Copyright © 2013 by Edition Roter Drache.
Edition Roter Drache, PF 100147, D-07391 Rudolstadt.
email: edition@roterdrache.org; www.roterdrache.org.
Lektorat: Katrin Spohar.
Titelbild- & Umschlaggestaltung: Gerhard Simader.
Buchgestaltung: Edition Roter Drache.
Gesamtherstellung: Booksfactory
Alle Rechte der Verbreitung in deutscher Sprache und der Übersetzung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Ton- und Datenträger jeder Art und auszugsweisen Nachdrucks sind vorbehalten.
ISBN 9783944180397
Edie Calielebt als selbst ernannte Prokrastinationskünstlerin im wunderschön morbiden Wien, ein Ort der nicht nur Einfluss auf ihre Geschichten, sondern auch auf ihren Humor hat. „Wenn H.P. Lovecraft Providence ist, dann bin ich Wien“, lacht die Sammlerin von Quietscheenten, deren Interesse am Chaos (vor allem am Chaos zur linken Hand) ein Desinteresse an der Wahrheit vermuten lässt. Stattdessen bevorzugt sie gute Geschichten, welche sie auch gerne in Flughafenankunftshallen liest. Ihr Erstlingsroman 3 a.m.entstand aus einer Mischung aus zweifelhaftem psychischen Zustand und öffentlichen Verkehrsmitteln.
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Titel
Impressum Copyright © 2013 by Edition Roter Drache. Edition Roter Drache, PF 100147, D-07391 Rudolstadt. email: edition@roterdrache.org ; www.roterdrache.org . Lektorat: Katrin Spohar. Titelbild- & Umschlaggestaltung: Gerhard Simader. Buchgestaltung: Edition Roter Drache. Gesamtherstellung: Booksfactory Alle Rechte der Verbreitung in deutscher Sprache und der Übersetzung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Ton- und Datenträger jeder Art und auszugsweisen Nachdrucks sind vorbehalten. ISBN 9783944180397
Über die Autorin Edie Calie lebt als selbst ernannte Prokrastinationskünstlerin im wunderschön morbiden Wien, ein Ort der nicht nur Einfluss auf ihre Geschichten, sondern auch auf ihren Humor hat. „Wenn H.P. Lovecraft Providence ist, dann bin ich Wien“, lacht die Sammlerin von Quietscheenten, deren Interesse am Chaos (vor allem am Chaos zur linken Hand) ein Desinteresse an der Wahrheit vermuten lässt. Stattdessen bevorzugt sie gute Geschichten, welche sie auch gerne in Flughafenankunftshallen liest. Ihr Erstlingsroman 3 a.m. entstand aus einer Mischung aus zweifelhaftem psychischen Zustand und öffentlichen Verkehrsmitteln.
Zitat »In a real dark night of the soul it is always three o’clock in the morning, day after day« F. Scott Fitzgerald
Lust
Das Universum
Der Mond
Der Eremit
Der Turm
Die Hohepriesterin
Das Æon
Glück
Der Gehängte
Der Narr
Weitere Bücher
»In a real dark night of the soul it is always
three o’clock in the morning, day after day«
F. Scott Fitzgerald
Sie fing an, wie wild zu lachen. Nein, nicht wild: verrückt. Offensichtlich vom Wahnsinn gepackt, schwoll es zu laut kreischender Hysterie an, wie man es eigentlich nur aus dem Inneren einer Gummizelle erwarten würde.
Kurz zuvor hatte sie ihm noch die willige Liebhaberin gespielt: »Oh ja, komm, mach’s mir! Du bist so geil, dein harter Schwanz gibt es mir so, wie ich es brauche!« Doch jetzt lachte sie über ihn und dieses bemitleidenswerte, schrumpelige Etwas, das an ihm herunterhing und angeblich die pure Männlichkeit verkörpern sollte. Irritiert starrte er sie an. Er hätte es niemals für möglich gehalten, dass in dieser engelsgleichen rothaarigen Schönheit solch grausame Geräusche stecken könnten. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, doch sein Ego schützte ihn davor, in sich selbst den Auslöser für das Ganze zu erkennen.
