Dies ist die Art und Weise, in welcher der Geist eine Vorstellung von sich selbst haben könnte. Sie können den Geist erfahren und ausrichten, aber Sie können ihn nicht immer kontrollieren. Der Geist ist, so lautet unser Vorschlag, eine selbstorganisierende, emergente Eigenschaft des Energie- und Informationsprozesses, der in und zwischen Ihnen, in Ihrem Körper und in Ihren Beziehungen zu anderen und zur Welt, in der Sie leben, stattfindet.
Wie wir noch erkunden werden, gibt es eine Reihe faszinierender Implikationen im Hinblick auf die Selbstorganisation. Aber die erste Stufe, um diese Ideen zu begreifen – dies bitte ich Sie zu berücksichtigen – besteht darin, die Suche nach Kausalität abzuschwächen. Selbstorganisation emergiert einfach. Wir können sie schwächen oder sie erleichtern, aber Selbstorganisation ist ein natürlicher Prozess, der komplexen Systemen entspringt, wenn sie fließen.
Wenn wir diesem einen Aspekt des Geistes, der Facette der Selbstorganisation, nachgehen, vergessen Sie nicht, dass wir uns manchmal selbst aus dem Weg gehen müssen, um die Selbstorganisation nicht zu behindern. In diesem Sinne, wenn wir die Dinge geschehen lassen, wie sie sagen, dann kommt es zu einem natürlichen Entstehen dieser Selbstorganisation, die keinen Anführer, keinen Programmierer, keinen Moderator braucht, um die Show zu leiten. Es besteht kein Bedarf, einen Verursacher, einen vom Dienst, einen Direktor heraufzubeschwören. Es besteht kein Bedarf, Selbstorganisation in Gang zu bringen – wenn wir den Weg freimachen, wird das System selbst auf natürliche, emergente Art und Weise sich organisieren. Aus diesem Grund könnte es hilfreich sein, über unsere Sehnsucht, kausale Beziehungen zu identifizieren, nachzudenken und sie loszulassen, zumindest zu bestimmten Zeiten, und der natürlichen Essenz der Selbstorganisation zu erlauben, sich zu entfalten.
Überlegungen und Einladungen: Selbstorganisation des Energie- und Informationsflusses
Mit dieser Arbeitsdefinition eines Aspektes des facettenreichen Geistes könnten wir nicht nur eng als Gruppe zusammenarbeiten, sondern als Kliniker könnte ich das Leben meiner Patienten durch neue Linsen betrachten und erfahren. Diese Sichtweise soll die zentrale Bedeutung subjektiver Erfahrung und die Art und Weise, wie wir diese in unseren engen Beziehungen teilen, nicht ersetzen, sie bietet einfach einen zusätzlichen Aspekt des Geistes an, der mit der Subjektivität verknüpft sein könnte, oder auch nicht. Obgleich wir die subjektive Beschaffenheit unseres gelebten Lebens innerhalb unseres Bewusstseins wahrnehmen, ist die Fülle der Erfahrung des Gewahrseins, wie wir sehen werden, größer als die empfundene Wahrnehmung. Geist schließt subjektive Erfahrung mit ein, das Ganze des Bewusstseins, das uns dazu befähigt, jene subjektive Wahrnehmung zu wissen und eine Informationsverarbeitung, einen Informationsfluss, der innerhalb oder unterhalb des Bewusstseins liegen kann.
Selbstorganisation könnte mit dem Bewusstsein und seiner subjektiven Erfahrung verbunden oder auch nicht verbunden sein. Wie wir gesehen haben, ist die Art und Weise, wie wir denken und uns erinnern, uns die Welt vorstellen und Probleme lösen, und vieles andere mehr Teil der Informationsverarbeitung. Würde die Informationsverarbeitung Teil der Selbstorganisation oder von etwas anderem sein? Die Selbstorganisation scheint, zumindest an ihrer Oberfläche, meist mit diesem Informationsfluss als Facette des Geistes im Einklang zu stehen.
Ich lade Sie dazu ein, über diesen wichtigen Ort, den wir erreicht haben, nachzudenken. Geist könnte eine emergente Eigenschaft des Energie- und Informationsflusses sein. Wie fühlt sich das für Sie an? Können Sie die subjektive Beschaffenheit wahrnehmen, die innerhalb Ihrer gelebten Erfahrung zutage tritt? Wenn Energie in Ihrem Körper fließt, können Sie ihre Bewegung wahrnehmen, wie sie sich von Moment zu Moment verändert? Diese subjektive Wahrnehmung, lebendig zu sein, könnte ein emergenter Aspekt des Energieflusses sein. Wenn dieser Energiefluss etwas symbolisiert, wenn er zu Information wird, können Sie spüren, wie dieses Energiemuster etwas anders in Ihrer subjektiven Erfahrung repräsentiert? Energie, und Energie als Information, kann in Ihrer mentalen Erfahrung gespürt werden, wenn sie von Augenblick zu Augenblick emergiert.
