Stellen Sie sich vor, Ihr Vorgesetzter bittet Sie in sein Büro. Sie wissen nicht genau worum es geht, der Assistent Ihres Chefs hat Ihnen nicht sagen können, was der Grund für den kurzfristig einberufenen Termin ist und Sie gehen daher davon aus, dass von Ihnen nichts Spezielles dafür vorzubereiten ist. Sie nehmen etwas zum Schreiben und Ihr Notizbuch mit und begeben sich zum Termin.
Der Grund für das kurzfristige Treffen überrascht Sie sehr, denn Ihr Vorgesetzter entschuldigt sich für die kurze Arbeitsunterbrechung, aber es war ihm ein großes Anliegen, sich bei Ihnen für Ihren Einsatz bei einem bestimmten Projekt zu bedanken. Er sagt Ihnen, Sie hätten das super gemacht und eine sensationelle Leistung gezeigt.
Lassen Sie diese Situation bitte kurz auf sich wirken und stellen Sie sich vor, wie Sie reagieren werden.
Ich nehme an, Sie werden sich bedanken und die meisten von Ihnen werden etwas in der Art hinzufügen: »Danke. Aber das war ich nicht allein« oder »Danke. Das hätten Sie aber auch ohne mich hinbekommen«.
Die Übung besteht aus zwei Teilen.
Stellen Sie sich bitte ein weiteres Mal vor, Ihr Vorgesetzter bittet Sie in sein Büro. Sie wissen nicht genau worum es geht, der Assistent Ihres Chefs hat Ihnen nicht sagen können, was der Grund für den kurzfristig einberufenen Termin ist und Sie gehen daher davon aus, dass von Ihnen nichts Spezielles dafür vorzubereiten ist. Sie nehmen etwas zum Schreiben und Ihr Notizbuch mit und begeben sich zum Termin.
Der Grund für das Treffen ist leider kein angenehmer. Ihr Vorgesetzter konfrontiert Sie mit einem Fehler, den Sie gemacht haben und der leider sehr kostspielig für das Unternehmen werden kann.
Lassen Sie auch diese Situation bitte kurz auf sich wirken und stellen Sie sich vor, wie Sie reagieren werden.
Ich nehme an, Sie werden den Fehler zur Kenntnis nehmen, sich vielleicht bestürzt zeigen, sich entschuldigen und versichern, für sofortige Abhilfe zu sorgen. Eines aber werden Sie ganz gewiss nicht machen – Sie werden mit Sicherheit nicht sagen: »Das war ich nicht allein, das hat das ganze Team vergeigt« oder gar: »Sie bauen selbst auch gelegentlich Mist«.
An dieser gedanklichen Übung offenbart sich unsere intensive Prägung auf das Negative besonders deutlich: Verläuft ein Gespräch mit dem Vorgesetzten positiv, dann zählt der Zusammenhalt, denn Positives zu betonen und für sich zu reklamieren, wäre eitel – so haben das die meisten von uns gelernt. Negatives auf andere abzuwälzen ist hingegen noch strenger verpönt und deshalb würde im Normalfall kaum jemand sagen: »Das habe ich nicht allein verbockt, da war das ganze Team beteiligt …«
FAZIT: WIR KENNEN ES NICHT ANDERS
Unsere Verhaltensmuster setzen sich durch ihre permanente Wiederholung fest. Unser Umgang mit richtig oder falsch, der Stellenwert, dem wir positiv oder negativ beimessen und unsere Gewichtung von »Grün« und »Rot« ist erlernt, tief in uns eingeprägt und steuert unsere persönliche Wertewelt. Wir leben und wir führen fort, was wir von klein auf gelernt haben: Wir haben gelernt, dass es im Leben darum geht, auf das Negative zu fokussieren, Falsches auszumerzen, besser werden zu müssen und so wenige Fehler wie möglich zu machen. Der Preis, den wir dafür bezahlen, ist der, dass wir für die positiven Dinge kaum mehr einen Blick und vor allem kein Sensorium mehr haben. Wir kennen es nicht anders, wir sind daran gewöhnt.
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