Was wir Menschen von
Superman, Batman, Wonder Woman & Co.
lernen können
Aus dem Englischen von Paul Fleischmann
www.hannibal-verlag.de
Für Kristan, eine Superheldin.
Impressum
Originalausgabe
© 2013 by Hannibal
Hannibal Verlag, ein Imprint der Koch International GmbH, A-6604 Höfen
www.hannibal-verlag.de
ISBN 978-3-85445-419-9
Dieses Buch ist auch erhältlich als Paperback mit der ISBN 978-3-85445-418-2
Der Autor:
Grant Morrison ist einer der populärsten zeitgenössischen Comic-Autoren. Die lange Liste seiner Werke reicht von Batman: Arkham Asylum, der erfolgreichsten Graphic Novel aller Zeiten (mehr als 600 000 Verkäufe weltweit), über Animal Man, Doom Patrol und New X-Men bis zu Superman und JLA – Justice League Of America. Morrison ist bekannt für seinen Einfallsreichtum und seine Kreativität. Er modernisiert traditionsreiche Comic-Serien und transportiert sie in unsere heutige Zeit. Dazu verfasst er Drehbücher für Kinofilme und Computerspiele. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt von der britischen Queen 2012 mit dem Orden MBE (Member of British Empire) für seine Verdienste um Film und Literatur.
Titel der Originalausgabe:
SUPERGODS – WHAT MASKED VIGILANTES, MIRACULOUS MUTANTS, AND A SUN GOD FROM SMALLVILLE CAN TEACH US ABOUT BEING HUMAN
ISBN: 978-1-4000-6912-5
eBook ISBN: 978-0-679-60346-7
Copyright © 2011 by Supergods Ltd.
Published in the United States by Spiegel & Grau, an imprint of The Random House Publishing Group, a division of Random House, Inc., New York.
All DC Comics characters and images are TM & © DC Comics.
All Rights Reserved. Used with Permission.
Lektorat: Eckhard Schwettmann, Gernsbach
Korrektorat: Dr. Matthias Auer, Bodman-Ludwigshafen
Übersetzung: Paul Fleischmann, Innsbruck
Layout und Satz: www.buchsatz.com, Innsbruck
Coverdesign: © Will Staehle and Greg Mollica
Adaption deutsches Cover: bürosüd, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags nicht verwertet oder reproduziert werden. Das gilt vor allem für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Inhalt
Einführung
Teil 1: Das Goldene Zeitalter
Kapitel 1: Der Sonnengott und der Dunkle Ritter
Kapitel 2: Der Sohn des Blitzes
Kapitel 3: Der Superkrieger und die Amazonen-Prinzessin
Kapitel 4: Explosion und Niedergang
Teil 2: Das Silberne Zeitalter
Kapitel 5: Superman auf der Couch
Kapitel 6: Chemikalien und Blitzschlag
Kapitel 7: Die Fab Four und die Geburt der Marvelhaften
Kapitel 8: Superpop
Kapitel 9: Parallelerden
Kapitel 10: Neue Götter
Teil 3: Das Dunkle Zeitalter
Kapitel 11: Der hellste Tag, die schwärzeste Nacht
Kapitel 12: Gefürchtet und missverstanden
Kapitel 13: Beängstigende Symmetrie
Kapitel 14: Zenit
Kapitel 15: Hass und Tod
Kapitel 16: Image versus Substanz
Kapitel 17: King Mob – Mein Leben als Superheld
Teil 4: Die Renaissance
Kapitel 18: Muskulöse Mysterien
Kapitel 19: Was ist so witzig an Wahrheit, Gerechtigkeit und dem American Way?
Kapitel 20: Respekt vor Autorität
Kapitel 21: Hollywood leckt Blut
Kapitel 22: 9/11 und Marvel-Neu
Kapitel 23: Der Tag, an dem das Böse siegte
Kapitel 24: Iron Man und die Incredibles
Kapitel 25: Jenseits des Ereignishorizonts
Kapitel 26: Star, Legende, Superheld, Supergott?
