„Die Liebe Gottes, das über allem stehende Heilmittel sämtlicher Beschwerden, verhindert sämtliche Störungen, die durch menschliche Gefühle und Leidenschaften ausgelöst werden, denn Sie sorgt dafür, dass diese Leidenschaften in einem gesunden Gleichgewicht gehalten werden. Und durch die unbeschreibliche Freude und perfekte Ruhe, Gelassenheit und Ausgeglichenheit, die Gott den Menschen gibt, bleibt die Liebe Gottes die kraftvollste Quelle für Gesundheit und ein langes Leben.“ (s. in Wesley nachfolgendem Vorwort, S. xiii)
Hier wird der Mensch einer höheren Intelligenz untergeordnet, der Fokus liegt auf der Ressource der Gesundheit (salutogenetisch) und das Wirken in Richtung Gesundheit obliegt einer inherenten Interaktion metaphysisch-pyhsischer Prozesse. Dies ist ein klarer Widerspruch zum ‚Gesund-Machen‘, so wie dies von allen nicht-naturheilkundlichen, d. h. pathogenetischen Ansätzen propagiert wird.
Natürliche Arzneien ist somit aus medizinhistorischer Sicht ein wichtiges Dokument und bedeutender Baustein im Gebäude des Paradigmawechsels weg von der heroischen mechanistsichen und hin zu einer im idealärztlichen Sinn der Antike zu definierenden tatsächlich ganzheitlich orientierteren Medizin.
ZUR GESTALTUNG DES BUCHS
Gegenüber dem Original wurden einige kleinere Änderungen im Layout vorgenommen, um die Lesbarkeit des Inhalts zu verbessern. So wurde auf die ursprüngliche Druchnummerierung der einzelnen Anwendungen verzichtet. Des Weiteren wurden die einzelnen Beschwerdebilder mit Paragraphen gekennzeichnet und in einem systematischen Index am Ende des Buchs nochmals übersichtlich aufgelistet. Zudem finden Sie ebenfalls am Ende des Haupttextes ein ergänzendes Glossar , in dem viele der heute unbekannten Mittel und Begriffe erläutert werden.
ABSCHLIESSENDE EMPFEHLUNG
Natürliche Arzneien ist ein Handbuch für Laienärzte aus dem späten 18. Jahrhundert. Viele der vorgefundenen Anwendungen erscheinen aus heutiger Sicht bestenfalls unterhaltsam und schlimmstenfalls gefährlich. Nehmen Sie sich deshalb meinen Ratschlag zu herzen und probieren Sie nicht alles aus, was Sie hier an Anwendungen finden werden. Was aber nochwichtiger ist: Beid em Buch handelt es sich um ein medizinhistorisches Dokument von allerhöchtem Unterhaltungswert. Lesen und beurteilen Sie das Buch nicht wie ein aktuelles medizinisches Nachschlagewerk, d. h. lesen Sie es nicht ‚kritisch‘. Tauchen Sie stattdessen ein in jene faszinierende Welt jener unmittelbareren Medizin, wie sie v. a. im Grenzland der Vereinigten Staaten von Amerika im 19. Jahrhundert durch Seelsorger im landärztlichen Kontext praktiziert wurde. Wenn Sie dies beherzigen, werden Sie eine Menge Freude bei der Lektüre haben. In diesem Sinne …
Viel Vergnügen beim Lesen!
