Dieses Werk ist mehrere tausend Jahre alt und umfasst 64 Symbole und deren Beschreibung. Es stammt aus China und hat dort maßgeblich den spirituellen Kern des Taoismus und der traditionellen chinesischen Philosophie geprägt. Seine Tiefe und Symbolkraft hat an Wirkung bis heute nichts verloren und wurde – nach der bahnbrechenden Übersetzung durch Richard Wilhelm Anfang des 20. Jahrhunderts – unter anderem auch in der modernen Psychotherapie beispielsweise von C. G. Jung entdeckt und angewandt.
Der Überlieferung nach sind die 64 energetischen Zustände des Buchs der Wandlungen von den Weisen des Altertums durch Beobachtung aller Erscheinungsformen geschaffen worden und schöpfen ihrem Wesen nach alle möglichen Zustände auf Erden aus.
Dabei ist die Wirkung der Symbole das Wesentliche. Auch der chinesischen Version sollen erst später Texte hinzugefügt worden sein, um auch den Verstand zu bedienen. So hilft es, die eigene Situation neu zu beleuchten, ein neues, weiteres Bewusstsein dafür zu schaffen und damit den Lösungsansatz zu eröffnen sowie den Entwicklungsprozess zu erleichtern.
Das I Ging begleitet uns beide seit über 20 Jahren. In dringenden Angelegenheiten, bei persönlichen Krisen, bei Entscheidungsschwierigkeiten aber auch bei den Problemen und Themen des Alltags, waren die Symbole für uns immer richtungsweisend und heilsam. So oft erfuhren wir ihr Potential. Wann immer der Verstand zu laut, die Stimme des Herzens zu leise war, konnten die Symbole und ihre Texte den Wandel einläuten und eine neue Sicht der Dinge eröffnen. Vor über 10 Jahren haben wir dann damit begonnen, diesen alten Weisheitsschatz in unseren Einzelsitzungen und Seminaren einzusetzen – mit so großem Erfolg, dass es sehr bald ein unverzichtbares Werkzeug wurde, um damit auch anderen Menschen in ihrer Entwicklung zu helfen. Dabei sind wir jedoch meist vor der Herausforderung gestanden, die „alte Sprache“ in eine verständlichere, zeitgemäßere und vor allem weniger orakelhafte Form zu bringen. Denn nur das richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt kann als Schlüssel zum inneren Selbst des Menschen dienen. Wir haben also damit begonnen, uns als Kanal für neue Wörter zur Verfügung zu stellen und jene Sätze aufzuschreiben, welche unsere KundInnen tief berührten. Wir sahen bald, dass sie auch bei den meisten anderen Menschen „funktionierten“. Über die Jahre haben sich so die Seiten des Buchs der Leichtigkeit gefüllt.
Schließlich kamen wir zu der Erkenntnis, dass das Buch der Wandlungen sich selbst auch wandeln dürfe. Dennoch haben wir keineswegs den Anspruch, ein neues I Ging vorzustellen – viel zu groß ist unsere Wertschätzung und unser Respekt vor den erhabenen alten Texten. Dieses in der Praxis entstandene Lebenshilfe-Werkzeug möchte Ihnen und allen suchenden Menschen eine jederzeit griffbereite Unterstützung in den Prozessen und Herausforderungen des Lebens sein.
Alle Kapitel in diesem Buch weisen im Wesentlichen auf dasselbe hin, die Grundprinzipien tauchen immer wieder auf. Betrachten Sie sie wie 64 Personen, die in unterschiedlichen Zeitzonen und von verschiedenen Breitengraden aus gleichzeitig auf die Sonne zeigen. Alle zeigen in eine andere Richtung, und letztlich doch auf die Sonne.
Bitte lesen Sie, so gut Sie können, mit dem Herzen. Analysieren Sie so wenig wie möglich. Worte sind nur wie Fingerzeige, die auf die Sonne weisen können. Halten Sie sich zu sehr mit den Worten auf, geht es Ihnen wie den Menschen in dem alten chinesischen Sprichwort, die auf den Finger, der auf die Sonne zeigt, starren und dabei die Sonne selbst nicht sehen können.
Übrigens verwenden wir in den Texten die Du-Anrede, weil darin sozusagen Ihr Herz zu Ihnen spricht.
Henrike Baumgartner und Markus Blocher
Frei wie ein Vogel im Wind
Ein Zugvogel fliegt im Herbst zur rechten Zeit an den rechten Ort, tausende Kilometer weit in den Süden.
