Hildi Hari-Wäfler - Felsig, karg und hoffnungsgrün

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Mächtige Berggipfel, blühende Alpwiesen, berühmte Skipisten – das ist Adelboden im Berner Oberland. Jahr für Jahr reisen tausende Urlauber und Sportfreunde aus aller Welt in das kleine Dorf am Fuß des Wildstrubels, um sich hier zu erholen und zu vergnügen. In Adelboden lässt es sich prächtig leben. Doch das war nicht immer so. Noch vor hundert Jahren, als der Tourismus in den Kinderschuhen steckte, lebten vor allem einfache Bauern und Handwerker in jenem abgelegenen Tal. Unter größten Anstrengungen nahmen sie den Kampf auf mit den Naturgewalten. Nur wenn die Ernte im Sommer gut war, konnten Tier und Mensch den strengen Winter überleben. Von diesen entbehrungsreichen Zeiten erzählt Hildi Hari-Wäfler. Geboren 1935 in Adelboden, wuchs sie in einer zunächst armen Bauernfamilie auf. Das einfache und harte Leben hat sie dort ebenso kennen gelernt wie die Freude über ein wunderschönes Fleckchen Erde.
Hildi Hari-Wäfler lässt mit ihren Kindheitserinnerungen eine längst vergessene Zeit wieder lebendig werden und macht Mut, sich auch heute den Herausforderungen des Lebens zu stellen.

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Dieses Buch als E-Book: ISBN 978-3-86256-728-7, Bestell-Nummer 588 786E

Dieses Buch in gedruckter Form: ISBN 978-3-937896-86-1, Bestell-Nummer 588 786

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.deabrufbar

Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson

Umschlagbild (oben): Photo Klopfenstein, Adelboden,

www.photo-klopfenstein.ch: Die Scheune im Bärenschwand, wo die Verfasserin heute mit ihrem Mann lebt

Umschlagbild (unten): Privat: Wilhelm und Rosina Wäfler mit ihren Kindern beim Heuen, rechts die Verfasserin

Bilder im Innenteil: Privat; S. 158: Roland Nickel

Lektorat: Roland Nickel, Bahlingen am Kaiserstuhl

Satz: Neufeld Verlag

© 2009 Neufeld Verlag Schwarzenfeld

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

www.neufeld-verlag.de/ www.neufeld-verlag.ch

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HILDI HARI-WÄFLER

Felsig, karg und hoffnungsgrün

EINE KINDHEIT IN ADELBODEN

Inhalt Einleitung Einleitung Für einen Frühlingstag war es ungewöhnlich - фото 1

Inhalt

Einleitung Einleitung Für einen Frühlingstag war es ungewöhnlich schwül in Adelboden. Vom Großlohner donnerten Lawinen ins Tal und in der Ferne ertönte ab und zu der Ruf des Kuckucks. Doch die junge Frau dort in der Oey, unterhalb des Dorfes, schien dies kaum wahr zu nehmen, so sehr war sie in ihre Gedanken versunken. Emsig verteilte sie mit ihrer Gabel Brocken um Brocken Mist aufs Land und zerkleinerte sie. Ihr Ehemann war schon vorausgegangen und hatte in regelmäßigen Abständen kleine Haufen Kuhdung auf das Feld gesetzt. Wo das Land flach war, erleichterte ihm eine Karre die Arbeit. An den steileren Hängen jedoch musste er den Mist in einer hölzernen Brente auf dem Rücken hinauftragen und auskippen. Es blieb nicht viel Zeit, um die nötigen Arbeiten zu erledigen. Zum einen, weil auf einer Höhe von 1350 Metern über dem Meeresspiegel der eben erst erwachte Frühling sehr bald in den Sommer übergehen würde. Zum anderen, weil die Frau an diesem Tag immer öfter einen zunehmenden Schmerz in ihrem Bauch spürte. Das Kind in ihr drängte dem Licht der Welt entgegen. Von Zeit zu Zeit hielt Wilhelm in seiner Arbeit inne und fragte seine Frau: „Rösi, wird dir die Arbeit nicht zu viel? Solltest du nicht aufhören damit und dir Ruhe gönnen?“ „Es geht schon“, gab sie zur Antwort, strich ihre wilden, krausen Haare aus der Stirn und richtete ihre hochgewachsene Gestalt mühsam auf. „Ich will dir helfen, solange es mir möglich ist.“ Nach Stunden intensiver Arbeit entschlossen sich die beiden schließlich zum Feierabend. Rösi ahnte, dass aus dem Feierabend wohl nichts werden würde. Ihre Ahnungen gaben ihr Recht. An diesem Samstagabend, gegen 20 Uhr, gebar die 26-jährige Rosina ein Mädchen. Der anstrengende Arbeitstag der jungen Mutter, ihre erste Geburt und das fast vier Kilo schwere Kind machten die Geburt zu einem sehr mühsamen Ereignis. Vater Wilhelm nahm seine Erstgeborene freudig und behutsam auf den Arm, streichelte ihr vorsichtig mit der etwas rauen Hand über das Köpfchen und meinte: „Bist herzlich willkommen, mein liebes Mädchen. Schön, dass du da bist!“ Rosina lehnte sich erschöpft und zugleich erleichtert in die Kissen zurück. Eine Hildegard hätte es werden sollen, doch erinnerte der Name zu sehr an das Deutschland der Hitlerzeit. So wurde das Mädchen auf Vorschlag des Adelbodner Pfarrers Gelpke, der selbst ein Deutscher war, Hilda genannt. Es war der 4. Mai 1935.

