Reimer Gronemeyer - Die Schwachen zuerst

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Die Coronakrise ist ein Trainingslager, das uns auf kommende Krisen vorbereitet, die mit der Klimakatastrophe auf uns einstürzen werden. Wir haben gesehen, dass der Ausnahmezustand über Nacht zum Alltag werden kann. Dann geht es nur noch um das Überleben. Dies bringt auch viele soziale Fragen mit sich. Werden die Schwächsten der Gesellschaft zuerst über die Klinge springen? Gronemeyer meint, jetzt, mit und nach Corona, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Aus einer in Trümmern liegenden Gesellschaft, nach dem Lockdown im Jahr 2020, muss die Umkehrung erwachsen: Wir müssen sehen, dass die Schwachen zum Maßstab für das Wohl der Menschen werden, und, dass die Gerechtigkeit über dem Kapitalismus stehen muss.

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Wann es auch die Frau im Rollstuhl bei uns erwischt oder den dementen Greis – das ist eine Frage der Zeit, die davon abhängt, wie dramatisch die Krise wird. In Pflegeheimen, bei den „Tafeln“, bei Hartz-IV-Kindern ist die Marginalisierung schon jetzt überdeutlich.

Mitten in der Coronapandemie weigern sich im März 2020 die reichen europäischen Staaten, die krisengeschüttelten Länder des europäischen Südens zu unterstützen. Mit einem offenen Brief appellieren italienische Politiker an Deutschland, („Cari amici tedeschi“, liebe deutsche Freunde), den europäischen Süden zu unterstützen. 30 Jahre lang sei die Wirtschaft das Einzige gewesen, was in der EU gezählt habe, jetzt sei es an der Zeit, das politische, kulturelle und menschliche Europa sichtbar zu machen. Der Appell verhallt erst einmal, die Starken bleiben zögerlich, rücken ein paar Kredite heraus. Gleichzeitig nutzt der amerikanische Präsident Trump die Coronakrise dazu, Umweltauflagen für die amerikanische Industrie zu kippen. Die Krise – die Coronakrise, die Klimakrise, die Wirtschaftskrise – wird die Starken stärken und die Schwachen noch weiter abstürzen lassen. Nach der Coronakrise wird alles grausamer sein. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, die Kleinen und die Schwachen endgültig zum Verschwinden zu bringen. Während in Indien die Ausgangssperre dazu führt, dass Arme, die ihre Hütte nicht verlassen dürfen, verhungern, bauen sich reiche Eliten Rückzugsgebiete aus. Die Coronakrise verstärkt den Trend Wohlhabender, sich in gated communitie s zurückzuziehen, hinter Stacheldraht, videoüberwacht, im privaten Hochsicherheitstrakt. In der Coronakrise lassen sich amerikanische Eliten per Hubschrauber auf ihre Yachten oder in ihre Ferienhäuser am Meer bringen. Haushaltshilfen (coronagetestet) und alles, was man so braucht zum Essen und Leben, wird vom Helikopter gebracht. „Rette sich wer kann!“ ist die Devise. Ivanka Trump hat sich jüngst ein Haus in der Nähe von Miami gekauft: Auf der Halbinsel stehen 29 Villen, 13 Polizisten bewachen das Areal, das im Volksmund Milliardärs-Bunker genannt wird. 6Auch eine Art Lockdown. Am deutlichsten wird die neue Rücksichtslosigkeit in der Vorstellung einiger Superreicher, sie könnten dem Sumpf des ruinierten Planeten entfliehen, indem sie sich, wenn hier Schluss ist, mit Raketen in ein planetarisches Exil retten – auf irgendeinen neuen Planeten vielleicht. Es ist ein irrsinniger Plan, aber ein interessantes Gedankenexperiment, das kein Geringerer als Stephen Hawking zuerst propagiert hat. Elon Musk, der Tesla-Chef, will 2024 eine erste bemannte Raumfähre zum Mars schicken, um dort eine Stadt für eine Million Menschen zu bauen. In erster Linie für Personen, die sich das leisten können. 7In all dem wächst das Phänomen der Verabschiedung von der Idee der Gemeinschaft und der Verantwortung: Die Menschen auf der Flucht, die Hungernden, die Schwachen werden nicht mehr wahrgenommen als eine Aufgabe für die, die besser dran sind. Auch da hat die Coronakrise die Richtung gezeigt: Mit unfassbarer Geschwindigkeit wurden in Deutschland, Österreich und Frankreich Triagekonzepte ausgearbeitet: Wer kriegt ein Beatmungsgerät und wer nicht? Die Schwachen haben das Nachsehen. Und weltweit sind Prozesse der Absage an gemeinsame Verantwortung zu beobachten: Jait Bolsonaro, der brasilianische Präsident, lässt den Amazonas-Urwald abfackeln. Viktor Orbán, der ungarische Ministerpräsident, bleibt erbarmungslos gegen minderjährige Flüchtlinge in den Lagern an seinen Grenzen. Wir gewöhnen uns vielleicht zu schnell daran: Dass die Hoffnung zerstört wird – die Hoffnung, dass Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit eines Tages die Welt durchsäuert haben werden. Die Hoffnung, dass der Hunger aufhört und Ungerechtigkeit ausgelöscht sein wird, hat über uns geschwebt. Diese Hoffnung ist zur Illusion degradiert, sie ist abgestürzt und das damit verbundene Lebensgefühl zerbrochen.

