdruck ich nie vergessen werde; auf seinen Stock gestützt, hielt er eine Hand gegen die Stirn, als schützte er sich vor dem Schmerz, der von einem Moment zum anderen über ihn kommen könnte, eine Haltung, dachte ich, die wir einnehmen, wenn wir etwas beschwören, wenn wir eine Erinnerung nicht entkommen lassen wollen, ein Sekundenbild, das nach so vielen Jahren zurückkehrt. Auf einen die Luft zerreißenden Donnerknall folgte ein heftiger Regen. María kam herein und machte ein wenig Licht.
„Bei diesem Sturm gehen Sie nirgendwohin“, sagte sie zu meiner Beruhigung. „Möchten Sie Kaffee oder Mate? Passt gut zu diesem Wetter.“
Ich entschied mich dankbar für den Kaffee, dann wechselten wir ein paar Worte und María verließ den Salon. Borges und ich waren wieder allein, in beinahe völliger Dunkelheit.
„Ich glaubte, dass ich niemals mehr nach ihm gefragt werden würde“, wiederholte er, so als wäre all diese Zeit nicht vergangen, als hätte er María nicht bemerkt, die eingetreten war, Kaffee angeboten hatte und hinausgegangen war, um ihn zu holen. Ich begriff, dass die Zeit für uns beide nicht auf gleiche Weise verstrichen war. Ich hatte mit María über das Wetter gesprochen und war vor kaum einer Minute auf die Einladung eingegangen, Kaffee zu trinken. Borges hingegen kam aus seiner Erinnerung zurück, von einer Reise, die ihn in seine Jugend, in das Jahr 1922 in Buenos Aires geführt hatte, kurz nachdem er aus Europa zurückgekommen war.
„Wie sind Sie auf Milton gekommen?“, fragte er mich.
„Es war vor ein paar Jahren“, antwortete ich, „als wir die Erzählung in einer meiner Veranstaltungen lasen; ein Student stellte mir diese Frage, ich wusste nichts darauf zu sagen, also spekulierte ich, Milton Sills könnte eine jener Figuren sein, die Sie eingebaut haben, um die Erzählung glaubhafter zu machen, eine schlichte Requisite, um die Vitalität der Erzählung hervorzuheben. Die Antwort genügte uns beiden eine Weile, bis mir auffiel, dass diese Figur, Milton Sills, sich überhaupt nicht in das Puzzle einfügen wollte, sie ist wie ein überzähliger, falscher Stein, ihr Vorhandensein mutet sogar etwas widersprüchlich an.“
____________
„Widersprüchlich! Wie kommen Sie darauf?“, unterbrach er mich.
„Weil Emma, die Protagonistin der Erzählung, ein Porträtfoto von Milton Sills in der Schublade ihrer Kommode aufbewahrt und, wie man im Verlauf der Geschichte erfährt, Männer ihr eine beinahe pathologische Angst einflößen.“
„Richtig, so weit, so gut. Sicher ist ...“
Borges richtete seinen Blick auf etwas, was nur er sehen konnte, so wie wir fasziniert einem Holzscheit beim Brennen im Kamin zuschauen. In diesem Moment hätte ich alles dafür gegeben, um zu erfahren, was ihm durch den Kopf ging. Borges kehrte zurück von einer langen und frühen Reise – und gab mir den ersehnten Kuss.
