Roman Wallat - Del Rio trug Klettverschluss

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Allein in Niedersachsen spielen über 160.000 Kinder im Verein Fußball – ein
Phänomen, das eine genauere Betrachtung verdient. Autor und
Trainer Roman Wallat alias Sportreporter Menotti hat das bunte Treiben einer Kinderfußball-Mannschaft vier Jahre lang verfolgt und in Onlinekolumnen veröffentlicht. »Del Rio trug Klettverschluss« versammelt diese aufschlussreichen Beobachtungen vom Spielfeldrand erstmals in einem Buch. Sie zeigen, mit welch ausgebufften Methoden sich ein siebenjähriger Junge zum besten Spieler der Galaxie kürt, oder auch, warum Frau Smirnov eigentlich der Name einer Fankurve ist. Wallat amüsiert mit lebensnahen Portraits und nachvollziehbarer Situationskomik; ein Lesevergnügen nicht nur für erwachsene Fußballfans – sondern vielleicht auch für manch jungen Leser.

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Roman Wallat

Del Rio trug Klettverschluss

Schnappschüsse

eines Kinderfußball-Sportreporters

Illustriert von Susanne Warkentien

Del Rio trug Klettverschluss - изображение 1

© 2018 unibuch Verlag bei zu Klampen · Röse 21 · 31832 Springe

www.unibuchverlag.de

Umschlaggestaltung: Stefan Hilden · München · www.hildendesign.de

Bildmotiv: shutterstock.com/Yuganov

Satz: Germano Wallmann · Gronau · geisterwort.de

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018

ISBN 978-3-934900-47-9

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹ http://dnb.dnb.de› abrufbar.

Inhalt

Die Geburt des Sportreporters Menotti

Fußball ist bekanntlich ein sehr beliebtes Spiel. Überall rund um die Welt wird getrickst, getunnelt, gepasst und gegrätscht wie nichts Gutes. Und so war es nicht verwunderlich, aber vielleicht doch erstaunlich, dass vor einigen Jahren in dem kleinen Örtchen Wennigsen am Deister, südlich der Metropole Hannover gelegen, der wie üblich ehrenamtlich agierende G-Jugend-Fußballtrainer Frank Jaquet eine Internetseite namens Deisterkicker erstellte. Diese neue Internetseite sollte sich rund um die jüngsten beim ortsansässigen Sportverein TSV Wennigsen registrierten Fußballer drehen. Und derer gab es damals reichlich: Allein etwa vierzig Kinder zwischen drei und sieben Jahren (unter ihnen die coolsten Typen) jagten zu jener Zeit in Wennigsen dem runden Leder hinterher. Die Idee zu dieser Internetseite hatte ein weiterer G-Jugend-Coach namens Martin Röhl entwickelt. Martin, hochgewachsen und von aufrechter Statur, war und ist ein sehr engagierter, weitdenkender Jugendcoach. Auch ich, mein Name ist Roman Wallat, zählte seinerzeit zu dem mehrköpfigen Wennigser G-Jugend-Trainerstab. Und ich kann mich daran erinnern, dass eine gewisse Aufbruchstimmung, ein gewisses Gründungsfieber uns alle gepackt hatte …

Zusammen mit Rico Kruppa, damals der brandneueste Jugendtrainer, hatte ich just aufgrund der großen Anzahl an jungen, spielfreudigen Wennigser Kickern eine weitere G-Jugend-Mannschaft zusammengestellt und ins offizielle Fußballrennen gejagt. Ja, wir nahmen an einer offiziellen Meisterschaft teil! Beschäftigt mit diesem neuen Team und einigen anderen Dingen, die das Leben so mit sich bringt, verfolgte ich in den nächsten Wochen die neue Internetseite quasi nur aus dem Augenwinkel heraus. Aber eines Tages, ich weiß nicht mehr genau, wann, dachte ich mir, dass es doch verdammt schade wäre, wenn es keinen Bericht über die Kinder unserer neu geschaffenen G-Jugend-Mannschaft, der sogenannten G2, gäbe, und ich fasste den Entschluss, zumindest einen Bericht zu erstellen – einen einzigen Bericht, der exemplarisch das Treiben unserer G2 in der aktuellen Saison zusammenfassen sollte. Yes, auch Ricos und meine Jungs sollten es in die Gazetten des Deisterkickers schaffen!

Wir fuhren zu dem kommenden Spiel – Kinder, Eltern, Geschwister, Coaches – in das kleine Städtchen Eldagsen, und ich packte neben der Trikottasche und den Fußbällen diesmal auch ein weißes Stück Papier und einen Kugelschreiber ein.

