Hans-Peter Müller (2007): Emile Durkheim. In Dirk Kaesler & Ludgera Vogt (Hrsg.), Hauptwerke der Soziologie. S. 90–111. 2. Aufl. Kröner: Stuttgart.
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Der knappe Exkurs in die Soziologiegeschichte zeigt uns, dass Soziologie in der Krise der modernen Gesellschaft ihren Ausgang genommen hat: In den tiefgreifenden Wandlungsprozessen und rapiden Veränderungen, die in den letzten zwei bis drei Jahrhunderten vor allem die industrialisierten westlichen Gesellschaften erfasst haben und sich auf unseren Alltag unmittelbar oder mittelbar auswirken. Dazu gehören alle Merkmale der modernen sozialen Welt, wie die atemberaubenden wissenschaftlichen und technologischen Umbrüche, die gravierenden und folgenschweren Veränderungen unserer Arbeitswelt, die Art und Weise des Wohnens in zunehmend urbanisierten Umwelten, die Tendenzen zur umfassenden Informationsvernetzung und ökonomischen Globalisierung, der Zusammenbruch alter und das Aufkommen neuer politischer Systeme, aber auch die neuen Herausforderungen durch zu Ende gehende natürliche Ressourcen und durch Energiekrisen usw. All diese gesamtgesellschaftlichen Veränderungen erfassen auch die sozialen Subsysteme und Institutionen und wirken fort bis hinein in unsere private Lebensführung. Insofern wird Soziologie auch zu Recht als »Krisenwissenschaft« oder »Gegenwartswissenschaft« bezeichnet, da sie vor allem moderne, d. h. industrialisierte Gesellschaften mit ihren vielfältigen Wandlungsprozessen und deren Folgen systematisch analysiert.
Im Laufe unserer weiteren Überlegungen werden wir immer wieder bestimmten Grundgedanken und theoretischen Perspektiven der Klassiker der modernen Soziologie begegnen. Die knappen Skizzen zu ihrem mehr oder weniger unterschiedlichen Verständnis von »sozialem Handeln« wie beispielsweise die wichtige Unterscheidung zwischen beabsichtigten, sozial »sinnhaften« und unbeabsichtigten Resultaten menschlichen Handelns und Verhaltens bei Max Weber sollten dabei zeigen, wie die Gründungsväter der modernen Soziologie dieses Konzept auch als Schlüssel zum Verstehen gesellschaftlicher Vorgänge und Zusammenhänge, gewissermaßen als Basiskategorie des Sozialen überhaupt begriffen. Damit haben diese Autoren das Interesse an den Grundelementen des Gesellschaftlichen zu wecken verstanden, an die sich seither die Forschung aus den verschiedensten Richtungen – fantasievoll und distanziert von vorgeformten Ideen und pauschalen Vorurteilen – heranzutasten sucht und dabei immer wieder zu neuen Entdeckungen und Befunden gelangt.
Die wesentlichen Gesichtspunkte der unterschiedlichen Akzentuierungen und teilweise differierenden Perspektiven unserer Klassiker lassen sich etwas vereinfacht auch grafisch darstellen. Dies soll uns im Hinblick auf ihre zentralen und basalen Konzepte des »Sozialen« zur zusammenfassenden und abschließenden Anschauung dienen:
Abb. 2: Die kleinsten sozialen Einheiten nach Weber, Simmel, Pareto und Durkheim
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