Eine Adelbodner Familie

Ferien im Engstligental

Unterwegs

Sommer, Herbst und Winter

Aus dem Familienalbum

Moderne Zeiten

Mutige Entscheidungen

Neues wagen

Weite Welt

Wege und Umwege

Überraschend anders

Unvergesslicher Abschied

Alles im Umbruch

Berufungen

Aufbruch zu neuen Ufern

Kommen und Gehen

Neufeld Verlag

Einleitung

Für einen Frühlingstag war es ungewöhnlich schwül in Adelboden. Vom Großlohner donnerten Lawinen ins Tal und in der Ferne ertönte ab und zu der Ruf des Kuckucks. Doch die junge Frau dort in der Oey, unterhalb des Dorfes, schien dies kaum wahr zu nehmen, so sehr war sie in ihre Gedanken versunken. Emsig verteilte sie mit ihrer Gabel Brocken um Brocken Mist aufs Land und zerkleinerte sie. Ihr Ehemann war schon vorausgegangen und hatte in regelmäßigen Abständen kleine Haufen Kuhdung auf das Feld gesetzt. Wo das Land flach war, erleichterte ihm eine Karre die Arbeit. An den steileren Hängen jedoch musste er den Mist in einer hölzernen Brente auf dem Rücken hinauftragen und auskippen.

Es blieb nicht viel Zeit, um die nötigen Arbeiten zu erledigen. Zum einen, weil auf einer Höhe von 1350 Metern über dem Meeresspiegel der eben erst erwachte Frühling sehr bald in den Sommer übergehen würde. Zum anderen, weil die Frau an diesem Tag immer öfter einen zunehmenden Schmerz in ihrem Bauch spürte. Das Kind in ihr drängte dem Licht der Welt entgegen.

Von Zeit zu Zeit hielt Wilhelm in seiner Arbeit inne und fragte seine Frau: „Rösi, wird dir die Arbeit nicht zu viel? Solltest du nicht aufhören damit und dir Ruhe gönnen?“ „Es geht schon“, gab sie zur Antwort, strich ihre wilden, krausen Haare aus der Stirn und richtete ihre hochgewachsene Gestalt mühsam auf. „Ich will dir helfen, solange es mir möglich ist.“ Nach Stunden intensiver Arbeit entschlossen sich die beiden schließlich zum Feierabend. Rösi ahnte, dass aus dem Feierabend wohl nichts werden würde.

Ihre Ahnungen gaben ihr Recht. An diesem Samstagabend, gegen 20 Uhr, gebar die 26-jährige Rosina ein Mädchen. Der anstrengende Arbeitstag der jungen Mutter, ihre erste Geburt und das fast vier Kilo schwere Kind machten die Geburt zu einem sehr mühsamen Ereignis. Vater Wilhelm nahm seine Erstgeborene freudig und behutsam auf den Arm, streichelte ihr vorsichtig mit der etwas rauen Hand über das Köpfchen und meinte: „Bist herzlich willkommen, mein liebes Mädchen. Schön, dass du da bist!“

Rosina lehnte sich erschöpft und zugleich erleichtert in die Kissen zurück. Eine Hildegard hätte es werden sollen, doch erinnerte der Name zu sehr an das Deutschland der Hitlerzeit. So wurde das Mädchen auf Vorschlag des Adelbodner Pfarrers Gelpke, der selbst ein Deutscher war, Hilda genannt. Es war der 4. Mai 1935.

Eine Adelbodner Familie

Bescheidene Anfänge

Als meine Eltern am 28. Oktober 1933 in der alten Dorfkirche von Adelboden ihre Ehe unter Gottes Segen stellten, war es ihnen damit ernst. Sie wollten für ihr gemeinsames Leben auf Gott vertrauen. Noch heute ist an ihrem einfachen Holzhaus der Satz zu lesen: „Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut, im Himmel und auf Erden.“

Die jungen Eheleute waren arm und brachten so gut wie nichts mit in die Ehe.

Mein Vater, Wilhelm Wäfler, hatte bis zu seiner Heirat zusammen mit seinem Zwillingsbruder den elterlichen Hof bewirtschaftet. Sein eigener Vater war schon früh, mit 48 Jahren, gestorben. So wurde nichts aus dem Traum des Sohnes, nach der Schulzeit eine handwerkliche Lehre zu ergreifen. Wie gerne wäre er Schreiner oder Zimmermann geworden, denn Holz faszinierte ihn schon immer. Auch Maurer wäre für ihn in Frage gekommen. Doch seine Mutter traf eine andere Entscheidung: „Lohn kann ich dir keinen geben, aber wenn du einmal heiratest, erhältst du einen Teil des Landes.“ Also arbeitete mein Vater bis zu seinem 28. Lebensjahr unentgeltlich zu Hause. Dann wurden die an verschiedenen Orten gelegenen Landstücke auf die beiden Brüder und die acht Jahre jüngere Schwester aufgeteilt. Das Land bot meinen Eltern die nötige Garantie, um Geld von der Bank für den Bau eines einfachen Holzhauses zu erhalten. Es wurde dicht neben der bereits bestehenden Scheune errichtet.

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