In der Mode ist Schwarz ein Dauerbrenner. Es gilt als edel und elegant, Buntes dagegen häufig als grell und laut. Mit schwarzer Kleidung ist man immer gut angezogen, auch in der Zusammenstellung mit anderen Farben kann man nichts falsch machen. Mit Schwarz ist man stets auf der sicheren Seite – das ist praktisch. Darüber hinaus verschmutzt es auch nicht allzu leicht.
Ein dunkel gestaltetes Zimmer kann im Auf und Ab des Lebens Zuflucht bieten. Indem wir schwarze Akzente im Raum setzen, sorgen wir optisch für Ordnung, wir konstruieren Strukturiertheit und Klarheit. Ein Bild zum Beispiel gewinnt durch einen schwarzen Rahmen an Tiefe.
Fröhlich macht Schwarz jedoch definitiv nicht, sanft und lieb wirkt es nie. Babys und kleine Kinder hüllt man instinktiv nicht in Schwarz, und sie würden selbst wohl auch nicht zu dieser Farbe greifen. Auch dort, wo Schwarz in der Natur vorkommt, bei den Lavafeldern von vulkanisch geprägten Gegenden etwa, wirkt es auf uns ernst und streng. In solch einer Landschaft ist nichts Liebliches zu finden.
Dennoch hat Schwarz eine starke Anziehungskraft auf viele von uns. Wir brauchen Schwarz! Schauen wir uns seine Wirkung also genauer an: Wie Schwarz alle Farben auf materieller Basis in sich vereint, so zieht es auch unsere gesamte Energie zusammen, wenn wir uns mit ihm umgeben. Es unterstützt uns dabei, abzuschalten, und hilft uns auch dabei, uns zu konzentrieren. Schwarz ist die Basis, die feste Grundlage, auf der wir stehen können. Es vertreibt Illusionen.
In der Astrologie ist der Planet Saturn mit der Farbe Schwarz verbunden – und zudem mit all den folgenden Themen: Reife, Alter, Ehrgeiz, Verantwortung, Ernsthaftigkeit, Macht, Würde, Respekt, Konzentration und Begrenzung. Der Saturn kann Geradlinigkeit, Ehrlichkeit, Halt und Stabilität verstärken. All diese wertvollen Eigenschaften schwingen mit, wenn wir Schwarz tragen oder uns mit dunklen Farben umgeben.
Betrachten wir jedoch Redewendungen und Volksweisheiten, die mit Schwarz verbunden sind, ahnen wir nichts Gutes: „schwarzsehen“, einen „schwarzen Tag haben“, sich „schwarzärgern“, jemanden „anschwärzen“, „den Weg einer schwarzen Katze kreuzen“. Hieraus lässt sich sehr deutlich die Tendenz erkennen, dass die Farbe Schwarz im übertragenen Sinn für Pech, Unglück und Missgeschicke steht. Dieser Zusammenhang wird in der Astrologie noch wesentlich deutlicher, denn der Saturn, der Planet, der mit der Farbe Schwarz verbunden wird, galt bei den alten Astrologen als Unglücksplanet – trotz seiner vielen positiven Kräfte. Er steht in diesem Zusammenhang für das Schicksal selbst; kompromisslos und hart konfrontiert er uns mit Herausforderungen, mit dem Karma, mit schwierigen Lebensaufgaben. So verweist der Saturn auch auf Einsamkeit, Leid, Angst, Abschied, Trauer und bittere Erfahrungen. Diese Aspekte trägt auch seine Farbe, das Schwarz, in sich.
Schwarze Kleidung ist dennoch in allen Gesellschaftsschichten beliebt und verbreitet. In der Welt der Oberschicht ist sie perfekt für Geschäftsessen, Opernabende, Theaterbesuche und ähnliche Anlässe. Schwarz wirkt elegant. Man zeigt damit, dass man die gesellschaftlichen Regeln einhält sowie Ehre und Anstand wahrt. Und: Mit Schwarz strahlt man Macht aus.
Diesen Ansatz haben die Yuppies, wie junge erfolgreiche Geschäftsleute in den 1980er-Jahren genannt wurden, aufgegriffen. Durch schwarze Kleidung wollten sie sich von der übrigen Welt abheben und deutlich zeigen, dass sie trotz ihrer Jugend großen Erfolg hatten, etwas Besonderes darstellten und nicht auf einer Stufe mit der Masse standen. Letztere Absicht teilen sie wiederum mit Rockern und Punkern, bei denen Schwarz ebenfalls ein „Muss“ ist. Auch wenn sie meinen, mit ihrer schwarzen Lederkluft gegen die Gepflogenheiten der Gesellschaft zu verstoßen, halten sie dennoch Regeln ein, die ihnen von ihrer Gruppe vorgeschrieben werden. So gehen sie tunlichst nicht in einer rosafarbenen Plüschjacke zu ihren Treffen. Was sie mit ihrer schwarzen Kleidung erreichen wollen, ist Angst einzuflößen. Zu viel Schwarz provoziert. Geballte Dunkelheit geht nicht unter. Man fällt auf, wird wahrgenommen. Die Leute weichen ein wenig zurück, und sei es aus Angst.
