Walter Kaufmann - Die Zeit berühren

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In Kurz- und Kürzestgeschichten läßt Walter Kaufmann uns an seiner bewegenden Lebensreise teilhaben.
Ein nachhaltiges Lese-Erlebnis.
'In dieser meisterlichen Kurzprosa zeigt sich die Spannweite zwischen Region und Welt, zwischen Vertrautem und Fremden, zwischen kleinen Verhältnissen und exotischen Abenteuern, zwischen sozialer und künstlerisch-literarischer Erfahrung.'
Aus der Laudatio zur Verleihung des Literaturpreises der Ruhr-Region im Jahre 1993

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Und dann, in all dem Krach, sagte plötzlich Bert: »Dreh dich um, da steht ein Mensch.« Im Türrahmen sah ich einen Mann, hochgewachsen, verhärmt und mit gebeugten Schultern. Die Kleider schlotterten ihm am Leib. Unter der tief in die Stirn gezogenen Schirmmütze blickten dunkle Augen. Die gebogene Nase wirkte groß in dem zerfurchten Gesicht. In der Hand trug er eine Laterne, die unruhige Schatten warf. »Versuch es«, sagte Bert. »Sprich mit ihm«, und ich bat ihn zu uns in dürftigem Jiddisch. Das ließ ihn aufhorchen, doch es dauerte, bis er antwortete: »Wenn Sie können Jiddisch, werden Sie da müssen fragen?« Er bestätigte, daß er im Lager gewesen war, von den Nazis verschleppt wie alle Juden im Dorf. Fünfundzwanzig Jahre schon mache er seitdem den Nachtwächter hier.

Die Bauern hatten sich abgewandt, sie verstanden ihn nicht, und überhaupt, warum zum Teufel gaben sich die zwei Deutschen mit diesem Juden ab.

»Heiß ich Nathan«, sagte der Mann. »Bin ich alt, siebzig Jahre, was bleibt mir noch vom Leben. Hab ich gewartet all die Jahr, und ist sie gekommen die Frau, sind sie zurückgekommen die Söhne? Keiner ist gekommen, allein bin ich im Dorf. Muß ich sterben, will ich sterben in Israel.«

Sein gutes Recht, dachte ich, und daß es von Maramures nach Bukarest nicht weiter war als von dort nach Tel Aviv.

»Ist nicht weit«, sagte er, als habe er meine Gedanken erraten. »Hab ich gespart und werd ich haben das Geld. Aber werden sie mich lassen fahren?«

Er sah uns an, erkannte, daß wir nicht helfen konnten, und dann nahm er wortlos die Laterne und ging hinaus auf die Straße. Wir blickten ihm nach, bis das Licht nur noch ein ferner Punkt im Dunkel war, und dann gingen auch wir.

Tortola

Karibik 1987

Für die paar Whiskys und gute Worte über meine Jahre zur See hatte mich am Hafen von St. John der Kapitän gegen alle Regeln auf dem Küstenfrachter versteckt, und nur eine Stunde nach dem regulären Fährschiff legten wir bei der Insel von Tortola an. Bis dahin hatte ich wenig gesehen, die Bullaugen des Laderaums, den ich nicht verlassen durfte, lagen nur knapp über der Wasserlinie, jetzt aber, an Land, sah ich viel – Strand und Palmen und grüne Berge im goldenen Licht der Mittagssonne. Es war heiß und außer der Mannschaft regte sich niemand am Pier, der kleine Hafen lag verlassen, und vor mir der einsame Schwarze an der Sperre, ein schmächtiges Kerlchen ganz in Weiß, mußte mit dem Fährschiff gekommen und seitdem hier aufgehalten worden sein. Es sah aus, als würde auch ich aufgehalten werden, denn noch immer beschäftigte sich der Grenzbeamte mit ihm. Der Schwarze plädierte und plädierte, allmählich aber wurde er leiser, seine Gestik verhaltener. Er schien sich zu fügen und bereit, ein Schiff abzupassen, das ihn zurückbefördern würde, wo er hergekommen war. Doch dann besann sich der Beamte. Er machte einen Eintragung in den Paß des Mannes und belehrte ihn. Der nahm das mit gebeugtem Kopf hin. »Und lassen Sie sich sagen«, schloß der Beamte, »Tortola ist nicht für Leute wie Sie, und sollten wir Sie noch mal erwischen, werden Sie grau sein, ehe Sie die Sonne wiedersehen.«

»Yes Sir!« sagte der Schwarze.

Der Beamte setzte seinen Stempel unter den Vermerk im Paß. Der Mann ging und ich rückte vor. Bald fand auch ich mich auf dem sandgelben, öden Platz vor den Güterschuppen am Hafen. Der Weg in die Berge führte am Polizeirevier vorbei zu einer Reihe von Läden und dem Postamt. Die Sonne stand steil im wolkenlosen Himmel und es war, als tauchte ich in eine Glut. Der Schwarze irrte auf dem Platz umher wie ein Insekt unter einer Glocke. Im Schatten einer Palme parkte ein Taxi und ich verhandelte mit dem Fahrer über den Preis zu Raymonds Gasthaus, und als der Schwarze erklärte, er wolle auch dorthin, halbierte der Fahrer die Summe. Ich war schon eingestiegen, da pfiff es plötzlich schrill über den Platz. Jäh wandte sich der Schwarze um, und dann sahen wir zwei Uniformierte vom Polizeirevier auf uns zukommen. Der Schwarze erstarrte, blickte flehentlich zum Fahrer, der schüttelte den Kopf und ließ den Motor nicht an. Schon waren die Uniformierten am Taxi. Einer packte den Schwarzen, und noch ehe er seinen Paß zeigen konnte, war er festgenommen. Die Handschellen blinkten in der Sonne, als sie ihn abführten. Der Fahrer schwieg, ich schwieg, und beide sahen wir den Mann zwischen den Polizisten im Revier verschwinden. Von hinten sah er noch schmächtiger aus, irgendwie geschrumpft, und es war, als schleiften sie eine Stoffpuppe durch die Tür.

