, Bd. I-V (Reykjavík: Leifur Eiríksson Publishing, 1997); und
Oxford University Press für die Erlaubnis zum Abdruck von Material von Carolyne Larrington (Übers.),
Die Lieder-Edda (Oxford University Press, 1996). Ich danke der Fakultät der Künste und Sozialwissenschaften der
University of Hull für die freundliche Unterstützung bei der Niederschrift dieses Werkes. Im Besonderen danken möchte ich meinen Fachkollegen am
Andrew Marvell Centre for Medieval and Early Modern Studies unserer Universität. Dank gebührt auch Prof. Emeritus Andrew Wawn (
University of Leeds ), Prof. Jonathan Goldberg-Belle (
University of Illinois Springfield ) und Prof. Emeritus Tom Shippey (
Saint Louis University ) für ihren fachlich kompetenten Beistand in verschiedenen Punkten der vorliegenden Studie. Für mögliche Fehlurteile übernehme ich allein die Verantwortung. Ich danke meinen Kindern und jenen zahlreichen Freunden, die mich beim Verfassen dieses Werkes immer wieder ermutigt haben und – ja, das sei gesagt – oft auch ertragen mussten. Zu guter Letzt sei meine Frau Maria genannt, der ich am meisten verdanke.
Anmerkung zu den Eigennamen
Im vorliegenden Buch wurden Eigennamen aus mittelalterlichen skandinavischen Quellen eingedeutscht, aber die Titel der Werke wurden in der Originalsprache beibehalten und, nach der ersten Erwähnung in jedem Kapitel, mit einer deutschen Übersetzung versehen. Dieses Verfahren wurde nicht bei solchen Eigennamen angewandt, die sich aus nachmittelalterlichen europäischen Sprachen ableiten.
Kapitelornamentik © by Voenix ( www.voenix.de)
Thor auf einem Stein sitzend, © by Voenix
Snorri Sturluson-Denkmal in Reykholt © Foto by Voenix
Yggdrasill von Voenix (Poster aus: Weltenesche Eschenwelten , 4. Aufl. 2013, Edition Roter Drache
Baldur wird unter Lokis Anleitung von Hödur mit einem Mistelzweig getötet . Aus einer isländischen Handschrift des 18. Jhr.
Thor von Arthur Rackham, aus „Rheingold“ nach Richard Wagner, 1910
Thor im Kampf mit der Midgardschlange von Johann Heinrich Füssli, 1790, 133 × 94,6 cm (© Royal Academy of Arts, London)
Tyr und Thor holen den Braukessel © by Voenix
Ragnarök von W.G. Collingwood (1908) aus: The Elder or Poetic Edda; commonly known as Sæmund’s Edda. Edited and translated with introduction and notes by Olive Bray .
Foto © by Andreas Franzkowiak, Halstenbek CC-BY-SA-3.0 (http:/de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Fibula_NordendorfI.jpg&filtimestamp=20120710112337)
Thor mit Hammer , aus einer isländischen Handschrift des 18. Jhr.
Skandinavien als Wiege der Menschheit : die 34 gotischen Stämme, die nach der Carta Marina von Olaus Magnus (1539) Skandinavien verlassen haben
Olof Rudbeck von Martin Mijtens (1696) (© Universität Stockholm)
Titelbild der Kinder- und Hausmärchen , Erster Theil, 1812
Donar-Thor von Max Koch, 1920
Fritz Feinhals als Wotan in einer Aufführung von Wagners Ring des Nibelungen im Jahre 1903
Luftaufnahme der Wewelsburg
Titelseite Journey into Mystery # 83 ,1962, © by Marvel
Fritz Lang, Die Nibelungen (Filmplakat), 1924 © by UFA
Titelseite von Donald Duck and The Golden Helmet , Carl Barks, 1952 © by Walt Disney
The Vikings (Filmplakat), 1958, © by MGM
Superman von Joe Shuster, © by Marvel
Titelseite von Thor – Wolves of the North , © by Marvel
Thor-Büste basierend auf die Comic-Figur, © Bowen Designs
Die Darstellungen des altnordischen Gottes Thor sind vielfältig: er wird beschrieben als ein Himmelsgott, als Donnergott, als ein Gott der Meere und der Winde, als Fruchtbarkeitsgott, Kriegsgott und als das letzte Bollwerk gegen das ungeheuerliche Böse. In ihm kommt das Wesen Dänemarks, Schwedens und Deutschlands zum Ausdruck, und – als ein Comic-Superheld – auch jenes der Vereinigten Staaten. Mit dem Etikett der Gegnerschaft zu Christus behaftet, wurde er als Satan, Gegner Roms und des römischen Katholizismus bezeichnet – letzterem zufolge aber auch als Vorkämpfer des protestantischen Europa. Thor wurde als allmächtiger Gott wahrgenommen, ebenso aber hat man ihn auch verachtet, weil er feige sei; er wurde als Inbegriff des Guten vergöttert, aber auch für seine „Grobheit“ und „Rüpelhaftigkeit“ getadelt; man feierte ihn als „Beschützer des Vaterlandes“, empfahl ihn als freundlichsten und gutmütigsten aller Götter, suchte ihn auf, um Techniken zur Nutzbarmachung der kosmischen Energie zu entwickeln, und rief ihn als „Großen Mächtigen Thor“ an. Eine charakteristische, stets erkennbare Eigenschaft Thors, auch wenn er von christlichen Missionaren vor über 1000 Jahren gefürchtet wurde, ist die Hingabe, mit der er die Menschheit vor dem Bösen zu beschützen, wie auch immer dieses Böse definiert sein mag.