Zurück von dieser Partie setzte ich mich am nächsten Morgen an meinen Schreibtisch und versuchte, meine ziemlich chaotischen Notizen zu einem Spielbericht zusammenzuführen. Aber wie auch immer ich es versuchte, es war mir nicht möglich, einen vernunftgetreuen Bericht zu schreiben. Nach Maßstäben der bislang erschienenen Deisterkicker-Artikel war mein Spielbericht eindeutig als misslungen zu qualifizieren, doch was die Kinder vor, während und nach dem Spiel so alles ablieferten, war derart witzig, lebendig und ereignisreich, dass ich es nicht verschweigen konnte, vielmehr schienen sich diese Dinge wie von selbst in meinen Spielbericht einzubauen …

Als der Artikel schließlich fertig war und ich mit meinem bürgerlichen Namen unterschreiben wollte, sträubte sich auch hier etwas in mir, und ich löschte meine Unterschrift, überlegte kurz und unterschrieb – mehr oder weniger halbbewusst und relativ spontan, ohne das Ausmaß meiner Entscheidung überblicken zu können – mit Menotti.

Sportreporter Menotti war geboren. Wennigsens umtriebigster Kinderfußball-Sportreporter. Per Spontangeburt. Das war mir damals noch nicht klar, aber es war geschehen!

In den kommenden Jahren sollten noch viele weitere Menotti-Texte entstehen, die allesamt im Deisterkicker erschienen. Dies lag vor allem an den Jungs und dem großen Vergnügen, das es machte, über sie zu schreiben. Häufig beschlich mich dabei das tiefe, untrügliche Gefühl, dass allein wegen der Kinder, allein wegen Typen wie Jo Scholz, Johann »The Rocket« Mantai oder auch Oskar Casillas-Wallat – um nur einige zu nennen – diese Texte entstehen mussten. Dass diese Jungs eine Kraft besaßen, eine ungezähmte Lebendigkeit, die es mehr als verdient hatte, auf dem Papier zu landen.

In dem nun vorliegenden Buch können wir erstmalig einige Kinder über einen Zeitraum von fast vier Jahren begleiten – natürlich auch ihre Coaches. Ganz nebenbei werden wir hierbei Zeuge der Evolution einer Mannschaft. Wir erleben, wie sich aus einer noch ungeformten Masse ein »richtiges«, ja, wie ich finde, ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Team herauskristallisiert. Auch werden wir erfahren, was es bedeutet, ein Dorfverein zu sein …

Menottis Kolumnen, das möchte ich hier noch anführen, sind an gewissen Stellen der Wahrheit verpflichtet, z. B. bei den gewitzten Sprüchen der Kinder. Aber auch, wenn es um die Erwachsenen geht – die Fans, Trainer und Spielberater –, fast alle existieren wirklich … An anderen Stellen sind Menottis Berichte sehr flexibel, man könnte auch sagen überschwänglich formuliert, satirisch oder auch dribbelstark, um dann plötzlich mit einer allumfassenden Spielübersicht aufzuwarten – aber was erwartet man auch anderes von ausgebuffter Sportberichterstattung?

So, verehrte Leser, bevor ich mich in noch weiteren Details verliere oder Dinge ausplaudere, die Sie in den folgenden Texten viel besser auf Ihre eigene Art und Weise entdecken können, rufe ich lieber nur noch: Viva la intuizione! Hier sind sie: Menottis gesammelte Schriftstücke.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Allem Zauber wohnt ein Anfang inne
Die Siegesserie reißt nicht ab Nach einer Hinrunde in der die jüngste - фото 2

Die Siegesserie reißt nicht ab

Nach einer Hinrunde, in der die jüngste Wennigser Fußballmannschaft von Sieg zu Sieg eilte, und dem damit verbundenen – zugegebenermaßen inoffiziellen – Herbstmeistertitel (Hinrundenbeginn war der 21. April, Hinrundenende der 5. Mai …) führte der Rückrundenstart die G2 des TSV W nach Eldagsen. Für die meisten Kicker sollte es das erste Freitagabend-Spiel ihres Lebens werden …

Als sich die Gelb-Schwarzen aus Eldagsen und die Rot-Weißen aus Wennigsen vor Spielbeginn auf Höhe der Mittellinie formierten, sich gegenseitig musterten, und es zu folgendem Wortwechsel kam: »Ihr habt den kleineren Torwart!« – »Na und, wir gewinnen jedes Spiel!«, konnte noch niemand ahnen, wie die Partie enden sollte. Insbesondere die taktische Flexibilität der Wennigser, weder Umut Grandke noch Oskar Wallat in der Abwehr aufzubieten – beide dort erprobt – und nur mit einem Abwehrmann zu spielen (Lukas Kruppa, der Einzige, der sich per Arm-in-die-Luft-reißen um einen Defensivposten bewarb, alle anderen wollten Stürmer spielen …), ließ vor Spielbeginn noch einige Fragen offen.

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