Jacob Burckhardt - Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt

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Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt: краткое содержание, описание и аннотация

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Jacob Christoph Burckhardt (1818-1897) war ein Schweizer Kulturhistoriker mit Schwerpunkt Kunstgeschichte. Burckhardt widersprach entschieden geschichtsphilosophischen Spekulationen, die Geschichte als zeitliche Entwicklung eines übergeordneten, ewigen Geschichtsprozesses auffassten. Das einzig konstante Phänomen der Geschichte war für ihn die Natur des Menschen. Das Ziel des Daseins und der ganzen Geschichte blieb für Jacob Burckhardt rätselhaft.
Inhalt:
Die Zeit Constantins des Großen
E Hämpfeli Lieder
Der Cicerone
Die Cultur der Renaissance in Italien
Weltgeschichtliche Betrachtungen
Reisebilder aus dem Süden
Briefe

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Die diesem Gegenstand gewidmeten Abschnitte (V und VI) unseres Buches ermangeln, wie man sehen wird, fast aller systematischen Einkleidung. Der Verfasser war überzeugt, hierin eher zu wenig als zu viel tun zu dürfen. Im Verallgemeinern geistiger Wahrnehmungen, besonders auf dem Gebiete der Religionsgeschichte, will er sich lieber zu zaghaft als zu dreist schelten hören.

Vorwort der zweiten Auflage

Inhaltsverzeichnis

Als vor beinahe drei Jahrzehnten der Stoff dieses Buches gesammelt und die Ausarbeitung begonnen wurde, schwebte dem Verfasser als Ziel nicht sowohl eine vollständige geschichtliche Erzählung als eine kulturhistorische Gesamtschilderung der wichtigen Übergangsepoche vor, welche der Titel nennt. Er hatte das Bewusstsein, dass er dabei auf eine sehr subjektive Auswahl desjenigen geraten möchte, was zum Weltbilde jener Zeiten gehört, allein der Anklang, welchen das Buch in der Folge gefunden hat, lässt ihn glauben, dass er für viele Leser im ganzen das Wünschbare getroffen habe. Seither ist jene Epoche vielfach durchforscht und besonders in ihren politischen und kirchengeschichtlichen Partien neu dargestellt worden, auch wird diese zweite Auflage Zeugnis davon geben, wie vieles Neue und Wichtige Forschern wie Vogel, Hunziker, v. Görres und manchen andern, namentlich der vortrefflichen Schrift von Preuss über Diocletian, zu verdanken ist. Doch durfte das vorliegende Buch nicht stark vergrössert, der Maßstab und die wesentlich kulturgeschichtliche Tendenz nicht durch Verstärkung des politischen und biographischen Details verändert oder beseitigt werden; die Berichtigung zahlreicher Irrtümer in den Tatsachen und die wesentlichsten Ergänzungen des geschichtlichen Zusammenhanges, wo er seither besser ermittelt worden, mussten genügen. Und so sei die Arbeit auch in ihrem neuen Gewände einem jetzt grossenteils neuen Geschlecht von Lesern bestens empfohlen.

Basel, im Juli 1880.

Der Verfasser.

Erster Abschnitt

Die Reichsgewalt im dritten Jahrhundert

Inhaltsverzeichnis

In der vorliegenden Darstellung der Zeiten vom Auftreten des Kaisers Diocletian bis zum Ausgang Constantins des Grossen könnte jeder Abschnitt seiner eigenen Einleitung bedürfen, weil die Dinge nicht nach der Zeitfolge und der Regierungsgeschichte, sondern nach den vorherrschenden Richtungen des Lebens geschildert werden sollen. Wenn dieses Buch aber gleichwohl einer allgemeinen Einleitung bedarf, so wird dieselbe am ehesten die Geschichte der höchsten Staatsgewalt des sinkenden Römerreiches im dritten Jahrhundert nach Christo enthalten müssen. Nicht dass aus ihr sich alle übrigen Zustände entwickeln liessen, aber sie gibt immerhin den Boden für die Beurteilung einer Menge äusserer wie geistiger Ereignisse der Folgezeit. Alle Formen und Grade, welche die Gewaltherrschaft erreichen kann, von den schrecklichsten bis zu den günstigsten, sind hier in einer merkwürdig abwechselnden Reihe durchlebt worden.

Unter den guten Kaisern des zweiten Jahrhunderts, von Nerva bis auf Marcus Aurelius (96–180 n. Chr.), hatte das Römische Reich eine Ruhezeit, welche eine Zeit des Glückes sein konnte, wenn die tiefsten Schäden alternder Nationen überhaupt dem Wohlwollen und der Weisheit auch der besten Regenten zugänglich wären. Innere und äussere Grösse eines Trajan, Hadrian, Antonin und Marcus Aurelius dürfen uns nicht verblenden über Dinge und Verhältnisse, welche schon damals als offenes Geheimnis vor aller Augen lagen. Die drei grossen Mächte: Kaiser, Senat und Heer mussten auf die Länge wieder aneinander irre werden und ihre künstlich geschonte Harmonie verlieren; vollends unheilbar schien in der Folge die Verwirrung, als Angriffe der Barbaren, eigentümliche Regungen der Provinzen und entsetzliche Naturereignisse damit zusammentrafen.

