Der Rancher und die Schwester seines besten Freundes
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Epilog
Vier Jahre zuvor …
»Ich sag’s euch schon die ganze Zeit, Leute. Mädchen machen nichts als Ärger.«
Grizz stimmte den Worten seines besten Freundes aus ganzem Herzen zu. Nicht etwa, weil dieser sein bester Freund war, sondern weil Grizz wusste, dass die Mädchen, die ihn auf der Party hinterm Haus der Keatons anhimmelten, praktisch alle minderjährig waren. Okay, zwei Drittel von ihnen waren siebzehn und würden in wenigen Tagen, Wochen oder Monaten volljährig sein. Das Problem war einfach, dass sich ihre Gedanken noch immer um Highschool-Trivialitäten drehten, um Dinge wie Abschlussprüfungen, wer mit wem ging, und was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen sollten.
Aber das passierte nun mal, wenn man mit einundzwanzig auf eine Schulabschlussparty ging. Grizz hatte alle seine Prüfungen auf der Highschool mit Bravour gemeistert. Hatte diese mit Bestnoten meistern müssen , denn gute Noten waren das Ticket für eine bessere Zukunft gewesen. Grizz hatte einen Plan. Er wusste, was er mit seinem Leben anfangen wollte. Verabredungen gehörten definitiv nicht dazu.
»Ich werde noch nicht heiraten. Frühestens fünf Jahre nach unserem Militärdienst«, sagte Keaton und fuhr mit der Hand über den Kurzhaarschnitt, den ihm die US Army verpasst hatte.
Grizz rieb sich das kurzgeschorene Haar und fuhr mit dem Finger übers Kinn, das bereits stoppelig war, obwohl er und seine Freunde erst seit ein paar Tagen auf Urlaub waren.
Er hatte nicht vor, überhaupt jemals zu heiraten. Seine Mutter sagte immer, er habe zu viel von seinem Vater in sich. Malcolm Hayes hatte es nie geschafft, mehr als ein paar Wochen an einem Ort zu bleiben.
Amanda Hayes war von Grizz’ Vater geschieden. Seitdem schuftete sie Tag und Nacht, um die Schulden abzubezahlen, die er ihnen hinterlassen hatte. Sie war zudem ein Workaholic und hatte Grizz als Kind oft sich selbst überlassen. Grizz hatte nie Ärger gesucht, doch als Kind einer alleinerziehenden Mutter war er ein einfaches Ziel gewesen, so dass ihn der Ärger ganz von selbst gefunden hatte.
»Aber sie ist die Richtige für mich«, lamentierte der Dritte im Bunde. Mac Kenzie fuhr sich durch seine blonden, aufgestellten Haare. Wenn sie länger wurden, kräuselten sie sich zu Locken. Sobald sie allerdings die Bekanntschaft mit dem Haarschneider machten, standen sie wie eine Eins. Der Mann, der genug Muskeln hatte, um einen ganzen Satz Trainingsgewichte daraus herzustellen, kreuzte die Arme über der breiten Brust – und schmollte.
Grizz war nicht der Einzige, den der Ärger gefunden hatte. Im Gegensatz zu ihm folgte Mac der Ärger allerdings nicht auf der Straße. Mac folgte seiner eigenen Foltermeisterin und bat sie immer und immer wieder aufs Neue, auf seinem Herzen herumzutrampeln.
»Es war Liebe auf den ersten Blick«, fuhr Mac fort. »Ich wusste in dem Augenblick, in dem ich sie sah, dass ich mit ihr den Rest meines Lebens verbringen möchte.«
»Wo ist sie dann heute Abend?« Keaton war nicht gemein, zumindest nicht absichtlich. Er zog es einfach vor, genau Bescheid zu wissen. Außerdem liebte er Pläne.
Mac trat nach einem Stein. »Sie musste länger arbeiten.«
»Sieht ganz so aus, als würde sie ihren Job mehr lieben als dich.«
»Vorläufig«, winkte Mac ab. Den freudigen Ausdruck in Macs Augen kannte Grizz. Er tauchte dort immer dann auf, wenn der große Kerl etwas Verrücktes im Feld plante, etwas, das in aller Regel für alle von ihnen nach hinten losging.
»Du hast sie schon wieder gefragt, ob sie dich heiratet«, stellte Grizz fest. »Nicht wahr?«
Mac antwortete nicht.
