RALF SCHMITT / MONA SCHNELL
Wie du irrationale Ängste
kaltstellst
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-832-0
ISBN epub: 978-3-95623-701-0
Lektorat: Claudia Franz, Augsburg | info@text-it.org
Umschlaggestaltung: total italic (Thierry Wijnberg), Amsterdam / Berlin
Titelillustration: Shutterstock / SAAC
Autorenfoto Ralf Schmitt: Marco Grundt
Autorinnenfoto Mona Schnell: Jan Kohlrusch
Satz und Layout: Das Herstellungsbüro, Hamburg | www.buch-herstellungsbuero.de
© 2018 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem 2018 erschienenen Buchtitel “Kill dein Kaninchen!” von Ralf Schmitt und Mona Schnell, ©2018 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
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Wenn das Kaninchen tot ist, gibt’s ein Happy End! Wenn das Kaninchen tot ist, gibt’s ein Happy End! An einem Nachmittag im Sommer 2016 sitzen wir zusammen bei einem Arbeitslunch im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. Es ist eines unserer monatlichen Treffen, bei denen wir uns über den Stand unserer gemeinsamen Projekte informieren, neue Ideen spinnen und von Hölzchen auf Stöckchen kommen. Ein ganz zentrales Thema an diesem verregneten Sommertag ist die Angst. Ob bei der Arbeit oder im Privatleben: Wir beobachten beide, wie um uns herum das Thema Angst immer präsenter wird. Die Grundstimmung bei unseren Freunden und Bekannten scheint immer ängstlicher zu werden, sich manchmal sogar in Panik zu ergießen. Und medial wird diese Angst auch noch geschürt. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass Horrormeldungen und Warnungen über TV, Radio, Print, Online und die sozialen Netzwerke verbreitet werden.
Angst: Der Kein-Grund-zur-Panik-Teil ANGST: Der Kein-Grund-zur-Panik-Teil
Jeder hat Angst Jeder hat Angst Wir behaupten: Es gibt einfach niemanden, der nie Angst hat. Spätestens, wenn der Körper nachts das Serotonin abschaltet, weil wir es im Schlaf nicht brauchen, kommen immer wieder auch Alpträume. Oder unsere Sorgen, die wir während des Tages einfach weggedrückt haben, holen uns ein. Wir haben schon so viele Nächte nicht geschlafen, weil das Panik-Kaninchen sich unter unsere Decke geschmuggelt hat und ganz langsam und unbemerkt von den Zehen hochgekrabbelt ist bis zum Kopf und sich ganz nah an uns geschmiegt hat. Spätestens dann wälzen wir im Geiste To-do-Listen, wiederholen Nicht-vergessen-Sätze oder überlegen uns, wie wir aus einer brenzligen Situation wieder rauskommen.
Was ist Angst eigentlich? Was ist Angst eigentlich? Wissenschaftlich gesehen ist Angst eine Kettenreaktion im Gehirn, die durch einen Stressimpuls ausgelöst wird. Der führt zur Ausschüttung von chemischen Stoffen, die unter anderem dafür sorgen, dass unser Herz zu rasen beginnt, unser Atem schneller wird und sich unsere Muskeln mit Energie aufladen. Das nennt man die Fight-or-Flight-Reaktion: In kürzester Zeit entscheiden wir, ob wir gegen einen Gegner kämpfen oder doch lieber weglaufen wollen. Diese Angstreaktion geschieht automatisch und ohne dass wir sie bewusst herbeiführen müssen. Sie ist ein Instinkt, dem wir bereits als Urzeitmenschen folgten und der bis heute in uns steckt.