»Der hab’ ich offensichtlich den Orgasmus ihres Lebens beschert«, redete er sich ein.
Armer Johnny. Allein diese Episode verdeutlichte, dass er es allein wohl nie aus dem Aquarium herausschaffen würde und zum Dasein als Goldfisch verdammt war, ohne sich je seiner Gefangenschaft bewusst zu werden.
Während sie noch immer vor Lachen kreischte, zog er sich rasch an und verließ das kleine Apartment. Bis auf den Parkplatz hörte er sie , nicht ahnend, dass dieser Ausbruch einzig und allein seinem Schwanz galt.
Während sie vor Lachen Tränen in den Augen hatte, liefen dicke Krokodilstränen über die Wangen jenes Mannes, der mit dem Kopf in meinem Schoß lag.
»Wenn das wahr ist, dann bin ich verrückt«, schluchzte er. »Nein wirklich, dann bin ich verrückt. Sag’ mir, ob das wirklich wahr ist.«
Ich war in einer Zwickmühle: Die Wahrheit sagen, was impliziert hätte, dass er verrückt war, oder alles zurücknehmen, damit seinen vorangegangenen Wutausbruch rechtfertigen und mich selbst als verräterischen Lügner darstellen, ihn aber der Verrücktheit freisprechen. Ich strich ihm durchs Haar und sah ihn verständnisvoll an.
»Sag’ mir, ob das stimmt!« Ihm war es ernst und er würde nicht eher locker lassen, bis er eine Antwort bekam.
Während ich zaghaft nickte, überlegte ich, welches der sieben Biere mich in diese Situation gebracht hatte. Es musste das fünfte gewesen sein, es war immer das verfluchte fünfte Bier. Er vergrub seinen Kopf noch tiefer in meinem Schoß und heulte auf.
»Dann bin ich verrückt! Du musst mich sofort einweisen. Ich bin verrückt, ich muss in die Klapse.« Nur ein Verrückter verlangt danach, eingeliefert zu werden. Kurz zögerte ich, ob es nicht doch besser wäre zurückzurudern und ein Verräter zu sein. Immer noch angenehmer, als einen weinenden Mann im Schoß liegen zu haben, der mit zunehmender Ernsthaftigkeit darum flehte, so schnell wie möglich ins Irrenhaus eingeliefert zu werden.
Zeitgleich wandelte in Jerusalem ein anderer Verrückter, lediglich mit einem Tuch bekleidet, barfuß und sich an einem Stock festhaltend, durch die Straßen. Selbst in dieser Stadt, die bereits zahlreiche Wahnsinnige kommen und gehen gesehen hatte, passte er nicht ins Bild und erregte Aufmerksamkeit. Die Tatsache, dass er sich nicht ausweisen konnte und auf die Frage nach seinen Personalien jedes Mal selbstbewusst behauptete, Jesus von Nazareth zu sein, weckte das Interesse der Behörden und von denen ‚ganz oben‘. Es war für sie zwar nicht der erste Kontakt mit einem offensichtlich Geisteskranken, der behauptete die Reinkarnation von Jesus Christus zu sein, doch dieser Mitte 30-Jährige war irgendwie anders. Vielleicht lag es daran, dass er keinerlei äußerliche Ähnlichkeit mit dem Jesus aufweisen konnte, der seit Jahrhunderten das Innere von Kirchen schmückte.
Von der Statur her war er groß und breitschultrig, seine Haut dunkel, fast schwarz, sein krauses lockiges Haar stand wie elektrisiert von ihm ab und sein Gesicht ließ jegliches Anzeichen eines Bartes vermissen. Es handelte sich so offensichtlich nicht um Jesus, dass man ihm schon fast wieder Glauben hätte schenken können.
Nicht nur in Jerusalem wandelten die Verrückten durch die Gegend. Mitten in der Nacht ließ jemand draußen auf der Straße alle lautstark an seinen Gedanken teilhaben.
»Das Problem ist, dass sich niemand mehr fragt, wie es einem geht!«, brüllte er so laut er konnte, »Keiner weiß mehr, was im eigenen Kopf vor sich geht, alle sind nur noch gestresst. Menschen, wir werden irgendwann noch alle am Strick baumeln, wenn –«
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