Die bisherigen Forschungsergebnisse sind überaus beeindruckend. Placebos werden nach Aussage der Bundesärztekammer z.B. nach Organtransplantationen eingesetzt, um die Abstoßung des fremden Organs zu verhindern, sie helfen bei fast allen Arten von körperlichen und seelischen Schmerzen, Allergien, Asthma, Autoimmunkrankheiten, Reizdarmsyndrom, Bluthochdruck, Parkinson usw. Gleichzeitig helfen sie auch bei sehr vielen geistigen Erkrankungen wie Depressionen, Burn-out, Ängsten, Neurosen etc.
Die Effektivität des Placebos scheint dabei sehr stark davon abhängig zu sein, wie sehr sich die Erwartungshaltung des Patienten auf den Glauben an die Wirksamkeit seiner Behandlung stützt. Es gibt unzählige von Ärzten dokumentierte Fallbeispiele zum Placebo-Effekt, die über die genannten Phänomene sogar noch weit hinausgehen.
Eines der erstaunlichsten wurde 1957 von Dr. Bruno Klopfer im Journal of projective techniques veröffentlicht.
Dr. Bruno Klopfer berichtete von einem Patienten (Mr. Wright) mit sehr weit fortgeschrittenem Lymphknotenkrebs. In seinem gesamten Körper hatten sich große Tumoren entwickelt. Damals wurde gerade eine Studie mit dem Wirkstoff Krebiozen durchgeführt, der von den Medien als Wunderwaffe gegen Krebs angepriesen wurde. Mr. Wright las davon und drängte darauf, unbedingt in diese Studie mit aufgenommen zu werden. Obwohl das Stadium seiner Erkrankung für diese Studie viel zu weit fortgeschritten war, machten die Ärzte aus Mitgefühl eine Ausnahme – ohne jedoch tatsächlich ein Resultat zu erwarten. Was dann geschah, erschien den Ärzten wie ein Wunder. Mr. Wright nahm zu, sah besser aus, fühlte sich besser und seine Tumoren schrumpften in kürzester Zeit so stark, dass sie kaum noch ertastet werden konnten. Sein Zustand verbesserte sich fortwährend, bis die Zeitungen nach ein paar Monaten davon berichteten, dass Krebiozen die in diesen Wirkstoff gesetzten Erwartungen leider doch nicht erfüllt hätte. Nachdem Wright diese Berichte gelesen hatte, verlor er sofort wieder an Gewicht und seine Tumoren wuchsen wieder. Im Bewusstsein, dass es sich bei der Genesung von Mr. Wright um einen Placebo-Effekt gehandelt haben musste, erzählten die Ärzte ihm, die erste Lieferung Krebiozen, die das Krankenhaus erhalten hatte, sei tatsächlich nicht so wirksam gewesen. Das Labor habe inzwischen jedoch den Fehler behoben, sodass das Mittel jetzt seine volle Wirkung entfalten würde. Daraufhin erhielt Mr. Wright erneut Spritzen, jedoch nicht Krebiozen, sondern lediglich sterilisiertes Wasser. Tatsächlich verbesserte sich sein Zustand erneut auf die gleiche dramatische Weise wie zuvor durch Krebiozen. Es ging ihm so lange besser, bis einige Monate später regionale Zeitungen davon berichteten, dass der American Medical Association zufolge Krebiozen gegen Krebs völlig unwirksam sei. Als Mr. Wright davon erfuhr, wuchsen seine Tumoren sofort wieder, und er starb nach wenigen Wochen.
Zu diesem Fallbeispiel gibt es einige übertriebene Darstellungen im Internet, die vermutlich im Laufe der Jahre immer mehr aufgepeppt wurden. Die vorliegende Darstellung stammt von Dr. Howard Brody, Arzt und Professor für medizinische Ethik an der Michigan State University (Brody, 2002, S. 16–17).
Unser Unterbewusstsein und unser Körper sind offensichtlich zu den erstaunlichsten Dingen fähig, wenn wir eine Heilung aus welchem Grund auch immer erwarten. Ebenso wie beim Placebo-Effekt veranlasst unser Unterbewusstsein auch beim Noncebo-Effekt über die Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn die Produktion körpereigener Wirkstoffe, die die von uns erwarteten körperlichen, seelischen oder geistigen Probleme auslösen.
Wie weitreichend die Folgen unserer Erwartungshaltung dabei sein können, beschreibt das Fallbeispiel von Mrs. S., das vom Kardiologen Dr. Bernard Lown (Erfinder der Defibrillation, Friedensnobelpreis 1985) dokumentiert wurde (ebd., S. 20–22).
