Claudia Knöfel - Zeus kauft ein

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Dieses Buch erzählt mit einem Augenzwinkern, weshalb Zeitdiebinnen und Waldelfen die Geduld von Verkäuferinnen bisweilen arg auf die Probe stellen können, es erklärt, was eine «Gewitterziege» ist und stellt die Frage, ob Männer nicht doch die besseren Kunden sind.
Außerdem erfahren Sie, dass sich Knoblauch und Kultur nur bedingt vertragen, selbstgebackene Kuchen bisweilen zur Heimtücke neigen und die Betrachtung weiblicher Problemzonen mit ausgesuchter Höflichkeit erfolgen sollte.
Claudia Knöfel plaudert in diesem Büchlein nicht nur aus ihrem reichen Erfahrungsschatz als Einzelhändlerin, sondern auch über die Tücken, die der Alltag so bereithält …

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Claudia Knöfel

Zeus kauft ein

24 vergnügliche und

lästerhafte Plaudereien

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Claudia Knöfel

Zeus kauft ein

24 vergnügliche und lästerhafte Plaudereien

Cover: unter Verwendung des Designs 3037 Farbe 10 von HECO TEXTILVERLAG GmbH, 87700 Memmingen

Zeichnungen: Raimund Schüller

Foto der Autorin: Sandra Seifen Fotografie, St. Augustin www.sandra-seifen.de

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte vorbehalten!

© Herbst 2015

Impressum

ratio-books • 53797 Lohmar • Danziger Str. 30

info@ratio-books.de(bevorzugt)

Tel.: (0 22 46) 94 92 61

Fax: (0 22 46) 94 92 24

www.ratio-books.de

eISBN 978-3-939829-83-6

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Inhaltsverzeichnis

Ein kurzes Vorwort …

Einiges von dem, was Sie in diesem Buch lesen, beruht auf wahren Begebenheiten. Von meinen speziellen Backkünsten über sehr spezielle Freizeiterfahrungen in Bonn und der Region, bis hin zu ganz speziellen Wahrnehmungen, die ich vor und hinter den Ladentheken gemacht habe.

Ich bin seit einigen Jahren im Einzelhandel tätig und mir geht es wie vielen in meiner Kollegenschaft, die sagen: „Ich habe so viel erlebt, da könnte ich ein Buch drüber schreiben!“ Die meisten meiner Kunden habe ich in den vergangenen Jahren ins Herz geschlossen. Und auch die, von denen ich hier in satirischer Form berichte, waren für mich die reinste Quelle der Inspiration.

Das ist doch ein Kompliment, nicht wahr?

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind allerdings rein zufällig.

Einige Geschichten handeln von meiner Kindheit. Aber keine Sorge, dass ich Sie damit langweile. Ich bin mir sicher, Sie werden genau so viel Freude an meiner etwas schrägen Familie haben wie ich. Zum Beispiel an meinem Oppa mit seiner individuellen „Gebisspräsentation“ oder an meiner Omma und ihrem „Krokodil“.

Ach ja, mit der Schreibweise von „Omma“ und „Oppa“ sollten Sie sich anfreunden.

Ich wurde im Ruhrgebiet geboren und dort spricht man so.

Und nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Ihre

Claudia Knöfel

Zeus kauft ein

Freitagabend. Ich beschließe, nach der Arbeit nach Bonn zu fahren. Mir ist der Lardo ausgegangen. Das ist ein italienischer Speck, der im Marmorgefäß die richtige Reife erlangt und mit Gewürzen ummantelt wird. Eine kalorienreiche Delikatesse, aber dafür ausgesprochen lecker.

Außerdem habe ich mal wieder Appetit auf Emmentaler Käse. Ich meine richtigen, echten Emmentaler Käse, der so schmeckt, dass man beim Essen die Schweizer Kühe auf den Almen muhen hört.

Beides bekomme ich in Bonn. Naja, zugegeben, ein KaDeWe gibt es dort nicht, aber dafür ein Kaufhaus mitten in der Innenstadt. Nennen wir es „KaDeBo“. Die Lebensmittelabteilung ist recht gut sortiert und die Warenpräsentation schlägt jeden Lebensmitteldiscounter um Längen. Und auch hier wird das Einkaufen für die vor dem Verkaufstresen wartenden Kunden gelegentlich zu einem Event. So wie heute.

Auf der Wursttheke steht ein kleiner Automat. Man drückt auf einen Knopf und erhält einen Zettel mit einer Nummer, die schließlich auf einer Anzeigetafel aufgerufen wird, sobald man an der Reihe ist. Wie beim Straßenverkehrsamt, nur dass man Leberwurst statt eines Kfz-Briefes erwerben kann.

Ich ziehe die Nummer 181. Das ist überschaubar. Vor einigen Jahren hatte ich mal vor Weihnachten dreißig Nummern vor mir. Das reichte, um alle Geschenke zu besorgen. Nach fast zwei Stunden kehrte ich zurück und stellte fest, dass meine Nummer längst aufgerufen worden war.

