Olga Tokarczuk - Unrast

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Noch nie wurde so viel gereist wie heute. Und doch ist die Sehnsucht, sich in der Welt zu verlieren, nicht gestillt, hat sich das Reisen trotz Massentourismus eine eigene Poesie bewahrt. Aber was heißt es, in dieser rasenden und zunehmend vernetzten Welt ein Wanderer, ein Körper in Bewegung zu sein? Was heißt es, nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit zu reisen? Unrast ist eine Wundertüte voller Geschichten, Mythen, Lebensbekenntnisse, Notizen und Gedanken über das Reisen und die Verbindung zwischen Seele und Körper, über Leben und Tod, Bewegung und Sein, Entwurzelung und Migration.Da ist die Ich-Erzählerin, die unentwegt auf Wanderschaft ist, zu Fuß, im Auto, im Flugzeug oder gar in Gedanken. Oder Eryk, den es als Fährmann in den hohen Norden verschlagen hat und der irgendwann mit seinen verdutzten Passagieren Kurs aufs offene Meer nimmt. Da ist der junge Mann, der langsam dem Wahnsinn verfällt, als seine Frau und sein Kind während eines Urlaubs plötzlich verschwinden, um ebenso plötzlich wieder aufzutauchen. Und schließlich Chopins Schwester, die ihren Bruder abgöttisch geliebt hat und nun sein Herz auf eine allerletzte Reise nach Warschau begleitet. Unrast ist ein Potpourri unterschiedlichster Geschichten, die aber, wie der Leser bald ahnt, einem geheimen Fahrplan folgen und eine gemeinsame Destination haben.

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Er betrachtet die Männer, die auf den Tisch neben ihm zusteuern. Sie setzen sich hin, stellen noch einen Stuhl dazu, sie sind zu fünft. Bevor der Kellner kommt und sie ihre Getränke bestellen, verbindet sie schon ein unsichtbares Einvernehmen.

Sie sind verschiedenen Alters, zwei von ihnen haben dichte Bärte, doch in dem Kreis, den sie unwillkürlich sogleich gebildet haben, verschwinden all diese Unterschiede. Sie reden, aber es ist nicht wichtig, was sie reden, es könnte so aussehen, als schickten sie sich zum gemeinsamen Singen an, als probierten sie ihre Stimmen aus. Lachen erfüllt den Raum im Innern ihres Kreises, Witze, sogar altbekannte, werden erfreut kommentiert, ja sogar gewünscht. Es ist ein tiefes, vibrierendes Lachen, es nimmt den Raum in Beschlag und bringt die Touristen am Nebentisch – plötzlich aufgeschreckte Frauen in mittlerem Alter – zum Schweigen. Es zieht neugierige Blicke auf sich.

Sie bereiten sich ihr Publikum vor. Der Eintritt des Kellners mit dem Tablett voller Getränke wird zur Ouvertüre, der Kellner selbst, ein junger Mann, wird, ohne sich im Geringsten dessen bewusst zu sein, zum Conférencier, der einen Tanz, eine Oper ankündigt. Bei seinem Anblick leben sie auf, eine Hand fährt in die Höhe und zeigt ihm den Platz: hier. Ein Augenblick Stille – und schon wandern die Glasränder zu den Lippen. Der eine oder andere von ihnen – und zwar die Ungeduldigsten – schließt unwillkürlich die Augen wie in der Kirche, wenn der Priester weihevoll die weiße Oblate auf die ausgestreckte Zunge legt. Die Welt ist bereit, umgekrempelt zu werden, nur konventionshalber ist der Boden noch unter den Füßen und die Decke über dem Kopf, der Köper gehört nicht mehr allein sich selbst, sondern ist Teil einer lebendigen Kette, eines lebendigen Kreises. So wie auch jetzt die Gläser wieder zum Mund geführt werden, der Augenblick selbst, in dem sie geleert werden, ist fast unmerklich, es geschieht in blitzartiger Konzentration mit einem kurzzeitigen Ernst. Ab jetzt werden sich die Männer an ihren Gläsern festhalten. Die Körper rings um den Tisch fangen an zu kreisen, die Scheitel werden in der Luft Kreise beschreiben, erst kleinere, dann größere. Sie werden sich überlagern, neue Lücken entstehen lassen. Schließlich werden sich die Hände erheben, zuerst werden sie ihre Kraft in der Luft erproben, in Gesten, die Worte illustrieren, dann werden sie zu den Schultern der Kameraden wandern, zu ihren Armen und Rücken, sie klopfen und stützen. Die Verbrüderung der Hände und Schultern ist keine Zudringlichkeit, es ist ein Tanz.

Kunicki schaut voller Neid zu. Er würde gerne aus dem Schatten kommen und sich ihnen anschließen. Eine solche Intensität kennt er nicht. Ihm steht der Norden näher, wo die Männer in Gemeinschaft zurückhaltender sind. Doch im Süden, wo Sonne und Wein den Körper schneller und ungenierter lösen, wird dieser Tanz ganz real. Nach einer Stunde sinkt der erste Körper rückwärts und fängt sich an der Lehne des Stuhls.

Der Nachtwind schlägt Kunicki wie eine warme Tatze auf den Rücken, schiebt ihn auf die Tische zu, als wollte sie ihn überreden, Geh, los, geh schon. Er würde sich ihnen gerne anschließen, egal wohin sie sich aufmachen. Er will, dass sie ihn mitnehmen.