Christian Hartmann
Pähl, Juni 2014
VORWORT ZUR ENGLISCHEN AUSGABE
Als der Mensch aus den Händen des großen Schöpfers entstanden war, in Körper und Geist vollkommen, mit Unsterblichkeit beschenkt und ohne Sünde, gab es keine Notwendigkeit für Arznei oder die Heilkunst. Da der Mensch keine Sünde kannte, kannte er auch keinen Schmerz, keine Krankheit, keine Schwachheit und keine körperlichen Beschwerden. Die Wohnstätte, in der die engelsgleiche Seele, die göttliche Aura, weilte, war keinem Verfall unterworfen, obwohl aus dem Staub der Erde geformt. Sie trug keine Samen der Verdorbenheit oder Auflösung in sich. Und es gab nichts, was sie hätte beschädigen können: Himmel und Erde und alles Leben, das sie bewohnte, waren mild, gütig und freundlich zum Menschen. Die gesamte Schöpfung lebte in Frieden mit dem Menschen, so lange, wie der Mensch Frieden mit Gott hatte. So konnte man sagen „[…] die Morgensterne singen zusammen, und alle Söhne Gottes rufen laut vor Freude.“
Aber wie sehr hat sich die Szenerie gewandelt seit der Mensch gegen den Schöpfer des Himmels und der Erde rebellierte! Die Unverderblichkeit hat sich die Verderblichkeit übergestreift, die Unsterblichkeit zog sich die Sterblichkeit an. Die Samen der Schwachheit und des Schmerzes, der Krankheit und des Todes sind nun ausgesät in unserem tiefsten Inneren. So entstehen beständig tausende Krankheiten, sogar ohne das Zutun von Gewalt, die von außen kommt. Und wie sehr wird diese Zahl noch erhöht durch alles um uns herum! Der Himmel, die Erde, und alles, was die Erde bewohnt, haben sich zusammengeschlossen, diejenigen zu bestrafen, die sich gegen ihren Schöpfer auflehnten. Die Sonne und der Mond gießen ungesunde und verderbliche Einflüsse von oben auf die Erde aus; die Erde stößt giftige Dämpfe aus ihrem Inneren aus; die Raubtiere des Feldes, die Vögel in den Lüften, die Fische des Meeres sind dem Menschen feindlich gesinnt; die Luft, die uns von allen Seiten umgibt, selbst ist gesättigt mit dem Pfeil des Todes; ja, unsere gesamte Nahrung wird tagtäglich der Inhaltsstoffe beraubt, die für unser Überleben so wichtig sind.
Auf diese Weise stellt der allmächtige Vater die Umsetzung seines Wortes: „Du bist Staub, und zu Staub sollst du wieder werden“ sicher.
Aber gibt es denn keine Möglichkeit, diese Beschwerlichkeiten zu lindern, wenn sie schon nicht vollständig beseitigt werden können? Die Bösartigkeiten des Lebens zu mildern und zumindest teilweise die Krankheit und die Schmerzen zu verhindern, denen wir ständig ausgesetzt sind? Es gibt sie, ohne Frage.
Eine große und wichtige Möglichkeit, den unterschiedlichsten Schmerzen und Krankheiten vorzubeugen, scheint in den Worten des großen Schöpfers aller Natur zu liegen, die gleichzeitig auch unser Todesurteil sind: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist.“ Die Kraft der körperlichen Ertüchtigung, sowohl um die Gesundheit zu erhalten als auch um sie wiederherzustellen, ist größer, als wir es uns vorzustellen vermögen. Besonders für die Menschen, die außerdem enthaltsam leben. Sie werden, wenn sie sich nicht vollkommen darauf beschränken, entweder „[ …] Brot oder das Kraut auf dem Felde“ zu essen (was Gott nicht von ihnen verlangt), bemerken, dass Art und Menge der Nahrung, die sie zu sich nehmen, sich positiv auf ihre Gesundheit und ihre Körperkraft auswirken.
In der Vorzeit beruhten Medizin und Religion hauptsächlich auf Traditionen und tradiertem Wissen. Jeder Mann gab an seine Söhne weiter, was er selbst in gleicher Weise empfangen hatte. Dies umfasste sowohl das Wissen um die Heilung äußerlicher Verletzungen und um die für die jeweiligen klimatischen Umstände typischen Krankheiten, als auch diejenigen Arzneien, die ganz allgemein für die auftauchenden Krankheiten nützlich waren. Auf diese Weise hat sich das Wissen um die Heilkunst bei den Indianern bis zum heutigen Tag erhalten, dies ist sicher. Sie sind tatsächlich nur sehr selten überhaupt krank und durch die ständige Bewegung an der frischen Luft tauchen bei ihnen nur wenige Krankheiten überhaupt auf. Aber sollte es einem Indianer einmal schlecht gehen, oder er von einer Schlange gebissen worden oder von einem wilden Tier verletzt worden sein, sagen die Väter ihren Kindern sofort, welche Medizin nun aufzutragen sei. Und nur ganz selten muss der Patient lange leiden, da die Arzneien sehr schnell wirken und im Allgemeinen unfehlbar sind.
So lässt es sich vielleicht begründen, dass die Völker des Altertums, nicht nur Griechen und Römer, sondern sogar auch barbarische Völker, üblicherweise die Medizin mit der Göttlichkeit gleichsetzten. Und es war tatsächlich ein nahe liegender Gedanke, dass ER, der die Raubtiere und die Vögel, den kretischen Hirsch und den ägyptischen Ibis gelehrt hatte, nicht auch den Menschen zu lehren gewollt hätte,
Sanctius his animal, mentisque capacius altae. ii
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