Jeder von uns kennt diese Momente, die das Potenzial haben, das eigene Leben nachhaltig zu verändern. Eines haben diese Begegnungen gemeinsam: Sie befreien uns für einen Augenblick von unserem beengenden Selbstbild und lassen uns unbefangen erkennen, wie wir wirklich als ganzes Wesen gemeint sind und wie sich unsere ursprüngliche Intention und der daraus folgende Verwirklichungsdrang auf dieser Welt tatsächlich anfühlen. Daraus entsteht ein tief berührendes Gefühl, das durch nichts anderes in uns ausgelöst werden kann. Wir fühlen unseren wahren Kern. Den Ankerpunkt unserer Seele.
In welcher Form und Sprache sie dir auch begegnen mögen, solche inspirierenden Erlebnisse verstärken deine Ahnung immer mehr, dass es tatsächlich Dinge gibt, die exakt mit dir übereinstimmen, die ganz genau zu dir passen. Und die die Fähigkeit haben, dein Leben wahrhaftig zu beseelen.
Was in jedem von uns existiert
Die erste Frage, an die ich mich bewusst zurückerinnern kann, ist die Frage nach dem Sinn meines Lebens. Ich war noch ein kleines Kind und hatte das tiefe Bedürfnis zu erfahren, warum ich hier war. Tieftraurig darüber, dass meine Eltern keine zufriedenstellende Antwort darauf geben konnten, weinte ich mich oftmals in den Schlaf. Keine Worte konnten meine innere Leere füllen und mich beruhigen. Es musste doch einen Sinn für dieses Leben geben. Und warum wusste den keiner? Aus irgendeinem Grund schmerzte es mich unglaublich, hier zu sein. Ich empfand die Welt als hart und kühl. Alles schien irgendwie wehzutun. Irgendwann bezeichneten meine Eltern dieses Gefühl als „Weltschmerz“ und versuchten, mit meiner Trauer zurechtzukommen. Zugleich hatte ich ein schlechtes Gewissen, ihnen eine solche Last aufzubürden. Denn ich hatte damals scheinbar alles, was man als Kind eben braucht, um glücklich sein. Dennoch blieb das Gefühl, dass etwas Wichtiges fehlte.
Die Zeit verging und ich trug diese Leere weiter in mir. Bis ich etwa acht Jahre alt war. Damals begann meine Mutter, Abendkurse für eine Ausbildung zur Heilpraktikerin zu belegen. Im Zuge dessen füllten immer mehr interessante Bücher unser Zuhause und nach Kursabenden hatte sie spannende Geschichten zu erzählen. Besonders die spirituellen Inhalte lösten großes Interesse in mir aus. Ich bekam auf einmal Zugang zu einer Welt, die mehr zu sein schien als nur das Äußere, das ich als so hart empfand. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich innerlich aufgefüllt. Es machte mich unfassbar glücklich, dass endlich jemand zugab, dass da „mehr“ war.
Sobald du beginnst, wirklich hinzusehen,
beginnt alles in dir zu heilen.
Da mich kaum etwas anderes so sehr interessierte wie dieser „Stoff“, verbrachte ich meine Jugend mehr oder weniger still und zurückgezogen mit spirituellen Themen, Büchern und Meditation. Damals war es mir noch sehr unangenehm, vor anderen zu gestehen, womit ich mich in meiner Freizeit beschäftigte. Lediglich in den Kursen, die meine Mutter später hielt, fand ich mich gut aufgehoben. Hier konnte ich frei sprechen und meinem Innersten freien Lauf lassen.
Seit jeher war ich fasziniert von den inneren Strukturen der Menschen. Schon länger spürte ich, dass es mich am stärksten berührte, wenn ich Menschen traf, die ihrem wahren Inneren Gehör schenkten. Die Dinge taten, Berufe ausübten oder Partner hatten, die stimmig zu ihnen passten. Dies ließ in mir fantastische Glücksgefühle entstehen. Es rührte mich zu Tränen. Und ließ mich fühlen, als wäre es meine eigene Freude.
Erkennen konnte ich diesen „wahren Ausdruck“ bereits damals über das Energiefeld der Menschen. Ich nahm es schon früh als eine Art veränderbare Struktur war. Ähnlich einem Kristallgitter oder einer Netzstruktur, die sich entweder in stimmig berührender Ordnung und Schönheit darstellte oder deren Teilchen sich unangenehm durcheinander und eher chaotisch formierten. Und dieses Feld konnte sich augenblicklich verändern und bestand immer aus einer Symbiose von der Sache selbst und der vom Menschen hinzugefügten Intention.
