Nun gut. Mit jedem Wort, das ich sage, mit jedem Satz, den ich schreibe, umarme ich meine Eltern in Liebe und danke ihnen dafür, dass sie meine Eltern waren bzw. sind, denn meine Mutter lebt noch. Dieses Buch ist mein Geschenk an sie. Entstanden aus Dankbarkeit sowie mit viel Wertschätzung und Liebe.
„Danke, ihr wunderbaren Seelen! – Mein ganz besonderer Dank gilt dir, Mama, denn du warst und bist zwar meine strengste, dafür aber auch die allerbeste Lehrerin, die ich mir unter all den Müttern nur aussuchen konnte. Es hat zwar seine Zeit gedauert, bis ich das annehmen und verstehen konnte. Doch der Prozess, durch den ich gegangen bin, hat mir geholfen, mich dir heute viel näher zu fühlen, als dies jemals der Fall war. Ich hätte mir dies sowohl für dich als auch für mich gerne schon früher gewünscht, doch das Leben funktioniert nicht nach unserem menschlichen Willen und Ermessen. Es folgt seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten, die sich uns erst dann so richtig erschließen, wenn wir den Weg unseres Herzens gehen und uns so den Weg erwählen, den unsere Seele für uns vorgesehen hat.
Dieser Weg kann dabei so ganz anders sein als das, was wir uns ursprünglich einmal für unser Leben gewünscht und erwartet haben. Heute weiß ich, der Weg unseres Herzens zeigt uns den besseren Weg. Einen Weg, auf dem wir niemals allein sind, sondern stets ein Teil des Göttlichen, des großen Ganzen.
Da, wo wir nur die Darsteller auf der Bühne unseres Lebens sind, gibt es eine höhere Macht, die der Regisseur unseres Lebens ist. Eine Macht, die uns führt. Eine Macht, die uns hält. Heute weiß ich, in Gott zu vertrauen, ist das Beste, was ich tun kann. Doch um dies zu lernen, musste ich in der ersten Hälfte meines Lebens erst meinen eigenen Weg finden und gehen. Dabei konnte und sollte ich nicht den gleichen Weg gehen, den du, Mama, für dich und dein Leben gegangen bist. Dieser Weg wäre für uns beide vielleicht der leichtere gewesen, doch dieses Miteinander zwischen Mutter und Tochter war weder für dich noch für mich vorgesehen. Folglich konnte ich gar nicht anders, als meinen eigenen Weg zu suchen und diesen zu gehen. Es war nicht immer leicht. Bedeutend leichter wäre es mir wohl gefallen, auf dem Weg zu bleiben, den nahezu alle gehen. Doch was hätte letztlich meine Seele dazu gesagt? Es gibt einen Punkt im Leben, da kann man nicht mehr anders, als ihrem Ruf zu folgen. Zumindest für mich ist dies so. Und ich danke dir für dein Verständnis dafür.
Mit Papa und dir hatte ich mir die besten Eltern erwählt, von denen ich genau das bekommen bzw. manches auch entbehren sollte, um für mich Wesentliches zu lernen. Dass dem so ist, das war mir jahrzehntelang so nicht bewusst. Es gab für mich in meinem bisherigen Leben sehr viele Stunden, in denen ich sehr oft sehr traurig war, jedoch um den wahren Grund für diese Traurigkeit nicht wusste. Dieser Seelenschmerz ließ mich mitunter sehr oft sogar sehr, sehr einsam sein. Eine Art von Einsamkeit, die einen so richtig quält. Oft hatte ich das Gefühl, zwar unter Menschen zu sein, aber nicht wirklich Teil dieser Gemeinschaften zu sein. Woher diese tiefe Traurigkeit kam, die ich über Jahrzehnte hinweg versucht hatte zu überwinden, sollte sich mir erst in den letzten Jahren nach und nach immer mehr erschließen.
Heute bin ich sehr dankbar dafür, weil ich im Laufe der Zeit immer mehr verstehen lernen sollte, warum die Dinge in meinem Leben genauso waren, wie sie waren. Heute weiß ich zum Glück viel mehr, was das Leben wirklich von mir will. Ich sollte und konnte in den letzten Jahren so vieles lernen, das ich jetzt mit der Welt auf meine Art und Weise teilen will. Und da ich für mich endlich verstehen lernen sollte, warum unsere Beziehung zueinander war, wie sie war, ist es mir ein Anliegen auch dieses Wissen mit anderen zu teilen, denen es ähnlich geht.