»Ich gehe dann mal davon aus, dass du dieselbe Antwort wie bei den ersten fünf Mal erhalten hast«, sagte Keaton.
»Falsch«, entgegnete Mac.
Bei dieser überraschenden Wendung hielten Keaton und Grizz inne und schenkten ihrem Freund die volle Aufmerksamkeit.
Macs Strahlen war nur von kurzer Dauer.
»Ich habe sie nur vier Mal gefragt«, gestand er.
»Nun«, meinte Grizz trocken. »Dann bin ich sicher, dass dir das fünfte Mal Glück bringen wird.«
Macs Laune hellte sich auf. »Denkst du wirklich?«
Keaton und Grizz tauschten einen weiteren Blick aus. Mac war der Spaßvogel ihrer Truppe. Außer bei diesem Thema. Er erkannte nie ihren Sarkasmus. Er begriff eigentlich gar nichts, wenn es sich um dieses eine Mädchen drehte. Doch dieses Mal schien es ihm zu dämmern.
Macs Gesichtszüge wechselten wie ein Wetterfilm im Zeitraffer, von verzückter Klarheit zu nebliger Verwirrung und schließlich zu stürmischer Empörung.
»Warte nur ab, bis dir das mal passiert. So verklemmt wie du bist, wird dir die Liebe ordentlich eins über deinen Dickschädel ziehen. Wetten, dass es nicht mal mehr fünf Jahre dauert, bis das passiert?«
Keaton schnaubte verächtlich. Er war nicht so eingefahren und verknöchert, dass er glaubte, alle seine Pläne würden perfekt gelingen, doch er plante für so viele Eventualitäten, dass die Dinge selten extrem aus dem Ruder liefen. Ein Anthony Keaton wurde selten auf dem falschen Fuß erwischt.
»Und du, Grizz«, orakelte Mac weiter. »So unzertrennlich, wie du und Keaton seid, wirst du gleich nach Keaton untergehen.«
Grizz machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Er plante zwar nicht für alle Eventualitäten, doch eine Sache hatte er gelernt. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte er keine Schulden gemacht. Grizz schuldete niemandem etwas. Er kümmerte sich um alle seine Verpflichtungen selbst.
Er hielt es allerdings nie lange an einem Ort aus. Darin ähnelte er seinem alten Herrn. Und diese Ruhelosigkeit tat keiner potenziellen Beziehung gut. Das war auch der Grund dafür, dass er nie länger als einen Monat am Stück mit einem Mädchen zusammen gewesen war. Sie konnten seine Aufmerksamkeit einfach nicht halten.
Grizz konnte kaum stillsitzen, deshalb passte die Army so gut zu ihm. Nach dem Drill der Grundausbildung, die ihn auf Trab gehalten hatte, langweilten ihn Zwölfstundentage gefolgt von zwölf Stunden Bereitschaft kein bisschen. Oft wachte er an neuen exotischen Einsatzorten auf. Doch er sehnte sich nach mehr. Darum würden er und seine Freunde bald die Prüfung zum Army Ranger absolvieren.
Grizz wusste, dass ihn diese Ruhelosigkeit nie zu einem guten Familienmenschen machen würde. Das war okay, denn er hatte schon vor langer Zeit beschlossen, weder Ehemann noch Vater zu werden. Ohne Bindung an irgendjemanden oder irgendetwas würde er die Welt bereisen.
Sein Blick hob sich, als würde er von einer unsichtbaren Kraft dazu gedrängt. Patricia Keaton war eine Kraft, die man nicht unterschätzen durfte. Wo auch immer sie sich in einem Raum bewegte, konnte Grizz zentimetergenau ihren Standort bestimmen.
Sie trug zwar nur ein einfaches Sommerkleid und Sandalen, hätte aber genauso gut ein Model aus einem Fünfzigerjahredrama sein können, wie aus Erwachsen müsste man sein oder Mutter ist die Allerbeste , Schwarzweißepisoden, die weitaus fantastischer erschienen als die Cartoons auf dem benachbarten Fernsehkanal.
Pattys Locken saßen brav auf ihren Schultern. Das Kleid schmiegte sich sanft an ihre Sanduhr-Figur, gerade eng genug, um ihre Kurven hervorzuheben.
Ihr Lächeln war allerdings das, was jeden gefangen nahm. Es strahlte heller als die untergehende Sonne. Das war vermutlich der Grund, warum die Sonne unterging. Sie hatte nicht die Kraft, Pattys Lächeln zu überstrahlen.
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