Abb. 11:Prätorianer der Gruppe Cohors I. Praetoria beim Römerfest „Salve Abusina“ in Eining, Deutschland.
Der Feldzeichenträger der Prätorianer unterschied sich auch insofern von den Feldzeichenträgern der Legionen, als er nicht nur ein Bärenfell (Wölfe sind nicht sicher nachzuweisen) trug, sondern auch das Fell von Raubkatzen. Das Tragen von Raubkatzenfellen war womöglich ein Privileg der Prätorianer, was ihren Status als Elitetruppe unterstreicht (Abb. 13). An Fellen kann es nicht gemangelt haben. Nero ließ bei einem einzigen Auftritt in der Arena 300 Löwen durch seine Gardereiter erlegen (Cassius Dio 61, 9). Noch zu Diokletians Zeiten waren die pelles leoninae und leopardinae keine sehr kostspieligen Objekte (Höchstpreiserlass 7, 39 – 41).
Abb. 12:Grabplatte für Pompeius Asper (Centurio cohortis III praetoriae) In diesem Rahmen ist der Text rechts und links von einem Signum eingerahmt. In der Mitte befindet sich ein weiteres Feldzeichen, der aquila. Die corona hinter dem Adler gehört zu den dona militaria (Auszeichnungen), die links vom Adler abgebildet sind. Dort sind vier armillae, neun phalerae dargestellt.
Rechts vom Adler sind die Hühner des Pullarius, der kein Soldat war, in einer Kiste abgebildet.
Der Text lautet: Für Marcus Pompeius Asper, des Marcus Sohn, aus dem Stimmbezirk Aniensis, den Centurio der Legio XV Apollinaris, dann Centurio der Cohors III. Praetoria, dann Primus Pilus der Legio III. Cyrenaica, dann Praefectus Castrorum der Legio XX Victrix, hat Atimetus, sein Freigelassener, der Pullarius, das Grabmal errichtet für sich selbst und für Marcus Pompeius Asper, des Marcus Sohn, aus dem Stimmbezirk Collina, seinen eigenen Sohn, und für Marcus Pompeius Asper, des Marcus Sohn, aus dem Stimmbezirk Collina, seinen jüngeren Sohn und für Cincia Saturnina, seine Gattin.
Malerei von Angi Delrey nach dem Original aus Rom, Palazzo Albani – Del Drago.
Waffen und persönliche Ausrüstung(Abb. 13– 18)
Die Helme
Oft stellt sich die Frage, ob die aufwendige Darstellung der Helme wirklich nur eine künstlerische Beigabe ist oder nicht. Dies kann bis heute nicht mit Sicherheit gesagt werden, da es noch keinen Fund dieser speziellen Helme gibt. Warum sollte der Helm ein künstlerisch motiviertes Beiwerk sein, wenn die übrige Ausrüstung realistisch wiedergegeben ist? Die Helme wurden so detailreich dargestellt, dass es sich in der Tat um reale Gegenstände handeln könnte (Abb. 14). Darüber hinaus treten die gleichen Helme auf verschiedenen Reliefs auf, die mit Prätorianern in Verbindung gebracht werden. Zu bedenken ist auch, dass es sich um ein zusätzliches Unterscheidungsmerkmal der Prätorianer von den anderen Truppen handeln könnte.
Abb. 13:Prätorianer der Gruppe Cohors I. Praetoria als Vexillifer mit Leopardenfell.
Abb. 14:Detailaufnahme des großen Traianischen Frieses, Rom, Konstantinsbogen.
