Doch die Unterdrückung unserer gefiederten Freunde wird nicht ohne Folgen bleiben. Prophezeiten nicht schon die Indianer: Erst wenn das letzte Huhn gerupft ist, werdet ihr merken, dass Kaiserschmarrn ohne Eier eine trostlose Pampe ist. Aber ihr wolltet es ja so haben. Und es wird nirgends mehr ein selbstloses Huhn geben, das diesen Bampf aufpickt.
Alle reden vom Artensterben. Kaum wird’s auf unserem Heimatplaneten ein paar Grad wärmer und es fließt ein Jahrhundert lang ein bisschen mehr Beton, machen so putzige Tierchen wie der australische Magenbrüterfrosch, der asiatische Kahlkopfgeier oder der chinesische Flussdelfin den Schuh. Hauen einfach komplett ab in die ewigen Jagdgründe. Ohne sich umzudrehen, ohne ein Wort des Grußes. Das ist bitter.
Aber bei aller Trauer: Das sind doch Randgruppen. Tierische Mauerblümchen. Was bedeutet ihr Verschwinden schon im Vergleich zum Aussterben des Dackels. Gehen Sie einmal in sich: Wann haben Sie das letzte Mal in die Augen eines deutschen Dachshundes geblickt? Der „Stern“ hat es auf den Punkt gebracht: Der Dackel ist ein Globalisierungsverlierer. Der treueste Begleiter des Deutschen stirbt aus, weil er mit seinen kurzen Stutzelbeinen in keinen Geländewagen hineinkommt. Allein schon das Bild macht einen todtraurig: Der kampferprobte Gefährte steht schwanzwedelnd vor so einem Hochsitz auf Rädern, schaut hinauf und watschelt ob der Ausweglosigkeit traurig von dannen, bis dorthin, wo die Sonne niemals wieder aufgeht.
Dabei waren sie einst so selbstbewusst und eigensinnig – ob Waldi, Wastl oder Fine. Es gab auch ein paar richtig hundsgemeine Schurken darunter. Schauten drein, als könnte sie kein Wässerchen trüben, und zwickten einen im nächsten Moment dermaßen in die Wadl, dass alles zu spät war. Alles verziehen! Der Dackel war der Hundling unter den Hunden. Klein, aber zäh. Ein furchtloser Schwimmer und mutiger Jäger, treu und kämpferisch durch und durch.
Und was haben wir anstelle des Dackels bekommen: Für die hundeliebende Familie muss es ein verschlafener Golden Retriever oder Labrador sein. Müde dreinschauende Bettvorleger, für die der Gang zum Fressnapf den Gipfel des wilden Lebens darstellt. Selbst Pekinesen haben unserem Dackel den Rang abgelaufen. Fiepsende Zwergwuffis, die nur einen Vorteil haben: Man kann sie jederzeit mit der Automatik-Leine zurück in die Gucci-Handtasche schleudern.
Ja, es wird wohl so sein: Erst wenn der letzte Dackel ins Gras gebissen hat, werden wir feststellen, dass Tapferkeit und Treue niemals aus der Mode kommen. Was dann kommt? Ein Aufrechter hat es im „Welt online“-Forum so formuliert: „Verdammt. Deutschland ohne Dackel, dann hält mich hier wirklich nichts mehr.“
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