6Der berühmte Spruch »Mach schon, versüß mir den Tag« (im Original: »Go ahead, make my day«) stammt aus der Feder des Autors Joseph C. Stinson und wurde 1983 in Dirty Harry IV – Dirty Harry kommt zurück von Clint Eastwood in der Rolle des Inspektors Harry Callahan gesprochen. Hinweis an die Fans von Clint Eastwood: Der Autor weigert sich, das vollständige Zitat aus dem ersten Dirty Harry-Spielfilm aus dem Jahr 1971 (Regie und Produzent: Don Siegel) zu verwenden und den Leser auch noch zu beschimpfen.
7Aus Die Leben des Lazarus Long (Originaltitel: Time Enough for Love) von dem US-amerikanischen Science-Fiction-Schriftsteller Robert Heinlein (1907 – 1988). Hinweis: Dieses Zitat inspirierte mich dazu, das Konzept des produktiven Faulenzens auszuarbeiten. Im Lauf meiner Dozententätigkeit habe ich schon unzählige Menschen an neue Aufgaben und Rollen herangeführt und mich immer gefragt, weshalb manche Leute – einschließlich mir – so viel entspannter, organisierter und gelassener sind als andere und doch vergleichbar gute oder sogar bessere Ergebnisse erzielen. Nachdem ich Robert Heinleins Zitat gelesen habe, wurde mir vieles klar. Die Antwort ist ganz simpel: Ich bin ein Faulpelz, und das ist gut so. Sehr gut sogar, davon bin ich überzeugt.
»Haben Sie niemals Angst davor, etwas Neues auszuprobieren.
Immer daran denken:
Die Titanic wurde von Profis
gebaut. Die Arche Noah aber
von einem Amateur.«
DAVE BARRY
Faulenzen
Um Ihnen den bevorstehenden Lern- und Veränderungsprozess so einfach und angenehm wie möglich zu gestalten, werden Sie regelmäßig die Gelegenheit haben festzustellen, wie weit Sie bereits gekommen sind. 1Stellen Sie sich dieses Buch als eine Art »Navi« 2vor, das Sie sicher ans Ziel bringt, Ihnen aber nicht mit beharrlichen Ansagen auf die Nerven geht, wenn Sie von der geplanten Route abweichen oder sich für ein anderes Ziel entscheiden, das Ihnen interessanter erscheint.
Schon gut, ich weiß, im Moment ist die Standortbestimmung noch ziemlich überflüssig, da Sie sich ja noch gar nicht auf den Weg gemacht haben. Oder etwa doch? Ja, Sie haben sich tatsächlich schon von Ihrem Startpunkt fortbewegt, denn Ihre Entscheidung, den Weg des produktiven Faulenzens einzuschlagen, stellt bereits den ersten kleinen, aber bedeutsamen Schritt in Ihrem Veränderungsprozess dar.
Und erste Erfahrungen mit der produktiven Faulenzermethode haben Sie übrigens auch schon gesammelt.
Als kleiner Bonus dafür, dass Sie sich von einem Teil Ihres sauer verdienten Geldes (für das Sie sich vermutlich 100 Stunden pro Woche abrackern) getrennt haben, durften Sie bei dem Entscheidungsprozess, den Sie hinter sich haben, produktives Faulenzen in Aktion erleben. Ist das nicht fantastisch?
Da Sie vorab einige Minuten Ihrer kostbaren Zeit investiert haben, wissen Sie nun entweder definitiv, dass Sie sich die Zeit und Mühe sparen können, den Rest des Buchs zu lesen (auch wenn Sie ein paar Euro, Pfund, Dollar, Yen oder was auch immer ärmer sind, sind Sie doch um eine Erfahrung reicher). Oder Sie sind jetzt wild entschlossen, sich zu konzentrieren und zu lernen, wie Sie in Zukunft rundum produktiver zu Werke gehen können. Beides sind wichtige Lektionen.
Nun ist aber endgültig Schluss mit dem Vorgeplänkel, kommen wir zur Sache.
Darf ich vorstellen: Nigel
Nun wird es Zeit, Ihnen Nigel vorzustellen, der sich – wie Sie – daranmacht, sein Leben zu verändern, einen eigenartigen Sinn für Humor besitzt – wie Sie gleich erfahren werden – und mit Vorliebe Schilder mit Sprüchen, die ihm gerade besonders gut gefallen, an seinem Arbeitsplatz aufhängt.
Making Plans for Nigel 3wäre auch ein passender Titel für dieses Buch gewesen.
Unser Held Nigel ist so ein Typ, wie ihn jeder von uns kennt (wenn Sie sich lieber eine Nigella vorstellen möchten, nur zu).
Making Plans for Nigella wäre ebenfalls ein passender Titel für dieses Buch gewesen.