Die Form der Schilde scheint zumindest bei Paraden und dem „kleinen Dienstanzug“ die der klassischen republikanischen Schilde zu sein. Im Kriegseinsatz haben die Prätorianer vermutlich wie alle anderen Legionäre rechteckige scuta getragen, wie es auf dem großten traianischen Schlachtenfries abgebildet ist. Was die emblemata, die Schildmotive, betrifft, so kommen mehrere in Betracht. Auf der Traianssäule und auf dem großen traianischen Schlachtenfries sind bei den Rechteckscuta Adlerschwingen sowie Blitze und Donnerkeile zu erkennen (Abb. 44). Was wir heute als die typische römische Schildbemalung kennen, ist entsprechend der archäologischen Funde die Schildbemalung der Prätorianer. Die Bemalung der Legionsschilde erscheint ähnlich, wogegen in den meisten Fällen für die Legionstruppen aber andere emblemata verwendet wurden. Für die großen ovalen scuta, die traditionellen Schilde der Republik, gibt es verschiedene Zeichen. Die Bandbreite reicht von Skorpionen, Girlanden und Blumen bis zum Halbmond mit Sternen. Sehr wahrscheinlich trug jede Kohorte ihr eigenes Zeichen (Abb. 16, 18, 32).
Des Öfteren werden Pila mit einer Kugel am oberen Schaft abgebildet. Dabei scheint es sich um ein Merkmal der Prätorianer zu handeln, da es sich bei den Abbildungen stets um Mitglieder der prätorischen Kohorten handelt, wohingegen diese Pila nicht im Zusammenhang mit normalen Legionären erscheinen. Auf der hier gezeigten Kugel ist ein Adler abgebildet. Dass es sich um ein zusätzliches Bleigewicht handelt, welches die Durchschlagskraft erhöhen soll, ist unwahrscheinlich, da ein Pilum mit Bleigewicht so schwer ist, dass es kaum noch zweckmäßig eingesetzt werden kann. Hier ist eher an eine hölzerne Kugel zu denken. Pilen mit Kugeln aus Holz ließen sich ohne Probleme ins Ziel werfen (Abb. 18).
Abb. 15:Prätorianer der Gruppe Cohors I. Praetoria mit einem Helm des Typs Weisenau nach einem Fund aus Mainz.
Abb. 16:Dieses Relief war erst um 1908 bei Bauarbeiten in einem Privathaus ca. 150 m südwestlich des Amphitheaters von Pozzuoli entdeckt und über den Kunsthandel in die Vereinigten Staaten verkauft worden. Zu sehen ist ein etwas flacheres Bildfeld, in diesem zwei Soldaten, die sich überschneiden und im linken Seitenprofil gesehen sind. Diese beiden tragen Tunika, paenula und caligae. Der Legionär im Vordergrund, der nur etwa zur Hälfte erhalten ist, hat seinen Mantel über den angewinkelten linken Arm geworfen und schultert seine Lanze. Der Soldat im Hintergrund trägt ein großes ovales scutum wie auf dem Marsch üblich auf dem Rücken. Der Schild ist mit Ranken verziert, zwischen denen ein Skorpion zu erkennen ist. Die Schlaufe, in die der Zeigefinger seiner linken Hand greift, dient wohl eher zum Halten eines anderen Gegenstandes als dem des schweren scutums. Bei dem Block in Philadelphia handelt es sich um eine wieder verwendete Inschriftplatte, deren getilgter Text auf der Rückseite erhalten ist. Der Inschrift ist zu entnehmen, dass die Platte ursprünglich zu einem Monument gehörte, das die Colonia Flavia Augusta Puteolana aus Dankbarkeit zu Ehren Domitians stiftete, als dieser zum fünfzehnten Mal die tribunizische Gewalt innehatte. Es handelte sich möglicherweise um einen Sockel einer Reiterskulptur, zu denen dieser Block gehörte. Nach der damnatio memoriae Domitians fiel das Denkmal möglicherweise dem Abbruch zum Opfer. Museum der Universität von Philadelphia. Malerei von Angi Delrey nach dem Original im Museum der Universität von Philadelphia.
Abb. 17:Relief mit Darstellung eines römischen Soldaten 1801 von Raffaele Compagnone in einem verfallenen Haus in Pozzuoli, Italien, gefunden. Der zugehörige Block (Bild 16) in Philadelphia ist aus einer wieder verwendeten Inschriftenplatte gearbeitet, deren getilgter Text in die Jahre 95/96 n. Chr. datiert werden kann. Berlin, Antikensammlung, Staatliche Museen. Malerei von Angi Delrey nach dem Original aus Berlin.
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