Flavio Steimann - Krumholz

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Die ländliche Schweiz im frühen 20. Jahrhundert, an der Schwelle zur Moderne: In seinem kunstvoll komponierten Roman erzählt Flavio Steimann vom Schicksal zweier Menschen, die ihren Verhältnissen nicht entkommen konnten, obwohl ein bescheidenes Glück zum Greifen nah schien – inspiriert von einem realen Verbrechen aus dem Jahr 1914.
Agatha verliert früh ihre Eltern. Taub geboren, muss sie sich ihr Leben ohne Laute erschließen und wird eine umso genauere Beobachterin. Sie wächst in einer «Armen- und Idioten-Anstalt» auf und findet als junge Frau schließlich Arbeit in einer Textilfabrik. Dieses erste Aufblühen endet jäh, als bei ihr Tuberkulose festgestellt und sie zur Erholung aufs Land geschickt wird. Täglich geht sie mit ihrem Stickzeug in den Wald – aus dem sie eines Tages nicht mehr zurückkommen wird.
Zenz stammt ebenfalls aus ärmsten Verhältnissen. Verstoßen und verwahrlost, schlägt er sich mit Lügen und Stehlen durch. Auch er glaubt ein besseres Leben gekommen, als es ihn in Künstlerkreise nach Paris verschlägt. Doch dann muss er zurück in seine Heimat, wo er fortan in den Wäldern haust. Eines Tages trifft er dort auf Agatha.

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Als Widerspan, beim Morgengrauen zurück im Haus, geziemend angekleidet und rasiert, auf dem schweren Schreibtisch des Studierzimmers im Alabasterschein der Bankierslampe nach dem Umschlag mit den amtlichen Scheinen sucht, überfällt ihn wieder die quälende Ungewissheit dessen, dem es nicht selten aufgetragen ist, zu wählen zwischen des einen Leben und des anderen Tod.

Das Kind aber stirbt nicht; es will am Leben bleiben. Als nach dieser langen Mainacht ohne Ruhe die Sonne hinter dem Gäuwald aufgeht und ein neuer Tag mit forscher Helle durch das offene Fenster ins Zimmer bricht, das ganze Elend mit seinem Licht erbarmungslos ausleuchtend, da ist dies dürftige Menschlein noch nicht tot; sein winziges Herz schlägt, seine Brust atmet leise, und es schläft.

Die übermüdete Geburtshelferin, bald am Ende ihrer Kräfte, hat es die ganze Nacht im Arm behalten – jetzt will sie auch nicht mehr auf den Pfarrer mit seinen Sakramenten warten. Sie deckt die Tote im Bett mit einem Laken zu und lässt sie allein, trägt dann, obwohl sie sich kaum mehr auf den Beinen halten kann, das Kind am Klausert, der am Tisch vor der leeren Flasche schläft, vorbei und, so schnell sie noch kann, von der Fluckern den Weg hinauf ins Hohried, zum übernächsten Hof, und dort in die Küche einer rechtschaffenen Bäuerin, die sie vor nicht langer Zeit, am Gründonnerstag desselben Jahres, gesund entbunden hat.

Die stämmige Frau, die in ihren Holzschuhen vor dem offenen Herd kniet, macht kein Aufsehen; sie will, es braucht dazu kein großes Bitten, dem fremden Kind Säugamme sein und für die erste Zeit – so gut es geht – auch eine Mutter.

Sie betten es gemeinsam in ein ausgepolstertes Seifenkistchen, das schon lange ungebraucht herumgestanden hat. Sein Nestlein aus Kaninchenfell, mit dem sie es ins warme Ofenfach schieben wollen, riecht nach Lavendel und geliderter Haut. Als sie das Kind mit dem wohlig weichen Scheckenbalg zum Wickeln auf die Sandsteinbank vor den grünen Kacheln legen, pulst am Kopf in der weichen Lücke zwischen den Schädelknochen fein und ruhelos sein junges Blut.

GOTT SCHLÄGT UND HEILT .

Der greise Pfarrherr hat es mit heiserer Stimme über den schmucklosen Sarg hinweg zum Klausert hin gerufen, und die Menschen auf den harten Bänken, hart geworden auch sie von diesem Leben, nicken stumm und schauen durch das Kirchenschiff an die Wände mit den dunklen Bildern.

Widerspan, der abseits und allein hinten beim Taufstein steht, hört zu und zweifelt.

Der junge Dorfarzt, der das Erbe seines Vaters angetreten hat, ist einer, der die Dinge sehen will, wie sie sind. Er hat die Schriften der Denker gelesen, ist früh aus dem Tal gezogen, und die Studiererei hat ihn nach Wien geführt und bis hinüber ins Böhmische. Dort, in Prag, wurde ein anderes Evangelium gelehrt.

Der Mensch sei frei und nicht gebunden, und eben darum solle er die Dinge selber in die Hand nehmen, dazu sei ihm nämlich ein Kopf gegeben und ein Wille. Bleiben, wie er geboren und erzogen worden sei, solle keiner, jeder könne, ja, müsse sich wandeln. Nichts auf Erden solle dem Menschen dunkel bleiben, hat man den wachen und willigen Studenten im Hörsaal gelehrt; ein Sehender könne jeder werden und für immer sein, denn allein jener, der vom Beherrschten zum Herrscher aufgestiegen sei, habe die Kraft, die Dinge zu schaffen und über sie zu gebieten als Eigner der Welt.

