Jesu Sehnsucht und Ziel ist, dass wir seine Herrlichkeit sehen und sie mit derselben Liebe lieben, die der Vater für den Sohn hat. Er meint damit aber nicht, dass wir die Liebe des Vaters für den Sohn nur imitieren . Die Liebe des Vaters selbst soll zu unserer Liebe für den Sohn werden – dass wir den Sohn mit der Liebe des Vaters für den Sohn lieben. Genau das bewirkt und schenkt uns der Heilige Geist in unserem Leben: Die Liebe des Vaters für den Sohn durch den Heiligen Geist.
Jesus wünscht sich zu Weihnachten am meisten, dass seine Auserwählten sich versammeln und dann erhalten, was sie sich am meisten wünschen – seine Herrlichkeit zu sehen und sich an ihr mit derselben Liebe zu erfreuen, die der Vater für den Sohn hat.
Ich wünsche mir dieses Jahr zu Weihnachten am meisten, gemeinsam mit euch (und vielen anderen) Christus in all seiner Fülle zu sehen und ihn mit einer Liebe zu lieben, die all unsere eigenen halbherzigen menschlichen Fähigkeiten übersteigt. Das ist das Ziel dieser Andachten. Wir wollen gemeinsam diesen Jesus, dessen ersten Advent wir feiern und dessen zweiten Advent wir erwarten, sehen und uns an ihm erfreuen.
Das ist Jesu Gebet für uns diese Weihnachten: „Vater, zeige ihnen meine Herrlichkeit und gib ihnen dieselbe Freude an mir, die du verspürst.“ Oh, dass wir Christus mit den Augen Gottes sehen und uns mit dem Herzen Gottes an ihm erfreuen können! Das ist ein Hauch von Himmel. Das ist das Geschenk, das Christus für uns Sünder erwarb, indem er für uns starb.
„Und er wird viele der Israeliten
zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren.
Und er wird vor ihm hergehen
im Geist und in der Kraft des Elia,
zu bekehren
die Herzen der Väter zu den Kindern
und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten,
zuzurichten dem Herrn ein Volk,
das wohl vorbereitet ist.“
Lukas 1,16–17
Was Johannes der Täufer für Israel getan hat, kann der Advent für uns tun – nicht, dass das Weihnachtsfest dich unvorbereitet trifft. Ich meine geistlich unvorbereitet. Die Freude und die Wirkung von Weihnachten wird umso größer sein, wenn du bereit bist!
Wie kannst du dich also vorbereiten?
Erstens: Denke darüber nach, warum wir einen Retter brauchen. Weihnachten bedeutet zuerst eine Anklage, bevor es zur Freude wird. „Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr“ (Lk 2,11; SLT). Wenn du keinen Retter brauchst, dann brauchst du Weihnachten nicht. Das Weihnachtsfest wird die beabsichtigte Wirkung verfehlen, solange wir uns nicht bewusst sind, dass wir einen Retter brauchen. Nutze diese kurzen Adventsandachten und lass sie in dir das bittersüße Gefühl wecken, dass du tatsächlich einen Retter brauchst.
Zweitens: Geh in dich und prüfe dich ernsthaft. Der Advent verhält sich zu Weihnachten wie die Fastenzeit zu Ostern. „Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg“ (Ps 139,23–24)! „Und jedes Herz empfange ihn, mach für ihn Raum “ – du solltest mit Aufräumen beginnen.
Drittens: Schaffe in deiner Familie eine Vorfreude, Gespanntheit und Begeisterung, die sich vollständig um Gott dreht – besonders bei den Kindern. Wenn du von Christus begeistert bist, werden sie es auch sein. Wie sollen die Kinder einen Hunger nach Gott entwickeln, wenn du sie nur durch materielle Dinge für Weihnachten begeistern kannst? Nutze all deine Fantasie, damit deine Kinder das Wunder der Ankunft des Königs sehen können.
