(Horst-Joachim Rahn)
Warum verbreitet sich das Böse mehr und schneller als das Gute? Vielleicht deshalb, weil die Verbreitung des Guten mit Anstrengungen bzw. Entbehrungen verbunden ist. Im „Faust“ lässt Goethe seine Hauptgestalten Faust und Mephistopheles (das Böse verkörpernd) wirken, die einen Pakt schlossen, den der Teufel am Ende verlor. Faust fragt Mephistopheles : „Nun gut, wer bist du denn?“ Dieser antwortet: „Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“126 Und später: „… So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.“ Fazit: Wir sollten im Leben versuchen, das Gute anzustreben bzw. zu bewirken und das Böse zu meiden bzw. zu bekämpfen. „Man kann nicht jeden Tag ein gutes Werk vollbringen, aber wir sollten es versuchen“ ( H.G. Nitschke ). Außerdem gilt zeitlos: „Einander beizustehen ist Bruderpflicht“ ( K.W. Ramler ). Zum Schluss treffend: „An das Gute im Menschen zu glauben, ist eine weitere Herausforderung unserer Zeit“ ( A.M. Meneghin ).
„Das Schöne ist für uns Menschen ein gefühlter ästhetischer Zustand. Dieser ist eine Mischung der zarten Nuancen von Wohlgefühlen und Begierden“ ( F.W. Nietzsche ). Das Schöne und das Hässliche durchlaufen den gleichen Klassifizierungsprozess wie auch das Harmonische und Disharmonische. Doch währen das Harmonische höchstens Wohlgefallen in uns auslöst, kann das Schöne mehr, denn es erweckt Assoziationen, spricht unsere Gefühle an und bewegt vor allem unsere Triebe bzw. Instinkte. „Das Schöne in der Kunst, Kultur und in der Natur ist nicht einfach in Worte zu fassen: man muss es genießen.“*
► Christian Morgenstern hat das Schöne sehr treffend beschrieben: „Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.“ Ähnlich: „Halte dich ans Schöne! Vom Schönen lebt das Gute im Menschen“ ( E. von Feuchtersleben ). „Das Schöne eröffnet sich eher dem Guten als dem Bösen.“* „Das Schöne ist der Glanz des Wahren“ ( Augustinus ). Sehr gut: „Edles erkennt man daran, dass es zeitlos schön ist“ ( A. Assa ). Und: „In der Wahrheit findet man das Schöne“ ( F. von Schiller ). „Durch das Schöne wird die Sinnlichkeit des Menschen geadelt“ ( C. Oeser ). „Wahres und Gutes wird sich versöhnen, wenn sich beide vermählen im Schönen“ ( F. Rückert ). „Schönheit bändigt allen Zorn“ ( J.W. von Goethe ). Nicht immer gilt: „Alles Große und Edle ist einfacher Art“ ( G. Keller ). „Das Schöne vergeht nie ganz, denn es geht in die Erinnerung ein“ ( R. Kaune ). Sehr treffend sagt es E. Reinhardt : „Das Schöne am Alter ist, etwas sein zu dürfen, ohne etwas werden zu müssen.“
► Aber: „Wer schön sein will muss leiden – wer nicht schön ist, leidet sowieso“ ( Gräfin Fito ). Leider gilt zeitlos: „Auch das Schöne muss sterben“ ( F. von Schiller ). „Um das Schöne zu erkennen, muss man das Hässliche gesehen haben“ ( aus Friaul ). Außerdem: „Schönheit und Verstand sind selten verwandt“ (Sprichwort). Aus China: „Schöne Frauen bringen den Männern Hochwasser.“ Was haben Liebe und Schönheit gemeinsam? „Sie sind beide vergänglich“ ( S. Gönül ). „Die wahre Schönheit kommt von innen. Leider setzt sie sich oft nicht nach außen fort“ ( K. Feldkamp ). Leider gilt auch: „Ach, wie bald, ach wie bald, schwinden Schönheit und Gestalt“ ( W. Hauff ). „Leider lässt der Alltag für uns Menschen viel Schönes zur Gewohnheit werden.“* Und: „Das Schönste ist immer viel zu schnell vorbei!“* Auch beim Essen hat das Schöne nicht immer eine Chance: „Eine schöne Krawatte zieht die Tagessuppe magisch an“ (Sprichwort).