Epilog: Genug der Worte
Danksagungen
Lesetipps
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Zitat
„Seht! Ich lehre euch den Übermenschen:
Der ist dieser Blitz, der ist dieser Wahnsinn!“
Friedrich Nietzsche | Also sprach Zarathustra
In Schottland, wo ich lebe, liegt ganz in der Nähe RNAD Coulport, wo die britische Atom-U-Bootflotte, ausgestattet mit Nuklearwaffen, stationiert ist. Dort, in unterirdischen Bunkern, so wurde mir erzählt, befindet sich mehr als 50 Mal die Sprengkraft, die nötig wäre, um die menschliche Bevölkerung unseres Planeten auszulöschen. Eines Tages, falls uns 50 böse Erden-Doppelgänger in einen Hinterhalt im Hyperraum locken sollten, könnte uns dieses mega-zerstörerische Arsenal ironischerweise den Hals retten – doch bis dahin erscheint es übertrieben und irgendwie auch sinnbildlich für die rastlose digitale Hypersimulation, die wir heute bevölkern.
In der Nacht sieht die spiegelverkehrte Reflexion der U-Boot-Docks auf dem Wasser aus wie eine geballte rote Faust, die an einer Fahne aus Wellen zerrt. Ein paar Meilen die gewundene Straße hinauf wurde einst mein Vater verhaftet, als er in den Sechzigern an den Anti-Atom-Demonstrationen teilnahm. Er war ein Veteran des 2. Weltkriegs aus der Arbeiterklasse. Sein Bajonett hatte er gegen einen Aufnäher, der für Abrüstung warb, getauscht, und er war nun zum pazifistischen „Spion für den Frieden“ in einer britischen Antikriegsorganisation geworden. Schon die Welt meiner Kindheit war eine, die erfüllt war mit einer stets zunehmenden Zahl von Abkürzungen und Codenamen des Kalten Kriegs.
Und die Bombe, immer diese Bombe, dieser grimmige und bedrohliche Gast, bereit, jede Minute hochzugehen und jeden und alles zu töten. Ihre Minnesänger waren schwermütige existenzialistische Folkmusiker, die ihre Klagelieder wie „Hard Rain“ oder „All on That Day“ herunterjammerten, während ich in der Ecke zitterte, das letzte Gericht und die totale Auslöschung erwartete. Die dazu passenden Bilder lieferten die radikalen, im Selbstverlag veröffentlichten Magazine, die mein Vater aus den politischen Buchläden auf der High Street mitbrachte. Typischerweise waren diese leidenschaftlich pazifistischen Manifeste mit schrecklichen, von Hand gezeichneten Bildern illustriert, die zeigten, wie die Welt nach einem thermonuklearen Schlagabtausch aussehen würde. Die Urheber dieser kadaverhaften Landschaften ließen dabei keine Möglichkeit ungenutzt, zerschlagene, ausgeblichene Skelette vor dem Hintergrund einer zerbombten und rußgeschwärzten Horrorvision abzubilden. Wenn der Künstler außerdem noch Platz für eine makabre Darstellung eines 800 Fuß hohen Sensenmannes auf einem ausgemergelten Ross des Grauens finden konnte, von dem aus dieser Raketen wie Getreide über den lückenhaften und halb geschmolzenen Horizont säte, dann war das umso besser.
Wie Visionen von Himmel und Hölle auf einem mittelalterlichen Triptychon lagen die post-atomaren Wüsten aus den Heften meines Dads neben den mit drei Sonnen gespickten Aussichten, welche die geliebten Science-Fiction-Taschenbücher meiner Mum zierten. Wie kleine Fenster in eine strahlende Zukunft boten sie Roboter-Amazonen in verchromten Einteilern, die gestrandete Weltraummänner über perlenfarbene Himmelszelte in unglaublich fremde Welten hetzten. Mit Seelen belastete Androiden schleppten sich durch neonfarbene Dschungel oder schritten über die Laufbänder, die durch Städte führten, die an eine architektonische Verschmelzung von Le Corbusier, Frank Lloyd Wright und LSD denken ließen. Die Titel erinnerten an surrealistische Dichtung: Der Tag, an dem der große Regen kam, Der Mann, der vom Himmel fiel, Die Mars-Chroniken, Blumen für Algernon, Eine Rose für Ecclesiastes, Barfuß im Kopf.
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