Mrs. S. litt an einer nicht lebensbedrohlichen Herzklappenerkrankung namens Trikuspide Stenose und an einer leichten Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche), die erfolgreich mit Medikamenten kontrolliert wurde. Mrs. S. ließ gerade im Krankenhaus turnusmäßig eine Routineuntersuchung durchführen. Ihr Zustand war wie üblich stabil. Bei der Visite kam der Oberarzt mit einer Schwadron von Assistenzärzten ins Krankenzimmer, wie es damals üblich war. Da es gegenüber den Assistenzärzten nicht viel Bemerkenswertes zu berichten gab, fasste der Oberarzt den Fall von Mrs. S. folgendermaßen zusammen: »Diese Frau hat TS!« TS war unter Kardiologen eine gängige Abkürzung für Trikuspide Stenose. Danach verließen die Ärzte das Krankenzimmer, ohne Mrs. S. weiter zu beachten. Kurz darauf kam der damalige Assistenzarzt Dr. Lown zu Mrs. S. zurück und war sehr überrascht, dass diese völlig panisch war. Als er sie fragte, was los sei, antwortete diese, der Oberarzt hätte gesagt, dass sie mit Sicherheit sterben werde. Er hätte gesagt, sie habe TS, und sie wüsste ganz genau, dass dies terminale (zum Tode führende) Situation heißen würde. Dr. Lown versuchte ihr klarzumachen, dass TS nicht terminale Situation, sondern Trikuspide Stenose bedeuten würde, was Mrs. S. jedoch nicht annehmen konnte. Sie wisse ganz genau, was wirklich los sei, murmelte sie immer wieder wie in Trance. Sie war absolut überzeugt, Dr. Lown würde nur versuchen, sie vor der schrecklichen Wahrheit zu bewahren. Obwohl es keinerlei Anzeichen dafür gab, dass sich ihr eigentlich unbedrohliches Herzleiden signifikant verschlechtert hätte, verstarb Mrs. S. noch am gleichen Tag, ohne dass die Ärzte etwas dagegen tun konnten.
Die Macht, die unsere auf Überzeugung gestützte Erwartungshaltung auf Körper, Geist und Seele ausüben kann, ist offensichtlich mehr als gewaltig. Das Auslösen eines starken Nocebo-Effektes über eine negative Erwartungshaltung vollzieht sich dabei leider einfacher, als das Auslösen eines positiven Placebo-Effektes , da wir aus Sicherheitsgründen häufiger dazu neigen, eher vom Negativen auszugehen. Natürlich ist die Existenz des Placebo- und des Nocebo-Effektes kein absoluter Beweis dafür, dass unser Bewusstsein unsere gesamte Realität gestaltet. Diese Effekte dokumentieren lediglich den gigantischen Einfluss unserer auf Überzeugungen gestützten Erwartungshaltung auf Körper, Geist und Seele. Da in unserem Universum jedoch alles nach den gleichen Naturgesetzen aufgebaut ist, ist es sicherlich nicht allzu weit hergeholt, dass auch unsere Realität nach dem gleichen Prinzip funktionieren könnte wie Körper, Geist und Seele. Das würde bedeuten, dass unsere gesamte Realität sich genau wie Körper, Geist und Seele nach Kräften bemühen würde, unsere Erwartungshaltungen zu erfüllen. Und diese Erwartungshaltung ist genau das, was wir denken. Bewusst, aber zum größten Teil auch unbewusst. Es sind unsere Überzeugungen und unsere Aufmerksamkeit auf die jeweiligen Ergebnisse.
Deine Gedanken und dein Glaube über die Dinge hier auf der Erde fokussieren dich auf das, was du bist. Wecke bewusst diesen inneren Heiler für deine Selbstheilung.
Knie-OP
Eine im Jahre 2002 im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie der »Baylor School of Medicine«, Houston, überwachte Patienten mit schweren Knieschmerzen, die sich operieren lassen wollten (Moseley et al., 2002). Dr. Bruce Moseley, der Leiter der Untersuchung, wusste, dass Knie-OPs seinen Patienten halfen. Und er bekannte außerdem, dass »alle guten Chirurgen wüssten, dass es im Bereich der Operation keinen Placebo-Effekt gibt.«
Er wollte für sie herausfinden, welche Art von Operation seinen Patienten am besten half, und teilte die Patienten der Studie in drei Gruppen auf: In der einen wurde den Patienten der geschädigte Knorpel abgeschliffen, in der zweiten wurde das Gelenk gespült und alles entzündliche Material entfernt. Beides gilt heute als Standardbehandlung für chronische Knieentzündungen. Die 3. Gruppe in diesem klinischen Versuch wurde jedoch nur zum Schein operiert. Der Patient wurde betäubt, Dr. Moseley machte die drei Standardeinschnitte und redete und bewegte sich, als führe er die Operation durch.
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