Die Fahrt der Steampunk Queen
Ein Roman in Episoden
Marianne Labisch + Gerd Scherm (Hrsg.)
Außer der Reihe 57
Marianne Labisch + Gerd Scherm (Hrsg.)
DIE FAHRT DER STEAMPUNK QUEEN
Ein Roman in Episoden
Außer der Reihe 57
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
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© dieser Ausgabe: März 2021
p. machinery Michael Haitel
Titelbild & Illustrationen: Gerd Scherm
Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda Michael Haitel
Lektorat: Marianne Labisch, Gerd Scherm
Korrektorat: Michael Haitel
Herstellung: global:epropaganda Michael Haitel
Verlag: p. machinery Michael Haitel
Norderweg 31, 25887 Winnert
www. p machinery.de
für den Science Fiction Club Deutschland e. V., www.sfcd.eu
ISBN der Printausgabe: 978 3 95765 238 6
ISBN dieses E-Books: 978 3 95765 858 6
In memoriam Susanne Haberland
†01.04.2016
Marianne Labisch: Vorwort
Ich kannte Susanne Haberland schon fünf Jahre als nette Kollegin im Forum der Geschichtenweber, bevor sie sich 2015 bei mir per Mail meldete und mich fragte, ob ich sie in ihrem letzten Lebensjahr begleiten wollte. Wir waren bis dahin immer gut miteinander ausgekommen, aber von ihrer Krebserkrankung wusste ich nichts und war folgerichtig erst mal geschockt und erstaunt. Warum hatte sie mir davon noch nichts erzählt?
Susanne hatte ihre ganz eigene Art mit der Krankheit umzugehen und sie suchte sich ihre Begleiter ganz gezielt aus. Sie wandte sich an Personen, von denen sie glaubte, sie täten ihr gut. Selbstverständlich sagte ich spontan zu und sie erzählte mir, dass sich etliche vermeintliche Freunde von ihr abgewandt hatten, als sie von der Diagnose erfuhren. Auch einige Verlage wollten nichts mehr von ihr wissen und manch einer erklärte ihr sogar, dass posthum nichts von ihr veröffentlicht würde. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dass die O’Connell Press Susannes Roman nach ihrem Ableben veröffentlichte. Ebenso handhabte es die p. machinery. Zu beiden Verlagen hatte Susanne auch ein sehr nettes Verhältnis.
Ich wusste also, wie diese Geschichte enden würde, und war gewappnet, Trost zu spenden, Beistand zu leisten, sie aufzufangen, wenn sie am Boden lag. Aber all das war nicht nötig. Susanne hat ihr Schicksal angenommen und nicht damit gehadert. Sie hat sich das Lachen auch vom Tod nicht verbieten lassen, ganz im Gegenteil: Oft hat sie gescherzt, dass der Gevatter schon in der Tür stünde, sie ihn aber noch hinhalten müsste, weil sie unbedingt noch eine Geschichte, einen Roman oder ein anderes Vorhaben beenden wollte. Obwohl sie keine gute Prognose hatte, stürzte sie sich in die Arbeit und schloss immer neue Verträge ab. Ich hatte den Eindruck, als wollte sie gegen den Tod anschreiben.
Sie hat auch in den schlimmsten Situationen, als zum Beispiel eine lebensverlängernde Maßnahme scheiterte, nie gejammert, geweint oder gezürnt.
Es hat Situationen gegeben, die sie geärgert haben, aber dann ärgerte sie sich meistens mehr über ihre fehlende Schlagfertigkeit, als über die Begebenheit selbst. Ich habe sie bewundert. Sie war so stark und selbst ganz am Schluss hat sie immer noch kein großes Aufhebens von sich gemacht, sondern uns nur kurz mitgeteilt, dass sie das Wochenende nicht mehr erleben wird und hat auf Wiedersehen gesagt. Nach dieser Mail haben wir sie nicht mehr erreicht und kurz darauf erfahren, dass sie friedlich eingeschlafen war.