Emergente Eigenschaften des Energieflusses könnten eine subjektive Erfahrung einschließen – das ist unser einfacher Vorschlag –, aber sie umfassen auch den mathematisch aufgebauten Prozess der Selbstorganisation. Wenn Sie Ihr eigenes Leben betrachten, können Sie spüren, wie irgendetwas den Energie- und Informationsfluss zu organisieren scheint, wenn Sie durch den Tag gehen? „Sie“ müssen nicht die ganze Zeit über das Kommando haben, selbst wenn Sie davon ausgehen. Wenn eine Facette Ihres Geistes Selbstorganisation ist, dann wird sie auf natürlichem Wege in Ihrem Leben entstehen. Selbstorganisation braucht keinen Anführer. Manchmal entfalten sich die Dinge am besten, wenn wir den Weg frei machen.
Auf einer Basisebene identifizieren wir daher diese Essenz eines Systems, nämlich den Energie- und Informationsfluss, als mögliche Quelle des Geistes. Das ist ein Vorschlag, den wir unterbreitet haben, und wir legen nun ein paar grundlegende Schichten dieses Vorschlags frei.
Subjektivität könnte als Primrealität diesem Energie- und Informationsfluss entspringen. Vielleicht hat das Bewusstsein genauso etwas mit diesem Fluss zu tun, wie wir bald tiefgehend erkunden werden. Die Informationsverarbeitung gehört zur Vorstellung eines Energie- und Informationsflusses von Natur aus dazu. Daher könnten diese drei Facetten des Geistes – Informationsfluss, Bewusstsein und subjektiv empfundenes gelebtes Leben – alle aus dem Energie- und Informationsfluss emergieren.
Diese vielen Facetten des Geistes als emergente Eigenschaften des Energie- und Informationsflusses zu betrachten hilft, den Innen- und Zwischen-Aspekt des Geistes nahtlos miteinander zu verknüpfen.
Energie und Informationen sind innen und zwischen, so dass der emergente Prozess, der ihnen entspringt, sowohl innen als auch zwischen stattfinden würde. Diese Sichtweise des Geistes als ein sowohl verkörperter als auch als ein relationaler Prozess führte uns jenseits allzu einfacher, beschränkter Sichtweisen des Geistes im Sinne bloßer Gehirnaktivität und erlaubte es den Anthropologen, die Kultur zu studieren, den Soziologen die Gruppierungen zu studieren und sogar den Psychologen und einem Psychiater wie mir, Familieninteraktionen und die Art und Weise zu studieren, wie sie die Entwicklung eines Kindes formen, so dass alle eine gemeinsame Sichtweise dessen teilen, wie der Geist emergiert, ebenso so sehr in Beziehungen als auch aus physiologischen, verkörperten Prozessen, einschließlich der Gehirnaktivität. Mit anderen Worten, den Geist so zu betrachten, könnte den Anschein zweier Orte zur gleichen Zeit erwecken, obgleich innen und zwischen Teile eines vernetzten ungeteilten Systems sind. In Wirklichkeit sind das nicht zwei Orte, sondern ein System der Energie und deren Fluss.
Dies führt uns dazu, in Betracht zu ziehen, dass die Grenzen zwischen Synapse und Soma [= „Zellkörper“, A.d.Ü.], Selbst und Gesellschaft nicht so künstlich zu sein brauchen, wie sie es in früheren Modellen wie den „biopsychosozialen“ Sichtweisen zu sein schienen, die mir auf der Hochschule für Medizin vermittelt worden sind. Geist als etwas Emergentes war ein starkes Modell; und ein Aspekt des Geistes als emergenter, selbstorganisierender Prozess, der diesen Fluss regulierte, war zutiefst hilfreich, es uns zu ermöglichen, als Gruppe zusammenzuarbeiten, deren Mitglieder so verschiedene Hintergründe besaßen. Diese Sichtweise einer emergenten Selbstorganisation setzte sich nicht aus drei unterschiedlich interagierenden Realitäten zusammen, wie sie in jenen Modellen häufig präsentiert wurden, sondern aus einer einzigen Realität des Energie- und Informationsflusses.
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