Gegenfrage – der clevere Konter
Vor Jahren wurde mir einmal recht unfreundlich gesagt, dass ich nicht aussehen würde, als wäre ich eine Deutsche. Ich war so perplex, dass ich einfach noch einmal fragen musste: „Wie bitte? Habe ich das gerade richtig verstanden?“ Der Fragensteller war davon schon so verunsichert, dass seine Feindseligkeit abblätterte. Dennoch ließ er nicht locker. Ich fragte erneut: „Entschuldigen Sie, wie meinen Sie das genau?“ Da verlor mein Gegenüber die Lust und ließ von mir ab. Von Fragen dieser Art kann man immer eine Handvoll dabeihaben. So verschaffst du dir Zeit und nimmst der Attacke komplett ihre destruktive Energie. Für deinen Gegenspieler ist es, als müsste er seinen gerade erzählten Witz erklären. Oh, wie peinlich für ihn!
Manchmal ergibt sich aus der Art eines Übergriffs auch das Thema für die Gegenfrage. Eine Kellnerin, jung und hübsch, erzählte mir, dass sie öfter von älteren Herren angesprochen werde: „Na, wie wäre es denn mit uns beiden später?“ Sie frage dann immer höflich und interessiert: „Wie heißen Sie? Kommen Sie von hier? Welches ist Ihre Lieblingsfarbe? Was für ein Parfum benutzen Sie?“ Diese Herren würden dann immer schnell bezahlen und recht schnell und grußlos verschwinden.
Eine toughe Reaktion der Kellnerin, wie ich finde!
Humor – eine unterschätzte Waffe
Eine Freundin von mir, die Schauspielerin ist, kann auf Kommando hysterisch loslachen. Was für ein Talent! Doch ich glaube, mit etwas Übung kann das jeder. Auch damit gewinnst du Zeit, in der du dir überlegen kannst, wie du weiter vorgehen willst. Manchmal ist eine Anschlusshandlung gar nicht mehr nötig. Wenn jemand dich kränken will und du daraufhin lachst, ist das so grotesk, dass mancher Angriff schon zu diesem Zeitpunkt zu Ende ist.
Wenn du, wie meine kellnernde Freundin, ständig mit solch lästigen Situationen konfrontiert wirst, solltest du dir ein Repertoire an witzigen Entgegnungen zurechtlegen. Natürlich kannst du aber auch spontan improvisieren. Dazu später mehr!
Mein
TIPP:
Jemand äußert sich abfällig über deine Figur? So eine Unverschämtheit! Wisch dir die Lachtränen aus den Augen und entgegne lässig: „Ich habe doch tatsächlich verstanden, du hättest gesagt, ich wäre fett geworden.“
Strategischer Rückzug
Wenn sonst nichts geht – dann gehst du
Sollten Gegenfragen und Humor nicht helfen oder sollte dir beides als Aktion nicht gelingen, dann bleibt immer die Möglichkeit, einfach zu gehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass vor allem Männer dabei oft folgender Glaubenssatz blockiert: „Wer aus dem Feld geht, der hat auch verloren.“
Mais alors, das ist vollkommen falsch! Es kommt immer sehr darauf an, wie und mit welcher Haltung du gehst. In einer Konferenz habe ich vor Jahren einmal erlebt, wie mein Freund Pierre von einem anderen Teilnehmer beleidigt wurde. Nach einem Moment des Schweigens stand Pierre ganz ruhig auf und sagte: „Wir sind hier wohl in einer Sackgasse gelandet. Gutes Gelingen euch noch, wir sehen uns dann später.“ Mit diesen Worten ging er selbstbewusst und gelassen aus dem Raum. Génial! Alle sahen ihm nach, und als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, gingen alle Blicke im Raum zu dem Aggressor. Ich glaube, für diesen war das schon eine Höchststrafe. Pierre, der den Raum verlassen hatte, gewann Zeit, um sich Klarheit zu verschaffen: Was ist passiert? Was brauche ich jetzt? Wie will ich reagieren? Er konnte sich sogar mit anderen besprechen, um mit der entstandenen Situation und sich selbst gut umzugehen.
Adieu!
Eine andere und indirektere Methode des sich Entziehens hat meine Freundin Marielle perfektioniert: Wenn sie in einer Situation ist, die sie nicht kontern kann, greift sie zu ihrem Handy, das ihr im Vibrationsmodus einen vermeintlichen Anruf meldet. Lautstark beginnt sie einen Dialog mit ihrem Handy. Als Schauspielerin fällt ihr das nicht schwer, aber mit etwas Übung kannst du das auch!
Diese Beispiele gelten für Frauen wie Männer gleichermaßen: Ein geordneter Rückzug, in Würde oder vermeintlich von außen verursacht, kann eine wunderbare Möglichkeit sein, sich und einem anderen Menschen die Chance für ein Rückspiel unter anderen Voraussetzungen zu geben. Man bewahrt sich und andere so auch davor, etwas zu tun, das einem später leidtäte.
Du hast immer die Zeit, die du dir nimmst!
Halten wir fest: Das Empfinden für den eigenen Körper und sein bewusster Einsatz spielen eine wichtige Rolle für unsere Schlagfertigkeit. Die folgenden drei kleinen Übungen sollen dich mit deinem Körper vertrauter machen.
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