Vorbemerkungen
Das Für und Wider zu diesem Buch
Gedanken zum Thema Selbstschutz
I. Über den Umgang mit Gewalt
Der Stellenwert der Gewalt in der Gesellschaft
»Gewinnen ist eine Angewohnheit«
Das Prinzip der Biene
Kampfgeist
Kein Ausweg als Weg
Das Tier in uns wecken
Chinesische Impressionen
Fürchte nicht den mächtigen, sondern den kleinen Gegner
Das Dao des Cleaners
Gewalt im Alltag
Dominanz
Schicksal und Pflicht
Das Schicksal
Die Pflicht
Kenne die Konsequenzen
II. Der Gewalttäter
Kenne den Gegner
Wie ein Schläger entsteht
Rhetorik und Erscheinungsbild
Aufbau eines Rufes
Aufbau einer Gang
III. Grundlagen des Selbstschutzes
Schütze dich selbst
Zwei Phasen
Vorbeugung
Das Selbstbewusstsein
Das magische Schwert
Die Sprache
Die Mimik
Die Körpersprache
Die eigenen Schwächen und Stärken
Aufmerksamkeit
Defensive Aufmerksamkeit
Offensive Aufmerksamkeit
IV. Der Kampf
Erkenne die Anzeichen
Angriff ist die beste Verteidigung
Chancengleichheit
Vermeide lange Kämpfe
Lerne aus der Geschichte, nicht von Geschichtenerzählern
Die gute Nachricht
Fallen und Finten
Händeschütteln
Etwas fallenlassen
Der Austerntrick
Der Zeigetrick
Der »Schwerhörige«
Verschiedene Gesten
Der Nahbereich
Kämpfen lernen, ohne es zu lernen
Distanzen im Kampf
Der Bodenkampf
Kampf gegen mehrere Gegner
V. Das Training für den Kampf
Die für den Selbstschutz wesentlichen Eigenschaften
Die Grundkomponenten des Trainings
Strategie oder das mentale Training
Die Bedeutung einer guten körperlichen Verfassung
Physisches Training
Kraftaufbau
Training für die Sinne
Die Augen
Die Ohren
Abhärtungstraining
Vorbemerkung
Abhärtungstraining mit Partner
Abhärtungstraining allein
Techniktraining
Technik und Taktik
Techniken für das Agieren
Techniken für das Reagieren
Möglichkeiten des Schlagens, Stoßens, Tretens und Blockierens
Die Hammerfaust
Abwehr bogenförmiger Schläge
Waffen
Der Stock
Schlagverstärker
Das Messer
VI. Zivilcourage – Sollten wir dem anderen helfen?
Drei Optionen
Mögliche Folgen von Zivilcourage
VII. Kampfsport, Kampfkunst und Kampf
Sind Kampfkünste und Selbstverteidigungskurse sinnvoll?
Erfahrung und Können
Das Dilemma der modernen Zeit
Essay: Emotionen – Aggressoren und Warnsysteme
Quellenverzeichnis
Fußnoten
Befasse dich mit der Gewalt, oder die Gewalt befasst sich mit dir.
Vorbemerkungen
Das Für und Wider zu diesem Buch
Dieses Buch wurde in der Absicht verfasst, Menschen, die gegen ihren Willen mit Gewalt konfrontiert werden, Möglichkeiten aufzuzeigen, in einem realen Kampf zu bestehen.
Der amerikanische FBI-Profiler John Douglas1 schrieb in seinem Buch Obsession sehr richtig: » Geradezu jedes Verbrechensopfer, dem ich begegne, und jeder, der durch ein Verbrechen betroffen ist, bestätigt mir, dass er sich sehr schnell gezwungen sah, sich möglichst eingehend mit dem Phänomen der Kriminalität zu beschäftigen, sich über unser Rechtssystem zu informieren und darüber, welche Haltung die Gesellschaft zu Verbrechern und ihren Opfern einnimmt. Wir müssen uns also unbedingt mit fundiertem Wissen wappnen, bevor der Ernstfall eintritt , denn nur mit dem entsprechenden Wissen haben wir gewisse Chancen, unsere Lage zu verbessern . (…) Man muss all seine Anstrengungen nur auf den einen Gedanken richten, nämlich zu überleben .«
Ein realer Kampf ist immer gewalttätig. Wer sein Leben und seine Gesundheit schützen muss, sollte dies mit aller Macht tun, bis zur letzten Konsequenz. Doch verlieren kann man trotzdem. In einem Kampf ist man immer auf sich allein gestellt. Das Buch ist weder ein Ersatz für die eigenen Bemühungen noch für eigenes Denken. Uns ist auch bewusst, dass die Gefahr besteht, dass potentielle Gewalttäter die hier geschilderten Techniken missbrauchen. Dagegen ist jedoch kein Buch gefeit, das praktisches Wissen über den Kampf vermittelt.