Wäre er mit einem menschlichen Verstand ausgestattet, sähe seine Reiseplanung vermutlich anders aus. Er würde sie grundsätzlich in Frage stellen und sich überlegen, ob denn ein so anstrengendes Wagnis überhaupt sinnvoll sei – vor allem angesichts der drohenden Gefahren. Dazu gehörte auch der Versuch, die Möglichkeiten auszuloten, im Land zu bleiben. Er würde rückkehrende Zugvögel nach ihren Erfahrungen befragen und Meinungen einholen. Wenn er sich dann nach langem Hin und Her zur Reise entschlösse, würde er sich an den Ratschlägen erfahrener Reisender orientieren, so unterschiedlich diese auch wären. Die einen berichteten von der Schönheit der fernen Länder, die anderen von den Gefahren, Anstrengungen und Widrigkeiten, so dass sie mehr zur Verwirrung als zu seiner Klarheit beitragen würden. Um sich möglichst gut vorzubereiten, stünde auf jeden Fall erst einmal Flügelkrafttraining und ein Wurmaufnahmeplan für unterwegs an.
Vermutlich wäre der Vogel in seinen Gedanken und Handlungen so sehr mit der bevorstehenden Reise beschäftigt – und sicherlich auch mit den Dingen, die er aufgeben müsste: sein Nest, die Sicherheit seiner elterlichen Umgebung, seine Erinnerungen und vieles mehr –, dass er die Freiheit als Vogel im Wind, die er in jedem Augenblick erfahren und genießen könnte, gar nicht mitbekommen würde.
Ist dann also der menschliche Verstand nur eine Last? Wozu dient er, worin liegt sein Potential?
Der Verstand ist ein wundervolles Werkzeug, um der menschlichen Kreativität und Schöpfungskraft Ausdruck zu verleihen. Er ermöglicht uns ein Bewusstsein, das weit über instinktives Verhalten und automatische Reaktionen hinausgeht. Er gibt uns Wahlmöglichkeiten. Das ist der Segen des Verstandes.
Dieser Entscheidungsspielraum ist aber Fluch zugleich. Indem sich der Mensch frei entscheiden kann, kann er sich vermeintlich auch falsch entscheiden. Entscheidet er sich falsch, gibt er sich oder jemand anderem die Schuld. Er ist dann nicht mehr im inneren Kontakt mit dem Lebensfluss, sondern beginnt aus Angst und Sorge dagegen anzurudern.
Der Mensch will also über sein instinktives Dasein hinaus zum Gelingen des Lebens beitragen, sieht sich mitverantwortlich und will vor sorgen . Dadurch beginnt er Ängste in die Zukunft zu projizieren und aus diesen Ängsten heraus zu kontrollieren, zu trainieren, zu missionieren, zu taktieren, gegenzusteuern, einzugreifen, abzusichern, anzukämpfen.
Das geht so weit, dass der in die Zukunft und Vergangenheit schweifende Blick die Sicht auf das nimmt, was gerade ist: Die unendliche Tiefe und Schönheit des gegenwärtigen Augenblicks.
Man lebt nicht mehr aus der Fülle und Perfektion der Schöpfung, sondern im Drama der Erfüllung seiner eigenen Vorstellungen, Paradigmen und Glaubenssätze. Diese werden einem durch das eigene Lebensumfeld, durch Gesellschaft, Religion und Kultur vermittelt, und man beginnt sich damit zu identifizieren. Das nennt man auch Ego. Man ist sich seines wahren Selbst nicht mehr bewusst, erlebt sich getrennt vom Urquell der Schöpfung. Und läuft selbst- oder fremdproduzierten Selbstbildern nach, weil man das Göttliche weder in sich noch in allem anderen (an)erkennt. Daraus erst entstehen Symptome und Probleme, die man in den Griff zu bekommen versucht, wodurch man Gefahr läuft, immer mehr im Strudel seiner Verstrickungen und Dramen zu versinken. Der Mensch steht dann im Kampf mit sich selbst, seinem Umfeld und seinem Leben.
Deshalb werden im Buch der Leichtigkeit Symptome – egal ob körperlicher oder seelischer Natur – sowie Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Berufsleben oder anderen Bereichen als dienliche Kräfte gesehen, die uns Antwort auf etwas geben, was wir in Frage stellen. Wir laden Sie ein, Ihre Sichtweise auf eine Art weiten zu lassen, dass Sie Probleme und Symptome wie Geburtswehen betrachten können, die einen tieferen Wesenskern – das wahre Selbst, Ihre innere Größe, die Verbundenheit mit der bedingungslosen Liebe des schöpferischen Urquells – ins Leben bringen wollen. Anstatt gegen die Wehen anzukämpfen, werden diese Geburten durch bewusste Hingabe möglich.
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