Susanne liebte den Steampunk über alles und fast alle ihre Pseudonyme ebenfalls. Sie hatte Fantasie und hauchte ihren Figuren Leben ein. Auch ihren feinen Sinn für Humor konnte man in ihren Geschichten entdecken. Ich mochte ihre Geschichten und Romane sehr. Als sie gestorben war, nahm ich mir vor, ihr zu Ehren mal eine Anthologie herauszugeben. Dann kam ein Projekt nach dem anderen und meine »Steampunk Queen« – den Namen hatte ich sofort parat – geriet erst einmal wieder in Vergessenheit.
Bis, ja, bis ich die Anthologie »Sternentod – Inspiration Two Steps from Hell«, von Frederic Brake herausgegeben, in Händen hielt, die 2019 erschienen ist. Darin war Susannes letzte Geschichte enthalten, die ich noch lektorieren durfte. Das Buch war Susanne gewidmet und ich entdeckte, dass sich ihr Todestag am 01. April 2021 zum fünften Mal jähren wird.
Das war der perfekte Anlass, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich sprach einige Autoren an, die Susanne gekannt hatten und bekam ein paar Zusagen, die aber nicht für eine Anthologie ausgereicht hätten, daher wandte ich mich an andere Autoren, von denen ich vermutete, dass sie Steampunk verfassen konnten und andere, von denen ich wusste, dass sie es konnten und so bekam ich eine nette Mannschaft zusammen.
Weil Gerd Scherm so viele schöne Illustrationen beigesteuert hat, und wir beide sehr harmonisch und produktiv zusammenarbeiten und nun schon öfter gemeinsam Anthologien herausgegeben haben, fragte ich ihn, ob er auch hier als Mitherausgeber fungieren wollte. Er wollte nicht nur, sondern war gleich Feuer und Flamme und hat erst mal die ganze Crew und das Schiff visualisiert und die Reiseroute zusammengestellt. Für die Visualisierung haben wir einen neuen Weg gewählt, denn die Besatzung musste ja in allen Geschichten gleich aussehen. Wir haben uns an lebenden und toten Schauspielern ebenso wie an unbekannten Personen orientiert.
Die Besatzungsliste und die anderen »Darsteller« finden Sie am Ende des Buches. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Autoren und meinem Mitherausgeber ist statt der geplanten Anthologie ein Episodenroman entstanden.
Nun hoffe ich, dass unsere kleine Hommage an Susanne Haberland und ihr Werk Ihnen gefällt.
Leinen los! Auf geht die Fahrt. Ahoi!
Ihre
Marianne Labisch
Gerd Scherm: Die Vorgeschichte zur Fahrt der Steampunk Queen
Im Jahr 1900 wendete sich im Burenkrieg das Blatt. Sechzigtausend Mann Verstärkung trafen in Südafrika ein und die Truppen unter dem Kommando von Feldmarschall Lord Roberts eilten nun von Sieg zu Sieg. Der südafrikanische Präsident Paul Krüger hatte das Land fluchtartig verlassen, nicht ohne vorher die Goldvorräte des Burenstaats Transvaal verstecken zu lassen. Natürlich hatte sich der Exodus des Goldes aus den Banktresoren in die Weiten des Landes herumgesprochen. Nicht nur Glücksritter machten sich auf die Suche, sondern auch Einheiten der britischen Streifkräfte.
Eine solche Einheit unterstand Major Lord Summer. Man hatte ihm zugetragen, dass eine vollends ausgebeutete Mine als Versteck dienen sollte. Nach dem Motto: »Wo nichts mehr zu holen ist, wird keiner suchen.«
So machte sich der Major mit einem Trupp Soldaten zu dem Ort auf, dessen Name und Lage in keinem heute noch existierenden Dokument verzeichnet wurde.
Lord Summer und seine Leute fanden die Mine vor, wie man sie ihnen beschrieben hatte: verlassen, leer, ohne eine Spur von Gold – weder im Gestein, noch in Kisten versteckt. Sie waren gerade dabei, die Mine zu verlassen, als der Major nach oben an die Decke schaute. Was er sah, ließ ihm den Atem stocken. Unter dem Felsengewölbe hingen Dutzende, wenn nicht Hunderte Steine – kugelrunde Steine. Er rieb sich die Augen und schaute wieder nach oben. Dann forderte er seinen Adjutanten Captain Cavendish auf, ebenfalls zur Decke zu blicken.
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