L K 2, 5 |
Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. |
L K 2, 6 |
Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, |
L K 2, 7 |
und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. |
L K 2, 8 |
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. |
L K 2, 9 |
Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, |
L K 2, 10 |
der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: |
L K 2, 11 |
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. |
L K 2, 12 |
Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. |
L K 2, 13 |
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: |
L K 2, 14 |
Verherrlicht ist Gott in der Höhe / und auf Erden ist Friede / bei den Menschen seiner Gnade. |
L K 2, 15 |
Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. |
L K 2, 16 |
So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. |
L K 2, 17 |
Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. |
L K 2, 18 |
Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. |
L K 2, 19 |
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. |
L K 2, 20 |
Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. |
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Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 2 |
Oskar Laske, Weihnacht 1922
EINE SCHWIERIGE DATUMSSUCHE
Weihnachten hat für mich zwei Seiten, eine kirchliche und eine weltliche. Ich feiere zwei Geburtstage. Den der Geburt Jesu und meinen eigenen, denn ich bin an einem 24. Dezember geboren. Also ein, wenngleich sehr weltliches, Fast-Christkindl, denn Christi Geburt ist mit 25. Dezember datiert.
Aber stimmt das überhaupt, dass Christus an diesem Tag zur Welt kam?
An welchem Tag er tatsächlich geboren wurde, bleibt bis heute Spekulation. Es gibt lediglich unbestätigte Hinweise in der Bibel, die auf ein Geburtsdatum im Herbst hindeuten, in dem traditionellerweise Volkszählungen abgehalten wurden, zu denen auch Maria und Josef nach Bethlehem hatten reisen müssen. Lange Zeit kümmerte der Geburtstermin wohl ohne-dies niemanden, denn für die frühen Christen waren nur das Osterfest und die Sonntage von Belang. Erst ab dem 4. Jahrhundert beging man Weihnachten als zweiten Höhepunkt des religiösen Jahres, zunächst an verschiedenen Tagen, zum heutigen Datum erstmals 335 in Rom. Auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 legte die Kirche schließlich den 25. Dezember als Termin fest.
Eine große Rolle spielten dabei vermutlich heidnische Feste, die allesamt mit dem Licht zu tun hatten. Das römische Imperium beging an diesem Tag eigentlich das Fest des „sol invictus“, des unbesiegbaren Sonnengottes, sowie den Geburtstag der römischen Mithras-Gottheit, ebenfalls der Sonne zugehörig. In die zweite Dezemberhälfte fielen auch die sogenannten Saturnalien, ein, gelinde gesagt, ausgelassenes Fest zur Sonnwende. Es wird gemunkelt, dass Weihnachten deshalb auf den 25. gelegt wurde, um die heidnischen Feste zu verdrängen. Ungeachtet dessen, ob es der historische Termin der Geburt Jesu ist oder nicht. Er passt jedenfalls zur christlichen Symbolik, wenn kurz nach dem dunkelsten Tag des Jahres das „Licht der Welt“ (Joh. 8,12), wie sich Christus genannt hat, als das „Wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh. 1,9) in die Welt kommt.
MORITZ MÜLLER,
Weihnachten bei reicher Familie und Weihnachten bei armer Familie, beide 1848
Salzburger Weihnachtsmuseum, Privatsammlung Ursula Kloiber
Oder ist auch das nur Spekulation? Ein Wiener Wissenschaftler meint das mehrfach widerlegt zu haben. Die heidnischen Sonnengottfeste hätte es zum fraglichen Zeitpunkt nie gegeben, vielmehr habe ein inneres Bedürfnis eines Propheten nach einem Geburtstagsfest für den Messias am Tag, „an dem an das Licht wieder zu wachsen beginne“, zu diesem Datum geführt. Sei’s drum. Heiligabend und Weihnachten werden in der christlichen Welt am 24. bzw. 25. Dezember gefeiert. Ausnahme: Orthodoxe Kirchen feiern in vielen Ländern Christi Geburt erst am 6. und 7. Januar. Das liegt daran, dass sie die Tage nach einem älteren, dem julianischen, Kalender berechnen.
Oskar Laske, Die Hl. Familie, 1935
Oskar Laske, Weihnachts-Krippe, 1920
DAS MALERSCHIFF AM WOLFGANGSEE
Viele Künstler haben die Geburt Christi in ihren Werken dargestellt. Die frühesten uns bekannten Bilder reichen bis an den Anfang des 4. Jahrhunderts zurück. In den ersten Darstellungen war das Jesuskind in der Krippe mit Ochs, Esel und Hirten das wichtigste Bild-element, später kamen auch Josef und Maria dazu.
In meiner Sammlung habe ich Bilder einer wenig bekannten, ungewöhnlichen Künstlergruppe, die sich in ihrem vielfältigen Schaffen auch mit Bibelszenen und anderen weihnachtlichen Motiven beschäftigt hat: die Zinkenbacher Malerkolonie, die zwischen 1927 und 1938 den Wolfgangsee als Sommer- und Winterdomizil wählte. Mit ihrem Malschiff fuhren sie auf dem See, malten Bilder vor allem der wunderschönen Landschaft, aber auch von Marktplätzen, Volksfesten, Motiven aus der Religion, Geschichte und Mythologie.
Die meisten hatten eine enge Verbindung mit der Wiener Secession oder dem Hagenbund, einem Vorläufer der Secession. Sein Name stammt nicht etwa vom Nibelungenlied, sondern vom Wiener Gasthausbesitzer Josef Haagen, in dessen Lokal sich ab den 1870er Jahren jüngere Maler, Bildhauer und Architekten trafen. Dort und auch bei Ausstellungen, die sie als bereits anerkannte Künstler beschickten, lernten sie einander kennen. Unter anderen Oskar Laske, Franz von Zülow und Ernst Huber, „meine“ Zinkenbacher. Das Bemerkenswerte an der Malerkolonie ist, dass ihre Mitgliedertrotz unterschiedlicher Persönlichkeiten und ideologischer Gegensätze in einem Klima der Toleranz ihre Zeit zusammen verbrachten, miteinander malten, im See schwammen, Tennis spielten und diskutierten: politisch Verfolgte wie Geduldete, Monarchisten und Kommunisten, völkisch und sogar nationalsozialistisch eingestellte Künstlerinnen und Künstler.
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