Im Großen und Ganzen ist Nigel (Nigella) glücklich und zufrieden mit seinem (ihrem) Leben. Eigentlich könnte alles so weiterlaufen wie bisher, wenn ihn (sie) nicht manchmal diese kleinen, nagenden Zweifel überkämen. Nein, so geht das nicht weiter. Wie Sie sehen, bemühe ich mich um politische Korrektheit und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Können wir uns trotzdem darauf einigen, dass ab jetzt auch immer Nigella gemeint ist, wenn ich von Nigel spreche und umgekehrt? Ja? Danke!
Nigel ist ein Mensch wie Sie und ich. Er war gerade mit irgendwelchen anderen Dingen beschäftigt, als ihn das Leben ablenkte. Genauer gesagt, der Sinn des Lebens, denn davon handelt eine von Nigels Lieblingsgeschichten, die er oft und gerne erzählt. Sie geht folgendermaßen:
Am ersten Tag erschuf Gott die Kuh.
Gott sprach zu ihr: »Lass dich vom Bauern auf die Weide führen, und harre dort den ganzen Tag in der prallen Sonne aus. Gebäre Kälber und gib Milch, um den Bauern zu ernähren. Ich schenke dir eine Lebenszeit von sechzig Jahren.« Die Kuh entgegnete: »Sechzig Jahre lang ein solches Leben zu führen, ist ganz schön hart! Lass mich lieber nur zwanzig Jahre leben, die restlichen vierzig kannst du zurückhaben.«
Damit war Gott einverstanden.
Am zweiten Tag erschuf Gott den Affen.
Gott sprach zu ihm: »Erfreue die Menschen, führe Kunststückchen vor und bringe sie zum Lachen. Ich schenke dir eine Lebenszeit von zwanzig Jahren.« Der Affe entgegnete: »Ich soll mich zwanzig Jahre lang zum Affen machen und Kunststückchen vorführen? Wie öde! Nein danke, kein Interesse. Die Kuh hat dir vierzig Jahre zurückgegeben, und ich gebe dir zehn zurück, einverstanden?«
Wieder war Gott einverstanden.
Am dritten Tag erschuf Gott den Hund.
Gott sprach zu ihm: »Setze dich den ganzen Tag vor das Haus und kläffe jeden an, der vorbeiläuft oder hereinkommen will. Ich schenke dir eine Lebenszeit von zwanzig Jahren.« Der Hund entgegnete: »Ich kann unmöglich zwanzig Jahre lang kläffen. Lass mich zehn Jahre leben, die anderen zehn kannst du zurückhaben.«
Auch damit war Gott einverstanden.
Am vierten Tag erschuf Gott den Menschen.
Gott sprach zu ihm: »Iss, schlafe, spiele, habe Sex und Spaß, tue nichts, außer dein Leben zu genießen. Dafür schenke ich dir zwanzig Jahre.« Der Mensch entgegnete: »Was? Nur zwanzig Jahre? Wieso das denn? Pass auf, das machen wir anders. Du schenkst mir meine zwanzig und legst die vierzig von der Kuh, die zehn vom Affen und die zehn vom Hund noch obendrauf und gewährst mir achtzig Lebensjahre. In Ordnung?«
Und Gott sagte: »Okay, abgemacht!«
Und deswegen macht der Mensch die ersten zwanzig Jahre seines Lebens nichts, außer essen, schlafen, spielen, Sex und Spaß haben, schuftet die nächsten vierzig Jahre seines Lebens in der prallen Sonne, um die Familie zu ernähren, macht sich danach zehn Jahre lang zum Affen, um seine Enkelkinder zum Lachen zu bringen, und verbringt die letzten zehn Jahre seines Lebens damit, vor dem Haus zu sitzen und jeden anzukläffen.
Trotz seines seltsamen Humors ist Nigel ein anständiger Kerl und dankbar für das, was er hat. Er weiß aber auch, dass vieles nicht gerade optimal läuft, und eine leise Stimme in seinem Hinterkopf flüstert ihm immer wieder ein, wie gut es für ihn und seine Familie wäre, wenn er einige Dinge anders anpacken würde.
Was könnte er tun? Weshalb rackert er sich so ab und kann selten pünktlich Feierabend machen? Weshalb ist er ständig müde? Warum hat er immer das Gefühl, mit allem im Verzug zu sein und keinen Schritt voranzukommen? Warum wird sein Posteingang immer voller und seine Aufgabenliste immer länger? Das Leben erscheint ihm wie eine Tretmühle, in der er sich abstrampelt, ohne vom Fleck zu kommen. Aber wieso gleiten andere Menschen anscheinend mühelos und unbekümmert über alle Hürden und Hindernisse hinweg und erzielen Erfolge, für die sie keinen Finger krümmen müssen? Besteht ihr Trick darin, mehr oder weniger oder etwas anders zu machen als Nigel?
Читать дальше