Bei Hashimoto versteht das Immunsystem die Schilddrüse als fremden Eindringling und setzt eine Immunreaktion gegen sie in Gang, als wäre sie ein fremdes Virus, ein Bakterium oder ein anderer Krankheitserreger. Diese autoimmune Zerstörung der Schilddrüse führt schließlich dazu, dass sie nicht mehr in der Lage ist, genügend eigene Hormone zu bilden. Das wiederum führt zu einer Unterfunktion.
Haben Sie Hashimoto, eine Hypothyreose oder beides?
Eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) ist als klinischer Zustand definiert, bei dem der Spiegel der Schilddrüsenhormone im Körper zu niedrig ist. Dafür kann es eine Reihe von Gründen geben, zum Beispiel Jodmangel, die operative Entfernung der Schilddrüse, die übermäßige Einnahme von Medikamenten, die die Schilddrüsenfunktion unterdrücken, die Unterdrückung der Hypophysenfunktion (die Hypophyse ist eine Hormondrüse im Gehirn; Anm. d. Übers.) oder eine Schädigung der Schilddrüse (durch äußere Einwirkung oder Krankheit).
Die meisten Hypothyreosefälle sind in den USA, Kanada und Europa sowie in anderen Ländern, die ihr Speisesalz mit Jod anreichern, auf Hashimoto zurückzuführen. Je nach Quelle liegen in den USA die Schätzungen zwischen 90 und 97 Prozent, dass Menschen, bei denen eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert wurde, in Wirklichkeit von Hashimoto betroffen sind.
Obwohl Hashimoto die der Unterfunktion zugrunde liegende Ursache ist, bekommen viele Menschen nach der Diagnose zu hören, sie hätten „lediglich eine Schilddrüsenunterfunktion“. Aber nur sehr wenige erfahren, warum ihre Schilddrüse nicht mehr genügend Hormone bildet oder dass sie an einer Autoimmunerkrankung leiden. Meist wird ihnen erzählt, dass alles in Ordnung sei, solange sie nicht vergessen, für den Rest ihres Lebens täglich morgens ihr synthetisches Schilddrüsenmedikament zu nehmen. Die meisten Menschen kommen gar nicht auf den Gedanken zu fragen: „Warum greift mein Immunsystem die Schilddrüse an?“ Daher wissen sie auch nicht, wie sie das aus dem Gleichgewicht geratene Immunsystem behandeln können und bekommen keine Chance, das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern oder umzukehren. Der Arzt behandelt einfach die Symptome, und der Patient tut genau das, was man uns allen beigebracht hat: Er hört auf den Rat des Fachmanns und versucht, sein Leben weiterzuführen. Es gibt einen anderen Weg.
Viele Ärzte untersuchen ihre Patienten einfach gar nicht auf Hashimoto. Denn in der Schulmedizin unterscheidet sich die Behandlung von autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen nicht von der einer Schilddrüsenstörung durch Nährstoffmangel oder eines angeborenen Schilddrüsendefekts, des angeborenen Fehlens der Schilddrüse oder nach einer operativen Entfernung oder einer Radiojodtherapie des Organs. Die Schulmedizin behandelt alle diese Fälle mit synthetischen Schilddrüsenhormonen. Doch bei all denen, die an Hashimoto leiden, ist das ein Fehler, der ihr Leben verändert.
Gefährdete Bevölkerungsgruppen
Hashimoto tritt in Familien gehäuft auf, Frauen sind 5–8 Mal häufiger davon betroffen und die Erkrankung erreicht tendenziell ihren Höchststand in der Pubertät, in der Schwangerschaft und in der Perimenopause (die Zeit des Klimakteriums 1–2 Jahre vor und nach der eigentlichen Menopause; Anm. d. Übers.) Wenn Sie die Diagnose Hashimoto erhalten haben, drängen Sie bitte darauf, dass sich Ihre Töchter und Schwestern, die Mutter und die Großmutter untersuchen lassen, insbesondere, wenn sie vom Alter her den drei häufigsten Zeiträumen entsprechen, in denen sich Anomalien bei den Schilddrüsenhormonen zeigen. Und nur, weil Frauen häufiger erkranken als Männer, heißt das nicht, dass Männer und Kinder nicht betroffen sind.
