Salazar und ich machten uns das zur Gewohnheit.
Wir taten es immer wieder und wieder. Ich zog mich immer mehr in die Abgeschiedenheit meiner Privatwohnung zurück, nur in der Gesellschaft von Salazar, zu dem meine Gefühle sich geändert hatten. War es Zärtlichkeit? Unterdrückte Sehnsüchte, an die ich kein Recht zu denken hatte? Ich gehörte zu den Betreibern, und im Gegensatz zu dem, was man uns erzählte, war meine Quelle der Lust nicht nur ein Arbeiter aus Distrikt I, der an dem von uns geschaffenen Institut ausgebildet worden war, sondern sie war auch Salazar. Von unserer geheimen Beziehung abgesehen, respektierten wir die Regeln, die wir uns selbst auferlegt hatten. Anders als Lestad, der sich alle möglichen Exzesse erlaubte, und sich kaum die Mühe machte, diese zu verstecken.
Es verging ein Jahrzehnt, dann noch eins, und das dritte war in vollem Gange. Wir hatten uns in gewisser Weise von Lestad abgespalten. Er verletzte alle Menschenrechte, die wir kannten und hatte beträchtlichen Einfluss auf Belgrame gewonnen. Belgrame brauchte keine Investoren mehr. Wir waren fast 5000 Bürger, die alle durch den LeXuS zugeordnet waren. Von unseren ursprünglichen Anhängern waren nur wenige übrig, die Mehrheit war gestorben. Wir hatten zur Kenntnis genommen, dass in Belgrame weder unheilbare Krankheiten, noch über 50-Jährige behandelt wurden. Und wir alle würden in den nächsten Jahren 50 werden.
„Lestad wird uns noch ins Verderben führen, wenn er sich nicht erweichen lässt“, sagte ich zu Salazar, als er kam um die Nacht mit mir zu verbringen. „Ich bedauere, was wir getan haben. Ich höre, dass es eine Gruppe von Abtrünnigen gibt. Salazar, wir laufen wirklich Gefahr, alles zu verlieren. Ich halte es nicht mehr aus. Lestad muss hören, dass die Menschen frei sind. Ich wollte nur ihre Sexualität kontrollieren, das war alles. Wir haben einen Fehler gemacht.“
„Wir haben keinen Fehler gemacht, der Fehler liegt in einer Person. Ihm.“
Ich kauerte mich in seine Arme und ließ meinen Tränen, die ich für diesen Moment gespart hatte, freien Lauf. Salazar war mein Fluchtweg über die Grenze und obwohl er dachte, ich könne Lestad die Stirn bieten, wollte ich es nicht.
Lestad war unantastbar geworden, unterstützt von einer Horde Betreiber, die ihn wie am ersten Tag verehrten. Er hielt sich ebenfalls für anonym und widmete seine Energie dem Aufspüren von Deserteuren, die man ihm gegenüber denunziert hatte. Der Rest war irrelevant. Weder unsere innovativen Ideen, noch unsere Vorschläge hatten irgendeine Bedeutung. Nichts. Er sah Salazar und mich als zweitklassig oder noch darunter an.
Der Streit eskalierte gewaltsam. Ich hatte ihn angefangen, aber verlor den Halt. Salazar übernahm vergeblich. Ich sah zu, wie sie sich gegenseitig in der Luft zerrissen. Es war abscheulich. Lestad und Salazar warfen sich Worte an den Kopf, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen. Ich wusste, dass das Ende nahe war, aber ich wusste nicht, wie es aussehen würde.
Es war Salazar, der ankündigte, Belgrame auf der Stelle zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen. Unsere Differenzen waren unüberbrückbar. Lestad drohte, die Wächter der Gerechtigkeit zu rufen, ich flehte ihn an, seine Maskerade zu beenden. Er war nicht der Meister des LeXuS. Unsere drei Namen waren eingraviert. Lestad rechtfertigte sich mit der zwingenden Notwendigkeit, den Staat mit Strenge und Autorität zu führen, diplomatische Abkommen und die Freiheit der Bürger zu verweigern. Er beharrte darauf, dass man uns draußen Willkommen heißen würde, und ich wusste, dass er Recht hatte. Aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, Salazar gehen zu lassen. Als ich mich zwischen ihm und Belgrame entscheiden musste, zögerte ich nicht lange. Lestad sagte:
„Willst du wirklich deine größte Errungenschaft aufgeben, nur weil du dich nicht beherrschen kannst? Wir haben gegen die Zuneigung angekämpft, weil sie unsere Intelligenz behindert, wir haben eine Gesellschaft aufgebaut, die das erfolgreich unter Beweis gestellt hat.“
„Du verwechselst schädliche Sexualität mit Menschlichkeit, Lestad.“
„Lass dich nicht durch ihn von deinem Ziel, unserem Ziel, ablenken, Xuang. Er würde das niemals tun. Dass er dich nicht mitnimmt, beweist doch alles.“
Ich hörte ihm nicht mehr zu und ging in meine Wohnung zurück. Lestad kehrte zu seinen Beschäftigungen zurück, besonders zu denen, die er uns bald präsentieren wollte.