Distanz betonen und damit Respekt erzeugen, das sollen auch die schwarzen Roben von Richtern, Anwälten und anderen Amtspersonen. Ihre Stellung soll hervorgehoben werden, sie wollen Strenge und Würde vermitteln. Letzteres gehört mit zu den Gründen, warum auch Geistliche, Nonnen und Mönche eine schwarze Tracht gewählt haben. Aber damit soll noch etwas anderes ausgedrückt werden, nämlich deren Besinnung auf die Innenwelt. Kein äußerer Tand und Firlefanz soll sie ablenken.
Denselben Effekt machen sich kreative Menschen zunutze – bei Designern und Architekten, Modeschöpfern und Künstlern ist Schwarz ebenfalls eine bevorzugte Kleiderfarbe. Die starke Konzentration auf das Wesentliche ermöglicht eine starke Schöpferkraft. Aus der Finsternis wird ein neues Licht geboren, ein neues Werk geschaffen.
Schwarz ist attraktiv, trotz seiner „Nebenwirkungen“. Die einen werden in seinen Bann gezogen, weil sie die Konzentration, die Ausrichtung auf das Innere oder Abgrenzung suchen. Andere wiederum sind bezaubert von der Würde oder der Eleganz, die es ausstrahlt, und wieder andere Menschen sind fasziniert von der Macht und Furcht, die es vermitteln kann. Gerade dafür ist die Farbe Schwarz ideal, denn sie zieht eine klare Grenze. Wer also dringend Abgrenzung braucht, ist mit Schwarz gut beraten. Das erklärt, warum gerade Jugendliche häufig ein Faible für Schwarz entwickeln. Sie sind schließlich gerade dabei, ihren eigenen Weg zu finden, und grenzen sich dafür von ihren Eltern und Erziehern ab.
Ältere Menschen greifen aus einem ganz ähnlichen Grund wie die Jugendlichen gerne zu Schwarz: Sie wollen sich von den Einflüssen von außen zurückziehen. Allerdings nicht aus dem Wunsch heraus, ihren eigenen Weg zu finden. Über diesen Punkt sind sie schon hinaus, sie möchten sich stärker auf ihr Innenleben konzentrieren.
Auch wenn ganz „normale“ Erwachsene schwarze Kleidung bevorzugen, hat dies häufig mit dem Wunsch nach Abgrenzung zu tun. Denken wir nur an die ungeheure Enge, in die wir tagtäglich gepresst werden! Es gibt fast keine Möglichkeit mehr, irgendwo allein zu sein. Die Straßen sind überfüllt, die Bebauung wird immer enger, sogar draußen in der Natur kann man kaum einen Kilometer gehen, ohne eine Ortschaft zu sehen oder anderen Spaziergängern zu begegnen. Die Gegenden, die Ruhe und Ungestörtheit bieten, sind äußerst rar geworden. Schwarz kann durch die abgrenzende Wirkung dabei helfen, das lange vermisste Alleinsein ein wenig spürbarer zu machen.
Wer sich für schwarze Kleidung entscheidet, nimmt durch sie Kontakt zur Saturnenergie auf. Darüber sollte sich jeder im Klaren sein, der sich oft und gerne in dieser Farbe kleidet: Die ganze Palette der schwarzen, also der saturnischen Eigenschaften kommt zur Wirkung, nicht nur eine einzelne. Wer allzu gerne Schwarz trägt, darauf nicht verzichten mag und dennoch hin und wieder einen Anflug von Angst oder anderen stark negativen Kräften spürt, könnte sich selbst durch regelmäßige Aurareinigungen, Yogaübungen oder Gebete dabei unterstützen, diese Energien zu bannen. In Phasen der Entmutigung und Übermüdung wäre es allerdings ratsamer, auf pures Schwarz zu verzichten. Es würde zur Lebensverneinung führen und negative Schwingungen und Einflüsse anziehen.
Was zu viel ist, ist eben zu viel. Dies gilt für alles, und erst recht für Schwarz, das solch eine mächtige Kraft in sich trägt. Wenn man es mit der Farbe Schwarz übertreibt, kann es durchaus passieren, dass man in die Saturnfalle gerät: Seine negativen Eigenschaften, seine ungewollten Wirkungen überwiegen dann. Die Gefahr bei einem Zuviel an Schwarz ist, dass man sich dadurch zu stark abgrenzt, und wer keine Kontakte mehr zulässt, ist irgendwann allein – in der Einsamkeit gefangen, voller Angst und Gefahr laufend, in eine Depression zu verfallen. Saturn ist eben konsequent. „Schwarz“ ist eine perfekte Übersetzung für eine Depression, denn das althochdeutsche Wort „swarz“, von dem sich unser „schwarz“ ableitet, bedeutet „dunkler Nebel“.
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