„Natürlich hat Milton Sills existiert“, sagte er. „Ich lernte ihn kennen, als ich das erste Mal von Europa zurückkehrte, wir kamen mit der ganzen Familie, welcher Zufall, aus Genf. In Buenos Aires schien mir alles wie neu, ich hatte meine Stadt oder das Wenige, was ich von ihr kannte, an der Schwelle zur Adoleszenz verlassen – eine Etappe in meinem Leben, über die ich lieber nicht rede. Als ich Argentinien das erste Mal verließ, war ich noch ein Knabe, den man in diese Matrosenkleidung steckte, wissen Sie? Als ich dann Jahre später zurückkehrte, kam ich in eine Stadt, die mich verzauberte, alles, was ich sah, faszinierte mich, und natürlich ließ ich mich von den Ereignissen treiben, verstehen Sie? Buenos Aires war damals eine erstaunlich mystische Stadt, man konnte unendlich viel unternehmen und kennenlernen. Nach und nach entdeckte ich sie mit den Augen eines Heranwachsenden oder beinahe Erwachsenen. Wissen Sie, ich wollte den alten Kontinent in meiner Stadt wiederfinden! Damals schrieb ich Gedichte, trotz meiner Jugend glaubte ich an meine literarische Berufung. Nun, ich hatte in einer Stadtbücherei eine Stelle angenommen, denn ich konnte und wollte an keinem Ort arbeiten, an dem ich nicht von Büchern umgeben war. Dort tauchte er auf. Milton natürlich, er redete über gewerkschaftliche Organisierung, verlangte Bücher zum Thema. Er hatte einen leichten Akzent, den ich anfangs nicht bestimmen konnte. Es ist seltsam“, fuhr Borges fort, „schon als ich ihn das erste Mal sah, wusste ich, dass ein Abenteuer auf mich zukam, dass wieder einmal Realität und Fiktion aufeinandertreffen würden. So begann unser Gespräch. Milton war großgewachsen, hatte schwarzes Haar und eine Nase, die seine Herkunft unterstrich. Er trug einen Schnurrbart, wie er damals modisch war. Vielleicht wissen Sie es nicht, aber seinerzeit verrieten Hut und Schnurrbart nicht nur etwas über den gesellschaftlichen Status ihres Trägers, sondern auch über seine Persönlichkeit. Manchmal natürlich auch der Spazierstock, bei einem Dandy. So einer, wie ich ihn trage, allerdings nicht, oder soll ich besser sagen, der mich überall hinträgt. Ja, innerhalb kürzester Zeit waren wir gute Freunde, seine Stimme – wie soll ich Ihnen das beschreiben – war sehr melodisch, einnehmend, es machte Spaß, ihm beim Reden zuzuhören, man konnte den ganzen Nachmittag mit ihm verplaudern, kennen Sie das? Darüber hinaus besaß er ein enormes Wissen über alles, was mit der Arbeiterklasse und dem Klassenkampf zu tun hatte. Auch wenn seine Ansichten nicht in Richtung Volksaufstand gingen, ja? ... Miltons Welt war die Gewerkschaft, die Einheit der Arbeiter, die in dieser Zeit allenfalls eine Bruderschaft von Handwerkern war, wissen Sie? Ich erinnere mich, dass Milton sich an einem dieser ersten Nachmittage erbot, mich nach Hause zu begleiten, ein weiter Weg zu Fuß, aber das kümmerte uns nicht, es war angenehm, sich dabei zu unterhalten. Ich hatte schon die Bekanntschaft einiger Schriftsteller gemacht, vor allem Dichter, ich gehörte verschiedenen Zirkeln an, ich schloss immer schnell Freundschaft, wissen Sie? Milton aber war anders, anders als die alten Gewerkschaftsführer, diese Bonzen, er war der Typ ,guter Streikender‘, mit dem leidenschaftlichen Herz des Anführers; unvorstellbar, dass er irgendjemandem ein Haar krümmen oder dass ihm etwas Schlimmes passieren könnte. Er hatte ein Engelsgesicht! Das ist das richtige Wort! Engelsgesicht! Sie haben sicher schon Menschen mit so einem Gesicht gesehen, das sind die interessantesten, nicht wahr? Schon am ersten Tag versprach ich, ihm Bücher über die Gewerkschaften zu besorgen, ich erinnere mich, dass ich ihn fragte, ob er Bakunin gelesen hätte, er sagte Nein, und ich gestand ihm, ich auch nicht, nun, es hat mich nie interessiert, jemanden zu lesen, der im Chaos die Lösung sah. Gut, was wollen Sie noch über ihn wissen? Und wozu?“
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