Viele der in diesem Buch beschriebenen und dargestellten Dinge sind nach den Gesetzen der meisten Länder – nicht zuletzt auch nach den deutschen Gesetzen – unter bestimmten Umständen strafbar. Das gilt es zu wissen. Sich selbst schützen kann nur, wer in der Lage ist, die gegen sich ausgeübte Gewalt im Ansatz zu stoppen oder ihr mit überlegener Gewalt zu begegnen.2 Dieser Grundsatz hat sich seit Jahrtausenden bewährt. Was nutzt es, sich brav an Gesetze und gesellschaftlichen Konventionen gehalten zu haben, wenn man tot ist oder für den Rest des Lebens ein Krüppel?
Techniken und Methoden, wie wir Sie Ihnen in diesem Buch vermitteln, sind kein »Spielzeug«. Gehen Sie verantwortungsbewusst damit um. Wir wollen an dieser Stelle betonen, dass es nicht der Sinn des Buches ist, Sie zu ermuntern, das Gelernte um jeden Preis erproben zu wollen. Besteht die Möglichkeit, Gewalt aus dem Weg zu gehen, so nutzen Sie diese unbedingt. Auch Weglaufen vor Gefahr ist nicht im geringsten »unehrenhaft«. Und im Zweifelsfalle ist es immer besser, das »Gesicht« zu verlieren, als das Leben. Es gehört zu den wesentlichen Dingen, die wir Ihnen vermitteln wollen, dass Sie Gefahr bereits im Ansatz erkennen und damit die Möglichkeit haben, angemessen zu reagieren. Aber: Wenn die einzige angemessene Möglichkeit, Gewalt zu begegnen, im Einsatz von eigener Gewalt besteht – also wirklich im äußersten Notfall –, dann müssen Sie dazu in der Lage sein, dies ohne zu zögern und auf effektive Weise zu tun; das heißt, Sie müssen bessere Chancen haben, den Kampf zu gewinnen, als Ihr Gegner. Wie dies zu erreichen ist, stellt ebenfalls einen wesentlichen Bestandteil dieses Buches dar.
An den Beginn der einzelnen Kapitel haben wir Berichte gestellt, die nach verschiedenen Gesichtspunkten, zum Beispiel Zeit, Ort und Intelligenz im Zusammenhang mit Gewalttaten, geordnet sind. Diese Berichte beschreiben reale Verbrechen und sollen Ihnen ein Gefühl dafür vermitteln, wie bedrohlich und unberechenbar unsere Gesellschaft sein kann. Und sie sollen Ihnen klar machen, was passieren kann, wenn Sie sich nicht wehren bzw. wenn Sie unaufmerksam durchs Leben gehen.
Gedanken zum Thema Selbstschutz
Befasse dich mit Gewalt, oder die Gewalt wird sich mit dir befassen . Dieses Leitmotiv unseres Buches ist keineswegs provozierend gemeint, sondern ganz nüchtern und realistisch. Wir huldigen nicht der Gewalt, wir verdammen sie aber auch nicht, denn Gewalt ist Teil unseres Lebens. Gewalt kann unter Umständen die einzige Lösung eines Problems sein.
Die Geschichte hat gezeigt, dass es einzelne Menschen geben kann, die sich der Gewalt konsequent und erfolgreich verweigern. Aber eine Gesellschaft ohne Gewalt hat es nie gegeben.
Viele Menschen – und nicht zuletzt viele Kampfsportler – sind der Ansicht, dass man sich erst wehren sollte, wenn die Gewalt schon zum Ausbruch gekommen ist. Es gilt als unmoralisch, einem Angriff zuvorzukommen, d. h., selbst mit der Gewalt zu beginnen, wenn man ihr nicht aus dem Weg gehen kann. Das ist jedoch eine sehr gefährliche und wenig realistische Sichtweise. Besser ist es, die Gewalt im Ansatz zu stoppen, mit der einzigen Macht, die hierfür taugt: Gewalt.
Für sich anbahnende Gewalt gibt es für gewöhnlich deutliche Anzeichen. Wir werden Ihnen in diesem Buch erläutern, woran Sie erkennen, ob ein Angriff unmittelbar bevorsteht und Sie reagieren müssen. Wenn ein Schläger Sie angreift, kann es bereits zu spät zur Gegenwehr sein. Jegliche Empörung über ein solches Konzept wäre Naivität oder Heuchelei. Die Hunderten Verletzten und Getöteten der letzten Jahre, die allein in Deutschland das Opfer ihres Zauderns, ihres Leichtsinns oder auch ihrer unüberlegten Zivilcourage wurden, sprechen eine eigene Sprache. Die Tatorte liegen in unseren Städten, in unserer Nachbarschaft. Jeder, der nicht bereit ist, in die Opferrolle zu schlüpfen, der nicht Gewalt durch andere erleben möchte, sollte dieses Buch als Kampfansage verstehen. Wir werden uns wehren, mit allen Mitteln!
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