1 ...7 8 9 11 12 13 ...41 Zu spät. Ein Schmerzensstich fuhr mir durch die Schläfen, und ich ging in die Knie. Die Flinte klapperte zu Boden, während ich mich krümmte und wimmerte und darum kämpfte, bei Bewusstsein zu bleiben.
Clyde packte sich die Waffe und trat einen Schritt auf mich zu, als die Eingangstür aufplatzte. Drei riesige Wesen betraten Clydes Wohnzimmer. Sie waren nicht menschlich. Ihr gesamter Körper war metallisch, aber nicht hart und glänzend wie die Schraubschlüssel meines Großvaters, sondern weich, wie Metall, das sich bewegte, über ihre Körper floss wie Haut, wie lebendes Gewebe. Ihre Augen waren silbern, aber in der Mitte, wo die Pupillen sein sollten, verlief ein Muster aus Punkten und Strichen wie auf einem Computer-Bauteil. Sie hatten Augenlider, aber sie blinzelten nicht, während sie das Zimmer in sich aufnahmen und den Mann, der mit einer Schrotflinte auf sie zustürmte.
Sie waren wie aus einem Film. Lebend gewordene Roboter. Außerirdische. Etwas ganz eindeutig nicht Menschliches.
Clyde schoss einen von ihnen mit der Flinte ab, während ich meine Kamera packte und mich unter dem Küchentisch verkroch, auf dem Weg zur Hintertür hinaus. Mein Kopf pochte vor Schmerzen, aber ich wusste, dass diese Männer—oder was zum Teufel sie sonst waren—nicht für einen freundlichen Besuch hier waren. Wenn sie Clyde wollten, sollten sie ihn haben.
Der Schrot prallte von ihrer Rüstung ab und verteilte sich weit im Zimmer. Ich biss die Zähne zusammen, um still zu bleiben, als ich spürte, wie eine Schrotkugel sich in mein Bein bohrte, und eine zweite in meine Schulter.
Ich hatte schon Schlimmeres erlebt, und im Vergleich zu den Schmerzen in meinem Kopf war das gar nichts.
Ich kroch gerade auf die Veranda hinterm Haus hinaus, als ich Clyde schreien hörte. Schwere Schritte tönten mir entgegen, und der Holzfußboden unter meinen Knien bebte unter dem Stapfen von Metallstiefeln, als eines der Monster auf mich losging.
Ich gab es auf, unbemerkt bleiben zu wollen, kam wackelig auf meinen Füßen zu stehen und rannte los. Meine sorgfältig zurechtgelegte Fluchtroute machte sich nun bezahlt, und zwar nicht, um mit meiner Aufzeichnung zu entkommen wie ursprünglich geplant, sondern mit meinem Leben.
Clyde brüllte weiterhin vor Schmerzen, aber ich kehrte nicht um. Ich floh, dicht gefolgt von einer der Kreaturen. Es war egal, wie oft ich um die Ecke bog, wie viele Abkürzungen ich nahm oder Verstecke ich mir suchte. Er kam mir immer wieder nach, als hätte ich einen Peilsender...
Kacke. Ich hob meine Fingerspitzen an die Narben an meinen Schläfen und verfluchte das Schicksal, Gott und den Alien-Prinzen, der mich abblitzen hatte lassen. Sie hatten tatsächlich einen Peilsender. Es sollte doch nur ein verdammter Sprachübersetzer sein! Das Krachen in meinem Kopf hatte nachgelassen, aber es war immer noch da, und ich erkannte, dass es ihre Sprache war. Das Versprechen von Aufseherin Egara hielt, und je mehr ich hörte, umso klarer wurden mir ihre Worte. Nur, dass sie nicht laut sprachen wie normale Leute, sondern über eine Art Rundfunkfrequenz, das meine neuen Implantate aufschnappen konnten. Es war nicht meine Muttersprache, aber ich verstand es perfekt.
„Finde die Frau. Wir müssen sie zum Core bringen.“
„Sie befindet sich etwa zweiundzwanzig Meter von unserer Position entfernt. Wir werden sie in dreiundzwanzig komma fünf Sekunden gefasst haben.“
„Der Menschenmann ist tot. Fangt die Frau. Wir müssen von diesem Planeten weg, bevor die Koalition unser Schiff nachverfolgen kann.“
„Neunzehn Sekunden bei unserer derzeitigen Position und Geschwindigkeit.“
„Geschwindigkeit erhöhen.“
„Wir werden sie um fünfzehn Prozent erhöhen.“
Ich dachte kurz an Aufseherin Egara und ihre Behauptungen über die Sprachfertigkeiten des Implantats. Sie hatte recht. Sollte ich das hier überleben, würde ich ihr einen Dankesbrief schreiben müssen.