»Pech«, sagte der Fahrer und setzte den Preis neu fest.

»Eine freundliche Insel«, ließ ich ihn wissen.

»Mag sein, oder auch nicht«, sagte er. »Kommt immer drauf an, was einer hier einschleppt.«

»Zum Beispiel?«

»Mann«, sagte der Fahrer, »fragen Sie das nicht. Ist nie gut, wenn einer zuviel fragt.«

Und in zehn Tagen auf Tortola in der Sonne erfuhr ich nicht, warum sie den Schwarzen eingesperrt hatten – ging es um Rauschgift oder was sonst?

Bahnhof Friedrichstraße

Berlin 1956

Der S-Bahn-Zug hielt lange, länger als normal, und zweimal schon hatten wir die Ansage durch die Halle tönen hören: »Letzter Bahnhof im Demokratischen Sektor.« Niemand sprach, die Fahrgäste blickten unruhig, und dann sahen wir die beiden Blauuniformierten durch den Wagen gehen. Sie mußten sich durchzwängen und in der Stille klangen ihre Stimmen laut. Stumm hielten die Leute ihre Ausweise hin, und irgendwo raunte jemand »die Schinder«, doch wer das raunte, war nicht auszumachen. Noch standen die Türen offen, noch rollte der Zug nicht und jetzt zwängten sich zwei Koffer schleppende Männer nach draußen und tauchten in die Menge auf dem Bahnsteig unter.

Die Frau mit dem Kinderwagen bei der vorderen Tür wirkte versunken und in sich gekehrt. Es war, als gingen sie die Vorgänge nichts an. Mechanisch wippte sie den Kinderkorb und strich dabei mit der Hand übers Deckbett. Ebenso mechanisch holte sie ihren Ausweis aus der Handtasche und streckte ihn zur Kontrolle vor. Sie war nicht mehr jung, konnte die Mutter eines Babys kaum sein. Auch dem Blauuniformierten fiel das auf. Ich sah, wie er stutzte, ihren Ausweis genauer prüfte als die anderen, ihn durchblätterte und dann beschlagnahmte.

»Bitte kommen Sie mit.«

Die Frau reagierte nicht. Es war, als verstünde sie nichts. Sie wippte den Korb und starrte ins Leere. Im fahlen Licht des Wagens sah sie blaß aus, blasser jetzt, wie mir schien, und ihr Gesicht wirkte versteinert.

»Bitte kommen Sie mit.«

Wieder raunte es »Schinder« von irgendwo. Zu erkennen war noch immer nicht, wer das sagte. Die Frau blieb stehen und hielt den Kinderwagen, als wolle man ihn ihr entreißen.

»Verlassen Sie den Zug!«

Die Frau drehte den Kopf weg, zog die Schultern ein, sie wehrte sich, ihr ganzer Körper wehrte sich, kein Wort aber kam ihr über die Lippen. Ich sah den Uniformierten in den Kinderwagen greifen, und dann hörte ich, hörten wir alle die Frau schreien. Ihr Schrei gellte durch den Wagen.

»Hände weg!«

Noch stand der Zug. Und dann sahen wir den Uniformierten etwas weißes, gefiedertes aus dem Kinderwagen zerren. Die Gans, die er am Hals hochhielt, baumelte schwer in seiner Hand.

»Verlassen Sie den Zug!«

Als wir endlich fuhren, sah ich, wie alle, zum Bahnsteig hinaus.

Langsam glitten wir vorbei an der Frau mit dem Kinderwagen und dem Mann in der Uniform, und schon nach wenigen Metern waren sie nicht mehr zu erkennen.

Truppentransporter Dunera

Nach Australien 1940

Unten, in den Laderäumen des Schiffes, das uns über die Meere von Liverpool nach Australien brachte, sahen wir keine Sonne. Wir hausten im Zwielicht der Notlampen, und die Luft war schal, verbraucht vom Atem zweitausend Internierter. Als nach zwei Wochen die Posten einen von uns an Deck holten, und er nicht wiederkam, schätzten wir ihn glücklich. Er war ein stiller junger Mann aus Wien, mit blauen Augen, blondem Kraushaar, und daß er Sänger war, ein Schlagersänger, der sich Ray Martin nannte, bedeutete mir nichts. Ich hatte den Namen nie nennen und ihn nie singen hören. Für mich war er nicht mehr und nicht weniger als einer, der unser Schicksal geteilt hatte – die Stürme der Biskaya, den Angriff des deutschen U-Boots, und ich gönnte ihm sein Glück und vergaß ihn. Was er da oben trieb und was ihm das einbrachte, ging mich nichts an. Er fehlte und das genügte mir. Dann aber kam es anders.

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