Nach all den Jahren der Suche bin ich heute interessanterweise für alle Herausforderungen und Krisen dankbar, die in meinem Leben waren. Letztlich waren genau sie es, die mich vergleichbar einer Nuss für diese ganzen neuen Erfahrungen aufgebrochen haben. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich inzwischen schon so vieles lernen konnte, denn dies alles ist ein Wissen, ein innerer Reichtum, den mir keiner mehr nehmen kann. Dieser Schatz bleibt mir sowohl für dieses Leben als auch für alle weiteren Leben erhalten, die noch folgen wollen. Danke, Leben! Danke, Seele, dass du mich gerufen hast, den Weg zu gehen, der mich dies alles lehren sollte. Und danke dafür, dass ich dieses Wissen mithilfe meiner Bücher mit der Welt zu teilen vermag.
Auch ihr beide, du und Papa, habt für die Entwicklung meines Seelenweges einen ganz wesentlichen und wichtigen Part übernommen. Vieles davon mag ganz unbewusst geschehen sein. Dass ich heute die bin, die ich bin, habe ich letzten Endes zu einem Großteil auch euch zu verdanken, denn ohne euch hätte es dieses Leben für mich so nicht gegeben.
Nach so vielen Jahren innerer Zerrissenheit und Emotionen, die ich nie wirklich verstanden habe und mit denen ich auch nicht umzugehen wusste, weil sie so kräftezehrend waren, kann ich euch heute vielleicht zum ersten Mal wirklich aus der Tiefe meines Herzens heraus „Danke“ sagen und euch wissen lassen, dass es mir eine Freude ist, euch meine Eltern nennen zu können und dies auch weit über den Tod hinaus. Dank euch bin ich die, die ICH BIN! – In tiefer Dankbarkeit, Verbundenheit und Liebe, eure Tochter Hermine“
Nach diesem Dank an meine Eltern kann es sein, dass Sie sich bei der Lektüre des Buches manchmal fragen: Wenn die Autorin ihren Eltern gegenüber so dankbar ist, warum schreibt sie dann dieses Buch und betrachtet dabei bestimmte Erziehungsmethoden, die sie selbst in irgendeiner Art und Weise wenigstens zum Teil erlebt haben muss, als kritisch? Eine berechtigte Frage, die ich Ihnen sehr gerne beantworten will: Natürlich war zwischen mir und meinen Eltern nicht immer alles nur Sonnenschein. Schon der Brief an meine Eltern lässt vermuten, dass vor allem die Beziehung zu meiner Mutter ihre eigenen Qualitäten hatte. Vor vier Jahren hätte ich das Buch noch gar nicht schreiben können. Doch zum Glück werden wir mit den Jahren nicht nur jünger im Geist, sondern um vieles reifer. Und ich hoffe auch weiser, denn darin liegt für mich der große Gewinn, den uns unsere Lebensjahre bescheren.
Heute kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich die besten Eltern hatte, die ich mir nur aussuchen konnte, um genau das zu lernen, was meine Seele, und damit letztlich auch ich lernen sollte und wollte. Ohne das Dazutun meiner Eltern hätte ich vermutlich an mein Leben niemals so viele Fragen gestellt. Niemals nach dem Sinn meines Lebens und der Wahrheit hinter allem gesucht. Hätte unter Umständen ein völlig anderes Leben geführt, als mich auf den Weg zu machen, um nach den wirklichen Ursachen zu suchen, die mich in der Mitte meines Lebens in genau die Situation gebracht hatten, in der ich damals war. Inzwischen kann ich für dies alles sehr dankbar sein und schaue mit Wertschätzung sowie mit einem viel tieferen Verständnis und mit viel mehr Liebe auf meine Eltern.
Zwar war eine gewisse Art von Liebe zu meinen Eltern schon immer da, doch gab es da auch etwas, was ich sehr, sehr lange Zeit nicht wirklich beim Namen nennen konnte, was die Liebe zu meinen Eltern, speziell zu meiner Mutter, auch betrübt hatte. Und letztlich sogar dazu führte, dass ich mich mit all den Gefühlen, die in mir waren, oft wie eine Gefangene fühlte.
Erst heute kann meine Liebe zu ihr ungehindert und frei fließen. Dafür musste ich zunächst durch den Schmerz gehen und mir all der Dinge bewusstwerden, die unsere Liebe zueinander blockierten. Inzwischen weiß ich, dass ich in der Beziehung zu meiner Mutter keine Ausnahme bin. Bereits seit Jahrhunderten war es Generationen von Frauen und Töchtern in zunehmendem Maße nicht mehr möglich, gemeinsam den Weg ihrer Herzen in Liebe und Verbundenheit zu gehen. Diesen Frauen eine Antwort darauf zu geben, was damit im Zusammenhang stehen kann, war mein Beweggrund, dieses Buch zu schreiben, um die Erkenntnisse daraus mit ihnen zu teilen.
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