Franz Fuhmann - Mein letzter Flug
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"Wie tief hinab reicht das Erinnern?" Eines der Lebensthemen von Franz
Fühmann war die literarische Vergegenwärtigung seiner Kindheit und Jugend, die er im Nachhinein als «eine gute Erziehung zu Auschwitz» bezeichnete. Einzelne Etappen dieser Zurichtung zum Nationalsozialismus hat er rückblickend in Erzählungen festgehalten. Der von Uwe Wittstock herausgegebene Band löst diese Texte aus der Reihenfolge ihrer Entstehung und ordnet sie nach den Entwicklungsstadien der kindlichen Hauptfigur. Es sind (bis auf das Schlussstück «Kameraden») alles Ich-Erzählungen und sie lesen sich im Zusammenhang wie ein Erziehungsroman der schwarzen Pädagogik, wie ein kleiner, finsterer Coming-of-age-Roman. Die Zusammenstellung kann so zum 100. Geburtstag des Autors liefern, was zur Wirkung Fühmanns auf ein großes Lesepublikum immer fehlte: einen gut lesbaren, anschaulichen, sprachlich herausragenden, populären Roman.
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Er war der Mörder, und er kam auf mich zu. Die Korridortür war unerreichbar. Die einzige Tür zu einem Fenster, aus dem ich um Hilfe auf die Straße hätte rufen können, lag im Rücken des Mannes. Es gab nur noch eines: die Küchentür aufreißen, mit einem Satz in die Küche mich flüchten, hinter mir zuschließen, durchs Küchenfenster in den Hof hinunterspringen und, wenn die Knochen heil geblieben waren, von dort aus auf die Straße fliehen. Ja, das war die Rettung, und ich sah gehetzt nach der Küchentür, da sah ich mit Entsetzen, daß der Schlüssel von außen stak und daß, ehe ich ihn würde herausziehen können, die Hand des Mörders mich unfehlbar ereilen müsse. Denn daß er ein Mörder war, wußte ich jetzt, und jetzt, da es zu spät war, begriff ich, Epiphanie der rasenden Angst, mit einem Male auch alle Verbote. Zu spät, zu spät … Meine Haut wurde naß, mein Denken zerschmolz. Einen Tritt, dachte ich noch, denn ich kannte bereits die Stelle, dahin ein Tritt lähmend war, aber da berührte der Mörder mit seinem Leib schon fast meine Brust, und ich konnte den Fuß nicht mehr heben, den Tritt zu tun, und da ich den letzten Schritt zurückwich, spürte ich im Rücken den kalten, runden Stahl eines Pistolenlaufs: Der Komplize stand also bereits auf der Küchenschwelle! Meine Knie wankten; ich begann nach hinten zusammenzusacken, doch da schlug ich mit den Schulterblättern auf Holz und wußte noch vorm Zusammenbrechen, daß es der Küchenschlüssel gewesen war, der sich mir in den Rücken gebohrt hatte, und meine flatternden Hände versuchten, ihn doch noch, ohne daß ich mich umdrehte, zu fassen, da aber legte mir der Mann schon seine mörderische Rechte auf die Schulter, und da wurde meine Unterhose schmutzig, und da wollte ich noch einmal alle Kraft zusammenraffen, den Mann fortzustoßen, und hatte doch nicht mehr die Kraft zu atmen, und da dachte ich, daß ich auf die Knie fallen und den Mörder um mein junges Leben bitten müsse, doch da war der Korridor schon ganz schwarz, und da sah ich schon den Mörder nicht mehr und sah gar nichts mehr und hörte mein Herz und hörte ein Dröhnen, und der Korridor dröhnte, und da er dröhnte, verschwamm die Finsternis und wurde grau, und da lag der Mörder vor mir auf den Knien.