Angst ist noch so viel mehr Angst ist noch so viel mehr Wir erleben Angst aber nicht nur als Schutzreflex. Vielmehr treffen wir in so vielen verschiedenen Facetten auf das Phänomen, dass wir auf einige später unbedingt noch gesondert eingehen müssen. Offensichtlich hat sich unser Urinstinkt an die heutige Zeit angepasst und sagt sich: »Ich lebe im Zeitalter der Möglichkeiten. Warum soll ich mich also einschränken? Mir steht die Welt offen!« Genau das ist der Grund, weshalb Angst unter anderem in folgenden Formen im Alltag auftaucht:
Das Gegenteil von Angst Das Gegenteil von Angst Am besagten Sommertag im Jahr 2016, an dem die Idee zu diesem Buch entstanden ist, kam zwischen uns beiden auch eine rege Diskussion darüber in Gang, was eigentlich das Gegenteil von Angst sei. Ralf sagt: »Sicherheit ist das Gegenteil von Angst, weil wir Sicherheit mit Kontrolle gleichsetzen und Angst häufig Kontrollverlust zur Folge hat. Wenn wir keine Angst vor etwas haben, dann fühlen wir uns sicher.« Mona sagt: »Freiheit ist das Gegenteil von Angst. Wenn ich Entscheidungen treffen kann, ohne von Ängsten gesteuert zu sein, dann fühle ich mich frei.« Da wir uns natürlich gegenseitig beweisen wollten, wer richtiglag, haben wir ein bisschen recherchiert und waren danach verwirrter als zuvor. Die Psychotherapeutin, Autorin und Zen-Buddhistin Dr. Andrea F. Polard sagt im Interview mit der Zeitschrift »Yoga Aktuell«: »… Daher ist das Gegenteil von Angst Vertrauen. Und als Menschen haben wir diese Möglichkeit auch in uns und können sie entwickeln – ein grundsätzliches Vertrauen ins Leben aufzubauen …« 1 In Ausgabe 53 des »fluter«, dem Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, steht: »Information ist eigentlich das Gegenteil von Angst. Aber nur von beruhigenden Informationen können selbst Qualitätsmedien nicht leben. Dazu kommt, dass Journalisten nicht anders funktionieren als die Menschen, die sie informieren sollen. Auch Journalisten lassen sich manchmal lieber von Angst leiten als von besserem Wissen.« 2 Der Journalist, Philosoph und Autor Gert Scobel sagt in seiner Kolumne »Statt Angst zu haben, sollten wir etwas verändern – Gert Scobels Gedanken zu ›Die hysterische Gesellschaft‹« für 3sat: »Und die Angst? Das Wort leitet sich vom althochdeutschen Wort für Enge ab. Das Gegenteil von Angst wäre also eine Stimmung, die uns wieder weit und offen macht: Humor beispielsweise …« 3 Ferner haben wir in verschiedenen Yoga-Philosophien Gelassenheit als das Gegenteil von Angst entdeckt. Zudem werden auf den Homepages von Psychologen oder anderen Experten und auf philosophischen Portalen oft auch Mut, Liebe, Lust und einiges mehr genannt.
Angst ist gut! Angst ist gut! Bei einer – sagen wir mal nicht ganz repräsentativen – Umfrage in unserem Freundes- und Bekanntenkreis haben wir viele unterschiedliche Aspekte zum Thema Angst herausgehört. Ganz besonders interessant fanden wir den Ansatz einer Kollegin. Sie arbeitet in einer Trainervermittlung und hat Folgendes zu sagen: »Ich bin der Meinung, dass Ängste wichtig sind. Manche Ängste sind sogar Stärken. Für mich geht es meistens nicht darum, Ängste zu überwinden, sondern ihnen einen Platz im Leben einzuräumen und sie auch zu schätzen.« Gehen wir dieser Aussage auf den Grund: Alles, was die Natur für uns vorgesehen hat, dient zunächst einmal dem Überleben. So ist es auch mit der Angst. Sie ist ein Urinstinkt, der uns in erster Linie vor Gefahren schützt. Das ist gut. Sonst würden wir vielleicht einfach vor Autos laufen, uns in freier Wildbahn mit Bären anlegen oder aus dem fünften Stock springen, weil unser Körper uns nicht davor warnt. Wenn wir Angst also ganz genau betrachten, dann ist sie kein Grund zur Panik und keiner sollte sich ihretwegen schlecht fühlen. Ohne die gute alte Angst würden wir Menschen auf der Liste bedrohter Spezies stehen oder wir wären bereits ausgestorben. Angst kann also durchaus als eine Stärke gewertet werden. Im Hinblick auf die Evolution müssen wir uns alles andere als schämen, wenn wir vor etwas Angst haben. Dennoch werden wir oft deswegen gehänselt. Das fängt schon in der Kindheit an. Wie oft hören wir den Spruch »Sei doch kein Angsthase!«? Kein Wunder, dass wir die Botschaft »Angst ist böse!« verinnerlichen, anstatt sie erst einmal als das zu akzeptieren, was sie ist – ein Überlebensinstinkt.
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