Aber heute blinkt die Anzeigetafel „178“. Das ist eine ältere Dame, die sich ein wenig gebeugt an der Wursttheke entlanghangelt. Die Verkäuferin, sehr adrett im schwarzen Dress mit kleiner Fliege, bedient die Kundin mit echter Liebenswürdigkeit. Als diese „ein Viertel Rauchfleisch“ in Auftrag gibt, reicht ihr die Angestellte eine dünne Scheibe vom Rind über den Tresen.

Die Nummer „179“ leuchtet auf. Eine komplette Familie rückt vor. Vater, Mutter, ein Buggy und drei Kinder. Oder Pänz, wie man im Rheinland sagt.

Aus Erfahrung weiß ich: Das kann dauern. Es dauert auch. Die Tüten füllen sich mit Fleisch- und Blutwurst, Schinken und echter Mailänder Salami. Ich betrachte derweil die Mutter, die das jüngste Kind in einem afrikanischen Wickeltuch vor dem Bauch trägt. Sie ist klein, ein wenig pummelig und hat die frühzeitig ergrauten Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

Auf einmal wimmert das Baby. „Oh, Nele ist wach! Kinder, kommt schnell her, Nele ist wach!!!!“ Die Mutter ist aus dem Häuschen und sowohl der Vater als auch die beiden anderen Kinder drängen sich um Mama und Nele und knutschen die Kleine ab. Der Wurstkauf verliert an Bedeutung.

Mein Lardo muss warten. Ähnliches scheinen die beiden jungen Leute zu denken, die links neben mir stehen. Amerikaner, ihrer Sprache nach zu urteilen. Sie scheinen Hunger zu haben, denn sie räumen die Platte mit Fleischwurst zum Probieren, die auf der Theke steht, ratzeputz leer. Ehrlich gesagt, ich hätte die Kostproben nicht angerührt, denn die Wurststückchen sahen nicht mehr ganz frisch aus.

„Athene, komm zu Papa!!“ Erschrocken ruft der bleichgesichtige Vater seine etwa vierjährige Tochter vom Veltliner zurück, den das Mädchen in den Händen hält. Vermutlich denkt sie, dass es sich um Traubensaft handelt.

Im „KaDeBo“ ist gerade österreichische Woche und so hat man die alpenländischen Rebensäfte in Reichweite von Wurst und Käse aufgebaut. Das macht Durst und hebt den Umsatz.

Athene ist ein braves Kind und tut, was der Vater verlangt.

Dafür räumt die dritte Tochter Sachertorten und Kartons mit Linzer Gebäck in den Einkaufswagen. Die Mutter, die zwischen ihren weiteren Wurst-Ordern immer noch das Baby abküsst, findet Zeit, ihrer konsumfreudigen Ältesten einen sanft vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen. „Mykene, das brauchen wir doch alles gar nicht!“

Ich muss mir das Grinsen verkneifen, denn meine Phantasie schlägt plötzlich Wellen. In der griechischen Mythologie war Athene eine Tochter von Zeus, dem Göttervater. Doch dieser Erzeuger hier, der gerade gemächlich die Einkäufe seiner Sechsjährigen aus dem Wagen räumt, hat keine, aber auch so gar keine Ähnlichkeit mit den gewaltigen Marmorbüsten, mit denen die Künstler der Antike dem olympischen Gott eine Gestalt zu geben versuchten.

Zeus war ein Kerl, der mit List und Tücke jede Menge Frauen eroberte. In der Phantasie der Bildhauer hatte er eine gewaltige Statur, einen „Sixpack“, eine dichte Lockenmähne und einen ebensolchen Bart. Ein echtes Mannsbild eben.

Doch die Haare dieses schmalbrüstigen Herrn neben mir sind äußerst schütter. Und ich bin sicher, Zeus hätte auch keine Brille getragen.

Aber weiß man´s? Vielleicht hat sich Zeus verwandelt, um der Dame hier zu imponieren. Der Göttervater konnte sich nämlich selbst verzaubern, wenn es darum ging, die holde Weiblichkeit zu erobern. Athenes Mutter war Metis, die es ebenfalls vortrefflich verstand, sich eine andere Gestalt zu geben. Damit wollte sie dem ihr nachstellenden Zeus entkommen. Doch sie hatte keine Chance. Er verführte Metis. In welcher Gestalt er das tat, ist meines Wissens nach nicht überliefert. Vielleicht erschien er Metis als schmächtiges Kerlchen und erweckte so Mitleid in ihr, wer weiß das schon. Auf jeden Fall fraß er die schwangere Geliebte auf und gebar Athene auf ungewöhnliche Weise selbst, nachdem ihm Hephaistos, der Gott des Feuers, mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen hatte: Die Tochter sprang in voller Rüstung aus dem gespaltenen Schädel ihres Vaters und ließ einen lauten Schlachtruf erschallen.

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