Albert Memmi - Der Kolonisator und der Kolonisierte

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Die Kolonien sind inzwischen weit¬gehend abgeschafft, aber haben sich damit auch das Kolonialverhältnis und der allgegenwärtige Rassismus aufgelöst? Nicht nur die jüngsten Debatten über Postkolonialismus, um die Thesen des Philosophen Achille Mbembe oder über das Konzept des Humboldtforums im Berliner Schloss zeigen, dass dieses Trauma auch nach der Erringung der politischen Unabhängigkeit auf vielen Ländern der Dritten Welt noch lastet und ein rassistisch oder kolonialistisch gefärbter Überlegenheitsdünkel nach wie vor in erschreckendem Maße die Haltung ist, die die Erste Welt gegenüber den Menschen und Gesellschaften in den früheren Kolonien einnimmt.
Auf hohem literarischen Niveau und mit einem unbestechlichen, präzisen Blick für die Realität seiner Gesellschaft zeichnete der in Tunesien als Jude geborene Albert Memmi erstmals in den 1950er Jahren mit seinen beiden Porträts, einem Grundtext der antikolonialen Opposition. Auch wenn heute diese Studie gewiss anders als in der Phase des Zerfalls der großen Kolonialimperien zu lesen ist, zeigt Adam Shatz in dem angefügten und kürzlich in der London Book Review erschienenen Nachwort, dass sie nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat.

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Man braucht übrigens nur den Europäer über die Kolonien zu befragen: was hat ihn dazu bewogen, das Heimatland zu verlassen und vor allem, was hat ihn veranlasst, im Exil auszuharren? Zuweilen spricht er auch von Abenteuer, vom Pittoresken und Fremdartigen. Aber warum hat er dies nicht in Arabien oder einfach in Zentraleuropa gesucht, wo man nicht seine eigene Sprache spricht, wo er nicht auf eine zahlenmäßig bedeutende Gruppe seiner Landsleute trifft, auf eine Verwaltung, die ihm dient und eine Armee, die ihn schützt? Ein solches Abenteuer hätte mehr an Unvorhergesehenem bereitgehalten; aber dieses Fremdartige wäre für ihn dort zwar sicherer und echter, doch von zweifelhaftem Gewinn gewesen: das Fremdartige an der Kolonie, sofern es das für ihn überhaupt gibt, muss sich in allererster Linie rentieren. Unbefangen und präziser als die Sprachakrobaten wird unser Reisender uns die beste Definition anbieten, die es für »Kolonie« gibt: man verdient dort mehr und gibt weniger aus. Man begibt sich in die Kolonie, weil die Situationen dort gesichert, die Gehälter höher, die Karrieren steiler und die Geschäfte einträglicher sind. Dem frischgebackenen Universitätsabsolventen hat man eine Stelle angeboten, dem Beamten die Einstufung in eine höhere Besoldungsgruppe, dem Geschäftsmann beträchtliche Steuererleichterungen und dem Industriellen Rohstoffe und Arbeitskräfte zu ungewöhnlich niedrigen Löhnen.

Aber nehmen wir einmal an, dass es diesen naiven Reisenden wirklich gibt, der genauso zufällig in der Kolonie landet, wie er auch in Toulouse oder Colmar hätte ankommen können.

Wird er sehr lange brauchen, um die Vorteile seiner neuen Situation zu sehen? Auch wenn er erst im Nachhinein entdeckt wird, so drängt sich der ökonomische Sinn des Aufbruchs in die Kolonien kaum weniger stark oder schnell auf. Der Europäer in den Kolonien mag sicherlich auch die neue Landschaft lieben und das Malerische ihrer Gebräuche genießen. Wenn ihn jedoch das Klima abschrecken würde, wenn er sich inmitten dieser fremdartig gekleideten Menschenmassen unbehaglich fühlen und seiner Heimat nachtrauern würde, dann stellte sich das Problem, ob diese Widrigkeiten und Unannehmlichkeiten für die Vorteile der Kolonie in Kauf genommen werden sollen oder nicht.

Bald verhehlt er es nicht länger, überall kann man ihn vernehmlich träumen hören: noch ein paar Jahre, und er wird sich ein Haus im Mutterland kaufen … alles in allem eine Art Fegefeuer, aber eines, das sich auszahlt. Von jetzt an reicht es ihm zwar, das Exotische hat er satt, und manchmal wird er krank, aber er klammert sich an dieses Land – er steckt in der Falle bis zur Pensionierung oder sogar bis zu seinem Tod. Warum sollte er ins Mutterland zurückgehen, wo er seinen Lebensstandard auf die Hälfte reduzieren müsste? Wieder zurück in die Metropole, wo es mit den Beförderungen so quälend lange dauert? …

Als in den letzten Jahren die Geschichte in Bewegung geraten war und das Leben für die Kolonisatoren schwieriger und oft gefährlich wurde, da war es diese einfache, keinen Einwand duldende Rechnung, die sie zurückgehalten hat. Selbst diejenigen, die in der Kolonie als Zugvögel bezeichnet werden, haben keine übertriebene Eile an den Tag gelegt, abzureisen. Einige, die eine Rückkehr erwogen, fürchteten plötzlich überraschend eine neue Fremdartigkeit: sich in ihrer ursprünglichen Heimat wiederzufinden. Man kann ihnen ein Stück weit glauben; sie haben ihr Land vor so langer Zeit verlassen, dass mit ihm keine freundschaftlichen Verbindungen mehr bestehen, ihre Kinder sind in der Kolonie geboren, und dort haben sie auch ihre Toten begraben. Aber sie übertreiben ihren Trennungsschmerz. Sie haben sich zwar mit ihren täglichen Gewohnheiten innerhalb der Kolonialbevölkerung eingerichtet, aber sie haben ihr auch die Sitten des Mutterlandes mitgebracht und auferlegt, jenes Mutterlandes, in dem sie regelmäßig die Ferien verbringen, aus dem sie ihre verwaltungstechnischen, politischen und kulturellen Anregungen beziehen und auf das ihre Augen unverändert gerichtet bleiben. Im Grunde genommen ist ihr Gefühl des Fremdseins wirtschaftlicher Art, nämlich das des Neureichen, der Gefahr läuft, zu verarmen.