Wie die Schwachen zu den ersten Opfern der Pandemie wurden

„Triage, das ist wie früher beim Autoquartett. Da heben wir auch alle unsere Karten auf den Tisch gelegt und verglichen: Wer hat den größten Hubraum, wer hat am meisten PS, wer fährt am schnellsten …“ So sieht das ein Oberarzt der Orthopädie im Zusammenhang mit der Coronakrise. Triage fragt bei der Einteilung von Verletzten im Krieg nach der Schwere der Verletzungen. Wer wird behandelt und wer nicht – wenn die Lazarettmöglichkeiten begrenzt sind? Allein die Vorstellung, es könne nicht genügend Intensivbetten geben, hat in der Coronakrise das Thema Triage auf den Tisch gebracht. Vorschläge nach dem Muster des Autoquartetts wurden eilig, ja eilfertig gemacht. Dialysepatienten, chronisch Herzkranke und Menschen mit Demenz sollen im Zweifelsfall zuerst aus der Intensivbehandlung genommen werden. In der Kaufmannsprache wird auch von „Triage“ gesprochen, und es ist damit der Ausschuss bei Kaffeebohnen gemeint. Um Ausschuss also geht es. Die Schwachen zuerst: Das droht, wenn es um das Aussortieren geht. Solange die Leistungsgesellschaft gut dasteht, werden die Alten gehätschelt, die Behinderten in die Inklusion gelockt und die Kranken mit medizinischen Möglichkeiten zugeschüttet. Kommt die Krise, dreht sich der Wind. Die Kernbotschaft der Leistungsgesellschaft liegt dann wieder offen auf dem Tisch: Eigentlich gehört nur dazu, wer leistet. Wie das Wort „Leistungsgesellschaft“ schon sagt: Wer nichts leistet, lebt eigentlich nicht. Die Leistungsgesellschaft und ihre Schwachen: Das ist ein heikles Bündnis. Es hält nur solange, wie die Sonne der Wohlstandsgesellschaft scheint. Die Coronakrise zeigt es und die nächste Krise, die kommt, die Klimakrise, wird die fragile Situation der Schwachen erst recht sichtbar machen.

Schauen wir zurück auf diese Pandemie, die mit dem Coronavirus über uns gekommen ist. Sie hat in die Betriebsamkeit der globalen Wirtschaft und der globalen Lebensverhältnisse mit nie erfahrener Radikalität eingegriffen. „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ Den alten Spruch der Arbeiterbewegung hat ein Virus, der mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist, in die Tat umgesetzt. Und alles, was wir für unmöglich gehalten haben, geschah über Nacht vor unseren Augen. Schluss mit der Mobilität. Schluss mit dem Konsum. Die Natur atmete auf. Eine Wirtschaftskrise ist die Folge gewesen. Verzweiflung und Hoffnung waren da. Die Verzweiflung all derer, die ihre Existenzgrundlage verloren haben, die Hoffnung all derer, die auf einen Neuanfang setzten. Eine erstaunliche, weltweite Entschlossenheit war zu erkennen. Solidaritäten wurden in allen Ecken und allen Enden sichtbar. Und nach dem Ende der Pandemie kommt das große Aufatmen? Vieles hat die Pandemie verändert. Neue Gemeinschaftlichkeiten sind entstanden. Aber übersehen wurde (bisweilen), dass die Schwachen die dunklen Konsequenzen zuerst erfahren haben. Und zugleich gilt das Umgekehrte: Die Schwachen wurden für die, die das hören wollten, zum Leuchtturm: Sie gaben Orientierung in der Frage: In welche Richtung wollen wir uns bewegen? Werden die die Zukunft bestimmen, die die Spaltung zwischen stark und schwach vorantreiben, oder werden die Schwachen zum Salz in der Suppe? In der Coronakrise wurde die Ouvertüre zu dieser Oper gespielt. Die erwartbaren ökonomischen Krisen und insbesondere die Folgen des Klimawandels werden es zutage bringen: Welche Gesellschaft kriegen wir? Welche Gesellschaft wollen wir? Die Kraft einer Gesellschaft misst sich an der Frage, ob sie die Welt aus der Perspektive der Schwachen versteht oder ob sie diese Schwachen als Störung, als Nebensache, als Unkraut behandelt. Die Schwachen zuerst also.

Die Schwachen sind nicht die Schädiger. Sie sind oft und schnell Opfer der Verwüstungen, aber selten haben sie den Willen und die Macht, die Welt in Trümmer zu legen. Vielleicht muss man die berühmte und bekannte Geschichte, die Walter Benjamin erzählt, neu erzählen? Walter Benjamin kommentiert ein Bild von Paul Klee, das „Angelus Novus“ genannt ist. Die aquarellierte Zeichnung ist 1920 entstanden. Klee hat eine Reihe von Engeln gezeichnet, die – wie er sagt – sich erst im „Vorzimmer der Engelschaft“ befinden. Angelus Novus: Ein übergroßer Kopf ist zu sehen, angedeutete Flügel, die Haare sehen aus wie lockig eingerollte Papierstreifen, zugleich wirken sie, als wären sie vom Sturm zerzaust. 8Walter Benjamin schreibt zu dem Angelus Novus: „Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.“ 9

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