Fabian Vogt
Super,
Mann!
Briefe an all die Mannsbilder in uns
Mit Illustrationen von Thees Carstens
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
ISBN 9783865065469
© 2013 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Titelgrafik und Innenillustrationen: Thees Carstens
Satz: Brendow PrintMedien, Moers
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
www.brendow-verlag.de
Cover
Titel Fabian Vogt Super, Mann! Briefe an all die Mannsbilder in uns Mit Illustrationen von Thees Carstens
Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 9783865065469 © 2013 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers Titelgrafik und Innenillustrationen: Thees Carstens Satz: Brendow PrintMedien, Moers 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013 www.brendow-verlag.de
Männer-Fantasien
Warum ich dieses Buch gerade so geschrieben habe
Brief an den Träumer
Brief an den Ängstlichen
Brief an den Ehemann
Brief an den Liebhaber
Brief an den Vater
Brief an den Sohn
Brief an den Berufstätigen
Brief an den Sportler
Brief an den Freund
Brief an den Kulturfreak
Brief an den Glaubenden
Brief an den Autofahrer
Empfänger glücklich verzogen
Dank
„Super, Mann!“ ist ein Buch für … Männer. Ihr wisst schon, was ich meine: echte Männer! Helden des Alltags! Die Herren von Welt! Die Jäger im Dschungel der Postmoderne! Die Krieger des Lichts! Die Macher im Anzug, im Designerpulli oder im Blaumann! Die Zampanos! Die vor Virilität strotzenden Kerle, die der Gesellschaft lässig zeigen, wo der Hammer hängt und die Post abgeht. Sprich: die ganzen dominanten Testosteron-Bomben, die einfach alles im Griff haben, sei’s die Hilti, den Golfschläger, die Aktienkurse oder ihre Frauen …
… zumindest hat mir das mal einer erzählt. Also: Wie das angeblich abläuft mit dem Mann-Sein. Der Typ war aber nur 1,65 Meter groß und stand – so mein Eindruck – total unter dem Pantoffel seiner äußerst gewichtigen Frau. Da hätte ich wahrscheinlich auch so wirres Zeug von mir gegeben. Puh!
Jungs, mal ehrlich: Es gibt doch keinen Mann, der nicht gern ein echter Mann wäre. Ein forscher Eroberer des Abenteuerlands „Leben“. Ist doch so! Wenn wir uns beschreiben müssten und nur zwischen „Mann“ oder „Memme“ wählen dürften, dann würde ja wohl keiner so bescheuert sein und sich bei „Memme“ melden. Nur stellt sich da natürlich schnell die äußerst komplexe Frage: Wer oder was ist ein „echter Mann“? Wisst Ihr’s?
Ich wusste es lange nicht und habe deshalb dem Verlag dieses Buch vorgeschlagen, quasi als unterhaltsamen Klärungsprozess. Ja, weil ich die Wahrheit wissen wollte. Die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit.
Denn mal ganz ehrlich: Wie Brad Pitt sehen die meisten von uns ja nicht aus. Leider. Auch an Orlando Bloom und George Clooney kommen wir – zumindest die überwiegende Mehrzahl von uns – unter ästhetischen Gesichtspunkten nicht ran. Statt eines drallen „Sixpacks“ á la Schwarzenegger haben wir in der Regel einen ausgeprägten Waschbär-Bauch. Ewig den coolen John Wayne raushängen lassen, ist auch nicht mehr so ganz angesagt. Und ob Til Schweiger, Boris Becker und Dieter Bohlen tatsächlich mannhafte Vorbilder für uns Männer der Zukunft sind, ist nicht nur in den Medien äußerst umstritten. Ja, selbst Bond … James Bond, die ewig smarte Doppel-Null mit der Lizenz zum Löten, der Frauen-ins-Bett-Locker mit dem unwiderstehlichen Charme des Siegers hat neuerdings massive psychische Probleme, muss sich erst mal selbst finden, fängt am Ende gar an zu flennen und weiß überhaupt nicht mehr so recht, ob Geheim-Agent wirklich so ein Bringer-Job ist. Ich fass es nicht. Da bin ich nicht gerührt, da werde ich geschüttelt.