Dies alles war in der Zeit dreier Atemzüge geschehen, doch mir war es die Ewigkeit gewesen, die Ewigkeit eines erstickenden, von vergeblichen Hoffnungen durchflackerten Hindämmerns zwischen Angst und Tod, und diese Ewigkeit dauerte noch an, da ich den Mörder vor meinen Füßen liegen sah, undeutlich noch, ein gestaltloser Hügel, und sie dauerte an bis zu den fernsten Grenzen, die sie mit einem Kind im Arm erreichen kann, dann vermischte sie sich, unhörbar sausend, wieder mit der Zeit, und da war mir, als ob der Mörder etwas hauche, und ich glaubte die Worte »junger Herr« zu hören, und da ich sie hörte, hörte ich ihn nun raunen und nahm sein Raunen so wehrlos auf wie eine Wachsplatte den griffelnden Ton. »Junger Herr«, so hörte ich den Knienden raunen, und nun sahen meine Augen nieder und sahen nur seine Augen und sahen sie, die vorhin so mörderisch starr geblickt, nun angstvoll flackern, und nun hörte auch mein Ohr seine Stimme lauter und hörte sie verzweifelt flehen: »Bitte laufen S’ mir nicht davon, bitte jagen S’ mich nicht fort, junger Herr, ich bitte Sie inständig – hören S’ mich an!«
So spricht die Stimme der Erlösung im Traum, und von diesem Augenblick an fühlte ich mich, der ich noch in halber Ohnmacht an der Küchentür lehnte, auch ganz schwerelos und schattenhaft zweidimensional, und es war mir, als schwebe der Korridor mit dem Knienden und mir schaukelnd durch Wolken, die seltsam grün waren. Eine Weile segelten wir so hoch in Lüften, dann spürte ich, aber diesmal ohne Erschauern, den Schlüssel der Küchentür wieder im Rücken, und da stockte der Flug, und die Wolken erstarrten zu grünen Wänden, und es war mir, als träumte ich, daß ich erwacht sei und ein Mann zu meinen Füßen knie, und der Mann lag vor mir auf den Knien und senkte nun, da ich ihn ansah, den Kopf, wie alle anderen vor ihm den Kopf gesenkt hatten, und sah auf die Spitzen meiner blankgewichsten hellgelben Maßschuhe, und dann hob er, in kleinen, zögernden Rucken, wieder den Kopf, doch er sah nun an meinen Augen vorbei. »Junger Herr«, so hörte ich ihn fortfahren zu reden, und er redete schneller und schneller, »junger Herr«, so sprudelte er, »Sie sind doch der Wohltäter der ganzen Gemeinde, Sie sind doch der Speiser der Armen und Beschützer der Notleidenden, Sie sind die tätige Hand unsres Heilands, lieber, gnädiger, junger Herr, ich bitt Sie, haben S’ Erbarmen und hören S’ mich an!«
»Sie können Essen haben«, hörte ich eine Stimme, die doch die meine sein mußte, wie ein fernes, verhallendes Echo meiner Gedanken und wußte nicht, ob ich träumte oder doch wachte, wenngleich ich mich noch immer völlig schwerelos und flächenhaft fühlte und auch den Mann vor mir und den grünen Korridor nur ganz flächenhaft sah. »Ich kann Ihnen Schweinernes geben und Kraut und Knödel«, hörte ich meine Stimme reden, und meine Hände klinkten dabei mechanisch die Küchentür auf, so daß nun der Duft von Gebratenem den Korridor füllte.
Der Kniende schien sich, schnuppernd, ein wenig zu krümmen, doch er schaute nicht zum Ofen hin, auf dem der Braten samt seinen Zutaten, von der milden Herdglut warmgehalten, verlockend prangte. »Ich bitt Sie um Fürsprach bei Ihrem gnädigen Herrn Vater, junger Herr«, erwiderte er, »verzeihen S’ mein freches Eindringen, junger Herr, aber Sie sind meine einzige Hoffnung!« Es war doch ein Traum.
»Darf ich Ihnen etwas zeigen, gnädiger junger Herr?« bat der Mann.
Mein Kopf nickte. Der Mann kniete noch immer, und noch immer spürte ich meinen Leib nicht.
»Würden S’ die große Güte haben und ein bissel Licht machen, lieber junger Herr, s’ ist so dunkel hier«, bat der Mann. Der Schalter lag neben dem Treppenhaus. Mein Rücken löste sich von der Küchentür, und wieder war es mir, als ob ich flöge; ich spürte weder den Boden unter meinen Füßen, die traumleicht dahinglitten, noch den Körper des Manns, den ich im Vorbeigleiten streifte; doch nun, da ich an ihm vorbei war und die Tür zum Zimmer mit dem Straßenfenster und nun gar die rettende Treppenhaustür vor mir lagen und da ich den Schalter berührte und durch die Milchglasfüllung der Treppenhaustür die sanft zerfließenden Konturen des offenen Haustores wahrnahm – nun war ich aus meiner Betäubung erwacht und spürte den Schweiß auf meiner Stirn und die Schwere meiner Glieder und das Pochen in den großen Adern und das Beben in der Kniekehle und den drückenden Schmerz in der Magengrube, der langsam nachließ, und ich hörte die Bohlen des Korridors knarren und spürte das Porzellan des Schalters kalt zwischen meinen Fingern und hörte meinen Atem pfeifen und spürte das alles befreit und begriff, daß ich gerettet war, und ahnte, daß ich ein tolles Abenteuer erlebt hatte, und nun freute es mich doch, das Verbot meines Vaters übertreten zu haben, und plötzlich war ich unbändig stolz.
