Niklaus Meienberg - Reisen

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Sie machten Furore, die Reportagen Meienbergs, erregten Aufsehen, wurden viel gelesen und diskutiert. Sie waren genau recherchiert, dramaturgisch sorgfältig gebaut und brillant geschrieben, ihr streitlustiges Engagement fuhr wie ein frischer Wind in den prätentiös-bildungsbürgerlichen Mief der Feuilletons, und viele von ihnen haben ihre Frische bis heute bewahrt.
Der Inhalt dieses E-Books entspricht dem Kapitel «Reisen» aus Band 2 der Reportagen. Es enthält:
Blochen in Assen, und auch sonst Châteaux en Espagne Liverpool Rue Ferdinand Duval, Paris 4e Ratten Die Rue de Juifs ist stiller geworden Die Fische von der Rue Saint-Antoine (auf dem Trockenen) Das Judengerücht von Amiens Ein langer Streik in der Bretagne You are now entering Benjamin Franklin Village Im Strudel von Algier Wargasm on Constitution Avenue

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Kommt der Reisende heute nach Calatayud, südwestlich von Zaragoza, nach einer Fahrt durch das ausgedörrte, ockerfarbene Land, auf welches schon seit einem Jahr kein Regen mehr gefallen ist, dann sieht er auf felsigem Vorsprung die Burg leuchten von weitem. Darüber schweben Wolken in der harten Bläue. Ein Kieswerk liegt zwischen Stadt und Burghügel, man hört, wie Steine zerkleinert werden und Lastwagen dröhnen. Dann wird es ruhig und ruhiger. Die Burg ist nur von hinten zu nehmen, vorne ist der Felsen abschüssig. Ein paar alte, ungebrauchte Schuppen stehen da und baufällige Hütten, in denen wohnen Zigeuner. Dann nur noch die Steine der Natur, langsam ansteigender Burghügel, kärglich bewachsen, und die Steine der Geschichte; die sind auf weite Strecken nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Alles vermischt, drunter und drüber. Kilometerlange Festungsmauern verbinden die Hauptburg mit einer Nebenburg. Ganz allein ist man hier oben, es ist keine spektakuläre Burg für spanische Verhältnisse, in der Stadt unten kümmert sich niemand um sie, und Touristen gibt es kaum. Den Wind hört man durch die alten Türme pfeifen und einen Motocrossfahrer den Burghügel hinunterknattern, sein Helm taucht zwischen Olivenbäumen auf und unter, ein mittelalterlicher Topfhelm, der vorzüglich in die Umgebung passt, das Motorrad nimmt die steilsten Hänge und belagert die Burg mehrmals und verzischt dann mit grosser Geschwindigkeit, als ob es die Lanzenreiter des Königs geweckt hätte, die nun spornstreichs hinter ihm herjagen. Dann alles wieder ganz ruhig, der Angriff ist abgewehrt, und der Mittag blaut still über den Jahrhunderten. Man kann sich noch vorstellen, teilweise, wie die Burg im Innern ausgesehen haben mag, verwinkelt, wenig Licht, Feuerstellen sind erkennbar, ein Verliess, eine Zisterne, und vielleicht gab es auch Prachträume für den Minnesang und ähnliche Zerstreuungen. Der Grundriss dieser Anlage mit ihren Umfassungsmauern ist so gross, dass die ganze Stadt Calatayud in ihrer heutigen Ausdehnung mehrmals darin Platz fände. Sehr bröcklig und auf eine angenehme Art dem Zerfall überlassen, nicht wie in Westeuropa, wo der Denkmalschutz schon lange durchgegriffen und alles herausgeputzt und zu Tode geputzt hätte.

In den alten Büchern steht, dass im Jahre 720 der Emir Kalat Ayub an dieser Stelle zum erstenmal habe bauen lassen. Orientalischer Luxus blühte auf, eine raffinierte Kultur hatte Spanien erobert. Die Befestigungsanlage soll sich bis zur Ruine von Másillan, etwa drei Kilometer nördlich von Calatayud, erstreckt haben, dort sind noch Gewölbe und Tore mit maurischen Hufeisenbögen erhalten. Das ausgedehnte Kastell, mit Vorwerken, Festungstürmen, Gräben, Gewölben, Fallen, natürlichen Hindernissen, Waffenkammern, sei erst im Jahre 1120 von einem christlichen Heer unter dem Befehl eines gewissen Alfons I. von Aragón erobert, dabei aber nur teilweise zerstört, neu aufgebaut, umgestaltet und erweitert worden, heisst es in einer Chronik, welche keine Auskunft gibt über das Schicksal der arabischen Verteidiger. Dieser Alfons I. sei dann bis zum Jahre 1140 in dem Kastell geblieben, es habe ihm dort recht gut gefallen, und den Arabern sei die Rückeroberung ihrer Burg, an der sie vier Jahrhunderte lang so liebevoll gebaut hatten, nicht mehr gelungen. Der grösste Teil dieser Architektur ist jetzt von Gras und Sträuchern überwuchert, irgendwo auf dem weiten Gelände soll auch ein Gottesacker sein, arabische und christliche Gebeine freundlich gemischt, und der Knochen, welchen der streunende Hund dort aus dem Boden zerrt, gehört vielleicht zum Skelett eines Streitrosses, das im Jahre 720 oder 1120 für die gerechte Sache gefallen ist, oder eventuell ist es ein Menschenknochen. Abgemagerte Hunde sind hier, soweit man sehen kann, die einzigen Archäologen, bekommen wenig zu fressen von den Spaniern und freuen sich über die bescheidenste Atzung. Und manchmal, so geht die Sage, werde Calatayud vom Geist des Emirs Kalat Ayub besucht, jammernd und schlummerlos treibt ihn der Stachel umher, und könne er sich immer noch nicht abfinden mit dem Verlust seines Territoriums und streife er seufzend über die Stätte der Verwüstung. Der Motocrossfahrer heult durch das Gelände und zieht eine Fahne aus rotem Staub hinter sich her. Der Himmel aber ist unterdessen von giftigen Wolken durchzogen, die wie Dampf aus einem der Festungstürme zu quellen scheinen. Von der Stadt tönen Glocken herauf.