Neunzehn Sekunden, bis dieses Ding mich hatte? Ich rannte schneller, als ich mich je zuvor in meinem Leben bewegt hatte—zur Abwechslung richtig dankbar dafür, dass ich mich immer zu fünf Tagen Training die Woche gezwungen hatte—, und rannte geradewegs in eine riesige Brust hinein. Verdutzt blickte ich hoch, noch höher, sah silbrige Haut, und schrie.
Prinz Nial, Erde
Die Frau in meinen Armen warf einen Blick auf mein Gesicht und schrie, als wäre sie in den Armen einer Hive-Horde gelandet. Sie wehrte sich, trat und zappelte in meinem Griff, während Erleichterung durch meinen Körper schoss. Ich kannte ihr Gesicht von den Braut-Protokolldateien, die Doktor Mordin vor ihrem Transport empfangen hatte. Vor ihrem fehlgeschlagenen Transport. Dies war meine Gefährtin, meine Braut. Es gab keinen Zweifel. Abgesehen von der visuellen Bestätigung wusste ich, dass sie mir gehörte. Und sie war verängstigt, aber am Leben. Und sehr, sehr schön.
Der metallische Geruch ihres Blutes drang an meine Sinne, und eine Zornwelle durchfuhr meinen Körper, ein Kampfrausch, wie ich ihn noch nie zuvor verspürt hatte. Aber ich hatte auch noch nie zuvor meine Gefährtin beschützen müssen. Sie hatte Angst und war verletzt. Ich hatte keine Ahnung, wie schwer. Ich würde ihr die Kleider ausziehen und sie so bald wie möglich Zentimeter für Zentimeter inspizieren müssen.
Der Gedanke daran, sie zu berühren, ihre Kurven zu erkunden, machte meinen Schwanz sofort hart. Ich erinnerte mich an den Traum von der Vereinigungszeremonie und wusste instinktiv, was sie brauchte, aber jetzt war dafür keine Zeit. Die Gefahr, in der sie sich befand, hatte sie jetzt schon in einen beinahe besinnungslosen Zustand versetzt, und so begrüßte ich die automatische Reaktion meines Körpers nicht, die durch den süßen Duft ihrer Haut und den blumigen Geruch ihres glänzend goldenen Haares ausgelöst worden war. Ihre langen Locken waren nicht von dunklem Gold wie bei vielen in meinem Volk, sondern von blasserer Farbe, wie flüssiges Sonnenlicht. Mein persönliches Leuchten in der Finsternis. Ich wusste, dass nur sie in der Lage sein würde, das Monster zu bändigen, das meine Cyborg-Implantate in mir entfesseln wollten.
Und wo wir gerade bei Monstern waren: die Kreatur, die sie verfolgte, würde nicht mehr lange atmen. Ich konnte die Hive-Späher in meinem Kopf hören, wie sie miteinander in ihrer eigenartigen Sprache aus Piepen und Rauschen kommunizierten, die sich in meinem Kopf wie schwirrende Insekten anhörte.
Ich hatte diese Geräusche nicht vermisst, aber nun war ich darüber dankbar. Das Rauschen hatte mich und Ander direkt zu ihnen geführt, und zu meiner Gefährtin.
Ich beugte mich zu ihr hinunter und fing ihren Blick mit meinem ein. Ihre Augen waren blassblau wie der Himmel ihrer Heimatwelt. „Jessica Smith, habe keine Angst. Ich werde nicht zulassen, dass dir Leid geschieht.“
„Woher kennst du meinen Namen? Gehörst du etwa zu denen?“ Mit großen Augen hörte sie zu zappeln auf, und ihr Blick streifte rasch über das schwarze T-Shirt, die Hosen und die Lederjacke, die ich erworben hatte, um meine kleine Ansammlung von Erdenwaffen zu verbergen. Ich würde diese Waffen nicht brauchen, nicht für den Cyborg-Späher, der mit voller Geschwindigkeit auf uns zu gestürmt kam. Ich würde ihn mit bloßen Händen in Stücke reißen. Ich freute mich sogar schon auf seine Ankunft.
Sie blickte über ihre Schulter zurück, zitternd, aber nicht panisch. Ihre kleinen Hände legten sich um meinen riesigen Bizeps, zerrten an mir, um mich dazu zu bringen, mich zu bewegen. „Es erreicht uns in... zehn Sekunden. Neun. Kacke. Wir müssen hier weg!“
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