Nach meinem Examen ging ich nicht in den Schuldienst, sondern blieb in der Mode. Zunächst bekam ich einen Job in einer PR-Agentur, die Modefirmen als Kunden hatte. Danach wechselte ich in die Moderedaktion einer Fernsehzeitschrift. Jede Woche stellte ich die neuesten Modetrends vor, fotografiert an Schauspielern, Moderatoren, Sängern und anderen Künstlern.
Anfang der 90er bewarb ich mich in der Art-Direktion des Senders SAT 1 für den Bereich Moderatorenstyling, bekam den Job und entwickelte für die Sender einen neuen, modernen, farbenfrohen Modestil. Ich hatte meinen Traumjob gefunden und er begeistert mich bis heute. Meine Arbeit als Fernsehstylistin ist abwechslungsreich und mit viel Kreativität verbunden.
Mein Mode-Shooting in den 80ern in Venedig.
Beim Styling ist es wichtig, das Sendeformat zu berücksichtigen, denn davon hängt der Kleidungsstil ab. Für Unterhaltungssendungen können ganz andere Outfits ausgesucht werden als für Nachrichtensendungen, bei denen Seriosität gefordert ist. Wichtig ist, dass sich die Moderatoren in ihren Outfits wohl fühlen. Man merkt es sofort beim Anprobieren. Genauso wichtig ist die Passform. Die meisten Teile müssen geändert werden, damit sie richtig gut sitzen. Die Farben der Outfits müssen immer mit den Farben des Studios abgestimmt werden. Wenn ein Moderator vor einer blauen Deko moderiert, ist es ungünstig, auch ein blaues Outfit zu tragen. Er würde sich nicht richtig vor dem Hintergrund abheben. Auch die Wirkung der Kleidung im Fernsehen ist wichtig. Manche Outfits, die mit bloßem Auge super aussehen, wirken in der Kamera ganz anders. Muster wie z. B. kleine Streifen und Punkte fangen an zu flimmern, Farben wirken auf einmal zu grell oder zu dezent. Es ist notwendig, jedes Outfit in einer Kameraprobe zu testen.
Ein toller kreativer Job: Ich entwarf die Kostüme für die ARD-Show: »Stars in der Manege« mit Veronika Ferres (links) und Dagmar Berghoff (mitte).
Wie auch Sie Ihren persönlichen Look finden, möchte ich Ihnen auf den folgenden Seiten zeigen. Ich gebe Ihnen meine Tipps und Erfahrungen weiter, die ich im Laufe meiner Modekarriere gesammelt habe.
Schritt für Schritt gehen wir gemeinsam den Weg zu Ihrem persönlichen Mode-Glück!
»Jede Frau kann toll aussehen, egal wie alt sie ist, egal welche Figur sie hat – man muss nur, den richtigen Look finden, der zu ihr passt!«, so lautet mein Motto
Glücksbringer Nr. 1
Mut zu einem neuen Look
In meiner Fernsehsendung »Inga zieht an« berate ich Zuschauer, wie sie zu einem neuen Modestyling finden. Die meisten Teilnehmer, die sich bei mir bewerben, sind mit ihrem Kleidungsstil unzufrieden und sind an einem Punkt angelangt, an dem sie unbedingt ihr Äußeres ändern wollen. Oftmals hängt der Wunsch nach einer äußerlichen Veränderung auch mit inneren Veränderungswünschen zusammen. Oder umgekehrt, ein neuer Look gibt einen Anstoß, etwas im Leben zu verändern, womit man vorher unzufrieden war. Nach dem Motto: »Wenn ich es geschafft habe, mein Äußeres positiv zu verändern, dann gelingt mir auch der nächste Schritt«.
Wie läuft meine Styling-Beratung ab?
Erster Stepp:Wir besuchen die Zuschauerin zu Hause. Sie erzählt, weshalb sie sich beraten lassen möchte und warum sie mit ihrer Kleidung unzufrieden ist. Im Anschluss schauen wir gemeinsam in ihren Kleiderschrank. Jedes Teil wird herausgenommen und wir besprechen, warum sie es trägt oder warum es nur im Schrank hängt. Sie zeigt mir ihre Lieblingsteile und ihre Schrankhüter. Sie probiert auch einzelne Outfits an, damit ich den Sitz und die Wirkung der Kleidung beurteilen kann. Die Sachen, die zu eng oder zu weit sind, werden aussortiert. Diejenigen, die noch nie getragen wurden, werden ebenfalls aus dem Kleiderschrank verbannt. Die Lieblingsteile bleiben im Schrank. Sie werden, wenn möglich, von mir mit anderen Outfits neu kombiniert. Das Aussortieren ist der erste Befreiungsschlag, denn nun haben wir Platz geschaffen für neue Outfits. Dabei ist auch das Mentale wichtig. Man trennt sich innerlich vom Vorhandenen und ist bereit für Neues.
Kleiderschrank-Check
Zweiter Stepp:Im Anschluss folgt die Figur-Analyse. Die ist ungeheuer wichtig, weil sie die Grundlage dafür ist, welche Schnitte geeignet sind und welche wir ausschließen können. Anhand der Papp-Buchstaben kann ich den jeweiligen Figurtyp verdeutlichen.
H O X A V
Hsteht für eine gerade Figur, ohne Taille.
Osteht für eine runde und kurvige Figur.
Xbedeutet eine Figur mit deutlicher Taille.
Asymbolisiert eine Form, die oben schmal ist und unten breiter wird.
Vbedeutet das Gegenteil von A, eine Figur mit schmaler Hüfte und breiter Schulterpartie.
( siehe Kapitel »Glücksbringer Nr. 4 – Die eigene Figur erkennen«)
Dritter Stepp:Im Geschäft angekommen, gehen Andrea und ich systematisch die Mode-Kollektionen durch. Wir stellen unterschiedliche Looks in verschieden Farben zusammen. Während Andrea anfängt, in der Umkleidekabine die Outfits nacheinander anzuprobieren, sorge ich für Nachschub. Ich tausche die Größen oder Farben aus und bringe wieder neue Kombinationen. Wichtig ist, dass wirklich alle Teile anprobiert werden, auch diejenigen, die vielleicht auf den ersten Blick durchfallen. Auf dem Bügel sehen die Kleidungsstücke völlig anders aus als angezogen. Davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen. Schon nach den ersten Outfits ist eine Tendenz zu erkennen. Die guten Kombinationen werden von mir fotografiert. Wir bitten die Verkäuferin, sie uns zurückzulegen. Andrea und ich setzen uns gemütlich in ein Café und betrachten die Fotos. Wir suchen uns das schönste Outfit aus und sind glücklich, dass wir unser Ziel erreicht haben.
Wir gehen Shoppen!
Vierter Stepp:Doch was nützt das schönste Kleid, wenn Frisur und Make-up von gestern sind. Also geht’s am nächsten Tag zum Friseur. Hier werden Schnitt und Haarfarbe auf den neuesten Stand gebracht. Jetzt noch ein tolles Make-up und die Veränderung ist vollbracht.
Hairstylist Dirk Brinkmann aus Hamburg beim Umfärben.
Finale:Meine Protagonisten sind begeistert und präsentieren sich im großen Finale ihren Freunden oder Familienmitgliedern, die sie empfangen.
Karen nach dem Umstylen: Ihr Mann ist begeistert.
Vorher/Nachher mit Mutter und Tochter: Ilse und Anne aus Lüneburg
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