Die große Schwierigkeit bestand für Backster darin, die Experimente so zu gestalten, dass die Wirkung wissenschaftlich demonstrierbar war. Wenngleich seine Laborexperimente mittlerweile völlig automatisiert waren, blieben die Pflanzen dennoch auf ihn eingestimmt, wenn er das Büro verließ, egal wie weit er sich auch entfernte. Wenn Backster und sein Partner während eines Experiments in eine Bar in der nächsten Straße gingen, dann stellte er fest, dass die Pflanzen nicht auf die Salinenkrebse reagierten, sondern darauf, wie anregend die Unterhaltung zwischen ihm und seinem Partner verlief. Reaktionen auf bestimmte Ereignisse ließen sich so schwer isolieren, dass er schließlich Untersuchungen entwickeln musste, die Fremde in einem anderen Labor durchführten.
Die Wiederholbarkeit blieb ein weiteres großes Problem. Alle Tests erforderten Spontaneität und eine genaue Absicht. Das war ihm aufgefallen, als ihn der berühmte Hellseher Ingo Swann im Oktober 1971 in seinem Labor besuchte. Swann wollte Backsters Anfangsexperiment mit dem Drachenbaum wiederholen. Wie erwartet, begann der Lügendetektor auszuschlagen, als Swann sich vorstellte, die Pflanze mit einem Streichholz anzuzünden. Er versuchte es erneut, die Pflanze reagierte heftig und hörte dann auf.
„Was bedeutet das denn nun?“, wollte Swann wissen.
Backster zuckte mit den Schultern: „Sagen Sie es mir.“
Der Gedanke, der Swann durch den Kopf ging, war so bizarr, dass er nicht sicher war, ob er ihn aussprechen sollte. „Meinen Sie vielleicht, dass sie gelernt hat, dass ich es nicht ernst meine mit der Absicht, ihre Blätter anzuzünden? Dass sie jetzt weiß, dass sie nicht erschrecken muss?“
„Das haben Sie gesagt, nicht ich“, erwiderte Backster. „Probieren Sie es mal mit einem anderen schädlichen Gedanken.“
Swann dachte nun daran, der Pflanze Säure in den Topf zu gießen. Wieder begann die Nadel des Lügendetektors wild auszuschlagen. Aber schließlich schien die Pflanze zu „verstehen“, dass Swann es nicht ernst meinte: Der Detektor zeichnete wieder eine gerade Linie auf. Der Pflanzenliebhaber Swann war bereits vorher davon überzeugt gewesen, dass Pflanzen empfinden können, aber dennoch schockierte ihn der Gedanke, dass Pflanzen anscheinend lernen konnten, zwischen einer wahren und einer vorgetäuschten menschlichen Absicht zu unterscheiden. 10
Obwohl bestimmte Fragen zu Backsters unorthodoxen Forschungsmethoden bestehen bleiben, spricht die schiere Menge seiner Untersuchungsergebnisse massiv für eine Art von primärer Reaktionsbereitschaft und Anpassung, wenn nicht sogar für ein Empfindungsvermögen aller Organismen, egal, wie niedrig sie sind. Für meine Zwecke war Backsters eigentliche Leistung seine Entdeckung der telepathischen Kommunikation, die ständig zwischen Lebewesen und ihrer Umgebung stattfindet. Irgendwie wurde ein ständiger Informationsstrom ausgesandt, empfangen und erwidert.
* * *
Backster musste einige Jahre warten, bis er diesen Kommunikationsmechanismus aufdecken konnte, der zutage trat, als der Physiker Fritz-Albert Popp die Biophotonen entdeckte, die winzigen Lichtteilchen, die Lebewesen abgeben. 11Erst glaubte Popp, dass ein lebendiger Organismus die Biophotonen nur als ein zeitgleiches, nicht-lokales Signal von einem Körperteil an einen anderen aussende, um Informationen über den allgemeinen Gesundheitszustand des Körpers oder über die Wirkung einer bestimmten Behandlung weiterzugeben. Doch dann wurde Popp vom faszinierendsten Effekt von allen in Bann geschlagen: Das Licht schien ein Kommunikationssystem zwischen Lebewesen zu sein. 12In Experimenten mit Daphnien (das sind häufig vorkommende Wasserflöhe) entdeckte er, dass die Weibchen das wechselseitig ausgesandte Licht absorbierten und mit Welleninterferenzmustern zurückschickten, gleichsam als würden sie das ihnen zugesandte Licht aufnehmen und mit weiteren Informationen aktualisieren. Popp schloss daraus, dass das der Mechanismus sein könnte, über den Flöhe als Schwarm zusammenbleiben– eine stille Kommunikation, die sie wie ein unsichtbares Netz zusammenhält. 13