Ich machte Licht, und da der Korridor strahlend hell wurde, sprang der Kniende mit einem Satz von beiden Knien auf die Füße, und da wurde er, den ich für meinen Mörder gehalten, zu einem Zauberer, und diesmal wußte ich genau, daß es kein Traum war. Er war ein Zauberer: Mit einem Mal, aus dem Nichts geholt, hielt er ein weißes Bällchen zwischen den Fingern und schnipste es in die Luft und holte zugleich ein zweites dieser Bällchen aus einem Tarnkappenfach in der Höhe seiner rechten Schulter und schnipste auch dies hoch, und während er nun die beiden Bälle hintereinander abwechselnd von der einen zur anderen Hand warf, dergestalt, daß sie auf dem Scheitel ihrer Halbkreisbögen fast zusammenzustoßen drohten, stülpte er plötzlich einen dritten Ball aus dem Mund und ließ ihn in den Reigen der kreisenden Bälle springen und gesellte ihnen sogleich noch einen vierten hinzu, den er aus einem zweiten Tarnkappenfach, diesmal in Höhe seiner linken Schulter, holte, so daß nun vier Bällchen anscheinend schwerelos die Luft durchtanzten, vier seligstumme, graziös durcheinanderflatternde Vögelchen, Zauberküken, flügellos Fliegendes, schwerelos Schwebendes, lautlos Jauchzendes, und immer schneller und toller wurde der Tanz, und nun waren es nicht vier, nun waren es sechs Bälle, die da wirbelten, denn auch die beiden Hände wirbelten im rasenden Reigen; sie kreisten nun flach im Rund um den Kopf des Magiers, ein Heiligenschein, denn es war ein Mirakel, ich hatte nie so etwas gesehen. Gewiß, auf den Jahrmärkten traten auch Zauberer und Feuerfresser und Degenschlucker auf, Angehörige einer magischen Zunft, die sicher nicht ganz von dieser Welt war, doch was ich bisher von ihren Künsten gesehen hatte, war ein Nichts gegen diese entfesselte Zauberei, die dann ebenso wunderbar endete, wie sie begonnen: So wie die Worte am Schluß eines Märchens leise ins Schweigen fallen, fiel mit sanftem Gepink ein Ball nach dem andern in die hohle Rechte; noch einmal erhob sich die Hand und zeigte zwischen je zwei Fingern je eines der Bällchen, dann wischte die Linke, ohne die Rechte zu berühren, mit lässigem Schwung durch die Luft und löste die Bällchen auf: Verschwunden, sie waren verschwunden, die Rechte war offen und leer wie die Linke, sie zeigten Innen- und Außenfläche, und dann lächelten sie, die Hände lächelten ob dieses Wunders, und der Mann verbeugte sich tief. Ich klatschte wie besessen. »Ich dank Ihnen auch schön, junger Herr, daß Sie mir die kleinen Vogerln geliehn haben«, sagte, rasch auf mich zuschreitend, der Mann, »belieben S’ nur in Ihre Rocktaschen zu greifen!« Meine Hände fuhren in die Taschen. Das Wunder war vollkommen: In jeder meiner Taschen lagen zwei Bällchen. Für einen Augenblick kam mich ein Grauen an, aber nur für einen Augenblick: Der Wundertanz war so beglückend, schön gewesen, daß dieser Mann kein böser Zauberer sein konnte. Hätte er von mir verlangt, mich fesseln und mir die Augen verbinden zu lassen, ich hätte mich ruhig und ohne den geringsten Argwohn in seine Hände begeben. Aber dieses verlangte er nicht von mir; er, der jetzt alles hätte fordern können, begann wieder zu bitten, und allmählich wurde mir klar, was er von mir wollte. Mein Vater, so bat er, möge ihm doch die Gelegenheit geben, dem Kinopublikum heute abend vor dem Beginn der Vorstellung seine Künste zu zeigen, und ich solle bei Vater ein gutes Wort für ihn einlegen. »Ach, gnädiger junger Herr«, so sprudelte er, »wenn ich die Kollekte bekäm, junger Herr, ein bissel ein Kapital in die Hand, und wenn’s noch so winzig wär, aber es wär halt doch ein Anfang; ich bräuchte zwei Reifen, ich bräucht auch ein Hemd und eine Krawatte, Sie ahnen ja gar nicht, junger Herr, was das hermacht, ein bissel ein gutes Aussehen. Wenn jeder nur ein paar Heller gibt, es käme doch was zusammen; eine Kinoeröffnung, das hat’s doch nicht alle Tage, es wär meine Chance, junger Herr, meine Chance, meine Chance – ich flehe Sie an!«
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