► Fazit: „Was die Schönheit ist, weiß nur Gott“ ( A. Dürer ). „Nach dem Höchsten und Herrlichsten musst du ringen, wenn dir das Schöne zuteil werden soll“ ( C.D. Friedrich ). „Wenn mehr von uns Heiterkeit, gutes Tafeln und klingende Lieder höher als gehortetes Gold schätzen würden, so hätten wir eine fröhlichere Welt“ ( J.R.R. Tolkien ). In der Philosophie wird das Schöne gern mit dem Guten verglichen: „Das Gute muss bewiesen werden, das Schöne nicht“ ( B. de Fontanelle ). „Menschlich und edel ist das Gute, göttlich und unsterblich ist das Schöne“ ( R. Hamering ). „Das Schöne ist außerdem in der Lage, uns zu aktivieren, denn es entstehen Aufmerksamkeit, Neugier und Freude. Wer an Glücksgütern und Besitz reich ist, aber in seinem Hause das Schöne nicht pflegt, den kann man nicht glücklich nennen“ ( Euripides ). Der graue Alltag richtet vieles zugrunde: „An das Edle und das Schöne, möchte ich mich so gern gewöhnen; doch der Alltag ist viel stärker, bringt mir immer wieder Ärger!“*
Hierzu der gute Rat: „Denke an das Schöne, das du erreicht hast, und das Negative wird zur Nebensache“ (E. Rau). „ Das Beste im Leben ist, Verständnis für alles Schöne zu haben“ ( Menander ). Dazu noch ein sehr guter Rat: „Bewahre dir ein kritisches Gefühl für das Schöne, so versiegen deine Quellen des Vergnügens nie“ (F. von Schiller). Dazu passt auch die weise Feststellung: „Schöne Erinnerungen sind die Schmuckstücke des Lebens“ (H. Joost). „Der Schlüssel zur ewigen Jugend ist die Fähigkeit, das Schöne zu sehen. Wer diese Fähigkeit besitzt, wird niemals alt“ ( F. Kafka ). Zum Schluss meine Bitte: „Lasst uns in einer zunehmend kalten Gesellschaft ein wenig heile Welt erhalten!“*
2.4 Tugenden des Menschen
„Die Tugend ist die Gesinnung eines Menschen, welche auf die Verwirklichung moralischer Werte ausgerichtet ist“ ( Sokrates ). Sie ist eine vorbildliche Haltung bzw. eine hervorragende Charaktereigenschaft, die eine Person dazu befähigt, das Gute in der Welt des geisteswissenschaftlichen Universums zu realisieren. Zu den Kardinaltugenden zählen Klugheit, Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Demgegenüber bestehen soziale Tugenden127 aus Hingabe, Dankbarkeit, Staunen, Vergebung, Vertrauen und Aufrichtigkeit. Soldatische Tugenden sind gegenseitiges Verständnis, guter Wille, Hilfsbereitschaft und Kameradschaft. Weitere wichtige Tugenden sind: Mut, Bescheidenheit, Besonnenheit, Höflichkeit und Menschlichkeit. Auch Tugenden unterliegen einem Wandel.128 Wo ist die Tugend denn einzuordnen? „Die Tugend wohnt im Herzen und sonst nirgends“ ( Voltaire ).
Die christlichen Tugenden gehen auf die Zehn Gebote zurück (Altes Testament). Im Neuen Testament ergänzt Jesus Christus in seiner Bergpredigt die Tugenden Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Sanftheit, Reinheit des Herzens und Friedfertigkeit. Die drei göttlichen Tugenden bestehen aus Glaube, Hoffnung und Liebe. Nach Prudentius kämpfen die sieben himmlischen Tugenden (Demut, Mildtätigkeit, Keuschheit, Geduld, Mäßigung, Wohlwollen und Fleiß) mit den entsprechenden Untugenden des Menschen (Stolz, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit) um die Vorherrschaft in der Seele. Auch die Tugenden werden in der Philosophie unterschiedlich gesehen.
► Welches sind die wichtigsten Tugenden? „Die nützlichen Tugenden der Bürger sind Menschlichkeit, Billigkeit, Tapferkeit, Wachsamkeit und Arbeitsliebe“ ( Friedrich der Große ). Und: „Scham ist eine große Tugend“ sagt B. Freidank . Außerdem wird auf die Diskretion hingewiesen, denn: „Eine der wichtigsten Tugenden … ist die Verschwiegenheit“ ( A. von Knigge ). Die Gesinnung des Menschen ist dabei auf hohe Ziele gerichtet: „Tugend ist der Weg zur Glückseligkeit, zu einem geglückten Leben“ ( Aristoteles ). Außerdem besteht ein direkter Bezug zur Wahrheit: „Die höchste, ja … die einzige Tugend, die der Mensch besitzen kann, ist die Wahrheit gegen sich und andere“ ( S. Bernhardi ). Aus der Erfahrung wissen wir: „Wahre Stärke liegt im Verzeihen“ ( R. Bloch ). Auch die Selbstlosigkeit hat hier ihren Platz: „Mehr als jede andere Tugend betont der Buddhismus Uneigennützigkeit, die in Liebe und heilender Hinwendung Ausdruck findet“ ( T. Gyatso ).
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