Sprich: Mit den traditionellen Männerbildern aus Film, Funk und Fernsehen lässt sich die Frage, was ein „echter Mann“ ist, nicht ernsthaft und überzeugend beantworten. Jedenfalls nicht mehr. Kurz und gut … bzw. kurz und schlecht: Das Elend ist groß. Oder anders ausgedrückt: Mann-Sein erweist sich anscheinend als unfassbar kompliziert. Finde ich jedenfalls. Keine Vorbilder, völlige Verunsicherung und viele verdrehte Vorstellungen.
Dazu kommt noch, dass wir Männer ja seit einigen Jahren auch noch von wilden Amazonen gebetsmühlenartig erzählt bekommen, wir müssten endlich die verborgenen, sanften Seiten in uns entdecken und ausleben. Die einfühlsamen Facetten. Die weiblichen Eigenschaften. Die weichen Charakterzüge: „Wein doch! Lass es raus! Stell dich deinen tiefsten Gefühlen, du zarte Seele.“ Weil die emotionale Intelligenz angeblich ja nicht nur die kognitive Intelligenz, sondern vor allem die Muckis schlägt.
Viele sagen zwar, das sei vor allem Alice-Schwarzer-Humor, trotzdem setzt diese Forderung den wahren Gentleman in uns ordentlich unter Druck. Denn wir möchten den Frauen ja gefallen. Das bedeutet: Weil wir Männer auch Meister der Anpassung sein wollen, bemühen wir uns mit allen Kräften und mit zunehmender Verzweiflung, den verschiedenen Männerbildern in der Gesellschaft gerecht zu werden. Stark wollen wir sein … und zugleich schwach. Bestimmend … und diskussionsfreudig. Kantig … und flexibel. Durchsetzungsfähig ... und anschmiegsam. Draufgängerisch … und zurückhaltend. Würdig … und total humorvoll. Aktiv … und doch in uns ruhend. Offen … und so weiter …
Ja, wir spazieren ernsthaft stundenlang durch stinklangweilige Wälder, obwohl wir es zum Kotzen finden, nur um zu signalisieren: „Schaut her, ihr Frauen, wir sind ja so unfassbar romantisch und naturverbunden.“ Was für eine Perversion des Mann-Seins! Nebenbei: Dürften wir unterwegs ein Wildschwein mit der bloßen Faust erlegen, sähe die Sache vielleicht anders aus. Dürfen wir aber nicht. Und wer es als Mann in der Boutique vor den Umkleidekabinen wagt, den gefühlten 356. Pullover seiner Begleiterin („Na, wie findest du den hier?“) nicht auch noch mit dem Kommentar: „Also, der steht dir wirklich hervorragend“ zu versehen, obwohl die Liebste darin aussieht wie eine leicht vergammelte Presswurst, gilt als unsensibel und verroht.
Um es auf den Punkt zu bringen: Der modernde Mann will es allen recht machen. Wirklich allen. Und macht damit eher schlechte Erfahrungen. Aufgerieben zwischen schier endlosen Ansprüchen unterschiedlichster Personen, Institutionen und Vorstellungswelten, hechelt er verwirrt seiner undefinierten Männlichkeit hinterher – ohne sie jemals einzuholen. Wie denn auch? Er weiß ja nicht mal, wem oder was er da eigentlich nachjagt. Wie soll man etwas erreichen, dessen Erscheinungsbild und Position man gar nicht kennt? Oder anders gesagt: „Wie soll ich denn mein Mann-Sein überzeugend leben, wenn ich es nicht definieren kann?“ Was für ein trauriges Bild.
Ja, es muss einfach mal gesagt werden – und zwar ohne jede Larmoyanz: Männer haben’s echt nicht leicht. Was vor allem daran liegt, dass es heutzutage eben nicht nur einen Anspruch an den Mann gibt – „Sei ein guter Ernährer!“ – sondern Dutzende. Jede und jeder hat eine diffuse Vorstellung davon, was einen Mann ausmacht und konfrontiert uns schonungslos mit all diesen radikalen Anforderungen. Ist doch so! Irgendwie sollen wir alles gleichzeitig sein: wunderbare Ehemänner, großartige Väter, fürsorgliche Söhne, erfolgreiche Geschäftsleute, gute Freunde, fleißige Haushaltsgehilfen, leidenschaftliche „Lover“ und glaubensstarke Visionäre. Kein Wunder, dass wir oft nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht.
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