Ein Vorspiel hievon zeigt schon die Regierung Marc Aurels selber. Über seine Persönlichkeit zu reden wäre überflüssig; unter den unvergänglichen Idealgestalten des Altertums ist der stoische Philosoph auf dem Thron der Welt wohl nicht die schönste, jugendlichste, aber gewiss eine der ehrwürdigsten. Und doch war es ihm nicht erspart, die drohenden Vorboten künftigen Unterganges an die Pforten des Reiches pochen zu hören. Zunächst in Betreff des Kaisertumes offenbarte sich deutlich genug, dass dasselbe – trotz des Systemes von Adoptionen, welches die vier grossen Kaiser miteinander verknüpft hatte – durch einen Handstreich usurpiert werden könne. Dies wagte, wenn auch ohne Erfolg, der bedeutendste Feldherr des Reiches, Avidius Cassius, nachdem fast drei Generationen hindurch vortrefflich oder wenigstens wohlwollend regiert worden war. Was sodann das Heer anbelangt, so hat zwar Marc Aurel den Ruhm »den Soldaten nie in Reden geschmeichelt noch irgend etwas aus Furcht vor ihnen getan zu haben«; allein dem hergebrachten Unheil, dem Riesengeschenke an die Armee beim Regierungsantritt, hatte er sich in solcher Weise gefügt, dass jeder Soldat (wenigstens von der Garde) ein Vermögen besass und dass die Summe Marc Aurels fortan von den Soldaten als Norm betrachtet wurde. Von äussern Unglücksfällen kam hinzu der erste gewaltige Einbruch eines germanisch-sarmatischen Völkerbundes in das Römische Reich, und eine furchtbare Pest. Der gefahrvollste Krieg, die tiefsten Sorgen füllten die letzten Jahre des Kaisers. Aber auch in seinem Zelt an der Donau suchte er sich über den engen, bedrohten Augenblick zu erheben durch den stillen Kultus des allgemeinen Sittlichen, des Göttlichen im Menschenleben.

Für seinen Sohn Commodus (180–192) soll er eine Art von Regentschaft, »die Besten aus dem Senate«, eingesetzt haben, und jedenfalls liess sich der junge Fürst in den ersten Wochen von den Freunden seines Vaters leiten. Aber ungemein rasch entwickelte sich in ihm jener scheussliche Kaiserwahnsinn, dessen man seit Domitian nicht mehr gewohnt gewesen war. Das Bewusstsein der Herrschaft über die Welt, die Furcht vor allen, die nach dieser Herrschaft streben konnten, der Ausweg: rasch das Vorhandene zu geniessen und die unaufhörliche Sorge zu übertäuben – dies alles konnte in einem nicht ganz gut und stark geborenen Menschen sehr bald jenes Gemisch von Blutdurst und Ausschweifung hervortreiben. Den Anlass mochte ein Attentat geben, dem die eigene Familie nicht fremd war, das man aber auf den Senat schob. Kein Wunder, dass bald darauf der Gardepräfekt die erste Person im Staate, der Bürge des kaiserlichen Daseins war, wie einst unter Tiberius und Claudius, und dass die wenigen Tausende, welche er befehligte, sich mit ihm als die Herren des Reiches fühlten. Den einen, tüchtigern dieser Präfekten, den Perennis, opferte freilich Commodus einer Deputation des unwilligen britannischen Heeres auf, welche 1500 Mann stark ungehindert nach Rom gekommen war; den folgenden Präfekt, Kleander, gab er einem Hungeraufruhr des römischen Pöbels preis, allerdings nicht unverdient, weil Kleander in unbegreiflicher Habsucht nicht nur durch Konfiskationen und Ämterverkauf die höhern Klassen, sondern auch durch ein Getreidemonopol das ärmere Volk gegen sich aufgebracht hatte.

Wenn nun der feige und grausame Fürst im Amphitheater erschien, um sich als Gott verkleidet von dem tödlich bedrohten Senat bewundern zu lassen, so konnte man wohl fragen, ob dieser »commodianische Senat« überhaupt noch den alten Namen verdiente, auch wenn er noch eine gewisse Mitregierung in den Provinzen, Ernennungsrechte, eigene Kassen und äussere Ehren besass. Auch römisch im engern Sinne durfte er kaum mehr heissen, seitdem die Mehrzahl seiner Mitglieder vielleicht nicht einmal Italier, sondern Provinzialen waren, in deren Familien die Würde sogar zeitweise erblich geworden war. Es ist leicht, sich von einem idealen Standpunkte aus über diese entwürdigte Versammlung in den strengsten Urteilen zu ergehen, zumal wenn man von dem Effekt einer dauernden Todesgefahr, die über ganzen Familien und Korporationen schwebt, sich keine klare Vorstellung zu machen vermag. Die Zeitgenossen urteilten billiger; Clodius Albinus, als er die Würde eines Caesar aus den blutigen Händen eines Commodus nicht annehmen wollte, hielt den Senat noch immer für lebensfähig genug, um öffentlich vor seinen Truppen sich für die Herstellung einer republikanischen Staatsregierung auszusprechen 1 . Ob er aufrichtig redete, ist hier gleichgültig; genug dass der Senat (wie wir sehen werden) noch immer viele von den edelsten Männern jener Zeit enthielt und in schwierigen Augenblicken Kraft und Entschlossenheit zur Staatsregierung zeigte; selbst die Illusionen, in welchen wir ihn befangen finden werden, gereichen ihm nicht durchaus zur Unehre. So ist es denn auch begreiflich, dass er trotz zeitweisem Eindrängen unwürdiger Subjekte noch immer als Repräsentation, wenn nicht des Reiches, doch der römischen Gesellschaft galt und sich als den natürlichen Vorstand der sogenannten Senate oder Kurien der Provinzialstädte betrachtete 2 ; ohne ihn konnte man sich noch immer kein Rom denken, auch wenn sein Wirkungskreis durch Gewaltübung anderer oft auf lange Zeit zernichtet schien 3 .

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