„Teddy steht doch auf diesen Meditationskram“, Tom kratzte sich an der Brust und überlegte laut. „Und die durchgeknallten vertrauensbildenden Maßnahmen hat sie auch schon mit uns gemacht. Julians Idee klingt gar nicht schlecht.“
„Ihre vertrauensbildenden Maßnahmen sind voll in die Hose gegangen“, erinnerte ihn Brian mit einem Schnauben.
Nun fühlte sich Dupree bemüßigt, ebenfalls seinen Senf dazuzugeben. „Nur, weil du ihr das Leben schwer gemacht hast, Brian.“
„Ich?“
Julian grinste. „Du warst ein richtiger Arsch, mein Freund. Ein Wunder, dass sie dich überhaupt rangelassen hat.“
Daraufhin boxte ihn Brian gegen den Oberarm. „Meine Frau wird nicht unsere neue Yogalehrerin!“
„Scheiße, bist du eifersüchtig“, Blake schüttelte seinen Kopf.
„Das hat nichts mit Eifersucht zu tun“, konterte der Quarterback gequält.
„Sondern?“
„Mit Teddys Räucherstäbchen.“ Brian machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
„Ach!“
„Du musst gar nicht so süffisant grinsen“, warf er Julian vor. „Ich muss schon zu Hause diese widerlichen Räucherstäbchen ertragen und dabei so tun, als fände ich sie toll, da habe ich einfach keine Lust, sie auch noch während der Yogastunde riechen zu müssen.“
Dupree verdrehte die Augen. „Teddy weiß ganz genau, dass du sie nicht leiden kannst. Sie zündet sie nur an, wenn du irgendetwas ausgefressen hast, das ihr nicht in den Kram passt.“
Das verwirrte Gesicht des Quarterbacks brachte die anderen zu einem regelrechten Heiterkeitsausbruch.
„Scheiße, Rabbit, wenn sogar Dupree mehr über Frauen weiß als du, hast du ein echtes Problem“, gackerte Blake und erhob sich langsam.
Duprees Nacken brannte, da er sich von der Aussage seines Kumpels beleidigt fühlte. Er warf ihm einen finsteren Blick zu, zog seine Hosen aus und band sich ein Handtuch um die Hüften, bevor er in Richtung Dusche lief.
Er konnte es einfach nicht leiden, dass Blake ihn ständig wie einen minderbemittelten Jungen darstellte, der davon ausging, dass der Storch die Babys brachte. Er war weder der Rainman noch ein Teletubby! Nur weil er lieber die Klappe hielt, was Frauen oder deren körperliche Vorzüge anging, und nicht wie Blake gleich mit jeder Frau ins Bett gehen wollte, hieß das noch lange nicht, dass er ein Idiot war. Warum wurden Männer, die keine hirnlosen Aufreißer waren und sich erst auf jemanden einlassen wollten, wenn sie die Frau wirklich mochten und kannten, als Weicheier, Warmduscher und verkappte Schwule abgestempelt? Unglücklicherweise ging die ganze Welt davon aus, dass Sportler – vor allem Footballspieler – nichts anderes im Kopf hatten als Sex. Vorzugsweise Sex mit Models oder Groupies, die sich nicht einmal ihre Unterwäschegröße merken konnten und daher lieber ohne gingen.
Sein ganzes Leben war Dupree entweder als dummer Riese betrachtet worden, der nicht einmal in der Lage war, sich die Schuhe allein zuzubinden, oder er war der aggressive Footballspieler, der seinen Spaß daran hatte, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen. Niemand schien zu verstehen, dass auch er Gefühle hatte und sich verletzt fühlte, wenn er als Idiot dargestellt wurde.
Unter der Dusche schmierte er sich schnaubend und wütend mit seinem Duschgel ein, ignorierte seine Kumpels, die sich ebenfalls den Schweiß von den Körpern wuschen, und wünschte sich, dass er entgegen seiner Art einfach mal ausrasten und Blake einen Kopf kürzer machen könnte. Auch wenn er selbst der Jüngste der Truppe war, hatte er es ziemlich satt, als der unerfahrene Junge vom Land behandelt zu werden.
Sobald er das Duschgel vom Körper gewaschen hatte, drehte er das Wasser ab und verschwand aufgebracht aus der Kabine, um zur Umkleide zu marschieren. Dort trocknete er sich ein wenig zu rabiat ab, schlüpfte in ein Paar schwarzer Jeans und zog einen Kapuzenpulli an, als Julian um die Ecke trat und sich zu ihm gesellte.
„Ich hoffe, du hast Blake ignoriert.“
Er antwortete nicht, sondern verstaute seine verschwitzten Klamotten in seiner Sporttasche.
