Jaime Begazo - Die Zeugen

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Jaime Begazo begegnet in seinem prämierten Debütroman dem Autor, den man seit Jahrzehnten für den Inbegriff der Literatur hält: Jorge Luis Borges. Der Leser wird Zeuge einer Begegnung mit dem gealterten Meister, der die üblichen Fragen gekonnt pariert, bis Begazos Alter Ego ein Detail aus «Emma Zunz» anspricht. Darauf schnürt Begazo-Borges die berühmte Parabel auf und führt uns noch einmal in die Labyrinthe von «Aleph» zurück.

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„Nun“, sagte sie, „hier haben Sie ihn. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, ich hoffe, sie beide langweilen sich nicht.“

Wieder nahm sie Borges’ Hand, er antwortete darauf mit einem Lächeln, dann erhob sie sich und verließ den Salon. Borges begann sofort über meine jüngst erschienene Abhandlung zu sprechen:

„Sehr interessant, mein Freund, sehr interessant“, sagte er, woraufhin er für fünf Sekunden schwieg, als würde er Anlauf nehmen, um etwas hinzuzufügen, er atmete einmal tief ein, fügte aber nichts hinzu, vielleicht erwartete er meinen Kommentar; gerade als ich ansetzte, etwas zu sagen, schnitt er mir das Wort ab:

„Aber ich glaube nicht, dass ich so viel Schmeichelei verdiene. Kürzlich rief mich einer meiner Verleger an, um mir zu sagen, dass die französische Ausgabe in weniger als zwei Monaten erscheint. ‚Fabelhaft!‘, sagte ich ihm; hoffentlich erscheint sie mit Ihrer Abhandlung. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass sie mir gefallen hat, oder?“

Das mit der französischen Ausgabe wusste ich bereits, ich wusste auch, dass ein befreundeter Professor den einleitenden Essay geschrieben hatte, auf Französisch, aber ich wollte nicht auf Details eingehen; über die Qualität anderer Literaturwissenschaftler zu urteilen, kommt dem Betreten eines Minenfeldes gleich.

Dann befiel uns das erste Schweigen dieses Nachmittags. María ging über den Korridor in Richtung Küche, sie schenkte uns ein kurzes besorgtes Lächeln und ging weiter.

Wieder allein und um die Stille zu beenden, bat ich ihn um seine Meinung zu dem letzten Buch, das ich gelesen hatte, die Antwort hätte ich allerdings vorhersehen können: „Ich habe es nicht gelesen, verzeihen Sie … Schon seit geraumer Zeit lese ich nichts Neues … Ich erinnere nur, wissen Sie.“

„Woran erinnern Sie sich gerne?“

„An alles, wissen Sie“, antwortete er, „oder an fast alles. Manchmal ist es, als läse ich Milton oder Stevenson, kennen Sie das? Vor allem Stevenson. Was meinen Sie? Mir kommt es jedenfalls so vor … Stevenson, natürlich … und auch Chesterton, nicht wahr?“

Borges fragte und antwortete fast gleichzeitig, vielleicht weil er wusste, dass alle Welt seine Meinung hören wollte, oder einfach, weil er es mittlerweile gewohnt war, seine Ansicht mitzuteilen, noch bevor man ihn darum bat. In gewisser Weise war seine Art zu reden, die keine Spur von Anmaßung anklingen ließ, immer dieselbe, das gezischelte S, der sanfte Rhythmus seiner hellen Stimme, als zitiere er; und vor allem die Eigentümlichkeit, beinahe jede Äußerung mit dem wohlbekannten „wissen Sie?“ oder „nicht wahr?“ zu beenden, damit sich eine Konversation nicht totlief und durch diese höflich mitschwingende Frage vorangebracht wurde. Wann immer ich Borges gehört hatte, war er mir als der Argentinier mit dem schwächsten Akzent vorgekommen. Bestimmt irre ich mich, aber dieses Mal schien es mir wieder so. Die Worte seiner nachlassenden und zittrigen Altersstimme erreichten mich klar und wirkten so vertraut, dass ich einen Moment lang dachte, ich sähe eines seiner Fernsehinterviews. Sein greises Antlitz und der unentbehrliche Stock hatten sich kaum verändert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, nur seine Gesten machten den zunehmenden Verfall deutlich: die unablässige Bewegung seines Mundes; das Zittern seiner Hände, die den Stock festhielten, als könnte er mit ihm fliehen; das blasse und von Falten gezeichnete Gesicht; das schlohweiße, spärliche Haar und vor allem diese leeren Augen, diese kraftlosen und Ehrfurcht einflößenden Augen.

