Barbara Cartland - Liebe im Hochland

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Isa McNavern, erfolgreiche Sopranistin in den Londoner Konzertsälen, sucht nach einer Stimmbandentzündung Erholung in ihrer schottischen Heimat. Bei einem Spaziergang wird sie Ohrenzeugin eines Komplotts gegen das Oberhaupt des Clans der McNavern, der getötet werden soll: Seine Gegner wollen sich in den Besitz eines sagenhaften Schatzes bringen, der auf dem Grund von Schloß Strathnavern versteckt sein soll. Isa warnt den Herzog, doch er glaubt ihr nicht. Er ist überzeugt, sie will sich lediglich eine Einladung zu dem in Kürze stattfindenden Ball erschleichen. Einzig sein Freund Harry Vernon ahnt die Gefahr, in der sich das Clanoberhaupt tatsächlich befindet…

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Liebe im Hochland

Barbara Cartland

Barbara Cartland E-Books Ltd.

Vorliegende Ausgabe ©2018

Copyright Cartland Promotions 1988

Gestaltung M-Y Books

www.m-ybooks.co.uk

1 ~ Schottland 1885

Isa McNavern wanderte vergnügt am Strand entlang.

Die Sonne schien warm auf ihren Kopf, und der Wind blies ihr die Haare aus der Stirn.

Da es weit und breit niemanden gab, der sie hätte sehen können, trug sie keine Kopfbedeckung. Auch die Schuhe hatte sie ausgezogen und in die Hand genommen.

Sie konnte den nassen Sand fühlen und die Wellen, die leicht und sanft ihre Füße umspülten.

Sie dachte, wie schon so oft vorher, daß es für sie keinen schöneren Platz auf der Welt gab als Schottland.

Doch ganz besonders liebte sie diesen kleinen Teil des Landes, dieses Stück von Schottland. Sie betrachtete es als ihre Heimat, denn hier war sie aufgewachsen.

Wenn sie fern von zu Hause war, wie die letzten beiden Jahre, konnte sie keine Nacht einschlafen, ohne an die purpurfarbene Heide und das Moor zu denken.

Dann träumte sie von den nebelverhangenen Bergen in der Ferne und von der See, die im goldenen Licht der Sonne schimmerte oder im Mondlicht silbern glänzte.

»Ich bin zu Hause! Ich bin zu Hause!«

Sie wollte die Worte laut hinausschreien, zu den jungen Seemöwen, die über sie hinwegflogen, und auch zu den Kormoranen, die auf dem hoch über der See aufragenden Felsklippen hockten.

Sie fühlte einen Stich in ihrem Herzen, wenn sie daran dachte, daß sie zurück in den Süden gehen und irgendetwas anderes finden mußte, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wenn sie nicht bald ihre Stimme wiederfand.

Damals, als sie erst siebzehn gewesen war und noch die Schule in Edinburgh besucht hatte, hatte man festgestellt, daß sie eine ausgezeichnete Sopranstimme besaß. Diese Stimme hatte sie zur Solistin im Kirchenchor gemacht.

Ein Theater-Impresario, der zufällig an einem Sonntagmorgen einem Gottesdienst beiwohnte, hatte ihre Stimme gehört und den Pastor gebeten, ihn doch mit Isa bekannt zu machen.

Und zu ihrem Erstaunen eröffnete er ihr, daß sie eine Stimme habe, die man nur einmal unter Millionen fände.

Er wäre bereit, sie mit nach London zu nehmen und in einem Konzert vorzustellen, welches er gerade vorbereitete und bei dem Ihre Majestät Königin Victoria anwesend sein würde.

Es war wie in einem Märchen!

Isas Eltern schockierte und entsetzte die Vorstellung, daß ihre Tochter auf der Bühne stehen sollte.

Zuerst lehnte Colonel Alister McNavern es rundweg ab, diesen Vorschlag auch nur zu überdenken.

Aber als der Impresario ihm erzählte, welche Gage er Isa zahlen wollte, konnte der Colonel nur noch zustimmen. Er brauchte das Geld dringend.

Isa beendete ihre Schulzeit und bereitete sich dann auf ihre Reise nach London vor.

Es wurde beschlossen, daß sie bei einer der Schwestern ihrer Mutter leben sollte. Diese war nicht minder entsetzt bei dem Gedanken, daß eine ihrer Verwandten mit dem Theater zu tun hatte.

Sie sah jedoch ein, daß Isa nur deshalb vor einem zahlenden Publikum sang, um ihren Vater und ihre Mutter finanziell zu unterstützen.

Sie wurde beschützt von dem Moment an, da sie das Haus verließ, und bis sie es wieder betrat.

Sie ging niemals allein aus, es sei denn, sie wurde von ihrer Tante oder einer ihrer Freundinnen begleitet, die jedoch noch puritanischer als die Tante waren.

Isa war nicht einmal besonders an den zahlreichen Einladungen interessiert, die sie von den Bewunderern erhielt. Aber egal wer sie waren, jung oder alt, reich oder arm, keinem war es erlaubt, näher mit ihr bekannt zu werden.

