„Herr Gerling. Ich glaube nicht, dass es …“, Wiesenloh musste den Satz unterbrechen, weil er falsch geatmet hatte, „… dass es im Interesse Ihres Mandanten ist, solche Andeutungen zu machen.“
„Hyperventilieren Sie nicht gleich, Wiesenloh. Hannes Wühlmann ist ein anderes Kaliber als dieser kroatische Schönling, den Sie sich als Dekoration für Jana Felden eingekauft haben. Freut sich Jana eigentlich darauf, bald wieder einen richtigen Kerl an ihrer Seite zu haben? Branco Ilic war ja wohl eher der Typ, um Janas Zwillingsschwester im Rollstuhl über die Bühne zu schieben. Hatte bekanntlich ein weites Herz für Frauen, die vom Schicksal nicht gerade verwöhnt sind.“
„Jetzt sollte aber wirklich … sollte wirklich Schluss sein mit solchen Respektlosigkeiten.“
„Sie entdecken wohl noch Ihre späten Sympathien für Ilic? Na ja, es hat ja vielleicht gewisse Nachteile, dass Sie sich nun wieder selbst etwas mehr um Ihre vernachlässigte Alte kümmern müssen.“
Wiesenloh ballte vor Zorn beide Fäuste, hatte aber der Frechheit des abgebrühten Managers nichts entgegenzusetzen. In ihm keimte langsam ein Verdacht auf. Waren alle Anspielungen Gerlings nur Ablenkungsmanöver? War Wühlmanns Manager vielleicht von vornherein davon ausgegangen, dass der Anschlag des Pferdebetreuers John Steiner auf Ilics Reittier nicht funktionieren würde? Hatte er gar selbst Becker gekauft?
Wiesenloh warf einen unsicheren Blick auf das hyänenhafte Gesicht Gerlings. Einem Mann gegenüberzusitzen, der einen Killer anheuerte, bereitete ihm Unbehagen. Andererseits schien Becker, nach allem, was man hörte, kein Killertyp zu sein, sondern eher ein verwirrter Einzelgänger, der unübersehbare Spuren hinterlassen hatte und unfähig gewesen war, sich dem Zugriff der Polizei zu entziehen.
„Okay, widmen wir uns wieder dem eigentlichen Geschäft“, sagte Gerling grinsend. Er schien die Lust verloren zu haben, den schwitzenden Intendanten weiter zu quälen und begann stattdessen, völlig geschäftsmäßig die Konditionen zu benennen, unter denen Wühlmann bereit war, nach Bad Espefeld zu kommen.
Wiesenloh erschienen einige Forderungen ziemlich dreist. Schließlich war Wühlmann ja noch kein Star, sondern wollte erst einer werden. Um den Sprung zu schaffen, war er auf die Winnetou-Rolle in Bad Espefeld angewiesen. Für Wiesenloh würde sich der Deal erst in der neuen Saison ausbezahlen.
Vorsichtig deutete der Intendant an, dass ihm die Gagenvorstellung zu hoch war. Zumal Wühlmann selbst vor kurzem noch mit anderen Modalitäten einverstanden schien. Gerling schwieg und setzte eine Pokermiene auf. Nun richtete sich Wiesenloh in seinem Chefsessel etwas auf und hörte sich selbst, zu seinem eigenen Erstaunen, mit seiner gewohnten festen Stimme eine bedeutend niedrigere Summe nennen.
„Legen Sie noch Fünftausend für Umzugskosten drauf, und Sie haben meinen Mann.“
Wiesenloh überlegte, ob er über diesen Punkt verhandeln sollte, doch er war froh, dass der Manager den Bogen offensichtlich doch nicht überspannen wollte. Die Umzugskosten konnte er später im Kuratorium sicher besser verkaufen als eine höhere Gage. An Gage sollte Wühlmann in dieser Saison nicht einen Cent mehr als Ilic erhalten.
Für einen Moment war er wieder mit sich im Reinen. Nur die zufriedene Miene Gerlings irritierte ihn. Plötzlich schoss ihm das Blut in den Schädel, und ihm wurde heiß. Er hatte nicht bedacht, dass im Falle Ilics mit der Gage die gesamte Saison einschließlich der umfangreichen Zeit der Proben abgedeckt gewesen war. Wühlmann würde das gleiche Geld wie Ilic dafür erhalten, dass er nach kurzer Vorbereitung für den Rest der Saison einsprang. Wiesenloh hatte während seiner beruflichen Tätigkeit selten so einen Bock geschossen.
Gerling grinste ihn von unten herauf an und holte aus seiner Jackettasche ein Silberetui. „Ich darf doch“, sagte er und zündete sich ein Zigarillo an.
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