„Hör mal, Dupree, du weißt doch, dass Blake ein Vollidiot sein kann, aber ...“
„Es geht nicht nur um Blake“, brummte er und warf dem tropfnassen Wide Receiver einen ernsten Blick zu. „Ihr behandelt mich alle, als wäre ich geistig zurückgeblieben.“
Julians Augenbrauen zuckten nach oben, während er sich irritiert das Haar mit einem Handtuch trockenrieb. „Im Ernst?“
„Ja“, Dupree biss die Zähne zusammen und schnaubte nach einer Weile: „Ich bin nicht dumm ...“
„Dafür habe ich dich nie gehalten“, sofort schüttelte Julian den Kopf, den er anschließend bedauernd zur Seite neigte. „Und den Jungs geht es genauso.“
„Dann muss ich mir die Frage stellen, weshalb ihr mich dennoch so behandelt.“
Mit einem schwachen Lächeln stieg Julian in seine Boxershorts. „Vielleicht liegt es an dem Welpenschutz, Dupree. Du bist der Jüngste ...“
„Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt.“
„Dennoch bist du der Jüngste von uns“, er klopfte ihm kurz auf den Rücken. „Mach dir bitte nichts draus. Das ist uns allen so gegangen.“
Vermutlich stimmte das, aber Dupree war sich ziemlich sicher, dass jeder einzelne seiner Teamkollegen nicht wie ein Wunderling betrachtet worden war, weil er in Sachen Frauen unerfahren gewesen war.
Laute Stimmen kamen näher, als die restlichen Jungs die Duschen verließen und sich daran machten, sich wieder anzuziehen. Dupree griff nach seinem Handy und entdeckte in seinem Mail-Postfach eine Nachricht von Sarah Matthews, die ihn an den morgigen Termin erinnerte, als wäre er zu blöd, sich diesen zu merken. Er merkte, wie sich seine Laune von Sekunde zu Sekunde verschlechterte.
„Hey, Kleiner“, Blake stieß ihm den Ellbogen in die Seite und grinste. „Ich habe Bock auf Spare Ribs. Kommst du mit?“
Bock auf Spare Ribs hatte Dupree immer, aber er zweifelte daran, dass er heute besonders viel Spaß hätte, Blake gegenüberzusitzen und ihn dabei zu beobachten, wie er irgendwelche Frauen angaffte und sie mit dummen Sprüchen anflirtete. Also schüttelte er den Kopf.
„Und du, Tom?“
„Geht nicht“, verriet der dunkelblonde Cornerback mit einem Grinsen auf dem Gesicht. „Ich hole Zoey aus dem Kindergarten ab und muss noch eine Überraschung für Erin vorbereiten.“
„Überraschung?“ Brian knöpfte sein Hemd zu und warf seinem Kumpel einen fragenden Blick zu. „Die da wäre?“
Mit einem Griff in seine Sporttasche beförderte Tom eine Samtschatulle heraus, die er mit dem Daumennagel aufspringen ließ. Dupree starrte mit großen Augen auf den Verlobungsring, der im Schein der Neonröhren glänzte. Er hatte nicht gewusst, dass es Tom bereits so ernst war, schließlich war er mit seiner Freundin erst seit wenigen Monaten zusammen und versorgte auch noch seit kurzer Zeit seine vierjährige Tochter Zoey, die mit ihm und Erin in einer Wohnung lebte.
Brian pfiff anerkennend, als er den Ring in Augenschein nahm.
Blake dagegen schnitt eine Grimasse. „Ist das dein Ernst, Tomcat?“
„Mein voller Ernst“, lachte Tom auf, ließ die Schatulle wieder zuschnappen und verstaute sie sorgsam in seiner Tasche.
„Bist du denn verrückt geworden?“, seufzte Blake wie ein Mann, der zutiefst enttäuscht war.
„Blake, halt’ die Klappe“, beschied Julian gutmütig und fügte an Tom gewandt hinzu. „Gratuliere. Erin ist klasse.“
„Ich weiß“, er grinste aufgeregt und fuhr sich unsicher durchs Haar. „Hoffentlich sagt sie ja.“
Trotz seiner miesepetrigen Laune musste Dupree lächeln, weil er sich vorstellen konnte, wie begeistert Toms Tochter Zoey auf diese Nachricht reagieren würde. „Wann wollt ihr es Zoey sagen?“
„Sie weiß es schon“, Tom zog sich ein T-Shirt über und strich es glatt, wobei Dupree auffiel, dass der ansonsten so gelassene Cornerback Muffensausen zu haben schien.
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