Er beschloss, die Lichtemissionen zwischen Dinoflagellaten zu untersuchen – das sind leuchtende Algen, die im Meerwasser phosphoreszieren. Diese einzelligen Organismen sind auf der Evolutionsleiter irgendwo zwischen Pflanzen und Tieren angesiedelt; sie werden zwar als Pflanzen klassifiziert, bewegen sich aber wie primitive Tiere. Popp entdeckte, dass das Licht jedes einzelnen Dinoflagellaten mit dem seines Nachbarn koordiniert war, als ob sie auf ein Stichwort hin eine winzige Laterne hochhalten würden. 14Chinesische Kollegen von Popp versuchten, zwei Versuchsgruppen von Algen so zu positionieren, dass sie einander durch eine Jalousie „sehen“ konnten, und stellten dabei fest, dass jede Gruppe synchron Licht abgab. Die Forscher folgerten daraus, dass sie eine höchst komplexe Kommunikationsmethode beobachtet hatten. Es bestand kein Zweifel daran, dass die beiden Gruppen einander Signale sandten. 15
Diese Organismen schienen zwar auch Licht von anderen Spezies aufzunehmen, aber die stärkste Synchronizität trat zwischen den Mitgliedern derselben Spezies auf. 16Sobald die Lichtwellen eines Organismus zunächst von einem anderen Organismus absorbiert waren, begann das Licht des ersten Organismus Informationen zeitgleich auszutauschen. 17Lebewesen schienen auch Informationen mit ihrer Umgebung auszutauschen. Bakterien absorbierten Licht von ihrem Nährmedium: Je mehr Bakterien da waren, so stellte Popp fest, desto mehr Licht wurde aufgenommen. 18Selbst Eiweiß und Eidotter scheinen mit der Eierschale zu kommunizieren. 19
Diese Kommunikation hält auch an, wenn ein Organismus zerstückelt wird. Gary Schwartz schnitt mehrere Stangenbohnen auseinander, legte sie zwischen 1 und 10 Millimeter auseinander und fotografierte die Teile dann mit der geborgten NSF-CCD-Kamera mehrmals. Er verstärkte das Licht zwischen den Bohnen mit einer bestimmten Software und entdeckte so viel Licht zwischen den einzelnen Abschnitten, dass es so schien, als seien die Bohnen wieder ganz. Also: Obwohl die Stangenbohnen durchtrennt waren, hielten die Teilstücke ihre Kommunikation mit ihrem abgetrennten Rest aufrecht. 20Mit diesem Mechanismus könnte man vielleicht auch das Gefühl erklären, das Amputierte beschreiben, wenn sie von Phantomempfindungen sprechen: Das Licht des Körpers kommuniziert immer noch mit dem energetischen „Fußabdruck“, den das amputierte Glied hinterlassen hat.
Wie C. Backster entdeckte auch Popp, dass Lebewesen sich durch diese Lichtemissionen in außerordentlicher Weise auf ihre Umgebung einstimmen. Einer von Popps Kollegen, Professor Dr. Wolfgang Klimek, ersann ein geniales Experiment, um zu untersuchen, ob Lebewesen wie Algen bereits vergangene Störungen in ihrer Umgebung wahrnehmen könnten. Er präparierte zwei Behälter mit Meerwasser und schüttelte einen von ihnen. Zehn Minuten später, als das Wasser im geschüttelten Behälter zur Ruhe gekommen war, gab er in beide Gefäße Dinoflagellaten. Die Algen in dem geschüttelten Wasser erhöhten ihre Photonenemission – ein Anzeichen von Stress. Die Algen schienen der geringsten Veränderung in ihrer Umgebung gewahr zu sein – selbst einer vergangenen Veränderung – und reagierten alarmiert. 21
Ein anderer Kollege von Popp, der holländische Psychologe Eduard van Wijk, fragte sich, wie weit sich dieser Einfluss erstrecke: Nimmt ein Lebewesen Informationen aus der gesamten Umgebung auf und nicht nur die zwischen zwei kommunizierenden Einheiten? Wenn ein Heiler beispielsweise eine Heilungsabsicht aussendet, wie weit reicht dann sein Einflussfeld? Wirkt er nur auf sein Zielobjekt ein oder wirkt sein Vorhaben sozusagen wie eine Schrotflinte, beeinflusst also auch andere lebende Organismen rund um das Ziel?
Van Wijk stellte einen Krug mit den Schirmalgen Acetabularia acetabulum (eine andere einfache Algenart) in die Nähe eines Heilers und seines Patienten und maß dann die Photonenemission der Algen während der Heilsitzung und den Ruhepausen. Bei der Datenauswertung stellte er bemerkenswerte Änderungen der Photonenzahl der Algen fest: Die Emissionen veränderten sich signifikant während der Heilsitzungen, als ob die Algen mit Licht bombardiert würden. Auch der Emissionsrhythmus schien sich zu ändern, als ob sich die Algen auf die stärkere Lichtquelle einstellen würden.
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