Ernst Weiß - Boëtius von Orlamünde

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Boëtius von Orlamünde Ernst Weiß – Boëtius von Orlamünde ist ein Internats- und Entwicklungsroman von Ernst Weiß, der, Mitte der zwanziger Jahre geschrieben, bei S. Fischer 1928 in Berlin erschien. Ab 1930 erschien der Roman meist unter dem Titel Der Aristokrat. Nach dem Kriege geht der junge Fürstensohn Boëtius von Orlamünde seinen Weg vom Aristokraten zum Proletarier.

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Das Exerzieren unter dem Kommando eines Präfekten dauert nur eine halbe Stunde am Tage. Der Abbé, eine sehr wichtige Person in unserem kleinen Staate, überwacht zwar unser Gewissen, schreibt die üblichen, für einen gläubigen Katholiken leichten Übungen und Gebete vor und legt großen Wert auf regelmäßige Beichte und auf unseren Fleiß im schulplanmäßigen Religionsunterrichte. Den ganzen Tag aber, vom frühen Morgen bis zum späten Abend, stehen wir unter den Augen des Meisters, der uns »die Formen« lehren soll. Vor allem den Gruß. Er läßt alle vor seiner Person defilieren. Wir sind barhäuptig. Er hat auf seinem kohlschwarzen, aber an den Schläfen bereits leicht melierten Kopfhaar eine Mütze. Drei Schritte vor ihm müssen wir haltmachen. »Zurück, zurück!« ruft er uns zu, als hätte er Angst, wir wollten ihm an den Hals. Nun blickt er uns mit seinen slawischen Augen an, damit wir uns tief verbeugen. Nie tief genug. Keine königliche Hoheit hat so viel Verbeugungen von hohen Aristokraten entgegengenommen wie er. Er spielt so lange den Herrscher, bis wir den Herrscher in ihm sehen. Antworten, Schweigen, den Vortritt lassen, den Vortritt nehmen, Benehmen bei Tisch, Begrüßung und Abschied von Höherstehenden, Gleichgestellten, Domestiken, alle Feinheiten des aristokratischen Verkehrs, Körperhaltung, seelische Haltung, Selbstbeherrschung, Takt, Selbstverständlichkeit im Befehlen und vor allem stets Distanz wahren und sich seiner Stellung bewußt bleiben, sei sie hoch oder niedrig – das sind die Fächer, die er lehrt. Stunde für Stunde, bei den Mahlzeiten, selbst dann, wenn wir schlafen. Er hat seine steingrauen, etwas auseinanderweichenden Augen überall. In seinen Fächern werden wir nie Meister. Er tut, als wäre er darin aufgewachsen, und doch ist es bekannt, daß er nur ein Jahr bei dem Grafen F. in St. Petersburg zugebracht hat. Allerdings war dieser der vollendetste Hofmann seiner Zeit.

Gut Florett fechten zu können (eine Kunst, bei der mir mein scheinbar knochenloser Körper die besten Dienste leistet) sei wichtiger, meint er, als Ansammlung toten Wissens und das Rechnen mit Dezimalzahlen. Für die Religion hätte der junge Aristokrat den Beichtvater, für die Politik seinen König, für die Vermögensverwaltung seinen Rendanten. Dezimalzahlen gäbe es im Grunde gar nicht, und wenn es sie auch gäbe, zieme es einem Mann von Familie nicht, seinen Leuten solche Bagatellen nachzurechnen.

Das ist der Zug unserer Erziehung. Der Direktor ist ein goldgestickter Schatten, der Abbé ist immer im Jenseits, der Meister aber herrscht hier. – Mein Vater lebt in der Ferne.

Ich könnte mich zum Rennreiter, zum Fechtmeister ausbilden lassen, so groß sind meine Vorkenntnisse. Mein Handgelenk und meine Wirbelsäule (die letztere ist von größter Wichtigkeit) verlieren ihre Geschmeidigkeit nie. Aber Fechtlehrer! Welch phantastischer Beruf in einer Zeit, die das Duell, den entscheidenden Zweikampf, das Gottesurteil an der Spitze des Rapiers nicht mehr kennt. Und Rennreiter? Nein. Anderswo ist jetzt der eigentliche, der blutige Fechtboden der Zeit.

So lebe ich bis an mein achtzehntes Lebensjahr in dem exklusiven Stifte; als guter Reiter und Fechter bei allen, selbst bei dem griesgrämigen russischen Zeremonienmeister hoch angesehen. Wenn ich kein Geld habe (Geld braucht man allerorts, selbst hier), so wird darüber keine Silbe verloren, vorausgesetzt, daß ich nur sonst meinem Namen Ehre mache – und ich mache ihm wenigstens keine Unehre.

Eine glückliche Kindheit? Ich darf nicht klagen.

Kapitel

2

Noch erinnere ich mich eines Tages, einer Spazierfahrt im Walde. Zum Schulstift gehörte auch ein kleines Gestüt. Wir hatten freie Pferde genug, nicht alle konnten als Wirtschafts- und Schulpferde benutzt werden. Das Mustergut, das mit der Schule in Onderkuhle verknüpft war, brauchte die Zugtiere noch nicht alle, es war vor der Ernte, Anfang Juli vielleicht. Ich vertrat einen der Reitlehrer, der verreist war (verreist nannte man es, wenn ein Lehrer erkrankt war), und dieses Ehrenamt brachte mir viele Vorteile. Ich war zu dieser Zeit über das Alter der meisten anderen Zöglinge hinaus, war keiner Klasse (es waren deren fünf) zugeteilt und erwartete jeden Tag, daß man mir nahelegen würde, einen Berufsweg einzuschlagen und Onderkuhle zu verlassen.