Die Fahrt geht dann weiter durch das verdorrte Land nach Mesones, nördlich von Calatayud. Den Wasserläufen entlang wächst noch etwas Grün, dann hört die Vegetation abrupt auf. Viele Bäche und Stauseen sind vertrocknet, in den Kirchen betet man um Regen. Litanei beim Wettersagen, Bittgänge und Prozessionen werden abgehalten, Statuen der Jungfrau Maria über Land getragen und buntbestickte Fahnen. Die Bauern verfluchen das grausam schöne Wetter, welches vom Reisenden gelobt wird. Die Araber hätten, so heisst es, im Mittelalter ein vorzügliches Bewässerungssystem entwickelt, das später, wegen der extremen Parzellierung des Bodens und wegen der kleinbäuerlichen Engstirnigkeit, nicht mehr funktionierte. Seit Menschengedenken sei eine solche Dürre nicht mehr vorgekommen, sagen die Bauern. Vielleicht wären auch die maurischen Bewässerungstechniker hilflos gewesen und hätten ihren Gott anflehen müssen. Dass Du die Früchte der Erde erhalten wollest, Herr, wir bitten Dich, erhöre uns, heisst es in der Litanei.

Die Burg von Mesones sitzt wie eine fette Katze auf dem Dorf und bewacht die kleinen, einstöckigen Häuser. Sehr waghalsig ist sie auf den Felssporn hingepflastert worden, und die Bauern haben sich eins abrackern müssen, bis die Steine dort oben waren. Wie sind die riesigen Quader auf den Berg gekommen? Was haben sich die Bauleute gedacht? Konnten sie vor Anstrengung noch denken? Als Lohn hatten sie die Sicherheit im Krieg, und Krieg gab es oft, sie durften sich dann jeweils in die Burg flüchten. Aber den Krieg machten nicht sie, der war das edle Handwerk der Ritter, und eigentlich wären sie gut ohne ihn ausgekommen. Und wenn es ganz brenzlig wurde, verkrümelten sich die Burgherren nicht selten, die waren mobil mit ihren Pferden und liessen Kastell und Bauern auf der angestammten Scholle zurück. Ein kastilisches Klagelied aus der Zeit der Ritterfehden sagt:

Zu dieser Zeit ritten

die Adligen nach Kastilien

die armen Bauern

litten grosse Not

Man nahm ihnen alle Habe

aus Schlechtigkeit und Raffgier

die Felder lagen brach

aus Mangel an Gerechtigkeit

Sobald sie konnten, kehrten die Schutzherren

auf ihre Ländereien zurück

hörten nicht auf Krieg zu führen

wie gewohnt

Jeden Tag brachten neue Schwadronen

den geringen Leuten Verwüstung

und raubten das Land

und töteten die Bauern.

Bevor man die Ruine von Mesones sehen kann, lässt man sich in einer Dorfschenke zwei riesige Schlüssel aushändigen, wie sie früher für die Stadttore gebräuchlich waren, und hat ein seltsames Gefühl dabei. Nachdem eine Stadt bezwungen war, wurden jeweils den Siegern solche Schlüssel dargebracht. Auf einem Pfad mit Spitzkehren zum Felssporn hinauf, kreischend öffnet sich das Eichentor, Bergdohlen segeln über die Mauern, der zweite Schlüssel ist für die Kirche, welche in der Umfriedung steht. Dort drin flackert ein ewiges Licht, und sehnsüchtige Barockaltäre dämmern im Schatten, und Statuen warten auf das Gesinde, aber das Kastell liegt gottverlassen ausgeweidet in der Sonne, ohne Dach, Ansätze von gotischen Gewölberippen deuten ins Leere, unter den Kapitellen ein Wappen mit Halbmond und seitwärts zwei fast intakte Türme mit Wendeltreppen. Die führen in die Höhe zum Erker, wo eine steinerne Sitzbank eingelassen ist, darin sind zwei Löcher verschiedener Grösse, dort geht es gut fünfzig Meter in die Tiefe, unten klatschen die Fäkalien dann an die Fundamente der Burg, es geht auch heute noch. Die Latrine hat alle weltlichen Einrichtungen in diesem Kastell überlebt, ausser ihr funktioniert nichts mehr, Kemenaten, Söller, Wachstuben, Rittersaal, Waffenkammer, Küchen, Zisternenwinde, Zugbrücke, Vorratskammer, alles kaputt, vorbei, bemoost und vermodert. Nur für die Seele ist noch gesorgt, aber wer soll hier die Kirche benutzen; und auf die Entleerung der adligen und kommunen Leiber warten die beiden ungleichen Löcher. Man sieht von der Zinne weit ins Land hinaus, das Dorf dort unten scheint für Pygmäen gebaut, und der Burgherr wartet ungeduldig auf Gaukler und Spielleute oder den nächsten Krieg, ihm die Langeweile zu vertreiben. Gebückt arbeiten die Bauern auf den dürren Feldern, der Zehntenvogt bringt die Abrechnung vom letzten Jahr, und ein Düsenjäger fliegt den Horizont entlang. Der nächste Krieg wird die Langeweile vertreiben und den geringen Leuten Verwüstung bringen. Ungeduldig scharrt der Huf des edlen Rappen im Schlosshof. Turnier! Turnier! Und dann sofort ein Gelage.

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