Walter Kaufmann - Die Zeit berühren

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In Kurz- und Kürzestgeschichten läßt Walter Kaufmann uns an seiner bewegenden Lebensreise teilhaben.
Ein nachhaltiges Lese-Erlebnis.
'In dieser meisterlichen Kurzprosa zeigt sich die Spannweite zwischen Region und Welt, zwischen Vertrautem und Fremden, zwischen kleinen Verhältnissen und exotischen Abenteuern, zwischen sozialer und künstlerisch-literarischer Erfahrung.'
Aus der Laudatio zur Verleihung des Literaturpreises der Ruhr-Region im Jahre 1993

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Als die Posten zum ersten Mal nach all den Wochen über uns die Luken öffneten, vor Takoradi war es, an der südafrikanischen Küste, wir endlich freier atmeten und die Sonne sahen, hörten wir ihn singen. Oben an Deck sang er für die Soldaten, die uns angebrüllt, geschlagen und beraubt hatten – auch mich.

South of the border, down Mexico way – er sang, klangrein und melodisch, und das Lied, ein Schlager jener Zeit, drang in uns ein. Sehnsuchtsvoll hörten wir hin, und das Lied trug uns fort von dem Schiff in andere Welten, trug mich zurück zu einer Nacht im Zelt und dem Mädchen mit dem Kofferradio im Zelt, jener Schönen, die ich bewunderte und nicht zu berühren wagte – South of the border, down Mexico way. Er sang, Ray Martin aus Wien, und seine helle, schöne Stimme klang uns im Ohr.

Plötzlich schlägt einer mit dem Blechnapf gegen einen Stahlträger, dann ein zweiter, ein dritter, ein vierter, bald tun es viele, bald ist da keiner mehr, der nicht mit Blechgeschirr auf Stahl schlägt. Unzählige Blechnäpfe hämmern auf Stahl, das Schiff dröhnt, und der Lärm übertönt die Stimme des Sängers. Wir schlagen auf Stahl, schlagen und schlagen, und urplötzlich wird es dunkel über uns, dunkel am hellichten Tag, und wir ahnen, alle ahnen wir, daß fortan die Soldaten die Luken nicht wieder öffnen und wir ins Zwielicht der Notlampen verdammt bleiben werden bis hin zu australischen Küsten.

Prinz-Albrecht-Straße

Duisburg 1989

Da steht er, und ich erkenne ihn gleich, obwohl er Arbeitskleidung trägt, Overalls und Gummistiefel, und man ihn für den Gärtner halten könnte. Auch der undurchdringliche Blick, mit dem er mich, vom Laubharken aufblickend, durch die goldumfaßten Brillengläser mustert, ist mir noch wach in Erinnerung. So musterte er mich an jenem Novembertag vor dreißig Jahren, als ich ins Haus gelangt war und auf die Möbel zeigte, die Bilder an den Wänden, und ihm den Spottpreis vorhielt, den im Krieg sein Schwiegervater meinem Vater für das Haus und alles, was dazu gehörte, angeboten hatte – ein paar lumpige Tausender, die dann in die braune Staatskasse geflossen, ehe die Eltern nach Auschwitz verschleppt worden waren.

Zorn packt mich wie damals und er spürt es und wie damals glaube ich in seinen Augen einen Schatten von Furcht zu erkennen, die dann in kalten Trotz umschlägt. Er weiß sich im Recht, fühlt sich eingebettet in eine Ordnung, der ich heute so wenig wie damals beikommen kann. Ich merke, daß er mich abtut, und in der Art, wie er sich wieder seiner Arbeit zuwendet, liegt etwas Verächtliches, Höhnisches. Langsam setze ich das Auto, in dem ich gekommen bin, von der Bordsteinkante ab und fahre davon.

Im Geiste sehe ich ihn weiter im Vorgarten des Elternhauses Laub harken, sehe ihn Körbe füllen, bis das letzte Blatt verschwunden ist und er nach getaner Arbeit ins Haus zurückkehrt. Ich sehe ihn die Gummistiefel abstreifen, die Overalls, ihn in Socken die Treppe nehmen und ins Badezimmer verschwinden, sehe ihn dort, ein nackter Mann, weißhäutig und blaß, die Goldbrille vor den Augen. Er legt die Brille ab, tastet sich zur Dusche vor, wäscht sich, trocknet sich ab, kleidet sich an im Schlafzimmer der Eltern. Bald schon sitzt er beim Sonntagsbraten im Eßzimmer und später am Nachmittag wird er im Biedermeierzimmer den Kaffee zu sich nehmen.