Plötzlich fiel mir auf, dass ich ebenfalls schwieg, ich hatte mich von seiner Wortlosigkeit anstecken lassen. Es kostete mich Mühe, an das bisherige Gespräch anzuknüpfen. Ich hätte ihm gerne gesagt, dass mich seine Antwort nicht zufrieden stellte und mir der Verweis auf Chesterton und Stevenson überhaupt nicht angebracht schien, denn diese beiden nannte Borges immer dann, wenn er lästigen Fragen ausweichen wollte. Außerdem beschäftigten mich viel zu sehr die postmodernen Dichter, als dass ich seine Einschätzung von Chesterton und Stevenson geteilt hätte. Aber ich traute mich nicht, aus Furcht vor einer weiteren ausweichenden Antwort.

Das Leben dieses Siebenundachtzigjährigen stand im Zeichen der Ironie. In Bücher vernarrt, verlor er in jungen Jahren das Augenlicht, meistens las ihm seine Mutter vor. Von vielen Romanautoren als einer der größten Einflussgeber anerkannt, schrieb er selbst keinen Roman, sein Werk konzentrierte sich auf die Erzählung, die Dichtung und den literarischen Essay. Irgendwann während eines Interviews fragte ihn jemand nach seiner Meinung über García Márquez; Borges antwortete, nie etwas von ihm gelesen zu haben, und wie immer bat er um Nachsicht für sein Unwissen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er die Wahrheit sagte, und vertraut man seinen Biografen und engsten Freunden, hatte Borges es vor langer Zeit aufgegeben, zeitgenössische Literatur zu lesen. Heute, am Ende seines Lebens, genoss er das Ansehen, das solch ein Einfluss verleiht, wie er ihn besaß. Als ich an die nächste Frage dachte, kam mir sein Verhältnis zu Bioy Casares und zur fantastischen Literatur in den Sinn. Die Antworten hatte er gleich parat, alle mit den Anekdoten und Details ausgeschmückt, die ich schon in seinen Biografien gefunden hatte, als ich meine Doktorarbeit schrieb, aber ich war davon ausgegangen, er hätte sie vergessen. Bei solchen Themen ist es fast unmöglich, nicht weiterzureden. Von der Literatur kamen wir auf den Stummfilm, von der Bedeutung des Tangos für die argentinische Kultur auf seine Ansichten zu einigen Klassikern. Und schließlich zu einigen intimen Geständnissen, Kommentaren zu Ereignissen, die weniger Vertraulichkeiten als offene Worte eines Menschen waren, der der Nachwelt nichts mehr schuldet. Wir sprachen darüber, wie er seine jetzige Lebensgefährtin, María, die viel jünger war als er, kennengelernt hatte, und auch über seine erste Frau, Elsa Astete, und darüber, wie sehr seine Mutter diese erste Ehe abgelehnt hatte. Die Zeit hatte ihr recht gegeben, denn die Verbindung sollte nur drei Jahre halten, er und „Tete“ ließen sich kurz nach der Heirat scheiden, und Borges lebte wieder bei seiner Mutter. „Schon bald, nachdem Mutter gestorben war, schrieb mir das Leben eine andere Geschichte“, gestand er mir. Nur wenig später breitete sich erneut Schweigen zwischen uns aus.

Die letzten fünfzehn Jahre meines Lebens hatte ich damit verbracht, meine Studenten zu lehren, wie man Borges liest, hatte ihnen die Chiffre nahezubringen versucht, die ihnen eines Tages die Tür zu seinen Erzählungen öffnen würde. Und jetzt, ihm gegenübersitzend, brachte ich kein Wort raus. Früher oder später, so erklärte ich mir die Situation, kommt der Moment, da man nicht gleichzeitig bewundern und Fragen stellen kann. María war einige Male in den Salon gekommen, das letzte Mal, um mir Wasser einzuschenken und einige Kekse zu bringen. Das war allerdings vor etwa vierzig Minuten, die Zeit raste davon und mit ihr der Anlass, der mich um ein Treffen mit dem Meister bitten ließ. Ich fühlte mich wohl, aber ich wusste, wenn ich nicht von ihr gerügt werden wollte, musste ich das Gespräch, das jetzt schon zwei Stunden dauerte, umlenken, und zwar bald.

____________

Es trat eine Stille ein, die keiner unterbrechen wollte. Das Sonnenlicht, das mich anfangs geblendet hatte, verdunkelte sich mehr und mehr, und ich erinnerte mich, dass man mir beim Verlassen des Hotels gesagt hatte, es nähere sich ein Sturm, einer dieser Genfer Stürme, die Borges während seiner Jugend in Europa so bewegt hatten. Ich rechnete mir aus, dass ich angesichts des ungünstigen Wetters nicht die geringste Chance auf ein Taxi zurück zum Hotel haben würde, und versuchte, diese Unannehmlichkeit zu verdrängen. ‚Immerhin‘, sagte ich mir, ‚kann man sich nicht alle Tage mit einer Koryphäe der Weltliteratur unterhalten.‘

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