Auf der unbeleuchteten Seite des Boulevards geht er zurück zum Hotel, dabei achtet er darauf, die Grenze des Dunkels nicht zu überschreiten. Bevor er das enge stickige Treppenhaus betritt, holt er tief Luft und bleibt einen Augenblick lang reglos stehen. Im Dunkeln tasten seine Füße nach den Stufen, so steigt er die Treppe hinauf und lässt sich im Zimmer gleich auf sein Bett fallen. Angezogen liegt er auf dem Bauch, die Arme von sich gestreckt, als hätte ihn jemand in den Rücken geschossen, und er hätte kurz über die Kugel nachgesonnen und wäre dann gestorben.

Nach ein paar Stunden steht er auf, er kann höchstens zwei Stunden gelegen haben, denn es ist noch dunkel, und er tastet sich die Treppe hinunter zu seinem Auto. Die Verriegelung klackt, das Auto blinzelt vertraulich und sehnsüchtig. Kunicki holt das Gepäck heraus, alles, wie es gerade kommt. Er trägt die Koffer die Treppe hinauf, sie in der Küche und im Zimmer auf den Boden fallen. Zwei Koffer und etliche Beutel, Taschen, Körbe, auch den mit dem Reiseproviant, eine Plastiktüte mit einem Satz Taucherflossen, Tauchermasken, einen Sonnenschirm, Strandmatten und die Kiste mit Wein, Ajvar, dieser Paprikapaste, die sie so gerne aßen, und Oliven von der Insel. Er knipst alle Lichter an und sitzt dann mitten in diesem Durcheinander. Er nimmt ihre Tasche und kippt den Inhalt vorsichtig auf den Küchentisch. Er setzt sich hin und betrachtet das Häuflein kläglicher Gegenstände, als wäre es ein kompliziertes Mikadospiel, für das man eine bestimmte Bewegung braucht, um einen Stab so herauszuziehen, dass die anderen sich nicht bewegen. Nach kurzem Zögern nimmt er ihr Rouge und dreht den Deckel ab. Dunkelrot, noch fast neu. Sie benutzte es nicht oft. Er riecht daran. Es duftet gut, schwer zu sagen, wonach. Er fasst Mut, nimmt jeden Gegenstand in die Hand und legt ihn einzeln auf den Tisch. Der Pass im blauen Umschlag, auf dem Bild ist sie wesentlich jünger, trägt die langen Haare offen, mit einem Pony. Die Unterschrift auf der letzten Seite ist verwischt, deshalb wird sie an Grenzen oft angehalten. Ein schwarzes mit einem Gummi zusammengehaltenes Notizbuch. Er schlägt es auf und blättert darin, ein paar Notizen, die Zeichnung von einer Jacke, eine Zahlenkolonne, die Karte von einem Bistro in Polanica mit einer Telefonnummer auf der Rückseite, ein Büschelchen dunkle Haare, eigentlich nicht mal ein Büschel, nur ein paar Dutzend einzelne Haare. Das legt er beiseite, er wird es später genauer anschauen. Ein Schminktäschchen aus indischem Stoff, darin ein dunkelgrüner Augenstift, eine Puderdose (fast ohne Puder), grüne Wimperntusche in einer Hülse, ein Brauenstift aus Plastik, Lipgloss, eine Pinzette, ein schwarz angelaufenes gerissenes Kettchen. Er findet noch ein Billett für das Museum in Trogir, auf der Rückseite steht etwas, ein Fremdwort; er hält das Stück Karton dicht vor die Augen und liest mit Mühe: καιρος, wohl K-A-I-R-O-S, aber er ist sich nicht sicher, das Wort sagt ihm nichts. Am Boden des Täschchens lauter Sand.

Das Mobiltelefon: Der Akku ist fast leer. Er prüft die letzten gewählten Nummern, vor allem seine eigene Nummer erscheint, aber auch zwei, drei andere, mit denen er nichts verbindet. Eingegangene Nachrichten: nur eine, die hat er geschickt, als sie sich in Trogir verloren hatten: »Ich bin am Brunnen auf dem Hauptplatz.« Verschickte Nachrichten: keine. Er kehrt zum Hauptmenü zurück, auf dem Bildschirm leuchtet kurz ein Muster auf und erlischt.

Ein angebrochenes Päckchen Papiertaschentücher. Ein Bleistift, zwei Kugelschreiber: der eine ein gelber Wegwerfstift, der andere mit der Aufschrift »Hotel Mercure«. Kleingeld, Groschen und Eurocent. Das Portemonnaie, darin ein paar kroatische Banknoten, zehn polnische Zloty. Eine Visakarte. Ein oranges Zettelblöckchen, etwas angeschmutzt. Eine Anstecknadel aus Kupfer mit antikem Muster, sie sieht kaputt aus. Zwei Bonbons. Eine Digitalkamera in schwarzem Etui. Ein Nagel. Eine weiße Klammer. Ein Kaugummistaniol. Krümel. Sand.

Alles breitet er vorsichtig auf der mattschwarzen Tischfläche aus, alle Gegenstände im gleichen Abstand voneinander. Er geht zum Wasserhahn, trinkt Wasser. Kehrt zurück zum Tisch und zündet sich eine Zigarette an. Dann macht er sich daran, mit ihrem Apparat zu fotografieren. Jeden Gegenstand einzeln. Er fotografiert langsam, mit Hingabe, aus geringstmöglicher Distanz, mit Blitz. Er bedauert nur, dass er sich mit dem kleinen Apparat nicht selbst fotografieren kann. Er ist auch ein Beweisstück in diesem Fall. Dann geht er in den Flur, wo die Taschen und Koffer stehen, knipst von jedem Gegenstand ein Bild. Doch dabei lässt er es nicht bewenden, er packt die Koffer aus und fotografiert jedes Kleidungsstück, jedes Paar Schuhe, jede Cremetube, jedes Buch. Die Spielsachen des Kleinen. Er schüttelt sogar die Schmutzwäsche aus der Plastiktüte und macht ein Foto von dem unförmigen Haufen.

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