Die Ostdeutschen »marschieren, um gegen das Marschieren zu demonstrieren«, eine 17jährige Amerikanerin in Westberlin urteilt: »Die Umstürzler können’s am besten, gar kein Vergleich!« Ihre ältere Gastgeberin seufzt: »Und ich dachte, wir wären nur in der Raketentechnik zurück!« Der Gatte, Chef der Westberliner Filiale von Coca Cola, muss jeden Morgen seinen deutschen Angestellten das Gehorcheraufspringen untersagen und tut es so drastisch wie verzweifelt: »Sitzen machen!« Einen ständig die Hacken zusammenknallenden Untergebenen mit selbstverständlich abgestrittener Mitläufervergangenheit lässt Wilder dennoch den großen Satz sagen: »Die Herren Kommunisten sind eingetroffen.« Ein junger ostdeutscher Parteigänger rettet eine Amerikanerin vor der Verhaftung, weil sie »eine typisch bourgeoise Schmarotzerin« und »die verfaulte Frucht einer korrupten Zivilisation« sei. Die 17jährige aus Georgia ist hingerissen: »Natürlich habe ich mich gleich in ihn verliebt.« Und sieht selbstverständlich auch ein, dass ihre reichen Eltern leider liquidiert werden müssen.
Die wollen erstmal mit dem Flugzeug in Berlin landen – was aber nur gelingen kann, »wenn diese Dreckskommunisten es nicht abschießen!« Kapitalismus ist »ein toter Hering im Mondenschein: er glänzt, aber er stinkt«; »Russland ist da zum Weglaufen, nicht zum Hinfahren«, denn im Kommunismus droht jedem Selbstdenker schließlich die Haft bei Väterchen Frost, »und das einzige, woran er sich wärmen kann, ist der heiße Atem der Kosaken.« Bestürzend Ähnliches gilt auch für die Gegenseite: »Atlanta ist Sibirien mit Pfefferminzgeschmack.« Kurz: Es ist alles ganz und gar wahr. Kein richtiges Leben gibt es im falschen, keinen Ort, nirgends. Wir sind verloren und müssen uns einen Reim darauf machen: Wir sind geboren. Billy Wilder lehrt uns, wie komisch das sein kann.
Harmlos oder ein Spielen auf Rumhängepatt ist »Eins, Zwei, Drei« also nicht. Einen Mann mit Trenchcoat und schneidender Stimme hört man fragen: »Glauben Sie etwa, Sie können einen deutschen Journalisten bestechen?« Die lakonische Antwort lautet: »Ich hab‘s noch nicht versucht.« Der Pressemann, der sich so aufspielt, wird kurz und unaufgeregt als SS-Obersturmbannführer enttarnt, der dann ganz kleinlaut seine bezahlte Arbeit als PR-Schranze macht. Sounds like Spiegel-Spirit.
Es gibt auch andere gute Gründe, aber allein für Billy Wilders Komödie »Eins, Zwei, Drei« hat sich die deutsche Teilung unbedingt gelohnt. Beim nächsten Mal möge der Versuch bitte erfolgreicher sein.
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