Der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich bedeutete das Ende der Malerkolonie. Es wurden Malverbote ausgesprochen, Bilder, auch von Zinkenbachern, als „entartet“ eingestuft. Viele ihrer Mitglieder mussten emigrieren. So verließ auch Liesel Salzer das Land und flüchtete in die USA, wo sie 2005 starb. Als letzte Überlebende der Gruppe schenkte sie nach und nach alle vor 1939 entstandenen Werke dem Museum Zinkenbacher Malerkolonie in St. Gilgen. Die Bilder wollen dorthin, sagte sie.
Äquivalente zum christlichen Weihnachtsfest gibt es auch in anderen Religionen und Kulturen. Jede Religion hat ihre eigenen Festtage, die Art zu feiern gleicht einander, stets ist das soziale Miteinander von besonderer Bedeutung. Beispielsweise beim Chanukka-Lichtfest im Judentum: Man isst und singt mit Freunden, zündet Kerzen an und tauscht Geschenke aus. Das mehrtägige Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus.
Ebenso fröhlich und familienorientiert ist Diwali im Hinduismus. Es ist ein spirituelles Lichterfest mit der Hauptbotschaft, dass das Gute über das Böse siegt und damit das Helle über das Dunkle. Lichter und Feuer in allen Formen und Farben sind ein wesentliches Element des Festes. Beim Visakha Puja, dem höchsten Feiertag des Buddhismus, wird der Geburt, der Erleuchtung und des Todes Buddhas gedacht. Häuser und Altäre werden geschmückt, man feiert auch gemeinsam und achtet vor allem darauf, dass Werte wie Nächstenliebe und Freundlichkeit eingehalten werden. Werte, die auch bei unserem Weihnachten eine große Rolle spielen – symbolisch stellt das einen Bezug her.
UNVERGESSLICHE WEIHNACHTEN
Dieses Miteinander, das gemeinsame Feiern mit der Familie, ist auch für mich das Um und Auf eines schönen, freudigen Heiligen Abend. Familienweihnachten, also Weihnachten als private Feier im Kreis der Familie mit den dazugehörigen Ritualen, gibt es in dieser Form erst seit dem Biedermeier. Davor war es ein gemeinschaftliches kirchliches Fest bzw. ein oft wildes, volkstümliches öffentliches Gaudium. Heute ist es nochmal anders. Längst spielt der Bezug zur Geburt Christi nicht mehr die Hauptrolle, viele kennen ihn gar nicht mehr, wie Umfragen bestätigen. Weihnachten in der Familie zu feiern war auch bei der „kritischen Generation“ und den dazugehörigen Konflikten lange Zeit nicht mehr en vogue. Doch es scheint, dass der gesellschaftliche Trend wieder stärker zurück zum guten, alten Weihnachtsfest geht.
Fragt man mich nach einem besonderen oder gar schönsten Weihnachtsfest in meiner Erinnerung, hat es auch stets mit Familie zu tun. Da gibt es die Geschichte aus meiner Jugend, als ich verkatert ins Weihnachtsfest hineinfeierte, weil ich davor meinen Geburtstag etwas zu heftig gefeiert hatte.
Norbertine Bresslern-Roth, Christuskind mit Esel und Ochse, o.J.
” Weihnachten als private Feier im Kreis der Familie gibt es erst seit dem Biedermeier .
”
Oskar Laske, Merry Christmes (sic), o.J.
Für mich gab es ja jährlich dieses Dilemma zwischen Geburtstagsfeier mit Gleichaltrigen und Weihnachtsfeier im kleinen Familienkreis. Meine Mutter, sonst sehr penibel in diesen Dingen, ließ mich und meine Schwestern auf ihrem Schoß etwas ausruhen, päppelte uns ein wenig auf, und es wurde dann noch ein sehr schönes Fest, getragen von gegenseitiger Toleranz.
Ein Weihnachten, das ich nie vergessen werde, war das erste Weihnachten mit meinem Mann und Emilia, meinem ersten Kind, hier in unserem neuen Zuhause. Jung verheiratet, das erste Weihnachten, das ich in meinem eigenen Haus gefeiert habe. Sehr romantisch, sehr gemütlich, wir haben viel geredet und es war ganz entspannt. Und ein zweites Weihnachten, als ich nach der schwierigen Geburt meines Jüngsten mit ihm im Arm zu Weihnachten nach Hause durfte. Beide zählen zu meinen schönsten Weihnachten.
ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN
Weihnachten wird von Familie zu Familie unterschiedlich gefeiert, von der Großstadt zum Dorf, von Region zu Region und von Land zu Land. Und auch die „Insignien“ des Weihnachtsfestes, wie etwas den Tannenbaum, gibt es nicht überall in der christlichen Welt. In der hochsommerlichen Hitze Australiens treffen die Menschen sich auf großen Wiesen, zünden Kerzen an und singen Weihnachtslieder. Am 25. Dezember feiern sie Mega-Partys in Parks und am Strand. Heiße Weihnachten gibt es auch in Finnland. Am 24. Dezember geht die ganze Familie miteinander in die Sauna. Anschließend kommt ein „gebackener Schwede“ auf den Tisch, Joulukinkku, ein gepökelter, gebratener Schinken. In Turku mahnt seit 1320 um Mitternacht des Heiligen Abends der Leiter der Staatskanzlei vom Balkon des Rathauses Frömmigkeit und gutes Benehmen ein. Die Geschenke bringt der „Joulupukki“, der finnische Weihnachtsmann.
Überall in Skandinavien wird zu Weihnachten das Julfest zum Mittwinter gefeiert. Mit ihm wird nach altem Brauch das wiederkehrende Licht der wieder länger werdenden Tage begrüßt. Eine Reminiszenz an die früheren heidnischen Bräuche, die von Weihnachten abgelöst wurden? An diesen Tagen stehen Julbrot und Julbier auf dem Tisch und überall in der Julstube liegt Julstroh verteilt. Das Fest endet am 13. Jänner mit einem feuchtfröhlichen Gelage.
Auch auf den Philippinen dauert Weihnachten länger als üblich: Es beginnt am 16. Dezember mit Glockengeläut, Blaskapelle und Feuerwerk, es folgen neun Tage mit Frühmessen, der Heilige Abend dauert die ganze Nacht, bis zum 6. Jänner wird weitergefeiert und angeblich sagt man noch im Februar „Fröhliche Weihnachten“. Spanische Kinder müssen bis zum 6. Jänner auf ihre Geschenke warten, denn erst dann ist der eigentliche Bescherungstag. Am Heiligen Abend gibt es eine Art Tombola, aus einer „Schicksalsurne“ werden kleine Geschenke, im schlechteren Fall Nieten, gezogen. In Italien sind Geschenke zu Weihnachten auch irgendwie Glückssache, aus einem großen Sack zieht man Zahlen und erhält das entsprechend nummerierte Päckchen. Zum Trost für eine eventuell nicht zufriedenstellende Ausbeute beschenkt die Hexe „Befana“ die Kinder am 6. Jänner nochmals. Aber nur die artigen.
In den USA und England bringt Santa Claus die Geschenke am Morgen nach dem Heiligen Abend. In beiden Ländern gehört Truthahn, genannt Gregor, auf den Tisch, in England danach Plumpudding. Am Boxing Day, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, wird traditionell Fußball gespielt, früher spielten die Briten auch am Heiligen Abend. Ein Brauch, der bis 1860 zurückreicht. In Frankreich dreht sich Heiligabend, wie könnte es anders ein, um das Festessen. Da es ein normaler Arbeitstag ist, beginnt das Fest erst mit der Mitternachtsmesse in der Kirche, die allerdings bereits am Abend stattfindet. Das Weihnachtsessen, „le réveillon“, besteht traditionsgemäß aus einem mit Kastanien gefüllten Truthahn oder einem Kapaun mit Pflaumenfüllung. Dazu gibt es Austern, Gänseleber und kandierte Maronen, die berühmten „marrons glacés, und andere Delikatessen. Ganz wichtig ist auch die so genannte „bûche de Noël“, der Weihnachtsbaumkuchen. Diese Tradition geht zurück auf den alten Brauch, am Weihnachtsabend einen Baumstamm zu verbrennen und dessen Asche an den Feiertagen auf den Feldern zu verstreuen, um Glück und eine reiche Ernte zu sichern.
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