Ich fand Salazar in seinem Zimmer vor, einen halb gefüllten Koffer auf der Couch. Plötzlich fürchtete ich um sein Leben. Lestad hatte keinerlei Mitgefühl und wir hatten in seinen Augen keine Privilegien mehr. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf und griff nach seiner Hand. Ich wollte, dass er mich noch ein letztes Mal nahm. Wir beide brauchten das, um unsere Würde zu wahren. Er verstand und zog mich an sich heran. Beinahe hätte ich gezögert. Sein Mund fand meinen Mund und seine Zunge umspielte meine. Wir würden uns lieben. Endlich. Vielleicht verzweifelt und verlassen, aber wir würden an dem, woran wir geglaubt hatten, scheitern. Ich legte meine Hände auf seine Brust, wo ich seine hervorstehenden Muskeln fühlen konnte, zeichnete ihre Konturen mit meinen Fingern nach und lehnte mich an ihn. Seine Erektion rieb an meinem verkrampften, elektrisch aufgeladenen Bauch. Ich sah deutlich, wie das pure Verlangen uns schwach machte. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, sodass unsere Geschlechter auf gleicher Höhe waren. Salazar hob mich hoch und warf mich aufs Bett. Der Koffer fiel zu Boden. Er riss mein Hemd auf und die Knöpfe sprangen ab, dann riss er mir meine helle Leinenhose und die Unterwäsche vom Leib. In seinen großen, trockenen Augen lag ein wilder Gesichtsausdruck. Ich bückte mich und passte mich seiner Umarmung an. Er überraschte mich, umfasste erst meinen Bauch, dann meine Brüste und küsste sie voller Inbrunst. Ich spreizte meine Beine, damit er Zugang zu meiner nassen Vulva hatte. Die Lust schwemmte alles weg. Er ignorierte mich und drehte mich mit einer schnellen Geste um. Er legte eine Hand auf meine Vulva, erkundete sie mit seinen mittlerweile erfahrenen Fingern und drückte auf meine angeschwollene Klitoris, was mich erst seufzen und dann aufschreien ließ. Er masturbierte mich sanft, sein Penis zwischen meinen Pobacken. Salazar stützte sich darauf ab und fuhr fort. Er drang erst mit zwei Fingern in mich ein, dann mit drei und schließlich mit der ganzen Faust. Ich war nicht überrascht, wir hatten das schon einmal getan. Es war genug für mich und meine plötzliche Ekstase bedeckte seine Hand in mir. Ich spürte, wie sich meine Vagina zusammenzog, meine Liebesperle empfindlich wurde und Salazar sich sanft zurück zog. Er nutze die kleine Pause, um sich nun seinerseits hinzulegen. Ich verstand. Ich ließ mich auf seine enorme Rute nieder, die nie schwächelte. Ich passte meine Bewegungen seinem Stöhnen an, dieser Ekstase, von der ich träumte, und meinem Auf und Ab, war ganz im Einklang mit diesem Moment. Ich band mein Haar zusammen, schloss die Augen und berührte meine Brüste. Er legte seine Hände auf meine Hüften und bedeutete mir, das Tempo zu beschleunigen. Ich hätte noch einmal kommen können, und dann noch einmal, aber ich zog es vor, mich zurückzuhalten. Ich beobachtete die Züge dieses müden Gesichts, das so wütend auf die Welt war. Ich drängte ihn zum Orgasmus, ich wollte mir beweisen, dass wir Recht hatten.
Er keuchte einen Moment lang, und ich fühlte, wie sein Sperma in mich hineinspritze, seine Finger versanken in meiner Haut, während er seinen und dann meinen Orgasmus begleitete. Der Moment war wunderbar, wenn auch nicht ganz perfekt.
„Nimm mich mit, Salazar. Lass uns zusammen gehen, lass uns von vorn anfangen.“
„Du hast noch viel zu erreichen in Belgrame. Es wäre eine Verschwendung, wenn du gehen würdest,. Lestad würde unsere gemeinsame Arbeit ruinieren. Kein Gefühl der Welt ist es Wert, sein Schicksal hinzuschmeißen. Du bist nicht schwach, Xuang. Nicht so wie ich. Du bleibst hier und führst unsere Arbeit weiter.“
Читать дальше