Was ich beobachtete, ist vereinfacht gesagt so: Dachte jemand an eine Person, die er einfach gern mochte, so blieb das Energiefeld in wunderbarer Ordnung. Fügte er jedoch den Wunsch hinzu, mit dieser Person eine Beziehung einzugehen, veränderte sich das Feld und zog sich beispielsweise an einigen Stellen zusammen, verengte sich oder erzeugte Durcheinander. Das war zum Beispiel der Fall, wenn zwei Menschen sich zwar in guter Freundschaft begegnen konnten, eine partnerschaftliche Beziehung jedoch kein stimmiger Weg war. Ebenso verhielt es sich auf allen anderen Ebenen. Privat wie beruflich, in kleinen und in großen Angelegenheiten.
Richtig greifen und verstehen konnte ich diese Wahrnehmung jedoch erst später. Es musste aber wohl eine Art grundlegende, einzigartige Energieform jedes Menschen geben und dazu spezifisch passende Stimmigkeiten, also Lebenskonstellationen, die zueinander passten. Sodass die daraus entstehende Energiestruktur einfach wundervoll gleichmäßig und geordnet schwingen konnte. Irgendwann fiel mir auf, dass eine solche Harmonie nicht nur auf mich so herzöffnend wirkte, sondern auch von den meisten anderen verdeckt, aber deutlich spürbar war.
Potenziale wollen gelebt werden
Dann stand ich aber kurz vor Beginn eines „normalen“ Studiums. Es begann eine Phase des Rückzugs von all diesen Themen, die mir scheinbar im täglichen Leben nicht recht weiterhelfen konnten und in ihrer Tiefe im Alltag leider nicht besonders angesehen waren. Die verbreitete spirituelle Welt mit ihren typischen Terminologien und Tools konnte mich nicht befriedigen. Sie schien mir zu weltfremd und wenig praxisnah zu sein. Die mir bekannte „Szene“ sprach von Dingen wie Aura, Engeln und Magie in einer Weise, durch die ich keine Hilfestellung für mein tatsächliches Leben erkennen konnte. Es schien mir oftmals eher eine Art Fluchtraum vor dem eigenen Leben zu sein.
Ich sehnte mich also nach einem Weg, der Spiritualität auf alle Situationen des persönlichen Lebens übertragen konnte. Denn ich war mir absolut sicher und bin es heute noch, dass unsere eigene Energie und Spiritualität für alle unsere Lebenswege, Entscheidungen und Begegnungen die Grundlage ist. Ich wollte dabei jedoch die Fragen des greifbaren, praktischen Lebens beantworten können: Wie kann man im alltäglichen Leben den richtigen nächsten Schritt erkennen? Welcher Beruf entspricht einem tatsächlich? Welcher Partner stimmt wirklich? Führt mein Lebensweg dorthin, wo ich wirklich ankommen kann?
Unterdessen wurde mir klar, dass ein Leben ohne diesen tief innerlich berührenden Aspekt einfach nicht die Fähigkeit hat, wahre Lebendigkeit zu erzeugen und für mich selbst keinen erfüllenden Sinn zu ergeben schien. So drängte sich die Frage in meinem Kopf wieder auf, warum ich denn nicht ganz den Weg eines spirituellen Beraters einschlagen wollte. Die Menschen baten immer wieder um Unterstützung und ich konnte ihnen helfen, ihre eigenen inneren Strukturen zu lesen und die stimmigen Schritte ihres weiteren Lebens zu erkennen. Diese Arbeit erfüllte mich so sehr, dass ich endlich auch Kurse dazu gab, in denen ich die Techniken zeigte, die helfen, sich selbst lesen zu lernen. Inzwischen weiß ich mit Sicherheit: Das größte Potenzial, das in dir steckt, ist es, zu jeder Zeit erkennen zu können, welche Schritte des Weges die wirklich stimmigen für dich sind.
Denn bis heute stellt Spiritualität für mich keinen Selbstzweck dar, es ist vielmehr eine grundlegend sinngebende, innere Strategie, die wir entweder annehmen können – was uns das Leben erheblich erleichtert –, oder aber wir wünschen uns, den anspruchsvolleren Weg mithilfe von Verstandeskonstruktionen zu erschließen. Vielleicht ahnst du aber, dass sich dein Inneres dabei quasi von dir verabschiedet. Ein Teil von dir wird so immer fehlen. Nämlich der Teil, der wahre Berührung schafft.
Читать дальше