Die einzigen Leute, die sie in London sehen durfte, waren die Freunde ihrer Tante, und die waren meist alt und langweilig. Und ohne jegliches musikalisches Gehör, wie Isa im geheimen dachte.

Wie auch immer, sie hatte Erfolg!

Während der letzten zwei Jahre konnte sie einen beachtlichen Geldbetrag nach Hause schicken, den sie mit den Konzerten verdiente, die der Impresario veranstaltete.

Bei diesen Konzerten trat sie allerdings nicht allein, sondern immer mit einer Reihe anderer Protegés auf, die ebenfalls sangen, Piano spielten oder als Streichquartett auftraten.

Doch dann geschah das Unglück.

Kurz vor einem Konzert, für das sie schon eine Gage erhalten hatte, zog sie sich eine Kehlkopfentzündung zu.

Sie war erschöpft gewesen und hatte unvernünftigerweise auch noch darauf bestanden, einen Spaziergang durch den Park zu machen, obwohl es ein recht kalter, windiger Tag gewesen war. Dabei hatte sie sich eine Erkältung zugezogen. Unter diesen Umständen war es Isa unmöglich gewesen, in dem geplanten Konzert aufzutreten.

Ihr Impresario hatte sie überredet, Ferien zu machen, ihre ersten, seit sie nach London gekommen war.

Und so kehrte Isa nach Schottland zurück.

Das Fahrgeld für die Bahnfahrt streckte ihr der Impresario vor, weil er sie so schnell wie möglich wieder gesund wissen und singen hören wollte. Und da ihre Tante auf eine Anstandsdame bestand, zahlte er auch noch das Bahnticket für das ältliche Hausmädchen, das sie begleitete.

Isa freute sich sehr, ihre Eltern wiederzusehen, obwohl sie ihr viel älter schienen als damals, als sie von zu Hause fortgegangen war.

Das Haus am Hügel, in dem die Familie ihres Vaters seit Generationen lebte, kam ihr noch schäbiger vor, als sie es in Erinnerung hatte.

Aber wie auch immer, das Essen war bekömmlich, gut und ausreichend, weil sie in der Lage gewesen war, so viel Geld nach Hause zu schicken. Zwei Bedienstete, die es vorher nicht gegeben hatte, kümmerten sich um den alten Colonel und Isas Mutter.

Isa erfuhr das Neueste über die Lämmer und daß die Brutzeit für die Moorhühner gut gewesen, daß kaum noch Rotwild in ihrem kleinen Moor anzutreffen und der Lachs rar geworden sei.

Nur noch selten hatte der Colonel auf ihrem Besitz das Glück, einen Fisch zu fangen.

Alles war für Isa vertraut und zugleich so tröstend, daß sie das Gefühl hatte, nie fortgewesen zu sein.

Und jetzt, da sie wieder zu Hause war, verspürte sie nicht den Wunsch, nach London zurückzugehen.

Doch sie wußte, es war unumgänglich.

Und weil es so war, verbrachte sie jede freie Minute damit, am Strand spazieren zu gehen und über die Moore zu wandern, wo gerade das Heidekraut zu blühen begann.

Als sie an diesem Morgen erwacht war, hatte sie bemerkt, daß ihre Stimme zurückkehrte. Sie war jetzt schon deutlich stärker und klarer als in den vergangenen zwei Wochen.

Während sie eine Melodie vor sich hin summte, wurde ihr jedoch bewußt, daß es ein Fehler wäre, zu früh wieder mit dem Singen zu beginnen.

Es geht mir besser. Viel besser! dachte sie. Auch wenn ich noch vorsichtig sein muß.

Doch in diese Freude mischte sich ein bitterer Tropfen, denn wenn ihre Stimme wiederkam, mußte sie in den Süden zurück.

Ohne sich dessen bewußt zu sein, hatte sie einen weiten Weg zurückgelegt und befand sich jetzt unterhalb der Klippen.

Zu ihrer Linken lag eine große Höhle, und sie erinnerte sich lebhaft daran, wie sie als Kind darin gespielt hatte.

Die Höhlen hatten sie schon immer fasziniert, denn irgendjemand hatte ihr einmal erzählt, sie seien früher von Schmugglern als Unterschlupf genutzt worden. Ihr Vater hatte darüber nur geringschätzig die Nase gerümpft.

»Hier oben in diesem Teil des Nordens wurde nie viel geschmuggelt«, hatte er gesagt. »Wenn die Wikinger kamen, sind sie mit ihren Langbooten in den natürlichen Häfen gelandet und haben alles geplündert, was sie in die Finger bekommen konnten.«

Isa war mit Geschichten über die Wikinger aufgewachsen. Dieses rauhe und wilde Volk hatte nicht nur Schafe und Rinder verschleppt, sondern auch junge Frauen. Und überall, wo diese Männer gehaust hatten, hatten sie viele hellhaarige und blauäugige Babys hinterlassen, die sich sehr von den schmalen und dunklen Kelten und Schotten, die diesen Teil des Landes bewohnten, unterschieden.

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