Freie Liebe
Die »kluge Liebe« kann nur zum Ziel führen, wenn sie eine freie Liebe ist. Wenn der Mensch nur um sich kreist, in seinen Ängsten und Vorlieben befangen ist, dann ist, so Ignatius, überhaupt kein geistliches Wachsen möglich. Befreiung kann immer auch schmerzliches Verzichten bedeuten – um der größeren Liebe willen.
Übende Liebe
Die schönsten geistlichen Erlebnisse und Ideen nützen nichts, wenn sie nicht ins Leben übersetzt, wenn sie nicht »Fleisch« werden. In diesem Sinn gibt es eine übende Liebe. Ignatius begreift Lieben als eine »Kunst«. Diese braucht Inspiration des Herzens, Achtsamkeit, Ausprobieren, Einüben und Ausüben. Nicht umsonst heißt »sein Buch«: »Exercitia Spiritualia«, »Geistliche Übungen«. Die Antwort auf das Angerührtsein durch Gott, seine »Umarmung«, drückt sich in der Gestaltung des Lebens aus. Eine entscheidende Hilfe für die Lebensgestaltung ist für ihn die tägliche Gewissenserforschung, in der Dankbarkeit, Selbsterkenntnis, Bereuen, Befreiungsschritte, Umorientierung und Lebensgestaltung ineinandergehen.
Gekreuzigte Liebe
Über ein Schriftstück mit sieben Merksätzen schreibt Ignatius als Motto: »Jesus meine Liebe ist gekreuzigt«. Im doppelten Sinn trifft dieses Wort zu: in dem Sinn, dass Jesus, der die erbarmende Liebe Gottes zum Menschen offenbart, eine »gekreuzigte Liebe ist.« Aber auch in dem Sinn, dass Ignatius sein eigenes Lieben als gekreuzigt versteht. In den Merksätzen bringt er lauter Beispiele, die mit den inneren Spannungen des Lebens das »tägliche Kreuz« sind, das es gilt auf sich zu nehmen.
Dienende Liebe
Diese auf das Leben hin orientierte Liebe ist eine »dienende Liebe«. Ignatius spricht nicht – wie manche andere Heilige und Mystiker – von der »bräutlichen Liebe«. Seine Erfüllung findet er darin, »in allem lieben und dienen zu können« (en todo amar y servir). Den Weg mit Christus sieht er immer auch mit Kampf und mit Mühe verbunden. Und von Gott spricht er in seiner großen Liebes-Betrachtung als einem, der »schwere Arbeit verrichtet« und zur Kooperation einlädt.
Wirkliche Liebe
»Man soll die Liebe mehr in die Werke als in die Worte legen«, so lautet die erste Vorbemerkung zur Betrachtung, um Liebe zu erlangen. Dieses Wort drückt einiges auch vom eher wortkargen Charakter von Ignatius aus.
Wachsende Liebe
Die Liebe tritt nicht auf der Stelle. Sie sucht Unendlichkeit. Sie will wachsen. »Magis«, »mehr«, lautet das ignatianische Zauberwort. Das »mehr« kann manchmal auch ein »weniger« sein, je nach Situation. »Komparativisch leben« (vgl. Hans Urs von Balthasar), nicht »maximalistisch« und »perfektionistisch«. – Die Dynamik dieses Wachsens zielt auf die »Lebensgestaltung in Christus«. Viele seiner Briefe enden mit dem Wunsch, den göttlichen Liebeswillen immer mehr erkennen und leben zu können. »Liebe-voller leben« – so könnte eine Kurzzusammenfassung ignatianischer Spiritualität lauten.
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