Meine eigene Erfahrung mit Hashimoto
Mein Weg mit der Hashimoto-Thyreoiditis begann 2009 mit der Diagnosestellung. Ich wusste über die Erkrankung Bescheid, weil Schilddrüsenstörungen im Pharmaziestudium behandelt worden waren, aber zu der Zeit hatte ich diesem Thema keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Wir hatten eine kurze Vorlesung, in der wir etwas über einige der Symptome bei Hormonstörungen der Schilddrüse erfuhren. Angemerkt wurde auch, dass Frauen mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Unterfunktion bekommen, da sie älter werden und dass die Behandlung der Wahl synthetische Schilddrüsenhormone seien. Wir erfuhren, dass die meisten Hypothyreosefälle aufgrund von Hashimoto autoimmun seien, aber abgesehen davon enthielten meine Vorlesungsnotizen keinerlei wesentliche Informationen (und ich schrieb wirklich immer sehr ausführlich mit!) Mein Interesse an Hashimoto wurde durch meine eigene Diagnose geweckt, die ich im Alter von erst 27 Jahren erhielt, was meine Vorstellung von Hashimoto als Alterserkrankung über den Haufen warf. Die Diagnose war nicht einfach gewesen. Fast zehn Jahre lang hatte ich mit meinen seltsamen Symptomen alle möglichen Ärzte aufgesucht, bis es so weit war (mehr über meine Geschichte in Kapitel 1). Und selbst nachdem die Diagnose feststand, schien mir die Hilfe, die von wohl meinenden Schulmedizinern angeboten wurde, zu kurz gegriffen. Die einzige Empfehlung meines Arztes war ein rezeptpflichtiges Medikament, um die Hormone zu ersetzen, die meine unter dem Angriff durch das Immunsystem stehende Schilddrüse nicht mehr selbst bilden konnte. Es fühlte sich an, als würde noch mehr Wasser in einen löchrigen Eimer gegossen. Warum sollte man nicht – wie es meiner Logik entsprach – versuchen, den Angriff auf die Schilddrüse zu stoppen? Ich wusste, dass es einen besseren Weg geben musste. Also beschloss ich, die Bewältigung der Hashimoto-Thyreoiditis als meine persönliche Lebensaufgabe anzunehmen, und der erste Schritt war, mein eigenes Genesungsprogramm zu konzipieren.
Im Endeffekt war es ein Programm, das bestimmte Veränderungen in der Ernährung, spezielle Nahrungsergänzungsmittel und neuartige Medikamente zur Behandlung der meiner Krankheit zugrunde liegenden Ursachen beinhaltete, durch das es mir besser zu gehen begann und das schließlich im Januar 2013 zu einer Remission führte. (Remission bedeutet die vorübergehende oder dauernde Abschwächung der Symptome bei chronischen Erkrankungen, ohne dass eine Heilung erreicht wird; Anm. d. Übers.)
Während dieses Prozesses hatte ich ein ausführliches Tagebuch geführt, in dem ich meine Untersuchungen und Fortschritte festhielt. Und diese Aufzeichnungen waren die Grundlage für mein erstes Buch Hashimoto im Griff (VAK 2015). Durch den Erfolg dieses Buches wurde mir klar, dass es eine Zielgruppe gab, die nach Lösungen für Hashimoto suchte, genau wie ich es getan hatte.
Ich begann, Hashimoto-Patienten und ihre behandelnden Ärzte zu beraten. Und seitdem habe ich mehr als 500 Erfolgsgeschichten von Lesern, Klienten und Gesundheitsfachleuten gesammelt, die ebenfalls eine enorme Besserung ihrer Symptome, Autoimmunmarker der Schilddrüse und Laborwerte feststellen konnten, wenn sie nach den von mir empfohlenen Richtlinien vorgingen.
Ich hatte das Vergnügen, die brillantesten Köpfe der funktionellen Medizin und der natürlichen Heilweisen kennenzulernen und führte faszinierende Diskussionen über innovative Behandlungsstrategien. Nachdem ich mit mehr als tausend Hashimoto-Patienten gearbeitet hatte, entwickelte ich einen optimierten Ansatz, um Menschen bei der Stärkung ihres Körpers zu helfen und sie Schritt für Schritt auf ihrem Weg durch das Labyrinth der individuellen Auslöser autoimmuner Schilddrüsenerkrankungen und ihrer Erkennung zu begleiten.
In meinem ersten Buch stellte ich die Dig at it-Methode vor, um die mit der Hashimoto-Thyreoiditis einhergehenden Auslöser zu finden. „Graben“ Sie also danach. (Das englische Wortspiel steht nicht nur für die Aufforderung zu graben, es ist auch ein Akronym, das sich aber nicht 1:1 ins Deutsch übertragen lässt; Anm. d. Übers.)
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