Der Mensch fresse anders als die Sau; nicht Gottes Gnade, davon ist Widerspan längst überzeugt, sondern der Benzinmotor und das Elektrische werden den Lauf der Dinge bestimmen, denn jede gegenwärtige Wirklichkeit enthalte ihr Hundert-, ja Tausendfaches an künftigen Möglichkeiten.

Doch die Leute hier sind von anderem Schlag, sie tragen grobe Kleider und sind nicht für Bücher gemacht. Sie lesen, was im Kalender steht, und die Nachrichten im vertrauten Blatt. Was Gott tut, ist für sie wohlgetan, sie beten und singen zu seiner Ehre und danken ihm für das tägliche Brot. Was die Roten denken und wollen, gefällt ihnen nicht, und noch weniger, was sie auf den Straßen laut skandieren.

Widerspan aber hat ein Jahr mit Russinnen an der Fakultät in Genf verbracht, er hat mit ihnen Vorlesungen besucht, manches aus ihrem Leben vernommen und sich politisieren lassen.

Nicht dass er das Bauernvolk verachten würde, er findet auch immer wieder den richtigen Ton. Dass es sich aber selber im Wege steht mit seiner Verstocktheit in Haltung und Gesinnung, schafft in ihm je länger, je mehr ein entfremdendes Missbehagen. Er tut für diese Menschen, was für sie zu tun ist, von Tag zu Tag jedoch ringt er zunehmend um das Bleiben oder das Gehen.

Als das winzige Örgelchen – kein Grand Jeu – pfeifend und mit knarrendem Balg zum Schlusschoral ansetzt, steht Widerspan schon unter der Tür.

Selbst der fromme Dichter wisse, dass es zuweilen die Alten seien, die den Jungen die Augen schließen müssten, denn unergründlich seien die Wege des Herrn, hört er den segnenden Pfarrer von der Kanzel aus über die Köpfe des knienden Kirchenvolks hinweg in das düstere Schiff künden, Gott mit uns, die Engel würden neues Leben weben.

Gott mit euch, murmelt Widerspan und tritt ins Freie, ohne sich zu bekreuzigen.

Das dünne Geläute hat eingesetzt, und wieder denkt er an Olga, die schöne Medizinerin aus dem Zarenreich, die sich approbiert am Genfersee niederlassen will und in deren Gegenwart er, fern der kleinen Welt dieses Tals, Haus und Erbe und alle Bürde vergessen könnte.

Das Kind jedoch ist ein Taubstümmchen, ein Viersinniges bloß; es hat gehen gelernt und schaut in die Welt, wie viele andere es tun, aber auch nach vier Jahren kommt noch kein Wort über seine Lippen. Wenn man es ruft, geht es weiter seinen Weg, schaut nie zurück, und auf eine Antwort, was immer es gefragt wird, wartet man vergeblich.

Die Hohrieder Bauern haben es deshalb, als sie, wie immer, wenn es Winter wird, auf den Kalten Markt gefahren sind, zum Seringer ins Doktorhaus gebracht. Widerspans mürrischer Nachfolger hat in seinem Untersuchungszimmer nicht lange gebraucht, um die Vermutung zu bestätigen. Er hat das seltsam schauende Geschöpf kurzerhand auf den Schragen gesetzt, und da hat es nach einer ersten Aufregung seelenruhig gesessen, zufrieden durch das Fenster in den Garten hinaus zum Futterhäuschen geschaut und nicht gehört, dass er hinter seinem Rücken laut gesungen und gegrunzt und alsdann wie ein Wilder mit dem Reflexhammer auf eine Nierenschale getrommelt hat.

Erst als der Seringer fortwährend in die Hände klatschend unter lautem Geschrei mit dem Fuß gestampft hat und dann mit seinem ganzen Gewicht gehüpft ist, so dass der Riemenboden mitsamt den Schränken voller klirrender Instrumente und Fläschchen nachgegeben und gebebt hat, hat es sich verwundert und mit großen Augen nach ihm umgedreht.

Im Gehörgang hat er nichts Außergewöhnliches sehen können, die Taubheit dürfte seiner Meinung nach mit der regelwidrigen Geburt und einem Sauerstoffmangel zu tun haben oder mit einer Verknöcherung.

Der neue Dorfarzt hat es anschließend, zumal es schon in seinem Sprechzimmer war, auch noch mit dem Stethoskop an Rücken und Brust auskultiert und mit einem nachdenklichen Seufzen gemeint, die Geräusche dieser Lunge wollten ihm nicht so recht gefallen.

Am Abend, wieder zurück im Hohried, reden sie darüber.

Was für das Kind zu tun gewesen ist, scheint es den rechtschaffenen Bauersleuten, hätten sie, aus bloßer Menschengüte und ohne verwandt zu sein, getan. Es könne schon seit langer Zeit stehen und gehen. Und essen, das wüssten sie mittlerweile recht gut, könne es auch. Zu diesem fremden säßen in ihrem Haus nämlich noch sechs eigene Kinder am großen Tisch, und auch wenn die Mutter gestorben sei, habe es doch noch seinen Vater mit einer Pflicht.

Der bringt, als sie ihm dies bedeuten, keinen Einwand vor, auch wenn es ihn nicht freut.

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