Um diese Zeit, noch ist es Tag, doch trüb schon und diesig jetzt im November, stehe ich wieder vor dem Elternhaus – was treibt mich noch einmal hierher, warum widerstehe ich dem nicht? Es wird, das schwöre ich mir, das letzte Mal sein, und gegen die Mauer des Vorgartens gelehnt, bin ich von der Vorstellung besessen, daß meine Gegenwart durch das Gestein ins Haus dringt. Gleich werden sich die Gardinen rühren, wird er sich hinter dem Fenster zeigen, mich hier stehen sehen und es wird ihn treffen. Nichts aber regt sich im Haus. Sonntäglich still liegt die Straße da, bis nach einer Weile aus dem stetig sinkenden Nebel ein Auto sich nähert. Es parkt gegenüber dem Haus, die Scheinwerfer gehen aus und zwei Männer und eine Frau überqueren die Straße. Sie plaudern lachend, verstummen als sie mich sehen und mustern mich befremdet – was will der dort? Das frage ich mich nun selbst, und ich wende mich ab, tauche unter im Nebel – wie ein Täter, der den Tatort flieht.

Rheindampfer

Düsseldorf 1989

Wie hieß das Schiff, dort unten am Kai vor der Altstadt – war es Diana? Ich weiß nur, es war geräumig wie die anderen, ein Fahrgastschiff mit großen Fenstern, durch die ich Männer an Tischen sitzen sah. Es war spätnachmittags am Sonntag, und sie saßen da, tranken Bier aus Büchsen, rauchten und der Rauch lag im Raum wie eine Wolke. Irgendwo lief bunt ein Fernseher und eine Gruppe von Männern starrte stumm auf die Bilder. Sollte ich mich als Reporter ausgeben? Mir schien es einfacher zu behaupten, daß ich unter den hier Beherbergten einen Verwandten suchte, einen Karl Rademacher aus Plauen. Die Frau vom Roten Kreuz, die am Eingang Dienst tat, nahm das auch hin und schickte mich ins Büro zu dem Mann, der die Kartei führte. Karl Rademacher, wann soll der eingetroffen sein – seit dem 9. November oder davor über Prag oder Budapest? Ich entschied mich für einen Tag im November und mein lockeres Rheinländisch, Sprache meiner Kindheit, machte ihn zugänglich. Bereitwillig blätterte er die Kartei durch. Nein, einen Karl Rademacher gäbe es nicht. Doch Moment mal, in einem Abstellraum unter Deck sei noch ein zweiter Karteikasten, der mit den Abgängen. Ob ich kurz warten wolle?

Während er dorthin verschwand, ging ich durchs Schiff. Die Frau hinterm Eingang blickte fragend auf. Gleich würde ich es erfahren, sagte ich ihr, und da ließ sie mich in den Gemeinschaftsraum. Es war warm drinnen und die Luft stickig. Kurzerhand setzte ich mich an den Tisch neben der Flügeltür. Der Mann dort mit der Bierbüchse war älter als die meisten ringsum, vierzig etwa, mit kleinen Augen im runden Gesicht. Meine Frage nach Karl Rademacher überforderte ihn.

»Kenne hier keinen und will auch nicht«, sagte er in breitem Sächsisch, und bald hatte ich heraus, daß er aus Radeberg stammte, Fleischer war und er sich, seit die Mutter tödlich verunglückt war, niemandem und nichts zugehörig fühlte – auch Radeberg nicht. Von dort war er verschwunden, sobald das möglich wurde, und nun sei er schon drei Wochen auf dem Schiff und bei den letzten paar Mark vom Begrüßungsgeld.

»Und dann?« fragte ich.

Mit klobiger Hand beschrieb er einen Kreis. »Immer so weiter«, sagte er.

Dabei meinte er seine tägliche Arbeitssuche in der Umgebung, von Fleischerei zu Fleischerei und zurück auf das Schiff, wo er in der Viermannkajüte seine Koje hatte und es Essen gab.

»McDonald's«, sagte er. »Pappteller und Plaste.«

»Lebt sich doch einigermaßen«, entgegnete ich.

»Schon richtig«, sagte er. »Bloß Krach ist auch viel, und Schlägereien. Kommt immer auch mal die Polizei, wegen Ladendiebstahl und so. Kann ja nicht ausbleiben. Aber ich halt mich da raus.«

Ich sagte ihm das von dem zweiten Karteikasten und woher ich das wüßte. »Müssen ja auch Abgänge gewesen sein.«

»Abgänge sind«, sagte er. »Bloß ich bin noch hier.«

Er sagte es stumpf, mit wenig Hoffnung, und flüchtig tauchte auch Radeberg auf – wie von sehr fern aus einer anderen Welt.

»Hat ja keinen Sinn«, sagte er. »Die Mutter tot, die Wohnung weg. Was soll ich da?«

Ich schwieg, und hätte auch geschwiegen, wären wir nicht durch den Karteiverwalter vom Roten Kreuz unterbrochen worden.

»Einen Karl Rademacher aus Plauen hat es hier nie gegeben.«

»Na dann«, sagte ich zu dem Fleischer aus Radeberg.

»Na dann«, sagte auch er.

Wir gaben uns die Hand und ich ging.

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