Um so schöner dieser Tag. Die Stalldiener zogen unser honigfarbenes Gig aus dem Verschlag, es war ein zweiräderiger, hoher, weichfedernder Karren. Wir, mein Freund Titurel und ich, spannten ein junges, noch nicht dreijähriges Pferdchen vor, das mit seinem zarten, leicht zusammenpreßbaren Körper die Riemen und Schleifen nicht vollständig ausfüllte, sondern sich in ihnen wie ein Mensch in einem zu weiten Anzüge bewegte; so ähnlich schrumpfte daheim unser alter Diener David in seiner violettintenfarbigen Livree von Jahr zu Jahr ein, sein Rock hing ihm bis an die Knie und später noch tiefer. Bei ihm war es Alter und Ende, bei unserem Pferdchen Anfang und Jugend. Nun setzte sich das Pferdchen in Gang, sich fortwährend unaufmerksam nach uns, die wir Rücken an Rücken im Wagen sitzen, umwendend und das blanke Maul zum Wiehern öffnend. Da es durch den Zügelriemen und das Stangengebiß belästigt ist, wälzt das Tier seine breiten schwarzen, innen hellroten Lefzen nach außen, wodurch der trotz allen Bürstens struppige Kopf ein komisches, knabenhaft lustiges Aussehen erhält. Es trabt nun das Pferd mit uns durch den Park zu einem nahen See, der nicht mehr zu unserem Gute gehört. Sage ich nicht unser Gut, als wäre das alles, Ställe, Wirtschaftsgebäude, Rechnungsstuben, Gesindewohnungen, Brunnen und Tränken, Spritzenhaus, Kornkammern, Scheunen, Schweinekoben, Taubenschläge und der eingezäunte Raum mit Perlhühnern, Pfauen, Truthähnen, der Schuppen mit den Pflügen, mit der Dreschlokomobile und den mechanischen Heuwendeapparaten mein persönliches Eigentum? Und doch gehört mir nichts. Nicht einmal die Peitsche, die ich ruhig in der Hand halte, ohne auch nur mit der Spitze die feine, zitternde Haut des isabellfarbenen Tieres zu berühren.

In schlankem Trabe geht es neben den Düngergruben über einen kleinen Steg in die Obstgärten, wo schon alles abgeblüht ist. Es sind aber doch noch Reste von weißem Blütengefieder am Boden rings um die schwarzen, in der Sonne stark glänzenden, wie gefirnißten Apfelbaumstämme zurückgeblieben. Die Zeit ist wolkenlos. Kein Wind. Nachts nur ein wenig Tau unter dem herrlich prangenden Mond; man trägt keine Uniformmütze (wir waren alle in einer Art Uniform, ich sagte es schon von dem Direktor und Schulmeisterdiener). Bloß ich lege die Mütze nicht gern ab, was seine Gründe hat; nun aber halte ich sie zwischen den Knien. Sie knirscht, wenn der Wagen schwankt und schaukelt. Handschuhe zieht man wohl an, da es Vorschrift ist und der Meister seine Augen überall hat. Nun aber, da wir die Gemarkung des Hofes verlassen, streife ich die Handschuhe ab, und während das gebrechliche Gefährt bei meiner Bewegung sich von vorn nach rückwärts wiegt, stecke ich die Handschuhe, einen in den andern gefaltet, mit der Innenseite nach außen, meinem Freunde in die Brusttasche.

Durch die Büsche erblickt man bei der Wegbiegung hinter sich das Schulgebäude, aus roten Ziegeln schloßartig erbaut; je weiter man kommt, desto größer und gewaltiger scheint es zu werden, und desto höher scheint es von der ganz unbedeutenden Höhe in die klare, flimmernde Sommernachmittagsluft emporzusteigen. Nun liegt es bei einer scharfen Wendung des Weges hinter uns, wir fahren unter jungen Linden dahin, dann dreht sich der Weg in eine Pappelallee (man nennt sie die italienische), an die sich von beiden Seiten ein Tannenforst anschließt, es ist still, bloß ein Kuckuck ruft, ziemlich weit entfernt. Der Wagen geht so schnell und leicht, das Pferd hebt sich so regelmäßig und taktfest in seinem etwas zu weiten Geschirr, daß wir unter den hohen, malachitgrünen Tannen wie auf Schienen dahingleiten. Zu dem Duft der Bäume kommt der Geruch nach Wagenschmiere, die so reichlich aus den Radnaben tropft, daß die sehr eng an den Wagen heranstreifenden Laubsträucher, Ebereschen, Sauerampfer, Farn, Ginster und die hohen, im feuchten Grunde riesig aufschießenden graugrünen Kletten davon beschmutzt werden. Ich blicke mich um und sehe meinen Freund damit beschäftigt, meinen Handschuh, den ich ihm zur Aufbewahrung gegeben, aus der Tasche herauszuziehen, umzuwenden und an seinen bloßen, kurzgeschorenen Kopf zu heben, an seine sommersprossigen Wangen zu schmiegen, vielleicht um die Weichheit des Leders zu prüfen. Damit ist es aber nicht weit her; denn da die Eltern der Zöglinge Handschuhe und Mützen, als das einzige übrigens, zu liefern haben, sind bei mir Handschuhe ein sehr kostbarer, sehr geschonter Artikel. Ich weiß, daß mein Vater mir im Jahr nicht mehr als zwei bis drei Paare schicken kann.

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