Viertens: Verbringe viel Zeit in der Schrift und lerne die wichtigen Texte auswendig! „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR...?“ (Jer 23,29)! Setze dich dieses Jahr im Advent an dieses Feuer. Es wärmt. Es sprüht Funken in allen Farben der Gnade. Es bringt Heilung für alle Schmerzen. Es ist ein Licht in dunkler Nacht.
„Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes;
denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.
Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.
Denn er hat große Dinge an mir getan,
der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Und seine Barmherzigkeit währet für und für
bei denen, die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut,
die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron
und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er gedenkt der Barmherzigkeit
und hilft seinem Diener Israel auf,
wie er geredet hat zu unsern Vätern,
Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.“
Lukas 1,46–55
Marias hocherhobener Gott
Maria erkennt eine absolut bemerkenswerte Sache über Gott: Er ist im Begriff, in den Verlauf der gesamten Menschheitsgeschichte einzugreifen. Die wichtigsten drei Jahrzehnte aller Zeiten werden in Kürze beginnen.
Und was tut Gott? Er kümmert sich um zwei unbedeutende, demütige Frauen: die eine alt und unfruchtbar (Elisabeth), die andere jung und eine Jungfrau (Maria). Und Maria ist so bewegt von dieser Erscheinung Gottes, der die Niedrigen liebt, dass sie zu singen anfängt – ihr Lobgesang ist als „Magnificat“ bekannt geworden.
Maria und Elisabeth sind wundervolle Heldinnen im Lukasevangelium. Lukas liebt den Glauben dieser Frauen. Was ihn an meisten beeindruckt und womit er Theophilus, den vortrefflichen Leser seines Evangeliums, beeindrucken möchte, scheint die Niedrigkeit und freudige Demut von Elisabeth und Maria zu sein, mit der sie sich ihrem hocherhobenen (engl. magnificent) Gott unterordnen.
Elisabeth fragt: „Und wie geschieht mir, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt“ (Lk 1,43)? Maria erklärt: „Er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen“ (Lk 1,48).
Die einzigen Menschen, deren Seele ehrlich den Herrn erheben kann, sind Menschen wie Elisabeth und Maria – Menschen, die ihre Niedrigkeit anerkennen und davon überwältigt sind, wie sich der hocherhobene Gott zu ihnen herab neigt.
„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat besucht und erlöst sein Volk
und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils
im Hause seines Dieners David –
wie er vorzeiten geredet hat
durch den Mund seiner heiligen Propheten –,
dass er uns errettete von unsern Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen.“
Lukas 1,68–71
An den Worten von Zacharias, dem Mann von Elisabeth, im ersten Kapitel des Lukasevangeliums zeigen sich zwei bemerkenswerte Dinge:
Erstens: Neun Monate zuvor hatte Zacharias nicht glauben können, dass seine Frau ein Kind bekommen würde. Jetzt, erfüllt vom Heiligen Geist, ist er sich Gottes Erlösungswerkes durch den kommenden Messias so sicher, dass er sogar in der Vergangenheitsform davon spricht: „Denn er hat besucht und erlöst sein Volk“. Aus Sicht des Glaubens ist eine Verheißung Gottes bereits so gut wie erfüllt. Zacharias hat gelernt, Gott beim Wort zu nehmen, und hat daher die bemerkenswerte Gewissheit: Gott „hat besucht und erlöst sein Volk“ (Lk 1,68).
Zweitens: Das Kommen Jesu, des Messias, ist der Besuch Gottes in unserer Welt. Der Gott Israels hat sein Volk besucht und erlöst. Jahrhunderte lang hatte das jüdische Volk geschmachtet, überzeugt davon, dass sich Gott von ihnen abgewandt hatte: Der Geist der Prophetie war versiegt und Israel war in die Hände Roms gefallen. Und alle in Israel, die Gott fürchteten, warteten auf den Besuch Gottes. Lukas berichtet uns von einem weiteren alten Mann, dem frommen Simeon, der „auf den Trost Israels [wartete]“ (Lk 2,25). Auch die treue Beterin Hanna gehörte zu denen, „die auf die Erlösung Jerusalems warteten“ (Lk 2,38).
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