Deshalb werden sie so lange wie möglich ausharren, denn je mehr Zeit vergeht, um so länger dauern die Vorteile, die wohl einige Beunruhigungen wert sind und die man in jedem Fall zu früh verlieren wird. Aber erst wenn eines Tages die Wirtschaft betroffen ist, wenn die »Lage«, wie man sagt, wirklich gefährlich wird, erst dann fühlt sich der Kolonisator bedroht und denkt daran, diesmal ernsthaft, in die Metropole zurückzukehren.

Auf der kollektiven Ebene liegt die Angelegenheit noch klarer. Die kolonialen Unternehmungen haben nie einen anderen erklärten Sinn gehabt. Während der französisch-tunesischen Verhandlungen haben sich einige Unbedarfte über den relativ guten Willen der französischen Regierung insbesondere im kulturellen Bereich gewundert, aber auch über die insgesamt schnelle Nachgiebigkeit der Herren der Kolonie. Die klugen Köpfe der Bourgeoisie und der Kolonie hatten eben erkannt, dass das wesentliche an der Kolonisation weder das Prestige einer Fahne ist noch die kulturelle Expansion, ja nicht einmal die Leitung der Verwaltung oder das Wohlergehen eines Beamtenkörpers. Die Naiven wundern sich darüber, dass man in allem Zugeständnisse machen konnte, solange die Basis, d.h. die ökonomischen Vorteile, erhalten blieb. Und wenn Herr Mèndes-France seine berühmte Blitzreise unternehmen konnte, so geschah dies mit ihrem Segen und unter dem Schutz eines der ihren. Genau das war sein Programm und der wichtigste Inhalt der Abkommen.

Der Eingeborene und der Privilegierte

Wenn der Kolonisator – durch Zufall oder Zielstrebigkeit – einmal den Profit entdeckt hat, fehlt ihm allerdings noch die bewusste Einsicht in die historische Rolle, die ihm zugedacht ist. Zur Erkenntnis der neuen Situation bedarf es noch eines Schrittes: er muss zugleich den Ursprung und die Bedeutung dieses Profits verstehen. Freilich braucht man darauf nicht lange zu warten. Wie könnte er über längere Zeit hinweg das Elend des Kolonisierten und den Zusammenhang zwischen diesem Elend und seinem eigenen Wohlergehen übersehen? Es wird für ihn deutlich, dass dieser leichte Gewinn nur darum so leicht ist, weil er anderen entrissen wird. Kurz gesagt, er macht zwei Entdeckungen auf einmal: er entdeckt die Existenz des Kolonisierten und damit sein eigenes Privileg .

Zweifellos wusste er, dass die Kolonie nicht ausschließlich von Kolonisten oder Kolonisatoren bewohnt war. Er hatte sogar eine bestimmte Vorstellung von den Kolonisierten, die er der Lektüre von Büchern aus seiner Kindheit verdankte; im Kino hatte er diesen oder jenen Dokumentarfilm über einige ihrer Gebräuche gesehen, die meistens wegen ihrer Fremdartigkeit ausgesucht worden waren. Aber diese Menschen gehörten eben den Regionen der Phantasie, der Bücher oder der Kinovorstellungen an. Sie betrafen ihn nicht oder kaum, nur auf dem Umweg über die Vermittlung von Bildern, die seiner gesamten Nation gemeinsam waren, militärische Heldenepen, unbestimmte strategische Überlegungen. Das hatte ihn ein wenig beunruhigt, als er für sich den Entschluss fasste, selbst in die Kolonie zu gehen, aber nicht anders, als ihn das möglicherweise ungünstige Klima beunruhigt hatte oder das Wasser, das dort zu kalkhaltig sein sollte. Und auf einmal sind diese Menschen kein simples Zubehör einer geographischen oder historischen Kulisse mehr, sondern treten real in sein Leben ein.

Er kann sich nicht einmal dafür entscheiden, ihnen aus dem Weg zu gehen, er muss in beständiger Beziehung mit ihnen leben, denn gerade diese Beziehung ist es, die ihm dieses Leben ermöglicht, das er in der Kolonie freiwillig gesucht hat, diese Beziehung ist es, die so einträglich ist und die das Privileg schafft. Er befindet sich auf der einen Schale einer Waage, deren andere den Kolonisierten trägt. Ist sein Lebensstandard hoch, so deshalb, weil der des Kolonisierten niedrig ist; wenn er von Arbeitskräften profitieren kann, von einer zahlreichen und anspruchslosen Dienerschaft, so deshalb, weil der Kolonisierte nach Belieben ausgebeutet werden kann und von den Gesetzen der Kolonie nicht geschützt wird; wenn er so leicht einen Posten in der Verwaltung erhält, so darum, weil diese Stellen für ihn reserviert werden und der Kolonisierte von ihnen ausgeschlossen ist; je freier er atmet, um so mehr schnürt es dem Kolonisierten die Kehle zu.

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