Von allen altnordischen Göttern ist Thor der Einzige mit dieser besonderen Mission, und er ist auch der Einzige, der viele seiner gefährlichen mythologischen Abenteuer in menschlicher Gesellschaft erlebt. Man kann ihn daher auch als einen „Gott des Volkes“ bezeichnen. Dennoch bestand Uneinigkeit im Hinblick auf die Ziele, denen Thor dient, sowie auf die Feinde, gegen die seine Kräfte gerichtet sein sollen. Diesbezüglich kann gesagt werden, dass er in den letzten 1000 Jahren – und besonders deutlich in den letzten 250 Jahren – in Anspruch genommen wurde, um verschiedenste nationale und regionale Angelegenheiten zu fördern. Kein anderer Gott der altnordischen Mythologie, nicht einmal Thors Vater Odin, hat eine derart kontroverse und prominente Geschichte.
Die vorliegende Studie beginnt mit einer Erkundung der Erscheinungen Thors in den frühesten bekannten Quellen, hauptsächlich in jenen, die im mittelalterlichen Island in der Lieder-Edda und der Prosa-Edda erhalten geblieben sind. Dann wird den Fragen nachgegangen, warum und wie eine so vielschichtige Mythologie überhaupt entstehen konnte und wie es kommt, dass sich dem Thor ähnliche Gottheiten auch in den antiken Mythen des Mittelmeerraumes, Persiens und Indiens finden. Diese Gemeinsamkeiten mythologischer Systeme gehen über bloßen Zufall hinaus und führen uns in Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung zum – wahrscheinlich – ursprünglichen Donnergott zurück. Doch es war der altnordische Thor, der hammerschwingende Verbündete des einfachen Volkes, den die Krieger und Seefahrer der Wikinger verehrten, dessen Erinnerung in den isländischen Sagas und der skandinavischen Geschichte durch das Mittelalter hindurch erhalten geblieben ist, und es war derselbe Thor, der zur Zielscheibe rücksichtsloser Könige wurde, die ihren Einfluss im christlichen Europa auszudehnen suchten. Es waren die Kultstätten Thors, in welchen blutige Menschenopfer dargebracht wurden, die jene Könige und ihre Missionare danach trachten ließen, sämtliche Spuren des Gottes auszutilgen, zumeist mit Feuer, Schwert und Enteignung jener, die sich weigerten, die neue Ordnung anzunehmen.
Mit dem Niedergang des Heidentums und der Verbreitung des Christentums fanden die skandinavischen Länder schnell zu einer neuen kulturellen Identität in Europa, doch das außergewöhnliche Erbe der heidnischen Vergangenheit lebte im Brauchtum fort; skandinavische Monarchen zahlten stattliche Summen für die Erforschung der Frühgeschichte ihrer Länder und leiteten aus dieser das Recht ab, über ihre Nachbarn zu regieren. Auf diese Weise blieben altnordische Mythen und Legenden erhalten. Als im späten 18. Jahrhundert ein neuer Geist der Romantik über Europa heraufzudämmern begann, brach plötzlich das gesammelte Wissen jener Vergangenheit aus der düsteren Enge der Schreibstuben der Hofhistoriker hervor an das Licht der Öffentlichkeit und wurde so zu einer wichtigen Inspirationsquelle für Patrioten, Poeten und Bühnendichter. Gerade Thor kam wie kein anderer dem Bedürfnis vieler entgegen, nationale Traditionen neu anzueignen und fremde Einflüsse abzuschütteln. Wohin genau dies den Gott geführt hat, ist Thema des letzten Teils dieser Untersuchung. Es ist die Erzählung von Gier, Eifersucht, Kriegslust, Vorurteilen und schlussendlich vom Weltkrieg. Ebenso ist es die Erzählung von Thor, der aus einem rein skandinavischen Kontext heraus südwärts in die Niederungen nationalsozialistischer Ideologen im Deutschland Adolf Hitlers gezogen wurde.
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